Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

nierten Kopf und Oberhals, den braunen Streifen, dem 
lustigen grünen Spiegel am Flügelgrunde. Da streckt und 
schũttelt schon ein Erpel die burzen Schwingen, duckt sich, 
reckt den Hals, stößt gellende Jubellaute aus und schwingt 
sich mit schnellen, pfeifenden Flügelschlägen in die Lüfte. 
Die anderen folgen wie auf Kommando seinem Beijspiel. 
Der Schwarm dreht sich in einer steilen Kiesenspirale in 
die Höhe, ordnet sich zur Keihe, prüft in den höheren 
Kegionen die Weiten der Welt und entschwindet in der 
Kichtung der Höllenberge auf Nimmerwiedersehen. 
Fritzchen stand starr wie eine Bildsäule, das Antlitz gen 
Himmel gewendet und den Mund weit aufgesperrt. Weil 
aber doch beine gebratenen Enten hineinflogen, klappte er 
hn wieder zu, schlug die Augen nieder und strebte sprachlos 
um Hofe hinaus dem Dorfteich zu. Den hatte man — 
ndlich — abgelasjen. Die halbmeterdicke Modderschicht 
vpurde am Rande zu einem Breiwall aufgetürmt, der 
vochenlang seine lieblichen Wohlgerüche in die Umgegend 
rusströmte. Gerade räumte man die tiefe Stelle aus, die 
»as Opfer der übergroßen Mutterliebe verschlungen hatte. 
Unglaublich, was da alles ans Tageslicht kam. Fritzchen 
eachtete es kaum, so späherhaft er auch jeden Spatenstich 
»erfolgte. Da warf ein Bauernbursch in großem Bogen 
zinen Dreckklumpen ans Ufer, aus dem ein Schnabel und 
zwei Beine hervorsahen. 
Fritzchen wandte sich ... 
Der goldene King õ Von Th. Endemann. 
—ADD— Da weiß es der Alte: Sie sucht ihren Ring, 
Wo der Wasser Sturz in das Dunbkel braust, Der Liebe, der Treue verlorenes Band, 
Da hat es der alte Konrad gejeh'n, Und es schleicht ihm das Mitleid ins Herz hinein 
Und eisig hat es ihn angegraust: Mit der armen, zuckenden Frauenhand. 
Bald flimmert es über dem Wellenschaum, Hat übermũtig sie mit ihm gespielt, 
Bald zittert es tastend einher an der Wand, Als das goldene Kleinod verloren ging? 
Jetzt ist's nur ein Schatten, jetzt leuchtet es weis Ist's, daß an dem Ring ein vernichtetes Glück, 
Eine schlanke, liebreizende Frauenhand. Fine angstvolle, heimliche Sünde hing? — 
Jetzt flackert's empor an dem moosigen Rad — Dann sah er noch oftmals die weiße Hand, 
Jeßzt fingert es ängstlich am Boden entlang — Und auch manch ein andrer noch sah sie genau, 
Jetzt huscht's an der feurigen Esse vorbei — Und es spann die Sage ihr freundlich Gespinst 
Jetzt streift es im dũsteren Hammergang! Um die „weiße Hand“ und die „weiße Frau“. 
Es sträubt sich sein Haar, es stockt hm das Herz, Und es hieß: Wer ihn findet, den goldenen Ring, 
Und er starrt auf das Wunder wie festgebannt, Und gibt ihn der Suchenden gütig zurũck, 
Da — am Goldfinger sieht er ein rotes Mal Dem jegnet die Hand sie und segnet das Haus 
An der ringlosen, suchenden Frauenhand. Und mit goldenem Ringe umschließt ihn das Glück. 
Nach Jahren wurde im Hammer gebaut, 
Da blinkte es auf aus Schutt und Gestein, 
Und klingend sprang in das Sonnenlicht 
kin schmales, goldenes Ringelein. 
Seitdem in dem dunkbelen Hammerbau 
Mard nie mehr die suchende Hand geschaut, 
Und des Hammerherrn froͤhliches Töchterlein 
Trug den goldnen Keifen — als glückliche Braut. 
VDom Pulsschlag der Heimat. 
7 Bett das Liebste. So Lamen auch an diesem Abend nur die drei 
Auf Schleichp jaden. ilten Stammgäste zum Wirtshaus, die dank vorgerückteren Alters 
Es war in der sogenannten guten alten Seit, als noch jedes ind günstiger Familienverhältnisse sich nicht mehr ums Dreschen zu 
der vielen kleinen Ländchen in unserem weiten deutschen Vater - ümmern brauchten. 
lande eigenbrotlerisch jein eignes Mũnz-⸗, Maß und Gewichts- Dater Hannliwigg kam mit einem Kännchen Branntwoein, 
ihstem hatte und sich mit Sollschranken umgab. Die Grenzen der at seinen Gästen Bescheid und setzte es auf den Tisch, wo es nun 
einzelnen Gebiete, die man heute baum noch bemerbt und nur hie von den drei alten Gesellen reihum gereicht und mit ganz genau ab- 
und da an den mit Wappen oder Jahreszahl versehenen, Grenz · ezirkelten Schlũücken seines Inhalts beraubt wurde. Man sah 
steinen erbennt, bildeten damals füͤr Handel und Verblehr noch s, daß man Leute vom Fach vor sich hatte. „Daos waor waos 
wirbliche Schranken. And wie ũberall, wo die Bestimmungen eines fFeines, daos laobt“, meinte der letzte mit Kennermiene, als er das 
Besetzes auch zugleich der Antrieb sind, sie zu hintergehen, jo eere Glas hinsetzte. Und ein leises Sewegen der Lippen und sein 
hatten auch die vielen Sollgrenzen einen regen Schmuggelbetrieb zur ersunkener Blick ließen darauf schließen, daß alle jseine Gedanken 
Folge. Auch in unserem burhessischen Landchen war das Schmuggeln hem prickelnden Tropjen nachgingen bis in die „geheimsten Tiefen“. 
an der, Tagesordnung. Dabei handelte es sich hauptsachtich um Der waor wirre vo do obe. Maorste wirre mol driwe?“ fragte 
ee damge im Konsum der Landleute eine bedeutendere zr weiter und nickte mit dem Kopf nach dem VSarmstadischen zu 
olle spielte als heute. 
Es war an einem Spätherbstabend. Früh brach die Dunkelheit erst erorny in haien den —585 —X 
äber das Dörschen und brachte das unermüdliche, tabtmäßige — ug —8 agng Iu nelgebroocht 
Klappern der Dreschflegel zur Kuhe. In der Gaststube des ee — — —** —8 g 
Wirtshauses steckte Dater Hannliwigg!) das Licht an, denn hier * 9 . nN is dir bassiert?⸗ 
nachte sich die Nacht am ersien breit. Nach echter Vorjwieis anderen horch D erftaum auf: „Nanu, waos is dir bassiert? 
hausart lag das Gebäude nämlich nicht an der breiten offenen „Ichh mach es nami t2. 
Straße, sondern in einem versteckten trauten Winbel, zu dem man „Hu je dich geschnapp 
auf allerhand heimlichen Gängen und Gäßchen gelangen bonnte, „Haho. geschnappt! —D 
die so schmal waren. daß selbst eine Heimbehr mit nicht ganz ach bomijch zou gieh. 
sotrechter Ladung keine allzu großen Schwierigkeiten machte. . Und als die anderen nicht nachließen mit Fragen, begann er 
Voch es dauerte noch eine ganze Stunde, bis der erste Gast chließlich zu erzählen: 
erschien, dem sich alsbald zwei weifere zugesellten. Es war für „VDorgestern Abend war es. Mein Schnapsvorrat ging zur 
die meisten noch nicht die rechte Seit dazu, ein gemütliches Trink· heige, und es blieb mir nichts anders übrig, als troß des unfreund- 
und Plauderstündchen im Wirtshaus zu halten. Die Drescherei ichen Wetters den weiten Weg über die Grenze zu machen, um 
war noch in vollem Gange, und einem, der von morgens frũüh bis vieder neuen Vorrat herbeizuschaffen. Also zog ich meinen festen 
abends spät den Flegel schwingt. dem ist am Abend ein weiches fuhrkittel über, hängte mir das Keff mit dem lecren Fäßchen auf 
ty Johann Ludwia. 2) nicht mehr.
	        
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