Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

? KRtl. 30 Alb. 6 Hll. verkauft. Auch wurden in der städtischen 
Waldung Birben abgetrieben, und die in 17 Geboten „meistbietend 
erbauften Klafterhaufen“ brachten eine Einnahme von 12 Ritl. 
õ Alb. 4 Hll. Eerst 1820 wurden dann wieder aus dem Listenbach 
ieben Birkenstämme abgegeben. In den folgenden Jahrzehnten 
jt die Einnahme aus den städtischen Holzschlägen im Listenbach. 
hinter der Totenhöhe, bei Friedrichshausen und in der „Frühlings- 
eite“ bedeutend gestiegen. Man loste 3. B. 1842 für Fichten von 
der Totenhöhe 109 Ktl. 28 gGr., 1848 für 821 Stämme, 641 
Leiterbäume ujw. 507 KRtl. 10 gGr. 6 Hll., 1847 nicht weniger als 
80 Rtl., 1854 sjogar 762 Rtl. DVor allem der warmen Fäursorge 
des jehigen langjährigen Bürgermeisters Dertßz verdankt Franken- 
berg die Aufforstung großer Flächen in der städtischen Feldmarb, 
jo daß schon heute der Kämmerei anjehnliche Beträge zufließen. 
Der spätere burhessische Forstinspektor Christian Wessel in 
Frankenberg (7 1860) nahm als freiwilliger Jäger an den Feld— 
zũgen gegen Franbreich 1813 bis 1815 teil. Er gehörte zunächst 
dem von Vörnberg gelegentlich der Erstürmung von Kassel durch 
die Kussen gebildeten Bataillon an und machte im Lurhessischen 
Jägerbataillon die Feldzüge 1814 und 1815 mit. 
Die im Mittelalter von den hessischen Fürsten am meisten zum 
Zwecke der Jagd benutzten Burgen waren Spangenberg und 
Keichenbach. Landgraf Heinrich III. erneuerte die alten Festen 
Volkersdorf (Gei 
Frankenberg) und 
Friedewald 1481- 
34), und Wilhelm 
I. baute zu glei⸗ 
hem Swoecke die 
Zapfen⸗ (Saba⸗) 
Burg wieder auf. 
Andere Jagd- 
häuser waren zu 
Bracht im Burg- 
vald, sũdlich von 
Wolkersdorf, so⸗ 
vie zu Holz- 
»ausen und Hom⸗ 
oressen im Rein⸗ 
ardswald. Unter 
Landgraf Karl 
(16701730) kam 
noch das Jagd⸗ 
»aus (Wildpret⸗ 
halle) zu RKoda, 
—IX 
enberg, hinzu, 
das 1770 in eine 
Kirche verwan⸗ 
delt, 1865 aus— 
Jebessert u. spãter 
aAbgebroch. wurde. 
Bis ins 18. 
Jahrhundert sind 
Zapfenburg, Frie⸗ 
dewald, Spangenberg und Wolkersdorf als Jagdschlösser benutzt 
vorden, und der Landgraf oder sein Gefolge war ostmals in Franken- 
»erg. Noch Landgraf Feiedrich I. (1100- 1785) pflegte zur Seit 
der Sauhatz sein Hoflager nach Wolbersdorf und Saäpfenburg zu 
berlegen. Wolbersdorf, ehemals ein Wasserschloß, wurde im Jahre 
1811 durch die immer geldbedũrftige westfälische Kegierung ab— 
gerissen, und das Steinmaterial wurde verkauft. Damals war das 
Wild in den Forsten um Franbenberg gewiß zahlreicher als heute, 
es fehlte nicht an Hasen, KRehen, Wildschweinen und Hirschen. Bei 
Jérômes Hirschgespann, das 1813 eine Beute der Russen wurde, 
ging jeder Ausfahrt eine Probefahrt voraus. Die Hirsche wurden 
mit Pferden zusammen gespannt und solange abgejagt, bis ihnen 
ohne Gefahr der böniglsiche Wagen anvertraut werden konnte 
b) Gesundheits-, Armen- und Krankenpflege. 
Mit der ältesten Geschichte der Medizin in Hessen steht die 
Stadt durch den Frater Lodewicus de Frankenberg in Verbindung. 
Die Kunst und das Wissen der mittelalterlichen Heilkundigen und 
Lhirurgen hat merkwürdige Übereinstimmungen mit dem Sauber— 
wejen der heutigen Naturvölber. Im 12. Jahrhundert wurden in 
Italien die ersten medizinijchen Schulen gegründet, und wissen- 
ichaftlich gebildete Arzte Lamen im 15. Jahrhundert nach Deutsch- 
land. (Hjjld. 253/ 1800.. Als der erste Arzt in Hessen erscheint 
1304 der Geistliche Magister Johs. Physicus. Landgraf Ludwig J. 
(1413 - 1458) brachte von seiner Pilgerfahrt nach Jerujalem einen 
Arzt mit. und sein Sohn Heinrich bestellte sich 1480 einen Leib- 
irzt. Valerius. ein Sohn des durch die Frankenberger Lateinschule 
jegangenen Euricius Cordus, gab um 1540 die erste Pharmakopoe 
eraus. 
In dieser Seit scheint in Franbenberg ein Arzt seinen Sitz 
jehabt zu haben. Als nämlich 1504 Johann von Diermünden durch 
Johann von Dersch erschossen worden war, wurde der Körper in 
Frankenberg von zwei Barbieren und Wundärzten. Kasper Mulner 
ind Simon Jost, unterjucht. (Itschr. 34, 6. 248 pp.) Der Generalleut- 
nant von Holzapfel verlangte 16034 für seine Truppen einen Medicum 
iebst einem Apotheker und gutem Wundarzt, und nun bestellte 
dandgraf Wilhelm auch einen Wundarzt für den Garnisonstab in 
Rasjel. 1693 war der Kegimentsfeldscher des Leibregiments bereits 
in wirklicher Arzt, woneben die Kompagnie⸗Feldscherer fort- 
estanden. (Mitt. 21/1919). 
Fast möchte man glauben, daß Preußen in dieser Beziehung 
inter Hejjen zurück geblieben war, was ein Erlebnis des Feld⸗ 
narschalls Blüũcher zu erhärten scheint. Die Feldscherer, von den 
Sʒoldaten „KompagnieSchmerz“ genannt, gingen mit den Ver— 
pundeten schlecht um, so auch mit dem Leutnant Blüũcher, der 
urch eine Flintenkugel am Fuße verwundet worden war. Die 
Lhirurgen schnitten die Kreuz und Quer an seinem Bein herum, 
zis er endlich fragte: „Na? Was soll denn nun eigentlich aus der 
bchneiderei werden? Das Loch ist, dächt' ich, groß genug!“ „Wir 
suchendleKugel!“ 
antwortete be⸗ 
leidigt der Chirur⸗ 
gus. „Sol!“ rief 
—A 
aus. „Weshalb 
haben Sie das 
nichtlängstgesagt! 
Die habe ich ja 
in der Tasche!“ 
Und damit zog 
er aus der Hosen⸗ 
tasche die Kugel 
hervor, die er 
sͤch selbst gleich 
nach der Ver— 
wundung ausge— 
drückt hatte. 
Sei der großen 
Zahl der von dem 
Gefecht bei San⸗ 
dershausen nach 
Kassel gebrachten 
VOerwundetenwar 
dieschnelle Heran⸗ 
ziehung auswär⸗- 
liger Hilfskräfte 
dringend geboten. 
Durch ein Schrei⸗ 
dender Kegierung 
in Kassel v. 27. 
Juli 1758 „an die 
er Stadt und dem Amt Kassel nahegelegenenStãdte und Amter“ jollten 
ich bei dem Professor Wagner geeignete Kraäfte beĩ Vermeidung hoher 
sirafen melden. Auch nach Frankenberg ging ein solches Schreiben 
ib und wurde schon am 28. Juli beanswortet. Danach war der 
jewesene Kegiments-Feldscher Lindemeher 18 Jahre alt und ge⸗ 
rechiich, der Chirurg Buchmann aber krank. Es haben also nur 
ier: Amtschirurg Engel, Lazarettchirurg Mäller, Chirurg Blum 
ind Bader Stöhle (wohl .Chirurg“ Stahle, 1810 die KReise 
ach Kassel angetreten. (Stjichr. 229/1914. Da die Reise zu Fuß 
mmõglich und Extrapost nötig war, wurden den vler Genannten 
0 Ril. vorgeschossen. Dieser Bericht des Amtmanns Joh. Hugo 
Zrause und des Kentmeisters Christian Chun in Frankenberg 
erdient auch Beachtung wegen der Schneiligkeit, mit der die 
essijche Post in jenen briegerischen Seiten Briefe beförderte. 
Als der Oberforstmeister von Wildungen, der 3. St. der 
fremdherrschaft mehrfach hervorgetreten ist, noch Vorsihender des 
justizsenats der Kegierung zu Marburg war, verblagte ein Ein- 
vbohner der im Kreise Franbenberg gelegenen Stadt Rosenthal den 
ortigen Feldscher, der ihn durch ungeschickte Behandlung um den 
Daumen der einen Hand gebracht hättie, auf Schadenersaß. (Hisld. 
178/ 1881.) Die Verhandlung vor der Regierung ergab, daß der 
Zläger sich vom Bekblagten an einem schümmen Daumen hatte 
ehandeln lassen, daß diese Behandlung in der Verwendung von 
Tababsfutter bestanden, und daß der Daumen abgenommen war. 
Hin ist hin! Verloren ist verloren“, begann der Bericht der 
Herichtsherren. „Den Daumen können wir dem Mann nicht wieder 
Frankenberg.
	        
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