Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

Heimat · Schollen 
Slätter zur Pflege hessischer Art. Geschichte und Heimatkunst 
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Erscheinungsweise ANmal monatlich. Bezugspreis 1,20 RWM. im Vierteljahr. Frũhere 27 
Jahrgãnge können, soweit noch vorrätig, vom Heimatschollen⸗Derlag nachbezogen werden s J. Jahrgano 
Die Talsperre õ Von K. A. Schimmelpfeng. 
Still liegt der Sperre gewaltiger Spiegel. 
Leis treibt mein Boot über Felder und Wiesen. 
Tief in dem Dämmer der Fluten begraben 
Liegen die Dörfer verlassen und leer, 
Und durch das öde Kirchengemäuer 
Huscht der Fische glänzende Schar. 
Fest und prangend in steinerner Küstung 
Schneidet die breite Mauer das Tal, 
Ungeheuersten Druck verspottend, 
Kraft aus der Tiefe der Erde saugend, 
Zieht sie unbeugsam das Band ihres Willens, 
Läßt auf dem Kamme willig und ruhig — 
Lächelnd ob ihrer wichtigen Kleinheit — 
Still die Menschen ihr Wesen treiben, 
Spürt nicht der schwersten Lasten Gewicht. 
Doch durch die Wege, die Menschen bestimmten, 
Muß sie entlassen den drängenden Strom, 
Der nun begabt mit unbändiger Stärke 
All der gefangenen Brüder und Schwestern 
Stürzt den gebotenen Pfad entlang. 
Marburg õ0 DVon 
Derwehte mich das Leben gleich wie im Herbst ein Blatt 
Noch einmal in die alte, geliebte Musenstadt, 
In der mich einst die Jugend, an Wonnen reich, umfing, 
In der ich, fröhlich grünend, gar fest am Stengel hing. 
Wie lehnt sie sich so stattlich hoch an des Berges Rand 
AUnd trägt von grünen Gärten ein lustiges Gewand! 
Und über Sackengiebel und Dächer altersgrau 
Kagt stolz das Schloß zur Höhe in lichtes Himmelsblau! 
Muxrrend und brausend ob der Gewalttat, 
Neu belebt von der Erde und Sonne, 
Strömt er im Tale hin seinen Weg. 
Doch seine himmelstürmende Kraft 
Haben die Menschen weise gefangen, 
Leiten sie Llug in gezogenen Drähten 
UÜber die Berge und Täler des Landes, 
Teilen sie listig und lassen sie schaffen 
An den weise bestimmten Stellen: 
Sausend laufen die endlosen Riemen, 
Sausend drehn sich die Käder im Kreis. 
Und auch das schönste Geschenk seines Wesens. 
Hottes Licht, von der Sonne geworfen 
Slitzend in jeglichen Tropfen der Flut, 
Zieht des Menschen Wille heraus. 
Und in Palästen und ärmlichen Hütten 
Leuchten die Perlen fröhlicher Lichter, 
Frisch geschöpft aus der Sonne Bereich 
Und aus Gottes ewiger Kraft. 
Wasser! 
Dein Wesen ist segnendes Glück. 
Und drüberhin, wie wandern die Wolben weltenweit! 
Ist alles, wohl noch alles wie in der alten Seit. 
Nur mein' ich, daß die Wolken nicht mehr die alten sind. 
Sie wandern nicht so leicht mehr, so lieblich und gelind: 
Sie sind nicht mehr so golden, so leuchtend und so bunt 
Vie damals, als mir lachte der allerschönste Mund. 
fragt ihr, wohin die Wolken von einst geflogen sind? 
PVie meine jungen Träume verwehte sie der Wind. 
Th. Endemann.
	        
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