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Auf Heimatwegen.
Die Feier des 400jãähriĩgen Jubilãums
der Marburger Philippsuniversität.
Oon Dr. jur. et phil. Apel.
Nun sind sie vorũber, die Feiertage des großen WMarburger
Universitãtsfestes, verrauscht der brausende Klang der Fanfaren
und Trompeten, der Jubel der abademischen Jugend und der mit-
eiernden Bürgerschaft, verklungen der Kommersgesang, verhalit
Rapier- und Sporenblang; die Tannen und Slumengewinde fangen
an zu welben, die bunten Fahnen, die im hellen Sonnenschein
latterten, hängen, vom Regen durchfeuchtet, schlaff hernieder, die
Festgãste und der größte Teil der Siudentenschaft sind wieder ab
gereilt oder auf der Heimfahrt begriffen — nur eine bkleine Schar
Schon seit Anfang der Woche, an deren Freitag das Jubiläum
egann, prangte die ganze Stadt in einer Farbenymphonie von
jahnen der — gegen 40 — abademischen Korporationen, die zum
rõßten Teil ihre Stiftungsfeste dicht vor die Säbularfeier geiegt
der mit ihr verschmolzen haiten; und täglich durchzogen Festzũge
ind Festpartien der einzelnen Verbindungen, oft mehrere nach
inander an einem Nachmittag, die Stadt. Die Bahnhofstraße
uit der Lahnbrũcke, ebenso die Weidenhäuser Brũcke, waren in
Alleen von Flaggenmasten gewandelt, von denen herab die langen
ahnen sämtlicher Korporationen, vermischt mit Fahnen in den
ilten Reichsfarben, wehten — die neuen Farben zierten im Verein
ait den preußischen hauptsächlich die öffentlichen Gebäude. An
en Bũrgerhausern her und über die Straßen hinüber zogen sich
zewinde von Tannengrün und Blumen; mit ihnen wechselten an
Einzug Landgraf Philipps mit Gemahlin in Marbura.
Hofphotograph Eberth. Kassel.
»on Anentwegten hält noch allerhand Nachfelern —, der Alltag
jt wieder in sein Kecht getreten. Aber in den ASilltag hinein
ind ũber ihn hinaus leuchten noch die Strahlen des Jubvelfestes
ũr alle, die an ihm teilgenommen.
Was vergangen, kehrt nicht wieder, aber ging es leuchtend nieder.
euchtets lange noch zurũck.
Es war elin wundervolles Fest, das den jungen Studenten
reine Erinnerung fürs Leben bleiben wird, den alten Herren als
ein helles Licht ihren Lebensabend bestrahlte. Die Schleusen
des Himmels, die wochenlang vor dem Feste uns mit ihrem Segen
ãberschũtteten, waren die Festwoche hindurch wie verriegelt, um fich
bald am ersten Tag nach dem Feste wieder zu öffnen, als hätte
der Jubiläumsausschuß einen Kontrakt mit dem alten Petrus ab—
geschlossen. Die zahlreichen Bau- und Erneuerungsarbeiten, die
zum Teil schon durch den ganzen Sommer währten, und an deren
Oollendung man noch vor I4 Tagen baum zu glauben vermochte, sie
varen fix und fertig, oder wenigstens soweilt hergestellt, daß fie
en Eindruck des Fertigen machten. Die Hausen von Baujschutt,
ie allenthalben umherlagen, fortgeräumt, ais ob sie nie vorhanden
jewesen wären, und alles war glatt und sauber gemacht.
en Häusern lange Guirlanden von schwarz-weiß-rotem und blau—⸗
oeiß · rotem (Marburger Stadtfarben) Fahnentuch und bleine Fähnchen
ind Schilder in den verschiedenen BVerbindungsfarben. Am ein—
rucksvollsten jũr den Fremden waren die beiden Hauptwege in
em Straßenzug der Oberstadt, die Wettergasse und die Sar—
aßerstraße, beide ziemlich eng, wo man Seile von Haus zu Haus
iber die Straße zieht und mit je 526 verschiedenen Fahnen neben.
inander behãngt, sodaß man auch bei hellem Sonnenschein im
zchatten geht. Und noch höher den Berg hinauf, vom Kirchplatz
er Pfarrkirche, ũüber der Lutherstraße mit ihren zahlreichen
korporationshäusern, am breiten Weg (jeßt Behringweg) und
on des Schlosses Sinnen flatterten die Fahnen und Wimpel im
ellen Sonnenschein und grüßten die feiernde Alma mater
Ein wundervolles Bud bot auch die Illumination am ersten
Abend des Festes, wo der Fackelzug der Studentenschaft durch
ie Straßen und zur Festhalle zog; diese langen Keihen von nahe
neinandergereihten Lämpchen von allen Feustern und Saikonen
er öffentlichen und Privathäuser an allen Straßen und Plãtz en
er Stadt und an dem ganzen, den Berg hinauf gebauten Villen
iertel bis zum Schloß und dem neueerichteten Soloßbaffee. das
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