Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

Beinchen strampelten; wie sie pfeilschnell, neckischen Teufelchen ischte damit auf dem Teichgrunde. Herzlich schlecht ging 
gleich, auf dem Wasser liefen, ohne daß der Leib die Ober- das in dem zähen Schlamm. Endlich stocherte er etwas 
fläche streifte; wie fie elastisch in die Höhe schnellten und Festes. Ach, ein harter Stein, der beim Stoßen und Schieben 
sich aus den grauen Schwärmen fliegenden Angeziefers, das veiter bullert und ganz im Schlamm untergeht. Nun ein 
sich wölkchengleich über dem schmutzigen Wasser in der stillen Etwas, das dem Druck der Stange nachgibt. Heran damit. 
Luft wiegte, ihre Beute erschnappten. Wie plump, wie E*s ist ein blutsaures Stück Arbeit. Aber der Erfolg brönt 
täppisch, wie dumm nahm sich daneben das zahme Volß aus. die Mühe. Da liegt es am Ufer. Haare hat es, so schwarz 
Ein gellendes Gejackel lenbte Fritzchens Aufmerksambeit vie der Schlamm, der sie zusammenkleistert. Und stinkt — 
auf das jenseitige Ufer. Da steht Strupp auf einem Stein- »uh — wie die leibhaftige Pest. Eine ersäufte Katze. Ein 
kopf, den Hals lang vorgestreckt, mit den bümmerlichen Fußtritt schleudert den Teufelsbraten in die aufgewühlte 
Schwingen schlagend, und glotzt und breischt nach ihren lieben chwarze Brühe zurück. 
unbotmãßigen Pflegebindern, die sich im übermütigen Spiel Schon beginnt es zu dämmern. Das Hausgeflügel ist 
von ihr entfernen, weiter und immer weiter. Nun duckt sie inbemerbkt in die Nachtquartiere abgerückt. Die sechs wilden 
sich zum Anlauf, schnellt sich mit einem mächtigen Satze kntelein sind alleinige Herren des Teiches. Mit unverwüstlicher 
empor und vorwärts und flattert im rasend schnellen Auf Munterkeit gehen sie ihrem Spiel und ihrem Jagdgewerbe 
und Nieder der Schwingen. — Ach, die Flügel der Liebe aach. Es lohnt, Milliarden von Wasserflöhen färben stellenweis 
versagen, wenn die leiblichen Flügel nicht kfragen. Und das graugrüne Wasser blutigrot, und die wimmelnden Mücken⸗ 
plumps — es ist in all dem ... ..—. schwärme gaukbeln dicht über 
iustigen Gelärme deutlich zu — — der glatten Wasseroberfläche, 
hören — fällt sie ins Wasser in der sich die rosigen Abend⸗ 
und paddelt mit den Füßen wölkchen heiter abspiegeln. 
und rudert mit den Flügeln Fritzchen umrast den Teich 
und tappst ungefüge vorwärts, so aufgeregt und geräuschvoll 
in der Kichtung auf die Lieblinge. wie Strupp vor dem Herein- 
Aber das füũckische nasse brechen ihres schweren Schick- 
Element, das dem Hühnervolb sals. Er lockt und beschwört 
von Arbeginn unhold ist, zieht und schimpft in allen Tonarten 
die tapfere Schwimmerin er— und Stärbegraden. Er schleu— 
barmungslos in die graue Tiefe. dert Steinchen mit gewohnter 
Der Rücken sackt nach unten und Geschicklichkeit. Ein Kebell 
entschwindet unter der Wasser- ist getroffen und taumelt und 
fläche. Der Hals versinkt Stück tobt weiter. Schon bommen 
um Stück. Nus dem weoeitauf- ihm die Wuttränen. Da merkt 
gerissenen Schnabel schrillt ein er, wie sie sich in ihrer Wilden⸗ 
letzter Derzweiflungsschrei. Die sprache bereden, ans Ufer 
Schnabelspitze winkt dem ver⸗ AUettern und anfangen, sich 
blärt blauen Himmel einen Ab— zum Schlafengehen zu putzen. 
schiedogruß zu. Wellenkbkreise Sie sind müde und lassen sich 
zeigen noch die Anglücksstätte wie Lämmerchen heimtreiben. 
an und verrinnen, als wäre Nach einigen Tagen bezog 
nichts geschehen. Fritzchen mit seiner Schafherde 
Seim Schluß des Trauer⸗ die ferne Heide hinter den Höllen 
jspiels riß sich Fritzchen aus bergen auf viele Wochen. 
seinem lähmenden Entsetzen Das wilde Entenvölkchen kam 
gewaltsam empor. In langen unter die Schutzherrschaft der 
Sätzen sprang er zur Unglücks- kuhfütternden Schwester. Sie 
stelle und stürzte sich ohne hatte die Kuhstallabteilung, 
BSesinnen in die Flut. O wehl Im Taumel des Geschehens in der die abgesetzten Kälber zu wohnen pflegten, zufällig 
hat er nicht bedacht, daß der volle Teich an dieser Stelle rei. Die Verschlagbretter gingen bis zur Decke, und au 
sehr tief ist und sonst von den Kindern ängstlich gemieden in Entwischen der gefangenen Wilden war baum zu denben. 
wird, daß er seit vielen Jahren nicht geräumt wurde und Sie bebamen zwar reichliches Futter, doch trotz allen Seterns 
eine dicke Schlammschicht den Boden bedeckt. und Türbestürmens beinen freien Ausgang. 
Als er triefend und verschmutzt wiederum am Ufer stand, Kurze Seit nach beendigter Getreideernte begleĩitete 
hätte er beim besten Willen nicht genau sagen bönnen, wie fritzchen die Mutter in den Kälberstall. Das Fleisch war 
er seinem Verderben entrann. Wie ein Stein plumpte er napp, und Wildentenbraten soll eine Leckerei sein. Sie 
in die Tiefe. Die bösen Schlammgeister klebten die nackten rängten die nunmehr vollbommen ausgewachsenen Tiere in 
Füße mit zähem Brei fest. Er strampelte sich mit letzter ine Ecke, und die Mutter faßte in den ängstlich schnatternden 
Kraft los. Er strebte nach oben. Er besann sich auf seine daufen. Ja, solch ein Kunstgriff gelingt wohl beim zahmen 
paar Schwimmbräfte. Er schluckte und schluckte. Abscheulich. Seflügel. Aber die wieselflinben Wilden schlüpften unter 
Er verlor halb die Besinnung. Er erwischte etwas Festes den Händen weg, drängten sich durch die nur lose angelehnte 
und brabbelte daran hoch. derschlagtür und stürmten flügelschlagend und hopsend zum 
Ein Weilchen stand er unentschlosjsen, was nunmehr zu dofe hinaus. Mutter und Sohn rannten hinterdrein. 
tun sei. Im Umschauen entdeckte er eine offene Gartentür kin kleines Weilchen genossen sie noch den herrlichen An—⸗ 
und dahinter, an einen Birnbaum gelehnt, ein Bündel Bohnen- lick der schlicht graubraunen Weibchen und den viel böst⸗ 
stangen. Die längste davon wählte er aus und sischte und icheren der perlgrauen Männchen mit dem prachtvoll pati⸗ 
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