Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

während die oberirdischen eine Breite von 1,80 bis 1,40 m in dem den ebenfalls durch einen ũberbauten Eingang zugänglichen inne⸗ 
oberen Stockwerk haben. Von diesem Gebäude aus soll auch der en Schloßhof einschließen. In dem rechts gelegenen Flũgel be- 
Sage nach ein untérirdischer Gang bis zum Alten Turm und der indet sich iin untern Stockwerk u. a. die Kapelle der katholischen 
dorfigen alten Burg geführt haben. Jedenfalls findet sich noch ßemeinde, die etwa 800 Seelen zählt, und im ersten Stock der 
—E Vitwensiß der Frau Peinzeß Wilhelm von Hessen. Der linbe 
ein etwa1,20 m breiter, 1,80 m hoher ausgemauerter Raum, der zchloßflügel und der Mittelbau enthalten die Gemächer des Land⸗ 
an seinem Ende (er ist eiwa 2 m lang), später zugemauert ist. rasen Chlodwig von Hessen-Philippsthal⸗Sarchfeld, der zur Seit 
Untersuchungen und Bemũhungen, die Fortseßung dieses offenbaren inen stãndigen Wohnsitz im Schlosse zu Herleshausen hat. 
Sanges aufzudecken, sind leider bislang erfsolglos geblieben. Es Erhalten geblieben von dem ursprünglichen, vom Landgrafen 
feht aljo noch dahin, inwieweit die Vermutungen sich mit der Vilhelm IV. erbauten Schlosse sind nur noch der Mittelbau und 
Wahrheit decken, wonach der Gang eine Verbindung mit der in er rechte Seitenflũgel mit Turm. Der jetzige linke Flügel ist in 
der Nähe gelegenen Stistskirche oder einem Nachbargebäude, das daterer Seit angefugt. Der ursprũngliche ebenso wie ein auf der 
heute nicht mehr besteht, hergestellt haben soll. — In späterer ehßt offenen vierten Seite stehender sind durch Brand im Dreißig⸗ 
Zeit eingefügt ist auch das je hige Portal mii dem Wappen. An hhrigen Kriege pernichtet. In einem dieser zerstörten Teile hat 
einer Sielle war wahrscheinlich einst eine gleiche einsache Spiß- ich u. a. der Kittersaal befunden, der von einer solchen Länge 
bogentũr, wie eine solche noch heute am hinteren Ausgang des ewesen, daß außer dem Prager Saal ihm beiner in Deutjchland 
Hauses nach dem Hofe zu vorhanden ist. seich“ gewesen ist, der auch die Wappen der ganzen hejsischen 
Son der linben Seite des Steinwegs führt nur eine Straße, KFitterschaft, aller hessischen Lehnsleute und Städte enthalten hat. 
die Brodgaßje, ab, in der u. a. die Synägoge der etwa 200 Seelen öIhn zierte auch das Kotenburger Stadtwappen mit dem Spruch 
zählenden jüdischen Gemeinde, eine Lohgerberei und eine Fabrik Kotenbergk an der Fuld die Stadt 
sũr Lederwaren sich befinden, während rechts der Hauptstraße der Im Schild drey grũüne Bletter hat. 
Irößere Teil der Neustadt erbaut ist. Hier steht auch die 1870 Der Berg ist roth / der Schjld ist weiß / 
hbegonnene, aber erst 1501 vollendete, der heiligen Elisabeth ge⸗ Der grünft/ wer erbar lebt mit Fleiß. 
vpeihte Stiftslirche, jo genannt, weil sie für das von Heinrich II. Gleich dem Kittersaal ist damals die ihm zunächst gelegene, 
m Jahr 1352 in der Ditstadt gegründete. vier Jahre später in die mit Alabaster und Warmor ausgearbeitete, mit „vergüldetem“ 
Neustadt verseßte Kollegiatstift Soden, schoönen Gemälden 
hestimmt war. Nach bereits in und geistlichen Sprüchen ver- 
den Jahren 1822- 1821 an ihr zierte Kapelle vernichtet 
⸗ↄ orgenommenen baulichen Ein worden. — Heute schließt 
griffen und NAusbesserungen, sich an die offene Seite 
die indessen wenig glücklich, des Hofvierecks gleich der 
'a, mißlungen gewesen sein Schloßgarten an, der in 
ollen, ist die Kirche in den seiner ursprünglichen Aus— 
Jahren 1801 und 1802 in dehnung noch vorhanden ist, 
vũrdiger Weije in moͤglichster aber nicht mehr die Spring- 
Anlehnung an ihre ursprũng- hrunnen, Häuschen usw. ent⸗ 
liche Anlage wieder herge- hält, von denen die alten 
tellt. Der auf der sfüdlichen Ihroniben berichten. 
Turmseite befindliche gotische In der gleich hinter der 
achteckige Aufbau mit Helm yfuldabrũcke nach rechts ab⸗ 
stammt aus den fünfziger zweigenden Straße liegt das 
Jahren des vorigen Jahr— Hebãaãude der höheren Bür⸗ 
hunderts. Auf dem mit schönen gerschule. Hinter diesem 
Linden bestandenen Kirchplatz Schulhause ist im Jahre 1902, 
hat auch der Pfarrer der Ge— nachdem verjchiedene Brande 
meinde seine Dienstwohnung. an dieser Stelle mehrere 
Als eine breitere Straße Hãuser und Scheunen in 
der AIepnsadt ist de der Asche gest ai zn 
og. Kajen zu erwähnen, auf ß groͤperes Gebãude für die 
en wir beim Fleischhut'schen uldabrücke und Schlod Dolksschule errichtet. 
Hause gelangen, und, der gleichfalls verschiedene aͤlte In den Hauptteil der Altstadt führt in gerader Fortsetzung 
Haujer mit huͤbschem Schnitzwerl Aufweist. Auch das städtische er Srücke eine schmale Gaße, die Srũckengase. Ofenbar hat 
Elektrizitãtswerb und der sog. Mauergarten, ein stãdtijches Zũcksichtnahme auf eine einmal erforderlich werdende Verteidigung 
Brundstück, auf dem im Sommer größere, Volbs- und Vereins- ei Anlage dieser für den verkehr zwischen Neustadt und Altstadt 
este abgehalten werden, liegen in der Nähe. ur notdurftig auereichenden Siraße mitgesprochen. Durch die 
Nach einem burzen Abstecher dahin behren wir auf den Stein- Grũckengasse gelangen wir auf den Ditstadter Marktplatz, der, 
veg zurück. Wir wenden uns wieder der Fulda zu, die eine acht. don ihr aus gesehen, mit einem xulißenartigen rechtoseitigen Ab⸗ 
zare Breite an dieser Stelle hat. hluß und dem hubschen Hintergrund, den die waldbedeckten Sũge 
Mamentlich zu Seiten hohen, Wasserstandes gewährt die Fulda, es Höberũcks und ein gerade auf der Fortsetzungslinie der 
vie gejagt, gerade an dieser Stelle einen achtunggebietenden An- Zrũckengasse dort erbautes Landhaus bilden, ein außerordentlich 
lick. Zu gilen Seiten gber ist außerordentlich wirkungsvoll der nziehendes Bild gewährt. Aber auch in seinen Einzelheiten 
Slick auf die Altstadt, insbesondere links auf das landgräfliche it der Plotz jelbst stimmungsvoll. Links erhebt sich die dem 
Schloß. Mehr malerisch wirkt dagegen auf der rechten Seite die eiligen Jabob geweihte Altstadter Kirche. Sie stammt, wie die 
Flucht alter Häuser, die im Laufe der Seit sich gesenkt und geneigt janze Altstadt, aus früherer Zeit als die Stistsbirche und hat in 
haben, aber gerade durch diesen Ausdruck des Alters und einer der langen Spanne Seil im Innern wie Außern manche Wand- 
Jgewissen Dũrfjtigkeit so stimmungsvoll anmuten. ung ersahren. Leider ist auch ihr Turm nicht mehr in jeiner 
And nun geht es über die im Jahre 1882 gebaute eiserne irsprũnglichen Anlage erhalten geblieben, vielleicht jo auch niemals 
Brũcke zur Altstadt hinũüber. Diese ist, wie schon der NRame dliendet. Der hurze Kuppelabschluß mutet nur als ein NMot · 
hejagt, der allere Siadtteil, der berelis in Anfang des 13. Jähr. ehelf an. — Vor der Kirche pläischert in einem mit hohem Stein 
hunderts von den Landgrafen von Thuringen angelegt ist. aud berleideten Behalter, dem joge Kump, die alte Wasserleitung. 
Am zunachst zu dem Schlosse zu gelangen, wendet man sich Auf der rechten Seite des Platzes steht das Kathaus, an dessen 
nach links und erreicht alsbald durch einen überbauten Torbogen äüdpltlicher Ecke — 1,15 m über der Erde — die Jahreszahl 1501 
den äußeren Schloßhof, von dem man, sich links haltend, zur sog. ind ein aus einem Kreuz und den Buchstaben H. W. gebildetes 
Schloßbleiche, einer zum Schlosse gehörigen Parkanlage, die aber zeichen sichtbar sind, in dem im Kellergewölbe ũber einer Tũr 
dem Rotenburger Publikum freigegeben ist und von ihm gern uch die Inschrijft · U V. I000 GLESENE ROIENBERG, annę 
besucht wird, seinen Weg sortsetzen kann. Die den äußeren Schloß 15 7.nch noch findet, das aber, vom Kellergeschoß 
hoj aͤuf zwei Seiten umgebenden Nebengebäude dienen teilweise bgesehen, aus späterer Seit (1050) stammt, da das urjprũng⸗ 
den Hofangestellten zur Wohnung, teilweise enthalten sie Stallungen che schöne steinerne Gebäute“ im Jahre 1681 durch Brand 
und Wagenremijen. Das eigentliche Schloß bildet mit seiner ernichtet ist. — Unmittelbar vor dem Kathaus erhebt sich 
ODorderseite auf der dritten Seite die Begrenzung des äußeren vas mit vler Kugelabazien umrahmte Krieger -⸗Denbmal, ein 
Hofes und ist selbit jeht ein Mittelbau mit wei Geitenflügeln. die nit einem Adler gebkrönter Obelisßä, das dem Andenkben der 
Kotenburg.
	        
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