zu dulden, in größeren Städten aber (und dazu wurde Hersfeld
gerechnet) gebrannter und gemahlener Kaffee gar nicht und unge⸗
drannter nicht unter einem Pfund zu verbaufen sei, bei zehn
Talern Strase und Konfisbation.
Am 53. April 1714 erschien eine verschärfte Verordnung gegen
den Mißbrauch des Kaffec- und Schoboladetrinlens. Von nun an
durfte in den Landstädten bein Kaffee- oder Schoboladekrämer
mehr geduldet werden, noch von diesen Getränken daselbst verbauft
werden. Die Wirte, welche nur den durchreisenden Fremden
Kaffee vorsjetzen, andere Kasffeegelage aber nicht geschehen
lassen durften, waren gendtigt, den Kaffee in größeren Posten aus
den Hauptstädten zu beziehen. Es wurden Susaßzstrafen festge⸗
seßt von einem Taler für Bauern, Knechte und Mägde, jünf Taler
jür gemeine Bürger. und zehn Taler für bessere Bürger, die noch
en Untergerichten unterworfen waren. Diese Susatstrafen erhielten
die Denunzianten als Belohnung.
Trotzdem erfuhren die Verbote aber noch viele ÜUertretungen.
Nunmehr verordnete der Landgraf unterm 6. Juni 1115, daß bein
Zaufmänn oder Krämer gebrannten oder gemahlenen Kaffee
erkaufe und von ungebranntem Kaffee an diejenigen Käuser,
enen der Genuß erlaubt war, nicht unter sechs Pfund abgeben
zurfte. Wer für Leute, die beinen Kaffee frinken durften, „Be⸗
ugsscheine“ auostellte, unterlag einer Strafe von hundert Talern
»des Suchthaus.
Es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß das, was vorstehend von
em ehemaligen Hessen gesagt wird, auch in anderen deutschen Ländern
der Fall war. Ob aber jene Verordnungen so „heilsam“ gewesen sind,
pie es ihre Verbũnder im Auge hatten, mag dahingestellt bleiben.
A imat
uf Heimatwegen.
Winter im Kaufunger Wald.
VOon MAdolf Hägee.
Der Bergwald im Winter. Wie viele Menschen bennen ihn
aur aus Abbildungen und Bühnendeborationen! Und wie viele
unserer Kleinstädter und Dörfler, die ihn greifbar nahe haben,
beirachten sich ihn immer nur von unten und stellen, wenn die Berge
ihr weißes Gewand anlegen, zähneklappernd fest: jetzt wirds Ernst
mit dem Winter! — und ziehen noch ein Wollstück mehr auf den
Leib. Und wenn dann gar der bleiche Duft um die Waldzinnen
hängt, dann stecken sie die Nasen noch tiefer in Pelz oder Hals-
luch, denn der Schnupfen geht um, das grausliche Gespenst!
Aber da oben liegen dann wochenlang unsere stolzen Höhen
in unberührter Weiße. Hier und da ist wohl der Jäger hindurch-
gestapft, die Waldarbeiter haben feste Pfade zu den Holzschlägen
getreten, aber sonst geht außer den Wildfährten selten mal die
Spur eines Schneeschuhläufers durch den Winterwald.
Eigentlich jollte sich ja der Naturfreund freuen, daß noch nicht
Krethi und Plethi in Kudeln die reinen Höhen bevölbern und mit
Gebrüll die heilige Stille verscheuchen. Aber er ist nicht so jelbst-
jũchtig und weiß auch viel schönheitsfrohe Herzen da unten, die
sich nur nicht hinaufwagen, vielleicht auch gar nicht wissen, was an
Winterschöne auch unsere Heimat dort oben zu schenken hat.
Zur Höhe des Kaufunger Waldes bin ich hinaufgestiegen.
Längst ließ ich das Jägerhäuschen „Malepartus“, das einzigschön
auf einer Waldwiese über dem Gelstertal liegt, hinter mir. Der
Pulverschnee, der nur jpärlich die grünen Hälmchen der Talfelder
deckt, ijt jußtief geworden. Hier in vierhundert Meter Höhe ba⸗
ginnt das Sauberreich des Kauhreifs.
Da ragt eine machtvolle Fichtenmauer auf, grausilbern von
fern, funkelnd und gleißend in der Nähe. Schwer hängen die be⸗
eiften Aste herab. Darunter prunben die grazilen rehbraunen
Wedel der Adlerfarne mit ihrem Demantgeschmeide. Düster ist
jsonst das Innere solch alten Fichtenschlages, trostlos das Gewier
der dũrren Sweige, die sterben mußten, weil sie nicht mehr vom
Lichtborn trinken Lonnten. Da ist der Winter, der alte Bergzauberer,
gebommen und hat sie mit Kristallen behängt, daß eine glitzernde
Helle unter den dũstern Wipfeln steht. Noch leuchtet dle Winter⸗
sonne durch die Stämme und schüttet goldene Fülle über die, so im
Schatten lebten. Das ist die hohe Feierstunde für die alten Berg⸗
fichten. Nicht das leiseste Rausjchen vernimmst du, und jelbst der
Specht, der farbensprũuühend von Stamm zu Stamm schwirrt, stört
—
weihnacht! — Drüben ũber dem jähen Sturz des Gelstertals hebt
der Meißner seinen linearen Fierst in den blauen Winterhimmel.
Seine gewaltige Flanke gleißt metallisch, oben webt um jeine
dũsteren Waldmassen ein feiner Dunst wie wehende Schleier der
Frau Holle, die hier oben noch immer ihr altes Sauberreich hat.
Duͤrch bnletiefen Schnee, den noch beine Spur durchzogen hat,
zlimme ich zur Höhe des Roten Sees auf. Heut sind jeine schwarzen
Sasaltwände mit Schneespitzengehängen zierlich drapiert.
Aberwaltigend ist der Blick nach Morden hin, darin der trutzige
Hanstein nur wie ein zierliches Nippfigürchen wirkt. Fern am
Horizont gleißt der weiße Schild des Brockens.
Das Schoͤnste, das mir begegnete, war eine Waldwiese nach
Broßalmerode hin. Uber ihr mabkelloses Weiß hat der Kauhfrost
verschwenderisch gleißende Edelsteine ausgestreut. Darin spielt die
Sonne jeden Nachmittag, bis die blauen Schatten der Fichten weiter
und welter wachsen und dle einsame Waldwiese ganz ũberdecken. —
Wenn die lange Mauer des Eichsfelds schon in violette Dämmer⸗
lone gehullt ist, labt die scheidende Sonne noch einmal den Mantel
unseres Berglönigs purpurrot aufleuchten. Unten im Tale, wo die
Menschenhütlen sich bergen, glimmen erste Lichtlein auf.
Doer rauchende Spub.
„Du, Hännes, du mußt dissen Owed noch
Uff Hombergl — Du machst querfeldinn
Awers Reckerodt! — Dos es nit so schlimm;
Im Kallenner stitt „Mondenschinn.“
Mã hunn been Dreppelchen Schnaps meh im Huß,
Un der Sunndog es vor der Deer!
Nu mach als unn lang uß der Brennerei
Sechs Buddelgen mit Jagdlibeer!“
Na, der Hännes, dem alten Wirt Hesse jein Sohn,
Fin großer Held war das nicht.
der saß viel lieber bei jeinem Ließ
hinterm Ofen beim Hangelicht.
ßBei Kartoffelplätzen und heipem Kaffee
— Und dann zwischendurch mal ein Kuß!
„Dunnerlittchen!“ Das paßt ihm aber mal schlecht,
Daß über Land er heute noch muß.
Und das Reckerodtl — „Verdeppel noch mol!“
Zanz geheuer ist es da nicht!
Das weiß doch im Dorfe schon jedes Kind,
Da „wangert's“ im Dämmerlicht!
Da geht alle Abend ein bohlschwarzer Kerl
Mit ner feurigen Pfeife Tabab;
Und wer in den Wind bommt, der eiechts ganz genau:
Vie Schwefel und Pech der Geschmack!
Ja, Maulspitzen hilft da nun freilich nicht,
Denn der Alte ist Herr noch im Haus. —
Und er nimmt seinen Schal, und die Pelzkappe auf!
Und den Stock! Und zum Dorfe hinaus!
— Und der Mond scheint so hell auf das Reckerodt,
Der Hännes erbennt jeden Baum.
— And er denkbt sich noch g'rad: „Wenn's so helle hie iß,
Dann wangert's dinn Owed woll baum.“
Jawolll — Wie er da um die Ecke erum biegt,
WVo am Wege die Sandkuhle blafft,
XRdDDD
Der bohlschwarze Kerle und pafft!
Und feurige Funben bei jedem Sug,
Und wie Schwefel und Pech stinkt das Kraut!
Und der Hännes schnuppert's und bibbert: „Herrieh!“
Und haͤt sich nicht weiter getraut.
— Und wenn man jekht wegläuft, das ist jo ein Ding,
Dann springt's einem auf, Huckepack!
Und jagt dich zu Schanden und dreht die zuleßt
Mit den Krallen den Hals um, bnick! bnack!
Und wenn man drauflos geht und spricht seinen Spruch?
Läßt einen das Ding dann in Kuh? —
So jagt's bei dem Hãnnes. Der schwarze Kerl
Unterm Eichbaum plutzt immerzu.
— Und der Hännes, der bibbert und steht und steht
Auf dem Fleck wie ein wackliger Pfahl. —
Da tut das Gespenst einen feurigen Sug
Aus dem Stummel und spricht auf einmal:
Ma, Hännes, beine Angst, ich rauche hier nur
reifelds 'ne Ersatzstoff zigarr'.“
da fällt's von dem Hännes wie Sentnergewicht:
Ge n Owedl Gun Owoed,. Norr Paerl“ Th. Endemann.
Nachdruck nur nach Abereinkunft mit dem Herausgeber gestattet.
derausgeber: Konrad Bernechker. Deucd und Veelag: M. Beenecker. Melsungen.