Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

der Hof, der deinem Jungen bleiben muß, bann auch nicht 
ohne Herren sein. Und wie verkehrt es war, das mit dem 
Grab, das hast du nun schon eingesehn. So etwas soll man 
niemals tun. Das heißt dem Herrgott vorgreifen. Denn 
Leiner weiß, wie, wann und wo er stirbt. Nun wird das 
doch noch gut. Laß mich begraben, Katrin, wo der Hein 
liegt! Gelt, du tust's?“ — And aus dem schmalen Stoppel- 
bartgesicht hob er die Augen fragend zu dem jungen Weib empor. 
„Ja, Schwieger!“ sagte Katrin. 
„Versprich mir's in die Hand!“ 
Aus alter Seit. 
Und in der runden, festen Hand des Weibes lag die 
abgezehrte, zittrige des Alten. „Abgemacht!“ sagte er. 
„Nun ist nichts mehr abzumachen als der Lebensfaden. 
Doch der reißt von jelber ab.“ 
Des Alten Lebensfaden riß von selber ab, nachdem 
der Pfarrer dagewesen war, dem Sterbenden das Abend- 
mahl zu reichen und mit ihm zu beten. 
Das Treauerjahr, das nur sechs Monde währke, lief ab 
wie eine glatte Spule. Dann gab die Katrin ihrem Hof 
und Herzen in Adam Trusheim einen neuen und guten Herrn. 
Frankbenberger 
Wirtschaftsleben in der Franzosenzeit. 
Von H. BSölker, Beltershausen bei Marburg a. E. 
Joh. Hch. Gercke und dessen Ehefrau Martha Elisabeth, geb. 
Schwaner, haben Gott vertraut und diesen Bau erbaut im Jahre 
810 21. April. Der Simmermeister war Joh. Hch. Schneider aus 
Fulda.“ Und am 28. April 1810 wurde dem Bürger Heinrich 
Sercke gestattet, sein Bauheben auf dem Rathaussaal zu feiern. 
Andere Brände waren: 1810 im städt. Brauhause, 1811 in 
Heismar und Rengershausen, 1812 in Wohra, Schlagpfütze, 
Somplar, Ederbringhausen, Gemünden. Wohra. Marburg und 
frankenberg. 
Die „bei der hiesigen Feuer⸗Gerätschaft aufgegangenen 
Materialen“: Tran, Anschlitt und Schlauchreparatur berechnet der 
zeitige Spritzenmeister“ David Renner am 31. Dezember 1815 
nuf 3 Ktl. 2 gGr. Am 15. April 1816 fuhren Gastwirt Gg. 
S„chmidtmann und Hch. Jab. Reinhardt die Feuerspritzen nach 
Snelar, wofür ihnen aus der Stadtkasse 4 Ktl. angewiesen 
vurden. 
Die städtischen Gebäude waren im Jahre 1811 mit 8 Rtl. 
7 Alb. 8 Hll. zur Brandsteuer herangezogen. Namentlich be— 
zeichnet ist nur das Linner Tor im Wert von 100 Rtl. sowie ein 
hirtenhaus, das mit 200 KRtl. versichert ist. Unter „Gemeine Stadt“ 
verden mehrere Gebäude ohne nähere Bezeichnung mit folgendem 
Asjecuranz-Capital“Wert aufgeführt: 100, 80, 300, 200, 100, 
oo, 3100 Rtl.; letzteres dũrfte das Rathaus sein. 
) BSrände. 
Große Verluste erlitt das Wirtschaftsleben des Kantons 
Franbenberg durch mehrere unheilvolle Brände. Nachdem schon 
am 1./8. Juli 1805 die Gebäude des Konr. Lamm, Henr. 
Elsjebach und der Witwe des Andr. Freitag in Geismar in Asche 
gelegt worden waren, schlug am JT. August 1805 der Blitz in das 
Haus des Konr. Keinhard in Frankenberg, tötete den Besitzer und 
verurjachte einen Schaden von 40 Rtl., welche Summe die Regie⸗ 
rung vergütete. 
Am 28. April 1800 wurden „zur Organisation des bisher in 
Unordnung geratenen Feuerwesens“ zwei „FeuerCompagnien“ 
errichtet. An Stelle von Dan. Neuschäfer und Johs. Sachs 
wurden der Lohgerbermeister Jab. Finkeldeh sen. und der Kupfer⸗ 
ichmied David Renner angestellt und verpflichtet. 
Sur Versorgung der Einwohner mit Trinkwasser, zum Keinigen 
sowie zum Tränben des Diehes, aber auch zur Abwehr und 
Dämpfung von Feuersbrünsten war die Instandhaltung der Wasser⸗ 
seitung stets vonnõten. Am 6. Januar 1809 waren gegen den Brunnen- 
jührer Lotßz wegen Nachläjssigkeit Beschwerden laut geworden. Bei 
der strengen Kälte war die Wasserleitung eingefroren und Wasser⸗ 
mangel in Frankenberg entstanden. Daher wurde der Schlosser- 
meister Hieronhmus Dornseif als Brunnenführer angestellt. 
Sur Wiedererbauung seines in der Nacht vom 1./8. Sop⸗ 
tember abgebrannten Hauses und Scheune bat am 20. Obtober 1809 
der Bürger und Bäckermeister Joh. Hch. Gercke um Schenkung des 
Forstbetrages für das nõtige Holz. Er schrieb (Staatsarchiv Marburg) 
an den Präfekten in Marburg: Nach einem genauen AÄlberschlag 
des Simmermeisters Feißel benötige er J Eichenstämme, 25 Eichen⸗ 
Einstämmlinge, 8 Tannen sowie 9 Eichenstämme zu Schwellen, 
2 Klaftern Eichenholz zu Bohl- und Stückholz und einen Wagen 
Wandgerten. Zur Qufrichtung der Scheune sei folgendes Holz 
erforderlich: O Eichenstämme, 22 Eichenkblößze, 6 Tannen, 8 Eichen⸗ 
stäänme zu Schwellen, „2 Eichene Klaftern“ zu Bohl- und Stück- 
holz und /2 Wagen Wandgerten. Nach Erlbundigung bei dem 
Förster Müller zu Wolbersdorf Lönne er solches sämtlich aus dem 
dortigen Forste erhalten, und er wũrde es bereits ordnungsmäßig 
haben schreiben lassen, wenn es nicht, nach der ihm bekbannt ge— 
machten Taxe, eine gar zu große Summe Geldes bostete. Wohn- 
haus und Scheune seien nur zu 600 Ktl. assecuriert, für welche 
Summe er kaum imstande wäre, Haus und Scheune bloß in Hol- 
aufstellen zu lasen. Für den Ausbau derselben würde ihm dann 
nichts ũübrig bleiben, zumal ihm die Mobilien, Vieh, Früchte, 
Fourage und dergl. mitverbrannt seien, die nach geringem Anschlag 
vohl allein 58600 Rtl. Wert hätten. 
Kantons · Maire Volckmar äãußerte sich am 21. Obtober 1809 
zu dem Gesuch folgendermaßen: „Die vom untertänigen Supplicanten 
borgestellten Gründe ruhen auf Wahrheit, und bei dem ihm be— 
troffenen Schickjal kann ich nicht umhin, dieses Gesuch huldreicher 
Erhörung devot zu empfehlen.“ Aber schon am 24. Obtober schrieb 
Praͤfekt von Troit an den Maireé Volckmar, er könne sich, un⸗ 
geachtet Volckmars Unterstützung des Gesuches des Johann Henr. 
Bercke, bei dem Finanzminister nicht verwenden, da die Will- 
jahrung von dergleichen Gesuchen mit den neuaen Forstgesetzen 
unverträglich sei. 
Troß dieser Absage wurde der bräftige Eichenholzbau des 
Haujses Ecke Schmiedegasse — Kitterstraße errichtet, wobei, nach den 
Angaben des letzten verstorbenen Besitzers August Gercke, 
große Bauern der Umgegend gegen gutes Frühstück die nötigen 
Baublötze anfuhren. Danach lautet auch die Inschrift des Hauses 
g) Wald und Jaagd. 
Es hat zwar die Stadt, so lesen wir, aus dem Jahre 1188, 
ene eigene, jedoch gar kleine und nur aus 124/8 Acker 8 Ruthen 
estehende Hochwaldung und 8/8 Ackere!/ Kuthen Tannengarten, 
us welchem die Notdurft für der Stadt Gebäude und starken 
Brücken und Wasserbau allhier nicht zu bestreiten stehet, viel 
veniger, daß ein Bürger daraus etwas zum Bauen bekommen 
önnte. Sondern was ein Bäürger oder sonstiger Einwohner zum 
Bauen nõotig hat, muß er mit vieler Mũühe aus den ansehnlichen 
errschaftlichen Waldungen in dieser Gegend zu erhalten suchen 
und davon das gewöhnliche Forstgeld entrichten. 
Eben diese Bewandtnis hat es auch mit dem Brennholz. welches 
ãmtlich aus den heerschaftlichen Waldungen jedem nach Notdurft ange⸗ 
viejen und jede Klafter mit 1/⸗ Alb. verforstet wird. Der Hauerlohn 
oon einer Klafter bostet! / Gulden und der Fuhrlohn 2 Gulden Frkft. 
Währung. Da aber der Stadt jseit etlichen Jahren schon bein Holz 
ius den herrschaftlichen Waldungen verabfolgt worden, sondern 
olches aus den Hospital Hainaijchen Waldungen, 2, 8-4 Stunden 
Weges mit vieler Mãhe zu erhalten juchen muß, so ist das Brenn⸗ 
yolz, welches dort mit einem KRtl. verforstet und sodann je Klafter 
nit 2 Rtl. Fuhrlohn bezahlt werden muß, zu einem solchen Preis 
gestiegen, daß jede Klafter über 8 Rtl. jetzt zu stehen bommt. 
fs bann nicht jeder Bürger das in seiner Haushaltung erforder- 
iche Holz auf diese Art erhalten, jondern muß von den umliegenden 
Dörfern das übrige ebenso teuer anzukaufen suchen. 
Entjprechend dem kleinen städtischen Waldbesitz waren die 
Finnahmen aus den Stadtforsten allerdings gering; aber während 
der Fremdherrschaft verlautet von ihnen nichts. Entweder ist also 
damäls das geschlagene Holz für städtische Bauten verwendet 
vorden, oder die baiserliche Regierung bedurfte seiner. Nur 
weimal geschieht des Stadtwaldes Erwähnung (siehe jedoch auch 
Abjschn. „Gejundheitspflege“), indem dem Joh. Hch. Loderhose am 
1. Januar 1811 der Staͤdt gehöriges Klafterholz in der Fröhlichen 
Seite jũr 1 Rtl. 17 96Gr. zu fahren verdingt wird. Und 1810 ver- 
innahmt die Stadt 152 Fes. 69 Ets. „Proʒeßbosten, welche nach 
em Treibunatsbescheid vom 1. 9. 1808 der hiesigen Stadt in 
Betreff des gewonnenen Prozesjes pto. des Listenbaches aus dem 
ffentlichen Schatze erstattet worden“. 
Nach der Fremdherrschaft jedoch seßte langsam der VDerbauf 
von Holz ein; so wurde 1815 solches aus der ‚Frühlingsseite“ für 
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