Wir bringen eine Parallele aus dem klassischen Altertum.
Auch die Griechen dachten sich die Natur von Dämonen be⸗
»ölkert, von Erdgottheiten, von denen am zahlreichsten und ver⸗
oreitetsten das luftige Geschlecht der Nymphen war. Diese offen⸗
haren sich in dem Kauschen und Rieseln der Quellen und Bäche
wie in der sprossenden Vegetation von Wald und Flur. Sie sind
zarte und anmutige Jungfrauen, die, wenn sie auch den Menschen
im allgemeinen freundlich und hold gesinnt sind, doch die Nähe
der Menschen nicht lieben, sich scheu vor ihnen zurũckziehen in die
träumerische Einsamkeit des Waldes und Gebirges, wo sie ein
heiteres Leben in Grotten und Klüften führen. Sie spinnen und
weben, jũhren Reigentänze auf oder tauchen ihre zarten Glieder
in den perlenden Schaum der einsamen Quellen und Bäche. Gern
auch schlossen sie sich den höheren Gottheiten an, die man sich vor⸗
zugsweise in dem Leben der Natur waltend dachte.
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die meererfüllenden Obeaniden und Nereiden gehören, sind die
Najaden. Sie erfreuten sich als die wohltätigen Ernährerinnen
der Pflanzen, denen sie Rahrung zuführten, wodurch sie auch Er—
nährerinnen von Mensch und DVieh wurden, besonderer Verehrung,
wenn sie auch als niedere Gottheiten auf Heiligtümer beinen An⸗
spruch machen bonnten. Mit den Meernymphen teilen sie die Gabe
der Weissägung und sind Freundinnen des Gesangs und der Dicht⸗
vunst. In der darstellenden Kunst erscheinen sie als wasserschöpfende
liebliche, nur leicht belleidete Mädchen oder in Verbindung mit sonstigen
auf ihr Element Bezug habenden Attributen. — Die Quellen galten
auch als Eingang zum Totenreich, zur Urda, wo die Ungeborenen,
die Geister wohnen, die ihrer Verkörperung entgegensehen.
Aus diesen Anschauungen läßt es sich leicht erblären, daß
man jseit unvordenklichen Seiten den Quellen opferte. Alle Indo⸗
germanen pflegten Geld und Gold in die Quellen und Brunnen
als Dankesopfer zu werfen. Daher auch die Mengen der Geld—
und Goldbrunnen, die auch in Hessen vorkommen. Neben Münzen
wurden aber auch Gewandnadeln und Spangen geopfert. Inter⸗
esjant ist, was Koibe in seinen hessischen Volbssitten und Gebräuchen
über einen Fund bei der Neufassung der Pyhrmonter Mineral-
quellen, „des hylligenborns“, im Winter 1868/64 erʒählt. Danach
lagen neben der alten Quelle tief unter dem jetzigen Terrain ein
alker Lindenbaum, mehrere hundert Fibeln, Silberdenare mit
römischen Kaiserbiidern. — Auch bei dem berũhmten Frauhollen⸗
teich auf dem Wissener sollen roömische Goldmünzen gefunden
Doppelte Justiʒ õ Von Th. Endemann.
„Ist lieber mie wie's Paradies!“
Der Gauner schrie, und springen ließ
Den Wirt man munter hin und her
Mit den Bouteillen. Bald ward schwer
Des Fuhrmanns Kopf, und untern Tisch
fiel er; der Edeling blieb frisch,
Und wie er solo weiter trank
Fiel ihm bald ein ein neuer Schwanb.
Der jollt' ihm schlecht geraten!
Nahm Peitsch' und Katze von der Wand,
Hab bieder drauf dem Wirt die Hand:
Ich muß nach Mainz noch heute Nacht! —
Hib mir auf meinen Knecht gut acht!
Dden Branntewein vertrug er schlecht
Und hat sich tüchtig angezecht.
Schick ihn mir morgen hinterher!
Ich bin in Mainz, im „Goldnen Bär“.
VPas macht's? - Schon! ⸗ Hier drei Gulden!“
Steckt drauf des Fuhrmanns Pfeife an
Und fuhr im raschen Trab vondann.
— BSer Fuhrmann unterm Tische lag
Und schnarchte, bis am frühen Tag
Ddie Dienstmagd mit dem Besenreis
Ihm fegte durch's Gesicht mit Fleiß
Und, als ihn dies noch nicht geweckt,
Mit einem Eimerguß ihn schreckt!
Da wurd' er endlich munter.
Sein Kopf war wie ein Kessel hohl,
Und sonst auch war ihm gar nicht wohl,
Und langsam wurde erst ihm klaer,
Ver er und wo er jetzo war.
zragt' gleich nach seinem Sechgesell
Ind lief nach seinen Gäulen schnell
Ind schimpfte Seter, Mord und Brand,
Als er sie nicht im Stalle fand
Und ihn der Wirt belehrte.
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vorden sein. Der Teich galt als Kinderbeunnen. Deshalb wird
iuch der Brauch, das Opfer bei Kindtaufen in das Taufbecken zu
egen, mit dem alten Brauch in Verbindung gebracht.
Aber nicht bloß mit Geld und Wertjachen suchte man sich des
uten Willens der Quelljungfrauen und Beunnenholde zu versichern,
ondern durch Blumenschmuck und Lichtopfer. Am Ostersonnabend
im Mitternacht oder am ersten Ostertag vor Sonnenaufgang zogen
ie Jungfrauen zu den Wasserstellen, schöpften schweigend einige
Zrũge GEsterwasser, die sie auch schweigend nach Hause bringen
nußken, um die Behausung mit Ositerwasser zu besprengen, einen
Teil zure Suppe und einen andren zur Waschung des Körpers zu
enußen. Am Sonntag vor Pfingsten zogen die Jungfrauen zur
Zuelie, entblößten ihren Körper, um rein und nacht vor die Gott-
eit zu treten, zu beten und dann die Quelle von Laub, Geäjst
ind Schmutz zu reinigen. Dann schmückten sie sich mit Blumen
ind Blättern und bekränzten auch die Quelle. In die blare
flut warfen sie Blumen und bleine Kränze, wohl auch Brot und
*alz und führten um den Ouell einen Keigen auf. — Eine ähnliche
feier spielte sich am 4. Heuerts ab, wo von jung und alt beiderlei
heschlechts das Brunnenfest gefeiert wurde, ebenso noch an drei
indern Tagen des Jahres. — Die Wallfahrt zum Hohlstein zu
Ostern ist demnach eine Kombination alter Bräuche.
Nicht weit von der Hohe steht an der Straße eine alte Linde,
sie oder deren Vorgängerinnen gewiß, wie der Fund an der
Dyrmonter Quelle zeigt, auch in Beziehung zu den Brunnen
ejtanden haben mũssen. Nach arischen Anschauungen entsprang
im Fuße des Himmelsberges, auf dem der höchste Gott thronte,
er Brunnen des Lebens oder Heils, den die Edda den Urd⸗
runnen nennt; er war Heilquelle und Jungbrunnen. ÜUer der
Iedquelle aber stand „des Lebens Baum“, die Weltesche Vggdrasil
der die Linde. Eine solche Susammenstellung von Baum und
Aielle war auch auf der Burg zu Athen vorhanden, der heilige
Hlbaum und die Salzquelle. — Auch der Baum galt als heilig,
oll doch auch aus ihm nach dem ältesten Naturglauben der Mensch
tammen. Die Seit, in der die Anfänge der Baumbultur liegen,
vpußte noch nichts von Dämonen, die in ihnen wohnen und in sie
ineingetragen werden können. Mit der Ausbildung des Götter⸗
laubens sah man das Bauminnere an als Aufenthalt eines Gottes,
n ihm verehrte man den Gott (Donareiche). Aus dem Innern
des Baumes aber schöpfte der Lranke Mensch wie in Urzeiten neue
Kraft, indem er durch ihn hindurchkroch (Nadelöhre).
Nach Mainz? — Dort ist er sicher nicht!
Venn ich erwischen will den Wicht,
Zeißt's nach der andern Seite jetzt
Ddes Schusters Rappen angeheßtztl“
— So wandert' er drei Tage lang,
Und sieh, es lohnte sich der Gang:
Fr holte ein am dritten Tag
Den Kerl, der schwer betrunken lag
Im Tann am Weg und schnarchte.
der Wagen halb im Graben stand;
die Pferde waren noch zur Hand,
doch fand bein Güterstück sich mehr.
das alles hatte nebenher
der Kerl verschachert und vertan.
der Fuhrmann jsah ihn ernsthaft an:
Die altke Schuld gebũßt du hast;
sun stahlst du wieder, böser Gast,
Und — sollst auch wieder hangen!“
em Wagensitz er Stricke fand.
Damit band er ihm Fuß und Hand
AInd drũckte ihm dann auch nicht faul
den Knebel in das offene Maul.
Varf auf den Karrn den Gauner dann
Und peitschte scharf die Gäule an.
zum Gaigen ging's im raschen Lauf,
Dort hängt' er regelrecht ihn auf.
— Diesmal mußt' er dran glauben.
Darob entstand ein bös Gebrumm
Bei Adel sowie Publibum;
In Mainz auch Frau Justitig,
zZie wußte nicht, wie ihr geschah.
BSis zum Füurstbischof tat man gehn;
der sprach: „Bem Kerl ist recht geschehn!“
dabei es denn auch wirblich blieb,
Vie den Entscheid der Bischof schrieb
Mainz achtzehnhundertsieben.