Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

Da reckte sich der Weppler⸗Hannes und schleuderte den 
Stecken in die Scheunenecke, während der zerschlagene 
Hexenmeister seinen Kopf mühsam aus dem schmalen Spalt 
herausquãlte. „Du Schinder!“ beuchte er und stieß die 
Fäuste zornig in die Luft. 
Der Hannes aber trat sehr freundlich auf ihn zu und 
sagte: „Guten Tag, Nachbarl Was hast du denn so fürchter— 
ich geschrieen? Hat dich der Bock gestoßen? Oder der 
Watz gebissen? Man muß auch seinen Kopf nicht in fremde 
Ställe stecken, wo so gefährliche Getierze stehen!“ Und er 
achte ihn über das ganze Gesicht hin an. 
„VDerrecken sollst du — du —!“ fluchte der Nachbar 
und schleppte sich hinbend davon. 
Der Bauer betrat den Stall und gab dem aufgestörten 
Dieh sein Futter. Die BSäuerin lief ins Haus, um Kindern 
ind Gesinde das Späßchen brühwarm aufzutischen. Und alle 
Dinge zwischen Himmel und Erde standen nun wieder feierlich 
und ruhevoll, als wollten sie sagen: Sonntag heutel — 
Alte Seit — neue Seit õ Von K. A. Schimmelpfeng. 
„O nein, Sie haben wirklich nicht Kecht, lieber Freund', geworden, außen und innen in den Häusern. — In jeder 
so sprach die alte Frau, als ihr Besuch über die schlechten Küche läuft der Kran. Im Stall kann gespült werden, 
Zeiten von heute wieder einmal heftig geblagt hatte, „es und es ist doch noch genug Trinbwasser für's Dieh da. Ich 
ist doch Dieles heute besser ge— mein' manchmal, auch das Vieh 
vorden gegen früher .... Ja, seht besser aus heutzutage! 
a, natürlich, der schreckliche Krieg! AUnd dann das Licht! O ja, 
— Er war schrecklich, aber ... natürlich, es war oft sehr gemütlich 
28 ist doch eigentlich etwas merk⸗ bei der Petroleumlampe, und ich 
vwürdig, wenn wir vom Krieg ver— mag sie noch jetzt lieber als das 
angen, daß er nicht schrecklich jein Has, dies flackernde totbringende 
loll .... ungefähr so, als wenn Leuchtgas! Aber noch lieber ist 
wir uns das Wasser recht trocken nir doch meine elebtrijche Lampe! 
vünschen .... aber nein, vom .. Irgendwo, weit von hier, ist 
Krieg will ich ja nicht sprechen. — eine Taljperre, reinlich, ein herr⸗ 
Ich will Sie an etwas anderes icher Seel Von dort, von der Kraft 
erinnern. — )es Wassers gezeugt, Lommt das 
Sie bennen ja wie ich die Dörfer dicht in meine Stuben. Es ist tröst- 
—V ich, es brennt bei jedem meiner 
nen. Haben Sie vergesjen, wie ieben Volkbsgenossen, beim ein— 
die früher aussahen? And wie achen Arbeiter, beim reichen 
unsere Kleinbauersleute lebten? — Mann. — Ist's nicht ein großer 
Da gab es in jeder Gemeinde Fortschritt? Ist's nicht ein Fort— 
wei oder drei öffentliche Brunnen. schritt, daß der Bauer, der 
Dort holte man in Bütten und Kleinbauer unserer Dörfer, nun 
Eimern das Wasser. Fünf bis seine Arbeit mit dem Motor in 
zehn, auch zwanzig Minuten woeit zweĩ Tagen macht, zu der er früher 
nußte es getragen werden. Die acht Wochen brauchte? ... 
Folge davon war die Sucht, Wasser Ja, ja, ich weiß schon, was 
zu sparen. Für das Vieh mußte Sie sagen wollen, baden tun sie 
genug da sein. Also sparte man mmer noch nicht! Nein, das ist 
deim Menschen. Man wusch sich wahr, aber warten Sie mal, es 
ncht! Sie wissen, ich bin mein dauert nicht lang, dann haben 
deben lang auf dem Lande gewesen. auch unsere Dörfer ihre öffent 
Oft habe ich versucht, die Men— raan datht 838.Lahn lichen Badestuben, wie sie in Kuß⸗ 
schen, besonders die Mütter, zur land schon lange sind; doch, doch, 
Keinlichkeit anzuhalten, wenigstens zur Keinlichbeit bei den nein Freund, KRußland ist rein, nur Polen ist dreckig, das 
Kindern. Dabei gab's drollige Erlebnisse. Eine Mutter vird bei uns zu oft verwechselt! — Ja, da haben Sie Kecht, 
agte mir voll müden Verzichtes, als ich ihr riet, ihr Kat- ieber Freund, es sind alles äußerliche Dinge, die ich lobe, 
einchen öfter mal zu waschen: „Ach, wofür denn? ach, was — aber wusch sich nicht Pilatus die Hände, um sein Gewissen 
oll ich denn so'n Schwein noch waschen?“ — und eine ind seine Seele zu reinigen? Wo ist die Grenze zwischen 
andere meinte schlagfertig: „So? waschen? nun sagen Sie Zörper und Geist? Lassen Sie uns zusammen bräftig hoffen 
mir doch: wer wäscht denn die jungen Füchs' im Wald?“ ndbeten, daß der äußerliche Fortjchritt der Seele unseres so 
— And wenn ich den Dingen auf den Grund ging, war eliebten Volbes nicht schaden möge, nein, daß aus allen 
es immer wieder der Gedanke, Wasser zu sparen ... Ja, BGaben der Sivilijation auch echte und rechte Kultur ent— 
und heute, lieber Freund? — Ansere Dörfer sind frischer tände, zu Gottes und der Menschen Freude!“ 
Auf Heimatwegen. 
3 —3114 5 3 uiungen und Gemälde sind seitdem in Willingshausen entstanden, 
Die Willingshäuser Walerkolonie. ede —A »X zum Maler — bdee 
Von Dr. Otto Berlit-Heesfeld. Mit 14 Abbildungen. nter den deutschen Malern haben in diesem Heßendorf ihr Beftes 
Was 100 Jahre alt ist, hat eine Geschichte. Gerade aus der eschaffen. Es sohnt sich, einen Rückblick auf die 100jährige Ge— 
Zeit vor 100 Jahren, aus 18271, stammt das alteste Schwälmer dhichte dieser heffijchen Malerkolome zu werfen. — Was war es 
Trachtenbild, das uns überliefert ist. Ungezählte Sbizzen, Seich⸗ denn, das die Maler gerade nach Wilingohausen z0g, wohin sie 
G. v. Reutern: 
Aus Hessenkunst 1922. (M. G.
	        
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