Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

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Auf Heimatwegen. 
Die Feier des 400jãähriĩgen Jubilãums 
der Marburger Philippsuniversität. 
Oon Dr. jur. et phil. Apel. 
Nun sind sie vorũber, die Feiertage des großen WMarburger 
Universitãtsfestes, verrauscht der brausende Klang der Fanfaren 
und Trompeten, der Jubel der abademischen Jugend und der mit- 
eiernden Bürgerschaft, verklungen der Kommersgesang, verhalit 
Rapier- und Sporenblang; die Tannen und Slumengewinde fangen 
an zu welben, die bunten Fahnen, die im hellen Sonnenschein 
latterten, hängen, vom Regen durchfeuchtet, schlaff hernieder, die 
Festgãste und der größte Teil der Siudentenschaft sind wieder ab 
gereilt oder auf der Heimfahrt begriffen — nur eine bkleine Schar 
Schon seit Anfang der Woche, an deren Freitag das Jubiläum 
egann, prangte die ganze Stadt in einer Farbenymphonie von 
jahnen der — gegen 40 — abademischen Korporationen, die zum 
rõßten Teil ihre Stiftungsfeste dicht vor die Säbularfeier geiegt 
der mit ihr verschmolzen haiten; und täglich durchzogen Festzũge 
ind Festpartien der einzelnen Verbindungen, oft mehrere nach 
inander an einem Nachmittag, die Stadt. Die Bahnhofstraße 
uit der Lahnbrũcke, ebenso die Weidenhäuser Brũcke, waren in 
Alleen von Flaggenmasten gewandelt, von denen herab die langen 
ahnen sämtlicher Korporationen, vermischt mit Fahnen in den 
ilten Reichsfarben, wehten — die neuen Farben zierten im Verein 
ait den preußischen hauptsächlich die öffentlichen Gebäude. An 
en Bũrgerhausern her und über die Straßen hinüber zogen sich 
zewinde von Tannengrün und Blumen; mit ihnen wechselten an 
Einzug Landgraf Philipps mit Gemahlin in Marbura. 
Hofphotograph Eberth. Kassel. 
»on Anentwegten hält noch allerhand Nachfelern —, der Alltag 
jt wieder in sein Kecht getreten. Aber in den ASilltag hinein 
ind ũber ihn hinaus leuchten noch die Strahlen des Jubvelfestes 
ũr alle, die an ihm teilgenommen. 
Was vergangen, kehrt nicht wieder, aber ging es leuchtend nieder. 
euchtets lange noch zurũck. 
Es war elin wundervolles Fest, das den jungen Studenten 
reine Erinnerung fürs Leben bleiben wird, den alten Herren als 
ein helles Licht ihren Lebensabend bestrahlte. Die Schleusen 
des Himmels, die wochenlang vor dem Feste uns mit ihrem Segen 
ãberschũtteten, waren die Festwoche hindurch wie verriegelt, um fich 
bald am ersten Tag nach dem Feste wieder zu öffnen, als hätte 
der Jubiläumsausschuß einen Kontrakt mit dem alten Petrus ab— 
geschlossen. Die zahlreichen Bau- und Erneuerungsarbeiten, die 
zum Teil schon durch den ganzen Sommer währten, und an deren 
Oollendung man noch vor I4 Tagen baum zu glauben vermochte, sie 
varen fix und fertig, oder wenigstens soweilt hergestellt, daß fie 
en Eindruck des Fertigen machten. Die Hausen von Baujschutt, 
ie allenthalben umherlagen, fortgeräumt, ais ob sie nie vorhanden 
jewesen wären, und alles war glatt und sauber gemacht. 
en Häusern lange Guirlanden von schwarz-weiß-rotem und blau—⸗ 
oeiß · rotem (Marburger Stadtfarben) Fahnentuch und bleine Fähnchen 
ind Schilder in den verschiedenen BVerbindungsfarben. Am ein— 
rucksvollsten jũr den Fremden waren die beiden Hauptwege in 
em Straßenzug der Oberstadt, die Wettergasse und die Sar— 
aßerstraße, beide ziemlich eng, wo man Seile von Haus zu Haus 
iber die Straße zieht und mit je 526 verschiedenen Fahnen neben. 
inander behãngt, sodaß man auch bei hellem Sonnenschein im 
zchatten geht. Und noch höher den Berg hinauf, vom Kirchplatz 
er Pfarrkirche, ũüber der Lutherstraße mit ihren zahlreichen 
korporationshäusern, am breiten Weg (jeßt Behringweg) und 
on des Schlosses Sinnen flatterten die Fahnen und Wimpel im 
ellen Sonnenschein und grüßten die feiernde Alma mater 
Ein wundervolles Bud bot auch die Illumination am ersten 
Abend des Festes, wo der Fackelzug der Studentenschaft durch 
ie Straßen und zur Festhalle zog; diese langen Keihen von nahe 
neinandergereihten Lämpchen von allen Feustern und Saikonen 
er öffentlichen und Privathäuser an allen Straßen und Plãtz en 
er Stadt und an dem ganzen, den Berg hinauf gebauten Villen 
iertel bis zum Schloß und dem neueerichteten Soloßbaffee. das 
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