tellen oder sonstwelche Menschen, eine hessische oder eine sãchsische
oder eine westfälijche Landschaft, immer wird in ihnen jene Ver⸗
vurzelung irgendwie mitschwingen, denn das echte Kunstwerb ist
ja doch immer nur der Ausdruck des Innerlichsten, das ein
Kũnstler besitzt, oder es ist eben nicht echt. Asthetisch ijst aber
diejem Mitschwingen der Sodenstãndigkeit im bũnstlerischen Schaffen
zaum beizukommen. Es entzieht sich solchen lediglich auf die
vahrnehmbare Form bezogenen Vorstellungen und SBegriffen.
Dennoch ist es da, und jeder Hesse, der einmal vor einem Bild
on Sanher gestanden hat, erinnert sich, es gefühlt zu haben.
Aun — es ist eben das Gemeinsame, das ihn mit Banßer
nd seinem Schaffen verbindet, denn auch er, der Betrachter des
Südes, ist ja als Hese tief verwurzelt in seinem Heimatland. Es
ist ein unsichtbares Erbennungszeichen, es rũhrt sich im Innern
des BSetrachters als ein Gefũhl, daß er jelbst zu einem Teil in
em Sude steckt, er weiß nur nicht wieso, und doch ist es so ein⸗
Ih, so naturüch, ja, ganz unmystisch und, beinahe physiologisch
achzʒuweisjen. Ein wenig Logib, und das Kätjel ist gelöst!
And in der Tat! Wie sollte ein Künstler, dessen erste Lebens
rindrũcke aus dem Schwalmgrund stammen und dessen Bewußt
n marburg reijte und dort sich volljog mit dem, was die
Zahnberge zu geben hatten, ein Künstler, der trotß jahrelanger
Abbwesenheit in Or es
den, wo er als Direbtor
her Kunstakademie wirk⸗
e, alhsommerlich mit
einen Schulern nach
OBillingshausen kam
sund Lommt), um dort
Sorrat zu sammeln an
ostlichen Ausblicken in
Natur und Leben des
Hessenlandes, wie sollte
der nicht durch und durch
Hesse sjein, und wie
vDare es denkbar, daß
ein Schaffen unberũhrt
hon diejen Elementar⸗
zräften seines Lebens
hliebe? Nein, es ist ganz
erfüllt davon, und wie
soilte es geschehen, daß
seine hesuschen Lands-
—XRX—
merkten? Es nicht auch
empfinden, stark, unab-
peislich, freudigen Her⸗
zens und danbbaren
Hemütes? Empfinden,
daß in diesen Werken
der Kunst, die in alle
Welt hinausgegangen
ind, die Heimat lebt und
die im Blut empfangene
Siebe zu dieser Heiĩmat und keiner anderen, eine Liebe, wie
ije nur der empfinden bann, der eben diese Heimat hat und beine
indere?
Das ist es, was Bantzer mit seinen Landsleuten verbindet,
und was diese empfinden, ob sie nun vor dem „Abendmahl in
Hessen stehen oder vor der „Engelwiese“, vor dem „Schwälmer
canz oder vor dem „Familienbilde, vor dem „J. G. Falb“ oder
dem Ernte -Arbeiter“, vor der „Freien Höhe“ oder dem „Blick in
den dunklen Wald“. Es ist immer das Gleiche und eben jenes
eigentũmliche, den Herzschlag beschleunigende Gefühl, das einer
hat, wenn er in der Fremde ploötzlich seine Muttersprache vernimmt.
ẽEs gehört zu dem Schönsten, was es gibt. Und dajür sind ihm
Tausende dankbar und Tausende und, Tausende werden es auf's
neue jein, solange seine Bilder bestehen und es Wenschen gibt,
die sich Hesjen nennen. Freilich — auch diese Seit zu ũberdauern
sind Bantzers Silder gemacht. Darin liegt ja ihre Größe, daß
ie in ihrer allgemein menschlichen Wirkung an Seit und KRaum
nicht gebunden sind und dennoch auch in der „Enge“ der Heimat
gelten wie bLeine anderen.
Carl BSanter ist auf dem Gebiete der bildenden Kunst ohne
Zweifel der bedeutendste Mann, den Hessen besitzt. Dieser Super⸗
saliv muß erlaubt sein, auch wenn angenommen werden darf, daß
es hessijche Maler gibt, die ihn in dieser oder jener besonderen
Fertigkeit oder Eigenschaft ũbertreffen mögen. In einer ist er
unũberfroffen, und zwar in der für die gegenwärtige Betrachtung
Naßgebenden Eigenschaft: nämlich darin, daß er in hervorragend
Geheimrat Profesjor Dr. Banher
Hofphotograph
tennzeichnender, weder beengter noch beengender Weije hessische
et Pekundet. And dafür schuldet der hessische Volksstamm diesem
NReister deutscher Kunst unauslöschlichen Dank, dauernde Liebe
uind beständige Verehrung. Will Scheller.
Erneuerungsarbeiten in Wilhelmshöhe.
In Schioß und Park Wilhelmshöhe bonnten infsolge der Be⸗
eĩtstellung von Mittein durch die Staatsverwaltung die dringendsten
frneuerungsarbeiten endlich in Angriff genommen und der VODer⸗
biiderung und dem Verfall wirkjam Einhalt geboten werden. Im
zchlose sind jetzt einige frũüher nicht zugängliche Kãäume, wie die
zrüne Galerie, der runde Speisesaal, der Stucksaal und, der
Kange'sche Saal, den Bejuchern geöhfnet. Auch die Löwenburg,
ie durch Frost und Efeu Schaden gelitten hatte, wurde Aus-
eserungsarbeiten unterzogen. Im Parkb hat man Ausblicke
reigelegt, das Landschafisbild ruhiger und einheitlicher gestaltet,
ie Wege ausgebessert und auf großen Verkehr umgestellt. Die
Zasbadenstufen auf der Sũdseite wurden erneuert, und in jeder
Seziehung wurde grũndliche Arbeit geleistet, um die vielfältige
ʒchonheit von „Deulschlands Gartenwunder“ unversehrt zu erhalten.
Jugendherbergswesen.
ODer Sweigausschuß NRiederhesfjen-Waldeck der deutschen
Jugendherbergen hat in Kasjel mit dem Bau eines HNau—
es der Jugend begonnen,
as beides, Jugendher⸗
derge und Jugendheim,
in sich vereinigen und
Landschulen, die im Win⸗
ter Kassels Kunst- und
Bildungsstätten be⸗
suchen, Unterkunft ge—
währen soll. Es sind
Oortragsjãale, die drei⸗
bis vierhundert Personen
fassen, und Unterbunfts-
äume mit 300 Lager⸗
tätten vorgesehen. Mit
der Einweihung dieser
zroßen Jugendherberge
will man dem Reichs-
jugendherbergstag, der
im Obtober o2s in Kassel
tattfindet, einebesondere
SBedeutung geben. —
Auch in Bebra
vurde eine neue Jugend⸗
herberge eingerichtet.
Sie befindet sich in der
Turnhalle, umfaßt 40
Lagerstätten und soll
noch weiter ausgebaut
ve 5
22 rim ie neue Jugend-
g einem Pillingehauser Atelier. herberge in Feanten,
berg, die in einem 1684
errichteten Fachwerkhaus untergebracht ist und einen Garten mit
umfaßt, sieht ihrer Einweihung entgegen.
Kleine Chronik.
Das Anwejen des frũheren Gastwirts Haas in Willings⸗
ausen, in dem sich die berühmte Malerstube befindet, ging
zurch Kauf in den BSesitz des Heren von Schwertzell über, der
ie Kenterei in das Gebäude verlegen will. In dieser Malerstube
erlebten die bedeutendsten Vertreter der Willingshäuser Waler⸗
jolonie, wie Bantzer, Thielmann, Baum u. g., viele frohe und, an⸗
egende Stunden. Hoffentlich bleibt die Walerstube mit ihren
usigen Bildern auf der Tüͤr und an den Wänden trotz Besitz
vechjel erhalten. —
Die Gudensberger Schũhßengilde konnte in den Tagen
bom 30. Juli bis 1. August ihre 800. Jahrfeier festlich begehen. —
Der Kasseler Industrievorort Bettenhausen feierte vom
3. bis 8. Nugust sein 80öo jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß
erschien eine Festschrift aus der Feder von Bruno Jacob. Die
Feier nahm einen giänzenden Verlauf. Oberbũrgermeister Dr.
Stadler überbrachte die Glückwünsche der Stadt Kassel, die das
fichwäldchen und die alte Fasanerie zu einem VDolkspark umzu-
gestalten beabsichtigt. Der Festzug zeigte außer geschichtlichen
Zildern die kulturcüe und wirtschaftliche Bedeutung Bettenhausens.
Nachdruck nur nach Abereinkunft mit dem Herausgeber gestattet.
herausgeber: Konrad Bernecher. Deuck und Verlag: M. Bernecher, Melsungen.