den Hessen, deren Hauptmasse damals das fruchtbare Gebiet der
mittleren Edder und ihrer Nebenflũsse Elbe, Ems und Schwalm
bewohnte. Im Jahre 128 fällte er dem Büraberg gegenüber auf
der Geismarhöhe die heilige Eiche Donars, worauf bald der größte
Teil der Hessen das Christentum annahm. Sur Sicherung und
zum weiteren NAusbau der jungen hessischen Kirche erricht ete
Bonifatius, da der Bũraberg wegen seiner geringen Oberfläche
beinen Raum für eine größere Siedelung bot, im folgenden Jahre
auf der benachbarten fruchtbaren und
jonnigen Höhe von Frideslar ein Bene⸗
diktinerkloster und eine Benedibtiner-
schule, die bald zu großer Blüũte ge⸗
langten. Um das Jahr 138 war die
Christianisierung Hessens vollendet.
Bonifatius, als Organisator nicht
weniger groß, wie als Missionar, er⸗
eichtete im Jahre 141 3zwecks Susammen-
assung der neuen christlichen Gemeinden
zu einer hejsischen Kirche auf dem Bũrd⸗
berg das hessische Bistum Büraburg
Er bam damit einer damaligen kirch-
ichen Vorschrift nach, gemäß woelcher
Bischofssitze nur in befestigten Orten
errichtet werden durften. Seinen Lands-
mann Witta, der bis dahin Abt des
BSũraburger Klosters gewesen war,
oestellte er zum ersten Hessenbischof.
Witta blieb auch der einzige hessische
Bijchof; er erlag im Jahre 168 bei
einem Besuche seines Freundes Lullus in Mainz einem Herzschlag
und fand jeine Kuhestätte in der von Lullus erbauten Klosterkirche
zu Hersfeld. Das Bistum Büraburg wurde mit dem Erzbistum
Wainz vereinigt.
Schon bald nach Wittas Tode bamen schwere Seiten über
Fritzlar und Büraburg. Karl der Große wollte bebanntlich die
Sachsen mit Schwertesgewalt zur Unterwerfung und zum Chreisten-
tkum zwingen, besiegte 7178
die Sachsen, eroberte die
jächsische Grenzfestung Eres⸗
hurg und zerstörte die Ir—
mensul, das Nationalheilig-
tum der Sachsen. KRache
schnaubend fielen im nächsten
Jahr die erbitterten Sachsen
n das benachbarte christliche
Hessen ein, eroberten und plüũn⸗
derten Frideslar, dessen Ein—
wohner noch eben die Seit
gefunden hatten, sich hinter die
festen Mauern der Büraburg
zu flüchten. Nun belagerten
die Sachsen die Büraburg,
aber das feste Bollwerb wider⸗
tand ihren Angriffen, sodaß
ie, bei einem Ausfall der Be—
saßung geschlagen, wieder ab⸗
zogen; Büraburg hatte das
hessische Christentum gerettet!
Frideslar wurde wiederher⸗
gestellt.
den Saaten des Landmanns. Fromme Waller zogen im Sommer
etend und sinnend hinauf zur Höhe des heiligen Bonifatius.
Heimatliche Geschichtsfreunde wũnschten den Tag herbei, wo
»as in der Erde Verborgene wieder an das Tageslicht treten
vürde. Diejer Wunsch geht jetzt endlich in Erfüllung.
2. Die Ausgrabungen auf dem Büraberg. J
Die im Herbst vorigen Jahres im Auftrag der Staatsregierung
unternommene Spatenarbeit Oonder⸗
aus wurde mit reichem Erfolge
gekbrönt:
Sie bestätigt die frühgeschichtliche
hattijch⸗ frãnbijche Ansiedlung auf dem
Büraberg, legte chaͤttisch-fränkische
Reihengräber, Wittas Taufkbapelle
und Taufbrunnen und Teile der ge—
waltigen, aus dem Anfang des 6. Jahr⸗
hunderts nach Chr. stammenden frän—⸗
bischen Festungsmauern und Tor-An-
lagen frei.
1. Zunãächst wurde der Spaten an
der Chorwand der jetzigen Kirche an⸗
gesetzt, die ältere Bauformen zeigte:
In etwa zwei Meter Tiefe wurden
die an die Chorwand der Kirche an—
gejetzten Grundmauern von Wittas
Taujbapelle, Reste einer halbrunden
Chor⸗Apsis und die Fundamente eines
an die Kirche angebauten größeren
Vohnhaujes freigelegt, die man wohl als Reste von Wittas
SBischofsswohnung ansprechen darf. Von ganz besonderer Wichtig-
leit aber ist die Aufdeckung eines Taufbrunnens neben der Tauf-
lapelle. Derselbe hat eine Tieje von reichlich zwei Meter,
m unteren Teil einen breisrunden, oben einen ovalen Querschnitt
ind glatt gemauerte Wände. Der Boden des Taufbrunnens ist
nit Steinplatten belegt, in deren mittlere ein Kreuz eingemeißelt
ist. In diesen Taufbrunnen, die
iur bei Bischofokirchen angelegt
verden durften, empfingen die
Neubebehrten durch Unter⸗
auchen das Sabrament der
Taufe. Taufbrunnen dieser Art
ind in großerer Sahl bis jeßt
nur in Franbreich aufgefunden
worden. Die weitere Ausdeh⸗
aung der Grabungsarbeit an
diejer Stelle wurde behindert
durch die zum Teil noch frischen
Bräber des die Kirche um—
gebenden Friedhofs, auf dem
eit undenklicher Seit die Ein⸗
pohner von Ungedanken und
Kothelmshausen ihre Toten
begraben.
2. Innerhalb der Kirche
orgenommene Antersuchungen
tellten fest, daß die jetzige,
m 17. Jahrhundert erbaute
Kirche auf den Fundamenten
her Bischofskirche Wittas steht,
zon der troß der Serstörung
m 30 jãhrigen Kriege auch noch
die viereckigen Tragpfeiler des
Triumphbogens erhalten sind.
Fin in der Mitte freigelegter
Stein zeigte Brandspuren und
eitwärts Kohlenreste, was seine
VOerwendung als heidnischer
Opferstein vermuten laͤßt. Wenn
diese Vermutung richtig ist, so
Rätte man beim Bau der ersten Kirche die damalige bkirchliche
dorschrift befolgt, daß christliche Kirchen möglichst auf dem Boden
ʒeidnijcher Kulturstätten errichtet werden solllen.
3. Ein welteres Ergebnis der Ausgrabungen ist die Frei⸗
egung einer größeren Anzahl wohl erhaltener chattischer und
iltfränbijcher Keihengräber auf dem Gelände außerhalb des um-
vallten Friedhofs. Sie beweisen uns die Richtigkeit der von
em romischen Schriftsteller Tacitus in seiner „Germania“ ge⸗
ebenen Darstellung ũber die bei den Chatten übliche Toten-
hrung. Ohne Sarg liegen die Toten reihenweise in flachen
Die Kapelle auf dem Büraberg.
R
Als 30 Jahre später die
Sachsen sich der fränbkischen
Oberherrschaft und dem Chri—
stentum unterwarfen, begann
Bürabergs Blüte zu sinken:
die kurze Bischofsherriichleit
war dahin, das Benediktiner-
kloster war infolge der Ent—
wicklung des Fritzlarer Klosters
eingegangen; nach der AUnter⸗
werfung der Sachsen hatte Büraburg auch seine Bedeutung, als
Grenzfestung verloren. Es vereinsamte immer mehr, die Einwohner
berließen die wenig fruchtbare und wasserarme Berghöhe, um sich auj
der sonnigen und fruchtbaren Höhe von Fritzlar niederzulassen, wo sich
um das Bonifatiuskloster rasch eine größere Ansiedlung gebildet hatte.
Buraburg verfiel immer mehr; die Keste der einstigen Sergstadt
wurden im 830 jahrigen Kriege von den Hessen zerstört. Bis heute
erinnerten nur die Keste mehrerer Wälle und das im 18. Jahr-
hundert erbaute einfache Kirchlein an die einstige Stadt. Das
Ubrige schlummert ein Jahrtausend im Erdboden, übergrünt von
S527.
Den Oruckstock hat der Verlag Aschendoryj ⸗Münster i. W. (aus der Schrift von Fran 3
Flasbamp: Auf hessischen Bonisatiuspfaden. Ein Führer. 80 326. 5 Karten 1RM.)
danbenswerterweise zur Verfügung gestellt.