im Glanze elektrischer Leuchtkörper prangte. — Weil kbeiner von
den Sälen der Stadt die Menge der Festgäste aufnehmen
zonnte, hatte man auf dem Kampfrajsen, der sonst als täglicher
Exerzierplatz dem Ausbildungsbataillon dient, eine ungeheure
Festhalle aus Eisenkonstruktion und Segeltuch errichtet, die über
8000 Perjonen faßte. Der Innenraum mit seinem hohen Mittel⸗
schiff machte einen imponierenden Eindruck, zumal als bei den
heiden Festakten die an der Kopfwand des Schiffs liegenden
Teibünen von den Chargierten der abademischen Korporationen
in Wichs mit Fahnen, davor in mehreren dichten Keihen die ge—
jamte Professorenschaft der Aniversität in ihren mit sarbigen Auf⸗-
schlägen geschmückten Talaren — die Theologen violett, die Juristen
purpurrot. die Mediziner hellrot, die Philosophen blau — gejüllt
waren. In der Mitte zwischen Theologen und Medizinern auf
der einen, den Juristen und Philosophen auf der anderen Seite
erhob sich die rotbeschlagene Kednertribüne und vor ihr saßen der
Kebktor im purpurnen Samttalar mit der von den Damen neu
gewidmeten goidenen Amtsbette, Proreltor und die 4 Debane
in ihren Ornaten. Su ihren Füßen die Ehren- und geladenen
Säste auf Stũhlen und hinter ihnen und in den Seitenschiffen aus
Sänben wir minderen Gäste, alte Herren, joweit sie Korporationen
angehörten, in Kouleur. Studenten. Studentinnen und sonstige
Zuhörer bei—
derlei Ge⸗
ichlechts. Mãch⸗
tig wirkte der
mit Fanfaren⸗
marsch begrũß⸗
te Eintritt der
studentischen
Chargierten
aund hinter ihnen
der Dozenten
und der Ehren⸗
gäste; es waren
unter ihnen et⸗
wa 30 Kekto⸗
ren auswär⸗
tiger AUniver⸗
itãten und
Hochschulen in
den mannig
fachsten Orna⸗-
ten, Minister
und andere
hohe Beamte
mit „aus dem
Halse hängen⸗
den Orden“,
Leuchten der
Gelehresam⸗
beit aus dem
Ausland, na⸗-
mentlich
Schweden und
Finnland, aber
duch England, Amerika und Italien, darunter der amerikanische
Botschaffer Schurmann und der italienische Senator Groce, der
Segner Mujssolinis, welche beide von der philosophischen Fabultät
die Würde eines Ehrendobtors erhielten.
Der das Festzelt umgebende Ehrenhof — der „Sirkus Busch“,
wie ihn die Studenten benannten — den am Abend des ersten
Festiages der Fackelzug der Studentenschaft durchzog, war von
einer hohen Tannenhecke umgeben und gegen die Außenwelt ab⸗
gesperrt, und es wurde in den ersten Tagen an der Hand der
Fejtkarten eine strenge Kontrolle geübt. Am Sonntag abend
aber. wo der allgemeine Studentenkommers gehalten wurde, hielt
man diese Kontrolle nur lässig und schließlich gar nicht mehr,
wahrscheinlich, weil die damit beauftragten Studenten sich zum
Miifeiern in die Festhalle verzogen hatten, sodaß dann ziemlich
biel „Unbefugte“ sich hineingedrängt haben.
Das sehr reichhaltige Programm begann am Freitag nachm. um
Uhr, wie man jetzt sagt, um 16 Ahr, sich zu entwickeln: Turnerische
und jportliche Veranstaltungen der Studentenschaft in dem weiten
Stadion, das Marburg vor vielen andern Universitäten voraus
hat; Enthüllung des Söwendenkmals für die Gefallenen an der
Weidenhäuser Brücke gegenüber der Aniversität, woran der Kaum-
ver hãltnijje wegen außer Ehrengästen, Professoren, Studenten und
höheren Offizieren nur ein beschränkter Kreis teilnehmen kbonnte,
wenn auch die Fenster der umliegenden Gebäude, die Univer—
tätstreppe und die anliegenden Gassen angefüllt waren; das
Zataillon stellte die Musik und eine Ehrenkompagnie. Es folgte
ie Einweihung der neuen Studentenhäuser und der Begrüßungs—
bend in der Festhalle, deren Ehrenhof etwa um 221/2 Ahr der
tudentijche Fackelzug durchschritt, waährend die ganze Stadt im
slanze der Illumination prangte.
Der zweite Tag des Festes begann mit den Festgottesdiensten
nden Kirchen, dem katholischen in der Kugel-, dem evangelischen
n der Universitätskirche, die zum ersten Male nach dem Ein—
veihungssonntag sich in ihrer neuen Gestalt einer zahlreichen
ßbemeinde prãsentierte. Es war erstaunlich, was in unglaublich
urzer Seit aus diesem zuvor völlig verbauten und verballhorni—
ierken Gotteshaus gemacht ist. Es handelt sich um eine turmlose
weischiffige Kirche, wie sie die Dominikaner zu bauen pflegten,
iuf deren ehemaligen Klosterfundamenten das Universitätsgebäude
eht. Diese Kirchen haben stets bei Erneuerungsbauten infolge
)rer unshymmetrischen Gestalt die größten Schwierigkeiten gemacht.
hier kam erschwerend hinzu, daß man den Chor der Kirche, der
isher mit Sitzreihen ausgestattet, völlig seinen Charabter verloren
atte, von dieser Entstellung befreien und doch den Sißraum nicht
zu sehr verengen, zugleich aber eine breite Musik- bzw. Kirchen⸗
hortribũne vor der Orgel gewinnen wollte. Was man unter
diesen Umstãn-
den aus der
Kirche schaffen
bonnte, ist ge—
schafft, ein
jchdner, lichter,
zur Andacht
stimmender
KRaum, der aus
einem Arger⸗
nis zu einer
Zierde der
AUniversität
und Stadt ge⸗
worden ist und
sich neben der
herrlichen alten
Elisjabethlirche
aund der zum
Jubilãum
gleichfalls im
Innern erneun⸗
erten Pfarr—
birche sehen
lassen darf. Der
Gottesdienst
nit seiner von
Konsistorialrat
Drojessor Dr.
Bornhãußer
gehaltenen
warmen und
schwungvollen
Predigt hat
vohl bei allen Teilnehmern einen wohltuenden Eindruck hinter⸗
assen. Die Musik nahm in der kirchlichen Feier einen etwas
zu breiten Raum ein, und die Folge davon war, daß die nach—
olgenden Feiern des Tages erheblich hinausgezogen wurden.
Der erste Festatt war auf 11 Uhr in der Festhalle angeseßtzt.
Bis aber die Professoren und Ehrengäste, sowie die studentischen
Lhargierten ihren Auf· und Einzug gehalten hatten und die wiederum
echt lange musikalische Einleitung erledigt war, war es reichlich
2 Ahr geworden, und in der nun folgenden Kedeschlacht legten
ich viele Redner nicht die Beschränkung auf, die die Festfolge
das Programm) mit ihrer Seiteinteilung gefordert hätte. Einer
urzen Begrüßung durch den Rebtor der Aniversität, Geh.
ZJegierungsrat Professor Dr. Wilhelm Busch, folgten Reden und
Ansprachen des Kultusministers Dr. Becker, des Keichspizebanzlers
ind justizministers Hergt, des Oberpräsidenten, Landeshauptmanns,
Oberbũrgermeisters und der Vertreeter der kirchlichen Behörden;
sierauf die wieder mit Ansprachen verbundene ÄÜberreichung der
erschiedenen Jubelstiftungen durch den Vorsihenden des Uni—
ersikätsbundes, den Präsidenten des Kommunallandtages, die
dertreter hessischer Kreije und Städte u. a., nebst dem Danb des
Zektors, endlich die Begrũßung durch die Vertreter der deutschen
Iniversitãten, technischen Hochschulen und Abademien, der wissen⸗
chaftlichen Notgemeinschaft, der österreichijchen Hochschulen und
er Schweizer Universikäten. Im ganzen 82 Keden, in denen
Der Landgraf begrüßt die Bürgerichaft auf dem Markt.
Hofphotograph Wilhelm Mauß, Marburg.