Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

einzelt ein Neuling dort ein. Aber stärberer Suzug fehlt haupt⸗ 
jächlich deshalb, weil die Willingshäuser keine Lust mehr haben, 
Malersleute zu beherbergen und zu verpflegen, umsoweniger, als 
sjunge Waler nicht zu den Begüterten dieser Erde zu gehören pflegen. 
Su viel zum Sterben, zu wenig zum Leben, das kann man 
von der einst viel besuchten hejsischen Malerkolonie sagen. Wird 
ie noch zu retten sein? Wohl nur durch ein Wunder! And dieses 
Vunder wäre, wenn sich in unserer materialistischen Seit wohl- 
abende, kunstsinnige Menschen fänden, die als Ergänzung des bleinen 
hũcker'jchen Malerheims ein großeres Kũnstlerheim schaffen wũrden, 
n dem die Maler geeignete Anterkunft finden bönnten. Nur dann 
vãre diese NMflanzstãtte echtester deutscher Bolkokunst noch zu retten. 
Dom Pulsschlag der Heimat. 
Hessische Genealogien. 
Mitgeteilt von Heinz Seelig. 
Aus der Feder des Staatsarchivrats De. Carl Knetsch- 
Marburg brachten die „Oberhessischen Blätter“ vor längerer Seit 
einen Artibel, der auch für die Leser 
unseres Heimatblattes von Bedeutung ist: 
„Dor wenigen Wochen ist der statt⸗ 
liche, reich mit Bildern geschmückte 80. 
Band des Deutschen Geschlechterbuches 
erschienen, das in den ersten Bänden 
den Titel „Genealogisches Handbuch 
bũrgerlicher Familien“ geführt hat. In 
diesem unter Leitung von Dr. Bernhard 
Körner durch den Verlag von C. M. 
Starbe in Göorlitz (seit 1880) herausge⸗ 
gebenen sehr verdienstlichen Sammel- 
werk, das eine vorzügliche Ergänzung 
zu den seit vielen Jahrzehnten erschei- 
nenden, den hohen und niederen Adel 
umfassenden Gothaischen Handbüchern 
bedeutet, sind bis jetzt die auf urbund⸗ 
licher Grundlage bearbeiteten Stamm- 
tafeln von weit ũüber 1000 bürgerlichen 
deutschen Familien niedergelegt. Darunter 
sind, was uns im Hessenlande besonders 
angeht, eine große Menge auch von 
hessijchen Geschlechtern behandelt, ja, es 
sind schon zwei umfangreiche Bände er⸗ 
schienen, die ausschließlich hessische Ge— 
nealogien bringen, u. zwei weitere hessische 
Bände stehen dicht vor dem Abschluß, 
davon ist der vierte Hessenband als Fest- 
gabe des Verlags zur Jubelfeier der 
Marburger Universität gedacht. 
Außer einer großen Menge von 
Hessen⸗Darmstädtijchen Namen sinden wir 
hier die Dieffenbach, die bebannte ehe⸗ 
malige Geschuͤtz- u. Glockengießerfamilie 
Henschel in Kassel, die Knodt, die Wetter⸗ 
sche Familie Manger, die aus Oberhone 
stammende berühmte Arztefamilie Thile- 
nius, die Theologenfamilie Paulus, die 
Such, Engelhard, Has, die Schröder, Schuchard, Junghans, 
Klippert, Lauckhard, Losch Lotheison, Lotichius, Lucanus, Murhard 
Stephan, Weicker, Will, Wolf. die waldeckischen Bunsen. aus 
dem benachbarten Nassau die 
Dilthey, Dreßler und die 
auch in Warburg vertretenen 
Schellenberg, Spieß, Asener. 
Die folgenden Bände werden 
von bekannten hessischen Na— 
men die Hassenpflug und 
Dilmar enthalten, dann die 
Beimm, die Grebe, Eberhardt 
und Laun, die drei Hersfelder 
Familien Braun, Kechberg 
und Seelig, die im 17. Jahr- 
sugheet aus Tirol ins Ober- 
essische gekommenen Ruetz, 
die niederhejsijchen Scheffer 
und Suschlag, die weitver⸗ 
breitete Familie Sũlch, die 
im vorigen Jahre ihren ersten 
Familientag in Marburg ab— 
gehalten hat, die aus Alofeld 
stammenden Bücking, die 
Kümmel und Eisenberg, die 
Hanqauer Deines. So werden 
wie in Kürze. wenn — wie 
X 
ortgesetzt werden wird, in diesem Geschlechterbuche eine vorzüg- 
iche Grundlage für die hessische Familien-Geschichtsforschung haben, 
vorin jfast jede Familie Hessens irgendwelche verwandtschaftliche 
Boeziehungen wird finden können. Bearbeiter der hessischen Bände 
jjt Pfarrer Knodt in Bad Nauheim, an 
hn haben sich die Familien unseres 
Landes zu wenden, die Aufnahme 
ihrer Genealogien wünschen. Es ist zu 
hoffen, daß sich unsere eingesessenen Ge— 
chlechter immer mehr auf sich und ihre 
Herkunft besinnen und schriftlich nieder⸗ 
egen, was sie über ihre Vorfahren 
vissen, wo unsere Väter und Vorfahren 
gesessen haben, wie jeder Einzelne mit 
dem Heimatlande verwachsen ist und wie 
die Geschicke des Landes auch die 
eines eigenen Stammes gewoesen sind. 
Aus dem Vorwort zum 50. Band 
»es Werkes mogen die dort angeführten 
Worte von Novalis als Mahnung hier 
ibgedruckt werden: Es gibt tausend ent- 
serntere Dinge, denen Sorgfalt und 
Müũhe gewidmet wird, und gar um das 
nãchste und wichtigste, um die Schicksale 
aunseres eigenen Lebens, unserer An— 
zehörigen, unseres Geschlechts, deren 
eije Planmãßigkeit wir in den Gedanken 
ziner Vorsehung aufgefaßt haben, be— 
rümmern wir uns so wenig und lassen 
sorglos alle Spuren in unserem Ge— 
dächtnijsse verwischen. Wie Heiligtümer 
wird eine weisere Nachlommenschaft jede 
Nachricht, die von Begebenheiten der 
Oergangenheit handelt, aufsuchen und 
jelbst das Leben eines einzelnen unbe⸗ 
bedeutenden Mannes wird ihr nicht 
gleichgültig sein, da das große Leben 
einer Seitgenossenschaft sich darin mehr 
»der weniger spieqgelt“ 
Aus dem Maleralbum. Seichnung v. W. Thielmann. 
Aus Hessenkunst 1922. (M. G. Elwert-Derlag Marburg-Lahn.) 
Sage⸗ vom Goldstein. 
In dem großen Walde zwischen 
Grebenau und Oberwegfurth im Schli ij 
Stein, der Goldstein lihellonde Leat ein ghoder 
Einstmals gingen Joseph und Maria mit dem Jesjuskindlein 
über das Waldgebirge. Jo⸗ 
eph hatte sein Beil und 
Zimmermannsgerät in der 
Hand, und Maria trug das 
KFindlein auf dem Arm, weil 
2s noch nicht laufen kbonnte. 
Es dunkbelte schon in den 
Tannen, und sie waren noch 
sern von Herberg und Ob— 
dach. Die Kehe traten mit 
hren Kitzchen äuf die Wald- 
wiese heraus, hoben ver— 
wundert die Köpfe nach den 
päten Wanderern und ästen 
furchtlos den lichtgrünen 
Hasenblee. Mond und Abend⸗ 
iern lugten durchs Gezweige, 
und ein Wässerlein rauschte 
irãumerisch ũber das Gestein 
die Schlucht hinab. 
Ties im einjamen Walde 
fanden sie einen riesengroßen 
Steinblock, wo sie ũber Nacht 
hlieben. Anter dem schützen⸗ 
S. Banker: Abendmahl. 
¶N. G. Elwort⸗HDerlag Marburag-Lahn.)
	        
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