Werb zu besitzen, das die frũhgeschichtlichen Überlieferungen, histo⸗
ꝛischen Dobumente, bau und bunstgeschichtlichen Seugen aus alten
Zeiten in Wort und Bild zu ihm reden laͤßt. Auch das Interesse
ines jeden Hessen dürfte sich dem Werke zuwenden. Umfang
und Ausstattung des Buches lassen jeinen Prels als durchaus
mäßig erscheinen. K.
Wilhelm Fränger, Vom Wesen der Volkskunst. Jahr⸗
hduch für historijche Volksbunde, Il. Berlin 1926. Herbert Stuben
eauch, Verlagsbuchhandlung. VIIlI. und 216 6. 40, mit 92 Abbil-
hdungen und 30 Tafeln. Preis 20, -— RM.
Das zweite Jahrbuch für geschichtliche Oolbsbunde, das hier
in vorzügsicher Ausstattung und mit außerordentlich reichem In⸗
halt vorlegi, hat sich die Aufgabe gesteilt, die jo lange unbeachtet
zebliebene Volbsbunst in Schrift und Bildwerk wieder ans Licht
zu ziehen und sie in die Gegenwart hinein wirken zu lassen. Die
herjchiedenen, von ersten Fachvertretern gelieferten Beiträge sind
in drei Hauptgruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe wendet sich
den Grundfragen zu, der Völberkunstgeschichte, der seelischen
Hründung der ursprünglichen Bildnerei und der Bestimmung des
Segriffes Volkobunst. Die zweite Gruppe führt in die Sonder⸗
ragen des wissenschaftlichen Aufbaus ein und zeigt, wie die Volks⸗
runst erst im weiten Rahmen einer umfassenden Kulturforschung
zu erschließen ist. Die dritte Gruppe widmet sich Einzelunter⸗
uchungen und trägt zur grundsätzlichen Klärung der heute viel
umsteiftenen Frage beĩ, inwieweit man die Volbskbunst als urtüm-
iches Emenhastgut oder als ein nur abgeleitetes, „gesunkenes“
Küulturgut anzujprechen habe. Der verdiente Herausgeber De.
Wilhelm Fränger sieht es als eine seiner Hauptaufgaben an, die
ꝛergleichende Volkbsbunstgeschichte durch die von ihm herausge⸗
zebenen Jahrbũcher nachdrũcklich zu fördern, damit das weitsichtige
Ztoffgebiet aufgeteilt wird und so leichter zu ũbersehen ist. Außer
er eingehenden Bücherbunde seien vor allem solgende Beiträge
hervorgehoben: Aljred Vierbandt: Prinzipienfragen der ethno⸗
sogijchen Kunstforschung; Hans Prinzhorn; Vom Urvorgang
der bildnerischen Gestaltung; Artur Haberlandt: Begriff und
Wesen der Volkskunst; Michgel Haberlandt: Die europäische
Oolksbunst in vergleichender Betrachtung; Wilhelm Peßlerr
Brundzüge zu einer Sachgeographie der deutschen Volkbskunst;
fduard Hoffmann-Krayer: ÜUer Mujseen für vergleichende
dolkskunde; Karl Spieß: Der Mythos als eine der Grundlagen
er Bauernkunst; Sigurd Erixon: Die schwedischen Bauern⸗
nalereien; Wilhelm Fränger: Deutsche Vorlagen zu rußssischen
dolbsbilderbogen des 18. Jahrhunderts. Außerdem finden wir
ie Denbschrift des Reichskunstwarts De. Edwin Redslob
iber die von der Arbeitsgemeinschaft für deutsjche Handwerks-
lultur und von der Jahresschau für deutsche Arbeit geplante Aus-
tellung. Besonders hervorgehoben müssen die 80 Tafeln werden,
die uns so mannigfache Einblicke nicht nur in die Volbskunst, son⸗
hern auch in das Volksleben, in Sitte und Brauch gewähren, daß
ie allein schon den Wert des Werbes ausmachen. Die Verlags-
zuchhandlung hat es in ausgezeichneter Weise verstanden, das Buch
uszustatten. K. Wehehan ˖ Franbfurt a. M.
W. Korolenko, Der blinde Musiber u. a. Erzählungen.
Reclams Universal⸗Bibliotheb 2929/29 a. Geb. 1,20 RM.
VODon den einigen hundert Reclambändchen, die mir jeit einem
dierteljahrhundert in die Hände gebommen sind, ist und bleibt
ieses eines der liebsten und wertvollsten für mich. Früher ent-
ielt es nur die Novelle „Der blinde Musiker“; in dieser neuen
Auflage erscheint es um zwei Erzählungen und eine Sbizze ver—
nehrt. Die Titelnovelle ist eine ergreifende Prosadichtung auf die
eilige Lichtsehnsucht der Menschenseele. Der Dichter gibt die
hlichte, piychologisch feine Seichnung eines blindgeborenen Knaben
ind seines Werdens. Onkel Max, der zerhauene, auf Krücken
umpelnde Veteran, wird dem Knaben Lehrer und Erzieher;
ochem, der Knecht, führt ihn zum Verständnis der ubrainischen
olspoesie in Wort und Weise; Eveline, das Kind des Guts-
achbarn, gejellt sich dem Blinden als Gespielin und Mitschülerin.
der weltweise Erzieher reißt die künstlichen Mauern um den
ũngling nieder, lãßt das wirbliche Leben um ihn fluten und heilt
m von dem starren und egoistischen Bewußtjein des persönlichen
eidens. Petrus, der Blinde, findet in Eveline seine Lebensge⸗
wsjin, wird als DVater eines sehenden Knaben ein Glied in der
Zette der Geschlechter und bündet und mildert durch die Kunst
er Töne fremdes Leid und fremde Not. — Die übrigen Erzäh—
ungen des Bändchens jprechen, wie alles von Korolenko, mensch-
ich und kũnstlerijch ebenjosehr an wie die Titelnovelle. K.
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Auf der Heimatwarte.
Forscher und Dichter.
Am 22. März d. 4. beging der Erforscher des klassischen
Altertums und langjährige Dozent an der hessischen Landesuni-
persität, Geheimrat Pros. De. Theodor Birkt, seinen 15. Geburts-
ag. Neben jseinen Büchern über die römische und griechische
Antibe und das Germanentum, die ihn als Wissenschaftler und
Forscher rühmlichst bekannt werden ließen, hat er als erfolgreicher
Dichter auch Novellen, Gedichte und Dramen erscheinen lassen.
Stiftungen für das Universitätsmuseum.
Für das Museum der Landesuniversität, mit dessen Einrich-
sung in den Räumen des Kunstinstituts bald begonnen werden
tann, sind von der Marburger Bürgerschaft eine Reihe wertvoller
Stiftungen gemacht worden, darunter eine Sammlung moderner
ranzössscher Bronzeplabetten, eine ausgewählte Waffensammlung
des kürzlich in Marburg verstorbenen Generalleutnants Rathgen
und ein großes Glasgemälde aus dem 14. Jahrhundert, das die
Kreuzigung darstellt. Die Universität beabsichtigt, den größten
und schönsten Raum als „Schatzkammer der Elijabethlirche“ zur
Derfügung zu stellen, darin die wertvollen Kunstwerke diesjer Kirche
Schutz und Pflege finden sollen.
Kunstgeschichtliches.
„Der bebannte Altertumsforscher Geheimrat De. Theodor
VPiegand, der dem Kreise Homberg entstammt, hat eine neue
Keise nach Kleinasien angeteeten, um die von ihm geleiteten
deutschen Ausgrabungen in Pergamon fortzusetßen. —
Im Verlag der Landesverwaltung zu Kassel erschien von dem
Kunsthistoriker De. Friedrich Bleibaum ein Werk über Schloß
Wilhelmstal. Das umfassende Werb enthält 105 Tafeln nach
ohotographischen Aufnahmen und Seichnungen. —
Die städtijsche Baukommission zu Alsfeld hat folgenden er⸗
freulichen Beschluß gefaßt: „An älteren Bauten innerhalb der
Stadt Alsfeld können Anderungen durch die Baupolizeibehörde
rach Anhörung der Bürgermeisterei und des Denkmalspflegers
berboten werden, sofern durch die Anderung der Charabter der
Stadt ungünstig verändert wird.“
Hesjische Volksliedersammlung.
Die vor einiger Seit in Angriff genommene Sammlung von
Oolksliedern aus dem ehemaligen Kurhessen ist nunmehr in vollem
Sange. Eine Anzahl Volksliederfreunde aus den verschiedensten
Segenden Hessens sandten wertvolle Beiträge ein.
Mit herzlichem Danb bestätigt die Volbsliederkommijssion den
kmpfang der handscheiftlichen Aufzeichnungen und mündlichen
Text⸗ und Liedmitteilungen. Um woeitere gütige Unterstützung
itten: Dr. Wilhelm Hopf, Direktor der Landesbibliotheß, Biblio⸗
hebsrath Dre. Struck und Johann Lewalter.
Erwünscht sind vor allem noch unveroffentlichte, auf den Dörfern
n den Spinnstuben, bei der Arbeit oder auf der Dorfstraße ge—
ungene echte Volbslieder (Texte mit und ohne Melodien). Die
Duehnuns joll möglichst originalgetreun und nur einseitig beschrie⸗
en sein.
Kleine Chronik.
Der staatlichen Aufbauschule in Homberg ist durch Ver—
ũgung des Ministers fũr Kunst, Wissenschaft und Volbsbildung vom
3. Wyor d. J. der Name August-VDilmar-Schule verliehen
vorden. —
Bei einem am 7. März vom Hessischen Volksbund in Hom—
erg veranstalteten Heimatabend rezitierte Rebtor Richard
Weisser Dichtungen lebender hessijscher Autoren. Es bamen zum
Vort Otto Blũse, Dalentin Traudt, Gottfried Buchmann, Adolj
däger, Karl von Berlepsch, Heinrich Kuppel, Richard Weisser,
Zudolf Presber, Joh. H. Schwalm und Heinrich Kranz. Frau
Kektor Weisser bot im Sologesang zwei von Obermusiblehrer
deinrichs vertonte Lieder von H. Ruppel. —
Aus Anlaß der Achthundertjahrfeier des ehemaligen Dorfes
Bettenhausen wird eine Geschichte von Bettenhaujen aus der
Feder von Bruno Jacob erscheinen.
Jugendwandern.
Das Reichsamt für Landesaufnahme hat sich auf Anregung
es Verbandes für Deutsche Jugendherbergen bereit erklärt, bei
neu erscheinenden Wanderkbarten die Orte mit Jugendherbergen
vurch farbige Unterstreichung besonders benntlich zu machen. —
Am a. April d. J. wird die Jugendherberge in Nieder-
aula eingeweiht. Ein Agendirhen wird die gesamten Jugend⸗
hünde des Kreises Horsfeld vereinigen.
Nachdruck nur nach Abereinkunft mit dem Herausgeber gestattet.
herausgeber: Konrad Bernecker. Deuck und Veeläg: M. Bernecher, Melhungen.
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