rinen schmalen Ritz zwischen dem Gestein und einem lotrechten
Holzpfosien des nur wenig vorspringenden Erkers zu schlũpfen.
vie kurzʒen Augenblicke reichten gerade hin, daß ich meine Be⸗
gleitung auß die typijche Art des Fliegens und Kletterns und die
smn Sonnenglanze wundervolle Gefiederpracht hinweisen bonnte.
b der Vogel dort genistet hat? Die Jahreszeit legt diesen Ge⸗
danben nahe. Im Burginnern kbonnte ich an der betreffenden
Wandfläche nichts feststellen. Die Oerõffentlichung meiner Be⸗
obachtungen brachte mir einen umfangreichen Briefwechsel mit
Fachleuten, selbst von jenseits der deutjchen Grenzen. Dr. O.
Schnurre⸗·Franbjurt a. M. knũpft an meine Wahrnehmungen die
dermutung, daß die in Mitteldeutschland sich hin und wieder
eigenden Mauerläufer gar beine versprengten Irrgäste seien,
ondern Gegenden aufsuchten, die sie vor Jahrhunderten vielleicht
veit regelmaßiger besiedelt hätten, und daß sie im Mittelalter
Srutvõgel an Burgen und Festungsmauern gewesen sjeien. Aus
der Angabe: „Dieser DVogel wird ein Maurspecht und Kletter⸗
ipecht darumb genennet, weil er an den Mauren, sonderlich an
den Thurnen hanget“, die Konrad von Gesner in seinem „VOogel⸗
huch“ (Nusg. von 1660, 6. 181) macht, möchte er jchließen, daß
dieser Vogel zu Gesners Seit in erster Linie „Maurspecht“ und
erst in zweiter ein Felsenvogel war, wãhrend es gegenwärtig um ;
gebehrt ist. Ich bin geneigt, dieser Anschauung beizupflichten, in⸗
em ich der Bezeichnung „Mauerläufer“ eine gewisse, wenn auch
Jeringe Beweiskraft beimesse. Gelehrte, wie K. von Linné
ind 3. K. W. Illiger, hätten wohl jichwerlich diesen wissenjchaft⸗
ichen Namen gewählt, wenn der VDogel ganz ausnahmsweise
imal am Mauerwerk angetroffen wũrde, sondern sich 3weifellos
sür eine Susammensetßzung mit Fels oder Stein entjchieden. Der
griechisch⸗ lateinijsche Gattungsname Tichodroma heißt eben auf
deufsch „Mauerläufer“, und die lateinische Artbezeichnung mu⸗
raria besagt „auf Mauern lebend“.
Mit der Heerrichtung und Umwandlung der Burg in eine
Jugendherberge ist der Mauerläufer, wie vorauszusehen war, vom
Ludwigftein spurlos verschwunden; wir sind um ein wirklich einzig⸗
artiges Naturdenkmal armer geworden. Ob er sich an einer der
in unserer Umgebung so ũberaus zohlreichen, herrlichen, zerklũj
eten Felsgruppen ängesiedelt oder unsere Werralandjchaft end⸗
zũltig verlaßen hat, bonnte ich trotz eifriger Bemũühungen bis
eute nicht feststelien. Der Vogel ist eben infolge seiner heimlichen,
uhigen Lebensweise, jeiner Kleinheit und ausgezeichneten Dech-
arbe unglaublich schwer zu beobachten, zumal es sich nur um, ein
inziges Stũck, im glücklichsten Falle um bloß eine Familie han·
elt.“ Gar mancher Naturfreund hat um des Naturschutzes willen
ie genannte Verwendung des Ludwigsteins mit mie außs tiefste
edauert, obwohl er gleich wie ich der Jugendbewegung beines-
hegs ablehnend gegenũbersteht.
Wanderlust — Wanderziel.
Schulrat Schmidt, Votenburg a. d. Fulda.
„O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust“. And die
eutschen Maädels wandern, den schwer bepackten Rucksack schlep⸗
end, frohgemut mit. Ein gesundes Seitzeichen, dieses wieder mit
ßottes schöner Natur sich Berührenwollen, mit der Natur, dem
ie persiegenden Labequell jür müde Leiber und dũrstende Seelen.
And so geht's hinab und hinauf, immer mit hochgemutem, wenn
s sein muß, mit trutzigem Sinn und energiebelgdenem Korper.
Ja, „wie bist du doch so schön, o du weite, weite Weltl“ So
chön, du liebliches Wiesental mit dem heimlichen Säachlein, du
deite arbeitküũndende und segenverheißende Flur, du mit Blumen
lier Art bunt geschmũckter Abhang und du Waldesdom, der du
nit deinen hochragenden Baumgipfeln uns staunend aufwärts und
etend einwärts führst!
And höher und höher geht's hinauf. Die Luft wird reiner
ind freier und freier der Geist und beschwingter die Seele. —
Am Ziell Auf dem Alheimer!
Und Germanengeist umweht uns an dieser altgermanischen
A
enkenden Geist vorüber. Wir grüßen von oben ein schönes Stũck
hessischer Heimaterde vor uns, grũßen fern am Horizont den Hei
igenberg, den Herkules, die Wartburg. Doch der Turm, der
nst den Blick von diesem Könige der hesijschen Serge noch
veiter schweifen ließ, er ist gestürzßt. Wandernde Jugend, auch
er Alheimer jei dein Wanderziel!
Gare bald wird seine Höhe ein massiver Turm zieren als
Vahrzeichen hessischer Kraft und als Ehrenmal unserer teueren
hefaullenen. Und eine dort einzurichtende Wanderherberge lädt
ie Wandermüden zu sorgenfreier Kuhe ein.
über allen Gipfeln ist Kuhl In allen Wipfeln spürest du
laum einen Hauch. Die Vöoglein schweigen im Walde.“
Auf der Hoimatwarte.
Hans von Volbmann F.
Unter den für das Hessenland bedeutsamen Känstlern der
Hegenwart hat der Tod in der letzten Zeit gleichjam Jahr für Jahr
ne unerbittliche Eente gehalten, der nun auch Hans von Oolkmann
im 2Wo. April des Jahres zum Opfer gefallen ist: nicht ganz 61
Jahre alt, ist er in seiner Daterstadt Halle a. d. S, wo er zu
Zejuch sich aufhielt, an den Folgen einer Halsentzũndung gestor⸗
en. Hanus Kitter von Volkmänn war am 90. Mai 1860 als
zohn des bebannten Chirurgen Richard von VODolbmann⸗ Leander
geboren und hatte nach Ablauf der Gymnasialzeit die Abademien
zon Düßeldorf und Karlsruhe besucht; in der badischen Haupt⸗
sadt ist er dann auch jeßhaft geworden. Weit aber entfernt davon,
ich einzukapseln, zog er Sommer für Sommer aus, um die mannig ·
altige Schonheit deutscher Landschaft in Gemälden und graphischen
Verben aufzufangen. Hierbei bevorzugte er neben der Eifel, der
piele seiner berũhmtesten Bilder entstammen, das Hesjenland, und
n seinem Bereich hatte es ihm besonders die Schwalm angetan:
o war er denn auch ein häufiger, Gast in Willingshausen,
mit dessen Motiven er sein Skizzenbuch füllte und das ihm zu
nancher Meisterarbeit Pate gestanden hat. Es gehört also bein
Zwang dazu, Hans von Volkmann den hesijchen Malern zuzu⸗
echnen, obwohl er von Geburt Obersachse und dem Wohnsitz nach
Sadenser war. Viele seiner Bilder befinden sich in staatlichem
der stãdtijchem Besitz. Auch die Berliner Nationalgalerie und
hie Munchener Pinakothet haben dem Schaffen des Kũnstlers
Hausrecht gewãhrt. Die hessische Landschaft hat mit ihm einen
hrer feinfühligsten Verbünder verloren. a
Aus Marburg.
Sum Jubilãumssemester haben sich an der Landesuniversität
289 Studierende einschreiben lassen und zwar 2803 männliche und
i86 weibliche Studierende. — Am 12. Mai wurde der Neubau
der Deulschen Burse“ in Gegenwart von Relchs- Staats⸗ und
Provinzialbertretern eingeweiht. Die Deutsche Burse“ will es
Fen Sludenten des Grenz- und Auslandsdeutschtums ermöglichen,
deutsche Kultur und deutsches Geistesleben in sich aufzunehmen,
auf deutscher Hochschule zu studieren und mit reichsdeutschen
Fameraden geneinsam vorwärts zu streben. —
Sei den Arbeiten an der lutherischen Pfarrbleche, deren äl⸗
ester Teil aus dem Jahre 12901 stammt, wurden geschichtlich be⸗
eutjame Funde gemacht. Es fanden sich alte Steinbilder, Familien⸗
vappen, das Bild des Baumeisters der Kirche u. a. m.
Kasjeler Kunstabademie.
Anlaßlich des hundertfũnfzigjiährigen Jubiläums der Staat-
ichen Abademie der bildenden Künste und der Erdõffnung der
jubilaums Ausostellung, die gemeinsam mit dem Kaßseler Kunst⸗
erein veranstaliet wird, sindet am 1. Juni eine Feler statt, bei der
dberprasident Dr. Schwander, der Kurator der Abademie, die
Zegrũpungsansprache an die Festteilnehmer und der geschäfts⸗
uhrende Direbtor der Abademie, Professor Witte, die Festrede
ãit. Anschließend erfolgt die feierliche Eroffnung der Jubiläums-
Ausstellung im Orangerieschloß.
Spangenberger Festspiele.
VOom 11. bis 19. Juni soll das Spangenberger Heimatspiel
Kuno und Else“, ein deutsches Sagenspiel von Karl Engelhard,
m Kahmen einer Festjpielwoche durch Bürger und Bürgerinnen
er Staͤdt zur Aufführung konimen. Die Außührung des Spiels,
em die Liebenbachsage zu Grunde liegt, wird den Spangenbergern
se vor fünfundzwanzig Jahren erfolgte Stiftung des LEiebenbach⸗
runnens durch den verstorbenen Kommerzienrät. Heinrich Salz
dann wieder in Erinnerung rufen und zugleich eine Ehrung des
offnungsvollen, leider allzufrũh verblichenen Dichters Karl Engel⸗
ard darstellen.
Jugendherbergen.
Naumburg, das die erste hessische Jugendherberge in seinen
Naueen umschioß, hat diese nunmehr erneuert und musterhaft um⸗
sestaltet. Es stehen zwei Schlafräume mit 28 und 82 Betten zur
derfügung. Bie herrlich gelegene Jugendherberge wurde bisher
ejonders von der westfãlischen Jugend in Anspruch genommen. —
Die Frankenberger Ortsgruppe des Verbandes Deutjscher
jugendherbergen hat ein Wohnhaus nebst Garten käuflich erwor⸗
sen, um eine Jugendherberge zu gründen.
Nachdrucs nur nach Abereinkunft mit dem Herausgeber gestattel.
derausgeber⸗ Konrad Bernecher. Deuck und Verlag: A. Bernecher, Meljungen.