Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

herschwunden war. In ähnlicher Weise sind an dem wohlerhaltenen 
Kirchhoftstorbau zu Balhorn gleich mehrere Steinkugeln ver⸗ 
chiedener Kaliber eingemauert. 
Die älteste Kirche war dem hl. Georg geweiht, der jetzige 
BSau stammt aber aus dem Jahre 1729 und ist im Osten polygonal 
geschlossen. 1765 wurde die Kirche erweitert, 1818 vom Blitß ge⸗ 
roffen und 182) wiederhergestellt. Uber dem Eingang ist zu lesen 
1 —* Hw Auf der Wetterfahne des geschieferten und mit 
einem Sopfdach bedeckten Dachreiters steht BUG. VBIS18. In 
der Glockenstube hingen zwei Glocken, deren eine 1874 gegossen, 
die andere am Haͤls gotische Minusbeln und eine hebrälsche In⸗ 
chrift trägt. Auch einige Keliefs sind zu bemerken. Die gotische 
Inschrift besagt, daß die Glocke im Jahre 1514 zur Ehre Marias 
und des hl. Märthyrers Georg, des Patrons der Kirche, gegossen war. 
Der Friedhof hat in diesem Sommer ein neues NAuosehen 
»ebommen, die alten aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammenden 
Brabsteine sind an die Außenmauern der Kirche gestellt worden 
und so vor Verwitterung geschũtzt. 
Wie in so vielen Orten befindet sich auch in Berndshausen 
unmittelbar vor dem Kirchhof eine alte Gerichtslinde, deren weit⸗ 
ausladenden Aste von einem Gerũst auf Säulen getragen werden. 
An dem alten Gerichtstijch sitzt man wie in einer Laube. 
Patronen der Kirche sind die v. Riedesel. denen schon im 
Jahre 1303 Landgraf Heinrich J. von Hessen villam iurisdictionem 
n Bernshusin cum suis iuribus und mit der Gerichtsbarkeit in dem 
Oet frondirdehusen“ (Frundershusen, ausgegangener Ort) gab. 
Die erstmalige Erwähnung des Ortes geschieht im Jahre 1248, 
wo er Berneshusin heißt, nach jeinem Gründer Bernhard oder Bernd. 
Der befestigte Kirchhof zu Oberbeisheim. 
Wohl erhalten ist auch die gleichaltrige Kirchhofsbefestigung zu 
Oberbeisheim, die, ein Kechteck bildend, auf einer Schmalseite neben 
zweĩ Schliitzscharten ein Spitzbogentor in einer breiten rechteckigen 
Slende zeigt. Die Drehsteine der Torflũgel und das Riegelbalben- 
loch sind wohl erhalten. Eine rechteckige, aber auch alte Pforte 
befindet sich in einer Langseite. Auch hier ist die Mauer auf der 
Innenseite abgesetzt und ist oben in der Brustung des Wehrgangs 
hon einer Keihe von Schießscharten durchbrochen. An der dem 
Haupttor gegenũberliegenden Schmalseite steht der quadratische 
massive Unkerbau eines Turmes. Das Innere dieses Turmes ist 
mit einem Tonnengewölbe ũberdeckt und vom Dorfe qus durch 
eine rechteckige Tũr zu betreten, neben der ein bleines Licht⸗ und 
Luftloch angeordnet ist. Hierin haben wir ein Gefängnis vor uns. 
Die Kirche wurde an Stelle der älteren Kirche nach einer Inschrift 
iber der Westtür im Jahre 1720 unter dem ruhmreichen hejsischen 
Landgrafen Karl und den Pfarrern Stubenrauch und Fleischhuth 
inter fãtider Mithilfe der Gemeinde erbaut und 1801 wieder hergestellt. 
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L. 
Meud, 
Kirchenburg Oberbeisheim. 
Der befestigte Kirchhof zu Niederbeisheim. 
Die Befestigungsanlage ist die gleiche wie die zu Oberbeisheim 
ind zu Berndshausen, nur bel weitem nicht so gut wie diese er⸗ 
halten. Sie erstreckt sich in Trapezform von Ost nach West. Am 
ʒesten erhalten ist die Ostmauer mit ihrem Mauerabsaß und den 
arũberliegenden Schlitzscharten. Ihre gute Erhaltung verdankt sie 
em Umsfand, daß sie anliegenden Häusern als Umfassungsmauer 
ient. Alle übrigen Mauern sind bis auf den Mauerabsaßtz für den 
——— 
Zerndshausen. Kirchhofstor von innen u. eingeschnittene Jahreszahl. 
Vehrgang abgetragen. Die Eingänge zum Kirchhof liegen auf 
er Nord und Westjeite. befinden sich aber nicht mehr im alten 
zustand. Ein Teil der Nord- und Westmauer ist auch bei der Er— 
auung des Schulhauses abgebrochen worden. An der Südwost- 
cke und der Westmauer sind weit vorspringende Strebepfeiler 
3w. Strebemauern vorgebaut. 
Im Westen befindet sich vor dem Eingang eine alte Gerichts- 
inde, die auf dem alten Stamm einen Sproß von bedeutender 
dõhe und Stärbe getrieben hat. Unter der Linde verläuft um 
inen steinernen Tisch mit alter profilierter Platte eine runde Sitz- 
nauer für das Dorfgericht. 
—A— 
Nnieder⸗ und Oberbeisheim und den ausgegangenen Orten Gerwis- 
»agen und Gonnigshausen. 
Das Kirchengebäude wurde laut Inschrift 1715 an Stelle 
einer älteren Kirche gebaut. In ihr ruhen der 1651 geborene und 
1720 gestorbene fürstlich hesjsische Obrist zu Fuß Johann Jabob 
o. Hũhn und ein althessischer Wachtmeister. Seit dem 4. Juli 1338 
waren Nieder- und Oberbeisheim im Besiß der von Falbenberg, die 
den Sehnten dajelbst als Hersfeldisches Lehen besaßen. 
Die Kirchenburgen zu Berndshausen, Nieder- und Oberbeis- 
geim spielten wie so viele ihresgleichen in Hessen ihre haupfsächlichste 
Kolle in den Fehden der Ritterbünde und den Kämpfen zwischen 
hessen und Mainz, doch waren sie kaum imstande, längere Be— 
agerungen auszuhalten. Da diese aber langer Vorbereitungen 
edurften und die Einnahme einer Dorfschaft oder eines befestigten 
Kirchhofs beine allzu reiche Beute versprach, begnũügte man sich 
nit Uberrumplungen. Wenn ein überraschender Anschlag mißglückte 
»der abgeschlagen wurde, ritt der Gegner so schnell ab, wie er 
jekommen war und ließ seine Kache an den Feldern und dem 
dieh aus. Gar oft haben sich die Dorfbewohner mit ihrer Habe 
ind ihrem Dieh hinter die Mauern der Kirchenburgen flũchten müssen. 
Die Bauern hatten auch jeder auf dem Kirchhof ein Vorratsgewölbe 
nit ũübergebautem Gaden oder Schuppen, in dle für den Fall der 
Not Vorräte gebracht wurden. Solch ein Vorratsgewölbe wurde 
einer Seit auf dem befestigten Kirchhof zu Niederzwehren gefunden. 
Eine alte Backordnung. 
Daß unser liebes Hessenland Furchtbarstes im Dreißigjährigen 
Kriege erlitten hat. ist bekannt. Von diesen Leiden geben auch
	        
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