Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

Abriß der Geschichte von Heßen NMajjau. Von Studien⸗ In sehr geschickter, kLnapper und ũbersichtlich gegliederter Dar⸗ 
ꝛat Pros. Oe. W. Kürschner, Hest 1 (160 6) 1026, RM. o,40. tellung behandelt er die Geschichte von ganz Hessen·Nassau und 
Heft 2 (24 6.) 1921, RM. o.50. (Anhãnge zu Pinnow, Geschichts- nicht nur seiner einzelnen Territorien und VOynastien. Politische 
buch für die Mittelblahen höherer Lehranstalten, Band li. UI) md Kulturgeschichte sind wirkungovoll miteinander verknũpft, und 
VDerlag von B. G. Teubner in Leipzig und Berlin. iberall, wo sich Gelegenheit dazu bietet, ist aufgezeigt, wie die 
Herr Professor Kürschner in Marburg hat es unternommen, heschichte Hessen ⸗Nassaus auf die allgemeindeutsche einwirkt und 
die Geschichte Hessen⸗Nassaus im Rahmen des im Verlage von uimgebehrt. — 
S. G. Teubner erjcheinenden Lehrbuchs der Geschichte von Pinnow Die Hefte dũrften auch weitere Kreise interessieren. Sie 
in einem knappen Abriß darzustellen. ind daher auch gesondert lieferbar. 
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Auf der Heimatwarte. 
ãchlich auch bulturgeschichtlicher Art, vorgeschichtliche Funde, Er⸗ 
eugnisse heimischer Industrie und Kunst, alte Werbzeuge, Hausrat 
ind sonstige Altertümer werden gern und dankbar angenommen, 
inter Umständen auch bäuflich erworben. (Anschrift: Heimatmuseum 
Vitzenhausen.) 3. 8. 
Der Ibengarten bei Dermbach. 
Der in Deutschland einzigartige „Ibengarten“ bei Dermbach⸗ 
Khön, der hunderte von alten Taxusbäumen (Elben) enthält, ist 
ils Naturschutzgebiet erbllärt worden. Da in letzter Seit von den 
Taxusbãuinen biele Zweige entfernt wurden, hat das Forstamt 
dermbach bebannt gegeben, daß jede widerrechtliche Entfernung 
olcher Sweige streng bestraft wird, ebenfalls die Entnahme von 
Veißtannenreisig aus den Steinanlagen. 
Aus der Vorderrhön. 
Am Fuße des Soisberges liegt, etwas abseits von der großen 
heerstraße, der Flecken Mans bach (Kreis Hünfeld) mit dem 
Hestũt des Unionolubs. Ort und Burq Mansbach werden schon 
238 urbundlich erwähnt. Heute ist Mansbach ein aufblühender 
Hrt, wie man ihn in dieser vergessenen Ecke Laum vermutet. 
diese Entwicklung ist wejentlich bedingt durch das hier eingerichtete 
Iniongestũt, das vbiele Fremde aus ganz Deutschland herbeizieht. 
zn den geräumigen Ställen sind in der Regel 300 und mehr 
Rerde der edelsten Rassen untergebracht. Die hier gezüchteten 
erde gehören zum großen Teil zu den Preisträgern auf den 
roßen Pferderennen. Bie Gestütoverwaltung hat ihr Augen- 
nerbk auch der Entwicklung des Ortes zugewandt. Auf ihre Kosten 
ind schöne Anlagen geschaffen worden. Die Gemeindeverwaltung 
»at jũr Pflasterung der Hauptstraßen und den Bau einer Wasser⸗ 
eitung gesorgt. Der Wohnungonot ist Abhilfe geschaffen worden. 
Vegen eines Schulneubaues schweben Verhandlungen. Mansbach, 
as etwa 920 Einwohner zählt, ist in einem erfreulichen wirt- 
chaftlichen Aufschwung begriffen. 
VDom Wanderwosen. 
Am 24. April wurde in Niederaula eine Muster-Jugend-⸗ 
erberge, die früher als Kegelbahn gedient hatte, unter Teilnahme 
ind Ansprachen des ersten Vorsißenden vom Knüllgebirgsverein, 
Amtsgerichtsrat Heußner in Hersfeld, des Landrats Kirschbaum 
ind des Bürgermeisters DOr. Lahmeyer eingeweiht. Ein kleines 
Festspiel von Primaner Noll verschönte die Feier. 
Sprachliches. 
Dem Kasseler Verein für Erdkunde teilte auf sjeine Eingabe 
»om 15. Januar d. J. der Präsident des Reichsamtes für Landes- 
iufnahme in Berlin mit, daß vom Regierungspräsidenten zu Kassel 
zie Schreibung „Edder“ statt „Eder“ und „OQuelberg“ statt 
Sꝛeberg (beĩ Wolfsanger) als amtliche Schreibweise bezeichnet 
porden sei. 
Aufruf. 
Am 24. Mai 10217 wird der hessische Dichter Heinrich 
Sutberlet seinen 50. Geburtotag feiern. Eingeengt in seinen 
Beruf, der ihn tagsũber voll in Anspruch nimmt, hat er sich bis 
etzt auf die Veröffentlichung von Gedichten beschränbt. Dieje seine 
Dichtungen tragen in der Mehrzahl rein lyrischen Charabter. 
Sutberiet hat seine dichterische Sausbahn schon etwa 1895 in 
Deutsch· Bohmen mit Mahnrufen an das deuische Gesamtvolk, sich 
der völkijchen Not seiner judetendeutschen Volbsgenossen anzunehmen, 
begonnen. So ist er damals einer der allerersten gewesen, die 
iberhaupt auf die Grenzlandnöte unseres Volbes hinwiesen. Diejes 
Interesse an Schicksalsfragen des Deutschtums hat er stets bewahrt 
und ihm in seinen Gedichten wie in praktischer Tätigkeit immer 
vpieder starken Ausdruck gegeben. 
Ein Kreis von Freunden des Dichters plant anläßlich seines 
30. Geburtstages in verstärktem Maße für ihn und seine Wer ke 
zinzutreten. Es wird zunächst ein neuer Gedichtband von Gutberlet, 
Trommei und Harfe“, in dem sein ganzes Wejen sich wider⸗ 
piegeln joll, herausgegeben werden. 
Ein Spiel von Burbard Waldis. 
Das geistliche Spiel „Der verlorene Sohn aus Hessen“ von 
BSurkard Waldis wurde am hessischen Landestheater in Darmstadt 
aufgeführt, vierhundert Jahre nach der Uraufführung, die 1521 in 
Kiga stattjand. Der Verfaßer stammt aus Allendorf a. d. Werra, 
par Wonch in Riga, dann Sinngießer und der erste evangelijche 
Seistiiche in Abterode am Meißner. Das Spiel ist in brãftigen 
niitelbersen gereimt und zeigt dichterische Eigenbraft. Es ver⸗ 
herrlicht die Kechtfertigung durch Gnade und läßt den selbstgerechten 
Sruder des veriorenen Sohnes im Verdruß über die Aufnahme 
des Zurũckgekehrten das Haus perlassen und später im Mönchs- 
gewand als Vertreter der Werkheiligkeit auftreten. Ernst Leopold 
Stahl hat das Stück sehr geschickt erneuert. Sur Aufführung 
hrachie es die „Hessische Spielgemeinschaft“, eine Vereinigung von 
LZaienspielern unker Eduard Göbels Regie. 
Heimatmuseum Witzenhausen. 
Der Grundstock jur das Heimatmuseum kbonnte nunmehe ge— 
legt werden. Um festzustellen, ob in der Bürgerschaft auch Inter⸗ 
essje für das geplante Werk vorhanden ist, wurde vom 6. bis 
1j. April im Sitzungssaal des Rathauses eine Ausstellung der 
heimatlichen Natur in die Wege geleitet. Die Erwartungen aller 
vurden weit ũbertroffen, denn die Menge der Boesucher dürfte 
die Sahl Tausend erreicht, vielleicht sogar ũberschritten haben, 
obwohl nur naturwissenschafiliche Gegenstãnde gezeigt werden bonnten. 
Aupßer einer bleinen, aber auserlesenen geologijchen Samm-⸗ 
lung von Versteinerungen aus dem Sechstein und Muschelkalb 
nebst einigen Stũcken aus dem Argestein war ein umfangreiches 
Herbarium des Kreises Witzenhausen und seiner niederhessischen 
Rachbarschaft ausgebreitet. Von überraschender Keichhaitigkbeif 
waren die Moose, Farnbräuter, Enziane, Gräser, Arzneigewächse, 
die einstige jubboreale und subalpine Flora des Meißners und die 
Steppenflora des Werratales. Gerade die letztere hat viel mehr 
Dertreter, als von anderer Seite behauptet wird. Besondere 
Sruppen bildeten sodann die Pflanzenkrankheiten sowie die als 
Naturdenkmaler gesetzlich geschüßten bzw. schutzbedürftigen Pflanzen 
unserer engeren Heimat. Unier den Säugetieren erregten nament- 
— 
Steinmarderalbino, die zierliche Haselmaus und der neuerdings 
eingewanderte Siebenschlaͤfer berechtigtes Aufsehen. Starb beseßt 
waren die Abteilungen Sumpf- und Wasserbewohner, Kaubvögel, 
Eulen, Rabenartige, Wildhühner und Singvögel, vor allem die 
Orosseln. Viel bewundert wurden Kuckuck, Tannenhäher, ein 
schlohweißer Sperling, Wiedehopf, Eisvogel. Wasserschmätzer, 
Piroi und nordischer Seidenschwanz. Den Schluß bildeten die 
Kãfer und Schmetterlinge. 
Ein großer Teil der ausgestellten Dinge, die sich sämtlich in 
Privatbesitz befanden, ist dem Heimatmuseum in dankbenswerter 
MDeise zum Geschenk gemacht worden und wird vorläufig in einem 
Zimmer des Rathauses aufbewahrt. Weitere Suwendungen, haupt- 
Kleine Chronik. 
Zum Intendanten des Kasseler Staatstheakters wurde Ernst 
degal, bisher Generalintendant zu Darmstadt, ernannt. — 
Mit über 50 Mitgliedern unternahm der Hessische Geschichts- 
erein eine Autofahrt ũber Lichtenau — Eschwege —Creuzburg nach 
kisenach zur Besichtigung der Wartburg. Unter Führung des 
SZurgwartis Nebe, der einen durch Lichtbilder erläuterten Über- 
lick über die Baugeschichte der Wartburg gab, erfolgte ein Kund- 
jang durch alle Käume, auch durch das neuentdeckte Schlafzimmer 
duthers, das Pirkheimerzimmer und andere Gelasse, die sonst den 
Zesuchern nicht zugänglich sind. Die Kũckjahrt wurde ũüber Ifta— 
Netea und Waldkappel angetreten. — 
Die Stadtveroroͤneten zu Marburg bewilligten als Beihilfe 
zu den Feierlichkeiten des Universitätsjubiläums 40000 RWM. Aus 
hem Schioßberg soll ein Volbsfest mit Hans Sachs-Spielen, Tänzen, 
Fhorvorträgen u. a. stattfinden. Die in Aussicht genommene 
deßenbunstausstellung muß auf 1928 verschoben werden. weil die 
jur Aufnahme der Ausstellung bestimmten Käume im Jubiläums- 
runstinstitut nicht eechtzeitig fertiggestellt werden Lönnen. 
Audeuck nur nach Abereir funft mit dem Herausgeber gestattet. 
derausgeber: Konrad Bernecker. Druch und Verlag: A. Bernecher, Meljungen.
	        
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