Massers schnell aufgezehrt wird, bann er nicht tkief tauchen, sondern
vird alsbald wieder aufwärts getrieben.
Seine Nahrung besteht aus bis bleinfingerlangen Fischchen,
die er lebend, den Kopf voran, verschluckt (höchstens staucht er sie vor⸗
»er zwei⸗ bis dreimal gegen seinen Sitzplatz), aus Wasserinsebten und
hren Larven, Egeln, Schnecken usw. In der Not frißt er auch
Keste vom menschlichen Tische. An einem sehr balten Dezember⸗
nachmittag des vorigen Jahres machten auf der Bleiche unterhalb
der Schlagd zwei sich balgende Amseln „Seilziehen“ an einer
Brotrinde. Da erschien blitzschnell von der Werra her ein Eis—
»ogel, ergriff den Streitgegenstand und war mit ihm werrawärts
erschwunden, ehe die sich vor Schreck wie versteinert anstarrenden
Amjeln zur Besinnung bamen.
Leider wird dieses herrlichste Schmuckstück unserer heimischen
Flußbewohner aus unduldsamen Fischerbreisen aufs grausamste
»erfolgt. Man mißgönnt ihm die paar Fischchen. Man bemesse
doch nicht den Wert eines Geschöpfes durch die bleinliche Partei-
zrille menschlichen Eigennußes. Der Eiovogel ist ja heute so
elten, buchstäblich zum Naturdenkmal geworden, daß man von
zinem Schaden gar nicht reden, kann, zumal nach den Kropf- und
Magenunterjsuchungen die Fische ungefähr ein Drittel der Ge—
amtnahrung bilden und diese Fische überdies oft gar beine Speise-
ijche sind. Außerdem vertilgt der Eisvogel gerade jenes Ge—
ziefer, das den Fischen jehr verderblich ist, aber wenig von stär—
zeren Feinden verfolgt wird. Für diesen schwerwiegenden Nutzen,
den der Wensch geflissentlich übersieht, darf der Eisvogel auch
einen wohlverdienten Lohn beanspruchen. Sollte ein einzelner
Eisvogel an käünstlichen Fischbrutteichen tatsächlich schaden, dann
denke man doch nicht gleich an Mord! Man vertreibt ihn sehr
einfach, leicht und sicher durch Abrasieren der Teichränder, d. h.
durch Beseitigen der passenden Sitzgelegenheiten, ohne die er jsein
Sewerbe in der gewohnten Weise nicht ausüben kann, und braucht
ich dann nicht mehr ũber „die verhaßte Eisvogelplage zu ärgern“.
Ein wahrer Freund der Natur wird es nicht über sich gewinnen,
diejen schönen Vogel, „den fliegenden Edelstein“, gleich einer
Wasserratte auf die Vertilgungsliste zu setzen. Steht die Fischzucht
auf sjo schwachen Füßen,
daß ihre Existenz von
dem Sein und Nichtjsein
der Eisvögel abhängt,
dann ists wohl ũberhaupt
damit vorbei.
So scheu und vor⸗
ichtig der Eisvogel ist,
o läßt er sich doch auch
mal übertölpeln. Vor
etwa 80 Jahren be—
obachtete ich gelegent⸗
ich eines Besuches bei
Derwandten vom Stu—
benfenster aus einen
EFisvogel. der steif wie
eine Bildsäule auf einer
niedrigen Gartenmauer
aß und unverrũckten
Auges in den draußen
vorbeigurgelnden Bach
nach Beute auslugte.
Neben ihm wucherte aus
em Gestein ein Dickicht
»on Gras, Beifuß und
Sittersũß, Hopfen und
Teufelszwien. Urplößz-
lich mischte sich in das
heftige Brasseln des Ge⸗
zweiges ein schriller
Angstichrei des Vogels,
and schon sprang eine Katze heraus, den Vogel zwischen den
Zãhnen schleppend. Ich nahm ihr denselben sofort ab, aber bereits
iach wenigen Zuckungen haite er sein Leben ausgehaucht, und ich
ielt seine Leiche in der Hand.
Sum Nisten gräbt sich der Eisvogel in 8 bis 20 Tagen eine
Hõhle gewõhnlich an senkrechten Aferböschungen so hoch ũber dem
Wahjerspiegel, daß bein Hochwasser sie erreicht. Eine 5 cem weite
Kohre jũhrt fast wagerecht, etwäs ansteigend, 1mm tief in die Erde
ind endet in einer bLesselförmigen Bruthammer. Aus Fischgrãten
ind Kerbtierresten bestehende, ausgespieene Gewölle bilden mit
Libellenflũgeln das eigentliche Nest. Die Eier sind fast Lugelrund
ind glanzend weiß. An den Jungen ist verschiedenes merkwũr⸗
dig. Die Vogeleitern halten ihr Nest sehr sauber, indem sie den
Kot der Jungen entfernen. Im vorgeschrittenen Alter jedoch
preitzen die Kleinen jelber ihren Unrat mit großer Kraft durch die
ast meterlange Sugangsröhre sehr geschickt ins Freie. Auffallend
st auch das Federnwachsstum. Die Federn sind anfänglich von
iner blauschwarzen Hülle. der sogenannten Scheide, umgeben, so
aß die Jungen sehr putzig bleinen Stachelschweinchen gleichen.
zind die Federn völlig ausgebildet, dann fallen die Scheiden vom
esjamten Kleingefieder gleichzeitig ganz plößzlich ab, wonach die
lungen mit einem Male im schönsten Federschmuck prangen.
Eine der großten Seltenheiten, eine wahrhaft bostbare Perle,
atte die Nachbarschaft Wißenhausens im Mauerläufer, sichodro-
na muraria L.
Abb. 4). Ich
ige absicht-
ich „hatte“,
enn ich weiß
licht, ob es
uchheutenoch
er Fall ist.
Dder Mauer-
äufer ist ein
derwandter
es Baum⸗
ãufers, aber
oejent lichstär⸗
er als dieser.
yn Deutsch-
and bewohnt
r die Alpen⸗
oelt und ist
m übrigen
deile nur ein
ngeheuer sel⸗
zner Jrrgast.
kr ist sogar dort, wo er ũüberhaupt vorbommt, nicht häufig, so daß
mmer das Glüũck zu Hilfe blommen muß, wenn man ihm einmal begegnen
»ill. An schroffen, oft jenkrecht abfallenden Felswänden des
hochgebirges, in Klüften und Schluchten, wo beines Menschen Fuß
inen Halt zu finden vermag, ist er zu Hause. Nur die Haͤrte
es Winters drängt ihn in fiefere Lagen, wo er dann auch altes
hemãäuer, Tũrme und Dächer mit seiner auffällig langen (23 bis
mmy, seichtẽeummen Schnabelsonde nach Inserten absucht. Im
März, April behrt er wieder ins Hochgebirge zurück.
Er ist ungesellig, außer der Brutzeit immer einzeln, gewandt,
ahelos und wenig scheu vor dem Menschen, d. h. er scheint die
sefährlichkeit des Menschen nicht zu bennen. Sein charabteristi—
cher Flug weicht von dem anderer Vögel bedeutend ab. Die schein—
ar unsicheren, zappelnden Flügelschläge erinnern an das Gaubkbeln
ines Falters bzw. einer Fledermaus und prägen sich dem Ge—
ãchtnis des Beobachters unvergeßlich ein. Am Gestein blettert
e leicht und zierlich, und zwar stets von unkten nach oben, ruck-
oeise hüpfend und die gelüfteten Flügel dabei benützend, indem
e sie ungefähr halb entfaltet, wie es unsere Abbildung darstellt,
ind blitzschnell wieder an den Leib zieht. Man meint, einen präch⸗
igen Schmetterling vor sich zu haben, der alle Augenblicke seine
flügel auf- und wieder zusammenklappt. Nie gebraucht er beim
dlettern den Schwanz als Stühlchen im Gegensatz zum Baum—
iufer, der einen Stützschwanz wie die Spechte hat. Sein buntes
zefieder ist dann wirkblich ein hübsches Naturschauspiel: zarttauben-
lau der Rücken, auf jedem Fläügelbug ein tiefroter Slutstropfen,
ie 3. bis 13. Schwinge schön barminrot gekantet, auf der Innen⸗—
ihne der 2. bis 5. Schwinge je 2 runde, mattweiße oder auch
elbliche Flecke, Gurgel, Kropfschild und Schwanz schwarz (im
Vinterkleid Kehle und Brust weiß). Einen Gesang habe ich nie
om Mauerläufer gehört. Im Schrifttum wird derselbe als burz,
ber angenehm und fleißig vorgetragen geschildert. Heinroths
Nauerläufer sang eine Strophe, die „ähnlich wie der Hauben-
erchenruf, aber dünner und schnarrender“ klang. Das Nest steht
a engen Felsspalten und enthält 4 bis 6 milchweiße, rotbraun ge-
üpfelte Eier auf weicher Unterlage von feinem Gamshaar und
aumiger Schnechasenwolle.
Der Maucerläufer hat sich wiederholt bis nach Mitteldeutsch-
and verirrt, jedoch ist meines Wissens, abgesehen von meinen
Beobachtungen, bein einziger Fall aus Niederhessen bebannt ge—
vorden. Die ersten, bereits im Winterbleid befindlichen Mauer—
aufer jsah ich am Morgen des 1J1. September 1913 vom Eisenbahn-
ug aus an einer Muschelkalkwand zwischen Gertenbach und
Vitzenhausen unmittelbar an der Bahnstrecke, und den zweiten
vohl das gleiche Stũck) am 9. Mai 1915 nachmittags auf dem
udwigstein. Der Vogel flatterte im hellen Sonnenschein an die
dorderseite der Burg heran, häbelte sich an der rechten Ecke des
Zebäudes an und rutschte an der glatten Fläche empor, um in
Abb. 4: Mauerlãäufer.
Phot. Lehrer F. Follmann, Kassel.