zabe. Auch in der Homberger Gegend erhoben sich überall die
Bauern und die beurlaubten Soldaten, jedoch die Amtsvorstände
unterstütten den Aufstand nicht. Sie mußten aber nachgeben,
wenn ihnen die abgelieferten Gewehre und die Kassen abverlangt
wurden. Die beiden führenden Offiziere erließen einen Aufruf,
der heimlich von einem Ort zum anderen getragen wurde. Diejer
Aufruf wurde am 22. Dezember auf dem Marktplatz zu Homberg
gefunden. Darin heißt es unter anderem: „Auf, Ihr braven
Hessen, die Ihr noch deutsches Blut in Euren Adern habt, ergreift
die Waffen, welche Ihr nur habt, gegen die schändlichen Franzosen.
Kächet Euch und fürchtet bein Sterben, denn süß ist es, fürs
Oaterland zu sterben. Wenige der schändlichen Franzosen sind's
nur, die Ihr jetzt leicht bekämpfen könnt. Sendet diejen Aufruf
von Ort zu Ort, so schnell als möglich; aber immer durch Soldaten
und an Soldaten, damit nichts verrathen werde. Hört die Stimme
des DVaterlandes und bommt, Ihr braben Völber der Hessen“. Von
den weiteren Vorgängen in Homberg haben wire eine anschauliche
Schilderung durch den Amtmann Kodemann. „Am 20. Dezem-
ber,“ berichtet er,
drangein Trupp
ehemals hoessisch.
und preußischer
Soldaten, auch
Bauern, mit Ge⸗
wehr, Degen,
strack gemachten
Sensen, Mist-
und Heugabeln.
deren Sinken
meist eine strack
gelassen, die an⸗
deren krumm ge⸗
bogen waren,
und mancherlei
andern Mord⸗
gewehren be—
waffnet, zum
Thore hinein“.
Man wollte den
Kurfürsten wie⸗
der in jein Land
zurũcksũhren.
„Geheime Be—
fehle“, unter zeich
net „Churfürst-
lich organisierte
Landesarmee“
hielten sie zu—
in —38
er urfürst“ 6 jastoi
zene aus dem Ludwigsteiner Burgfestspiel,
en oliten * Aufgejũhrt am 20. und M. Kugusi
J i imat . M. Seite 136.
dem den Tod, (Siehe Heimat⸗Schollen Ne. 11, Seite 136.)
der sich widerjeten würde. Wie ein Funke durchlief die Nachricht
die Stadt. Alles, was Soldat und Bauer war, setzte sich in
Bewegung. Man wollte die Franzosen gefangen nehmen und
dann Kassel erobern. Die Sturmglocken läuteten ũberall in den
Dörfern. Die Erbitterung ging tief in die Gemũther, nicht nur
bei den Soldaten und Bauern. sondern auch teilweise bei den
BSeamten“.
Der Aufruhr wurde bald ohne viel Blutvergießen durch den
General Barbot in seinen Anfängen erstickt. Er scheiterte an der
mangelnden Organisation. Lagrange versuchte durch eine Pro⸗
blamation die hessischen Soldaten zu beruhigen: „Abelgesinnte, wie
ich vernehme, suchen Euch zu betrugen. Ich war von Sr. Wajestäf
dem Kaiser beauftragt, Hessens Truppen seine Dienste anzubieten
In Eurer Willkür steht es, sie anzunehmen oder auszuschlagen.
Niemand ist — niemand wird dazu gezwungen. Rechnet darauf!
Ich sage nur die Wahrheit.“ Damit war schon etwas erreicht
worden: bein Hesse kbonnte gezwungen werden, in französische
Dienste zu treten; allerdings war das nur ein Oersprechen. Napoleon
chnaubte vor Wut, als ser von dieser Insurrektion hörte. An
Lagrange erteilte er folgenden Befehl: „Meine Inlentlon ist, daß
die beiden bleinen Stãdte Eschwege und Hersfeld verbrannt werden.
Man soll ihnen meinen Willen kundgeben, daß die Beleidigungen
welche meinen Adlern zugefũgt worden sind, nur durch Blut ge⸗
rãcht werden Lönnen: 200 Personen wenigstens müssen mit ihrem
Kopfe diese Insurrektion bezahlen. Im ganzen wurde die Sahl
der beteiligten Insurgenten duf 15-218000 Wann geschätzt; nur
wenige von ihnen wurden erschossen, trotz des Befehls Napoleons
Das ber die Stadt Hersfeld verhängte Strafgericht wurde zum
Hlück nicht in seiner ganzen Strenge vollzogen. Der edelmütige
adijche Oberstieutnank Lingg begnũgte sich mit einer nur markierten
Brandstiftung einiger alten Häujer. Eschwege jelbst wurde ver⸗
chont; aber fünf alte Soldaten, die bei dem Aufstand an der
Verra die Hauptrolle gespielt hatten, wurden Mitte Februar auf
»em Werdchen bei Eschwege erschossen. Verwunderlich ist es, daß
domberg vom Strafgericht gänzlich verschont blieb.
Der Friede von Tilsif vom 9. Juli 1801 hatte mit einem Feder⸗
uge das seit Monaten schwankende Schichsal des alten Katten-
andes entschieden. Er vernichtete alle Hoffnungen des Kurfürsten,
n jein Land zurũckzukehren. Das Kurfürstentum Hessen wurde in
Fehen gerisjen und sein größter Teill jenem merkwürdigen Staaten-
jebilde zugesprochen, dem jsein Schöpfer den sinnlosen Namen
Konigreich Westsalen?‘ gab). Sum Konig der Landes bestimmte
Napoleon jeinen jüũngsten Bruder Jeröme. Jérôme, damals drei⸗
indzwanzigjährig, gutmũtig und wohlwollend, aber leichtsinnig,
chwach, prunkliebend und liederlich, hatte zwar anfangs den besten
Villen, sich in selne neue Kegententätigkeit einzuarbeiten; aber
die strenge Be⸗
pormundungsjei⸗
nes Bruders,
der ihn bald
umdrängende
5chwarm von
ranzöß. Aben⸗
teurern u. dau⸗
ernde finanzielle
S5chwierigkeiten
—VV
chnell seine
Aufgabe).
Napoleon hatte
em neuen Kö⸗
uigreiche auch
gleich eine neue
Oerfassung ge⸗
geben. Es wurde
nach französisch.
Oorbild in De⸗
partements, Di⸗
steikte und Kan⸗
one eingeteilt,
an deren Spiße
Prãfelten,
Sousprãfelten
ind Waires
traten. Hessen
zerfiel in zwei
Nepartemoule
Die Hexe vom Ludwigstein“ von Georg Mo hr. das der
zum Besten der Ludwigstein-Lotterie. Werra und das
Nach einer Aufnahme des Photo-Spezialhaus K. Geis. Kassel. —A Der
Kanton Hom—
berg gehörte zum Disteilt Hersfeld. Eigenartig erscheint es, daß
der Sijsirikt Hersfeld nicht etwa, wie doch anzunehmen ist, zu
dem Departement der Fulda, sondern zu dem der Werra gehörte.
Als Nachweis sei der Kopf“ eines Kaufbriefes wiedergegeben:
Königreich Westfalen
Departement der Werra
Distribt: Hersfeld
Canton: Homberg.
Der Präfebt des Werradepartements, Keimann, jpäter Frhr.
on Berlepsch, hatte seinen Sitz in Marburg. In den Orten, deren
Bevolberung nicht ũber 2500 Einwohner beträgt, soll ein Maire
ind ein Adjunkt, in den Städten oder Flecken von 2500- 10 000
ingegen ein Maire mit zwel Adjunkten und einem Polizeikommissar
ein. Der Kantonsmaire in Homberg hieß Rodemann, wahrschein-
ich derselbe, der über den Aufstand von 1800 berichtet.
Die alten Mũnzen, Maße und Gewichte wurden abgeschafft
ind das franzosische System und französijche Namen an ihre Stelle
gesetzt. Die Rechnungsweise nach hessen⸗kasselschen Konventions⸗
alern, Reichtstalern und preußischen Friedrichsd'ors hörte auf.
der Wert einer jeden Münzsorte im Verhältnis zu Franken und
centimen wurde festgeseßt. Die hejsischen Münzen selbst blieben
orläufig neben den französischen im Kurs bestehen, wurden aber
pãter nach und nach eingezogen. Die Veränderung der Maße
ind Gewichte rief manche Verwirrung hervor; der Hesse konnte
ich an die Neuerungen nicht gewöhnen.
Auf Anweisung Napoleons wurde eine Legion Löniglicher
Hendarmerie errichtet. Dieselbe war anfangs nur 144 Mann stark
3)5 Fosch S. 44. 9. Kürschner S. 100