weiter sagen wolle. „Wenn ich wüßte ... ob du mir ver- ümmert. Er ging auf sie zu und streckte ihr beide Hände
ziehen hastl!“ Er wagte nicht, sie anzusehen. „Du weißt ntgegen. Sie hob den Kopf, Tränen standen in ihren
es!“ jagte sie schlicht. „... ob du mich lieben kLönntest. .“ Augen. Da hielt er sich nicht länger. „Susanna Juliana,
Er hielt den Atem an. „Wenn sie doch nein sagtel“ derzeihe mir ... auch dieses Mall“ rief er, schlug die Arme
dachte er, „wenn sie wenigstens zögerte oder sich Bedenßk- im sie und drückte leise und andächtig die Lippen auf ihre
zeit erbäte!“ Sie seufzte tief auf. „Liegt dir so viel daran?“ Stirn, als ob er ein Heiligenbild büsse. Sie lächelte unter
fragte sie dann freundlich. Es war wie ein letzter Vor- Tränen. „Aber wirst du mir auch solgen wollen, wenn
hehalt, wie eine letzte Scheu, das Geheimnis ihres Herzens sch nicht ... in der Heimat bleiben bann?“ „Aberallhin
zu enthüllen oder — wie eine letzte, listige Ausflucht. vill ich dir folgen! Könnte ich sonst jagen, ich liebte dich?“
Nun mußte er lügen, wenn er sein Siel erreichen wollte. O, ich bin deiner nicht wert!“ rief Volpracht. „Du
Er zögerte einen Augenblick. „Würde ich sonst fragen?“ jagte prichst so rätselhaft?“ sagte sie erstaunt. „Du sollst noch
er ausweichend. Sie merkte seinen Hintergedanken nicht. illes erfahren! Für jetzt ... nimm diesen Ring von mir.
„Ja, ich liebe dich!“ antwortete sie, legte die Hände in den Siehst du die Schrift? Ich bin din, du bist min. Du
Schoß und neigte das Haupt. Anruhig trat er einen Lennst doch die Worte des Sängers?
Schritt zurüchk. Er sah, wie sie hingebungsvoll dasaß. Ich bin din, du bist min,
Nun erwartete sie ohne Sweifel, daß er sich zu ihr neigen Des sollt du gewiß sin,
und sie küssen werde. Aber er bonnte es nicht. Hatte sie Du bist bejlojssen in minem Herzen,
virblich gelogen wie er? ... Oder hatten sie beide die Verlorn ist das Slüsselin,
Wahrheit gesagt? Alles schien ihm auf einmal zweifelhaft. Du muest immer drinne sin.
Das Triumphgefühl wollte sich nicht einstellen, er war be- Aber halte den King noch geheim vor deinem Dater.“
schämt ... „Wir werden die Keiherbeize versäumen!“ sagte Warum? Er hat so Gutes von dir gesprochen!“ „Wenn
er plötzlich. Sie jah enttäuscht zu ihm auf. Er mied ihren er aber erfährt, daß ich nicht hier in der Stadt als Burg-
Slick und stieg den schmalen Pfad zwischen den Felsblöcken nann leben werde, daß ich vielleicht mit einem Fürsten zu
bergan. Sie blieb einige Schritte hinter ihm. Er hörte Ffelde ziehe?“ „Volpracht, ich weiß nicht, was für ein
das Laub unter ihren Füßen raschein und ging schneller, Seheimnis du vor mir verbirgst, und ich dränge dich nicht,
ohne daran zu denken, ob sie folgen könne. s zu offenbaren, ich vertraue dir. Aber das weiß ich,
Endlich auf dem baumlosen Gipfel blieb er stehen. nein Dater will nur, daß ich glücklich werde. Eine andere
Er sah über sich den reinen, blauen Himmel, unter sich die dvorge bennt er nicht!“ Volpracht blickte Susanna Juliana
hellen, sonnigen Lande und schüttelte wie erstaunt den Kopf. nn die Augen; er sah ihre Seele darin, eine Seele so rein
Es schien ihm, als seien mit der Dämmerung des Waldes vie der wolbenlose Himmel zu ihren Häupten. Da küßte
auch alle finsteren, verworrenen Gedanken von ihm gewichen. »x sie abermals andächtig. „Du süße Heilige, dul“ „Du
Eben schritt Susanna Juliana die letzte, kurze Steigung ärrischer Mannl“ antwortete sie lachend, „ich bin ein ganz
bergan und stützte sich auf einen Feljen. Forschend neigte veltlich Kind!“ And sie umfing ihn mit ihren starken Armen
er den Kopf, um ihr Gesicht zu sehen. Es schien tief be- uind herzte und küßte ihn. GFortjsetzung solgt.)
v 7
Auf Heimatwoeqen.
Kotenburg ade Fulda.
ersten Grũn schũchtern sich schmũcken
daliegen, mag sie in dusterer Herbst-
n blendenden Winterschnee hũllen —
Mag die Natur mit dem
oder in voller Sommerpracht
timmung erschauern oder allee
teigt der Wanderer oben von
er im Sũden der Stadt Koten⸗
»urg einsam thronenden
Hexenlinde herunter oder
äßt er oberhalb des Emanuel⸗
erges beim Aufwärtssteigen
niach dem Kegelplatz rastend
en Blick talwärts gleiten —
vie ein Kleinod liegt zu
allen Jahreszeiten das alte
liebe Rotenburg, „an der
Fuld' die Stadt“, zu seinen
Füßen! Ein wundersamer
Anblick, der an den Blick
»on des Trippfteins Höhe im
Schwarzatal auf das liebliche
Schwarzburg gemahnt!
Das breite Fuldatal, das
von Bebra nach Nordwesten
ich dehnt, verengt sich mãhlich.
Immer näher treten die feld⸗
uind waldbedeckten Höhenzũge
an das Silberband des Flusses,
bis sie dort ihren engsten An⸗
schluß finden, wo eingebettet
wijchenihnen Kotenburg liegt.
Kechts und links des Flusses drängen sich die Häuser der
Stadt zujammen, hie Neustadt, hie Altstadt, diese noch mit einem
Kest der alten Stadtmauer auf der südwestlichen, dem Höberück
zugebehrten Seite gegen die Außenflur scharf abgegrenzt, die
Kotenburg.
hemals Befestigungsgraben, dann Wiesengrund war und heute
nehr und mehr zu Gärten abgeteilt ist. NAus der Maueer ragen
och zwei Türme empor, der eine jetzt zum Gerichtsgefängnisse
zehörig, aber nicht mehr zu unfreiwilliger Unterkunft benutzt. An
erschiedenen Stellen ist der Mauergũrtel auch, um dem VBerkehr
der Neuzeit Rechnung zu
lragen, durchbrochen, und
neue Wege führen da aus
der Stadt in die Feldmarb
und gegen die Höhen, auf
denen schon schũchtern hier
und da ein Landhaus festen
Brund gefunden hat und
freundlich grüßt. Dort aber,
wo die einengende Stadt⸗
mauer schon laängst gefallen
und der Ausdehnung der
Stadt beine Grenze mehr
gezogen ist, sind Wohnstätten
in größerer Fülle im Laufe
der leßten Jahre aus dem
Boden gewachsen, so daß
wie Fũhlhorner oder Spinnen⸗
beine diese Ausläufer der
Stadt dem Blicke anmuten.
Aus dem Dächermeer
eagen die Türme der Stifts-
birche und Altstãädter Kirche,
der Turm des landgeäflichen
Schlosses empor, zwar nicht
stolz und ũberwältigend, aber
voch das Bild der roten und blauen Siegelsteine reizvoll
mterbrechend! In massiger Fülle zeigt sich dagegen und zieht
zen Blick auf sich der Bau des Schlosses am linken Fuldo-
ifer. das von dem Landgrafen Wilhelm IV. in den Jahren 15173