der „Musique“ rund 2 Stunden rechnen bann. Was mũsjen unsere
Aitbordern für Nerven und Mägen gehabt haben, daß sie das
aushielten! Auch ihnen wird es nicht uͤnwillkommen gewesen sein,
daß die Trompeten jetzt zu Tische
eiefen, wo an J langen Tafeln die
mehr oder minder hohen Gäste und
Deputierten, das Lehrkollegium. die
Beamten, Geistlichen und Kats—
herren speisten, waährend unten im
Kathaus die Musensöhne, an 5800
Studenten, abgefũttert und so nach⸗
drũcklich getränkt wurden, daß „sie
alle Fenster, Bouteillen, Gläßer, Tische
und Bänke in tausend Stücke zer⸗
ichmisjsen, da der Schade auf 200
Keichstaler zu schätzen.“ Glũcklicher⸗
veise hatten sie vorher ihre Degen
iblegen und dem Fechtmeister in Ver⸗
wahrung geben müssen, sonst wäre
der Schaden vielleicht noch größer
Jeworden.
Am anderen Tage erfolgte die
feierliche Promotion von 85 Dobktoren
aller vier Fakultäten, wobei die
Dobtoranden unter Vortritt der
zeptertragenden Pedellen mit Musik,
mit 70 Fackelträgern und einer Menge
mit buntem Flor geschmũckter Knaben
zur Kirche geführt wurden. Nach aber⸗
maligen unglaublich langen Reden,
die im alten Testament begannen
und mit dem „unter gnädigstem
Schutz unjerer gnädigsten Hereschaft“
blũhenden gegenwãrtigen Sustand der
Universitäf endeten, wurden dann 3
)octores Iheologiae, I60 Doctores Juris,
3Doctores Medicinae und eben-
opiele Doctores Philosophiae breiert,
‚nach welchem Actu promotionis von
Herrn Prof. Kirchmeyer die Einseg-
niung geschehen, und also die Pro-
esjion wie vorher wieder auf das
Kathaus sich verfũget, allwo auf dem
großen Saal wiederum wie vorigen
Tag gespeiset worden“. An den
Fenstern, Bouteillen, Tischen und
Bänben scheint man sich aber dies⸗
nal nicht vergriffen zu haben, das
wäre auch mif der jungen Dobtorwürde kaum vereinbar gewesen.
„Den dritten Tag hat man die noch anwejsenden Herren
Deputators im Beijsein hiesiger Universität auf dem Rathaus noch
rabtieret, und damit
diesje Sollenität be⸗
ichlossen worden“.
Reicher als ũber
die zweite Säbular⸗
eier fließen die
Quellen ũber das
dreihundertjãhrige
Jubelfest der Ani⸗
hersität. Aus der
Fülle der Schriften,
die uns darũber
erichten, heben wir
wei hervor, die dem
achfolgenden Be⸗
eicht zu Grunde
iegen, eine ernst⸗
hafte, mehr oder
veniger amtliche
yon dem ehemaligen
AUniversitätsprof.
und Superintendent
Dre. K. W. Jujsti
Die dritte Sãkular⸗
feler der Universität
Marburg“, und eine
ustige und gänzlich
noffiʒielle. mit dem
Namen Peregrinus
unterschriebene
Schlsoß
Vier Tage und vier Rächte auf dem dritten Säbularfest in Mar⸗
urg“, die in Gestalt eines Bricfes an einen alten Studienfreund
er Feder des Amtssebretärs Frömbling (Peregrinuss heißt Fremd-
ling) entstammt.
Auch das dritte Jubelfest der
Unlversität wurde an die Geburts-
agsfeier des Landesherrn, Kurfürst
Wilhelms Il., angeknũpft, die gerade
in die letzten Tage des Sommer-
emesters 1827, auf den 28. Juli fiel.
Das Kebkorat, das mehrmals vom
eßßischen Fürsten und Prinzen, auch
e einmal von einem Isenburger
ind einem Schaumburger Grafen
gejührt wurde, während seine Aus-
ibung in den Händen des vom aba⸗
emischen Senat gewählten Proreb⸗
ors (heute KRebtor) lag, scheint
amals von beiner fürstlichen Person
ebleidet zu sein; Prorebtor war der
Sroßvater des diesjähr. Jubiläums-
ektors, der Professor der Medizin
Or. D. W. H. Busch.
AUnter seiner Leitung — zwei
andere Professoren waren ihm zu
ꝛiner Kommission beigeordnet — ist
das Fest nach Justis Bericht einfach,
ber würdig und anständig begangen
vporden. Eine Einladung an aus-
vãärtige Universitäten war nicht dazu
ergangen, obwohl nalũrlich jeder
uswaͤrtige Gelehrte und teil⸗
iehmende Fremde willkommen und
deren eine große Sahl vorhanden
vpar. Schon mehrere Tage vor dem
Feste fsanden sich Fern- und Nahe⸗
vohnende nach und nach ein. Auch
ehlte es nicht an schriftlichen und ge⸗
ruckten Begrüßungen auswärtiger
Helehrter, ja ganzer Hochschulen
Sreslau, Berlin) und Gymnasien
Hanau, Rinteln, Hersjeld) und ge
ehrter Gejellschaften in Gestalt von
Festschriften, Disputationen, Säkular-
gejängen und Glückwunschschreiben
in verschiedenen Sprachen.
Elwert, Marburg. Sie Feier begann wieder
mit einem Festgeläut am Vorabend.
Den Haupttag des Festes, 28. Juli, den Geburtstag des Kur⸗
ãrsten, leitete eine militarijche Morgenmusib ein. Gegen Joꝛ/ Uhr
amnmeilten sich die Tellnebmer in und vor der Elisabethkirche. Der
kurfürstliche Be⸗
hollmãchtigte, Ober·
Appellations ·Ge⸗
ichis · Prãsident von
orbeck, Exzellenz.
purde von 3wei
Professoren einge⸗
volt, worauf sich
1m 11 Ahr der Sug
zur Universität be⸗
pegte; voran sämt⸗
iche Studenten,
etwwa 400, danach
ie weltlichen und
geistlichen Be⸗
örden der Stadt
ind, unter Vortritt
zweier zepter-
ragender Pedellen
m roten Talar. der
Prãsident von Por-
heck zwischen dem
Prorebtor und dem
diʒebanzler, ihnen
aach sämtliche or—
entliche Pro⸗
essoren der vier
Fabultãten, jede mit
hrem Deban an der
Zpitze, zuletzt die
J