Schwanzspitze), schlank und fein zugespißt. Am haufigsten ist hier
der Turmfallbe, (erdmeis tinnuncula L., selten der Baumfalbe,
falco subbuteo L, und am seltensten, wohl nur auf dem Durchzuge
»der als Wintergast, der Wanderfallke, F. peregrinus L Ab-
zesehen von der Körpergröße der Vsgel gleichen sich die Flug-
bilder der beiden letzten (Abb. Tund 8); fuͤr den ersteren ist der
auffallend lange Schwanz charabteristisch (Abb. 9). Die größte
pon den drei Arten ist der Wanderfalbe, bedeutend stärkber als
der Turmfalke, der ungefähr einer mittleren Haustaube gleicht,
und der Baumfalke ist baum schwächer als der Turmfalke.
Daß der Wanderfalke hier Brutvogel ist, ist wohl nicht an—
zunehmen; nur ganz ausnahmoweise ist einmal ein Siück hier zu
erblicken. Er ist ein ganz verwegener Käuber, der alles greift,
vas er bebommen bann. Da jedoch sein Vorlommen um Witzen⸗
hausen zu den Seltenheiten zählt, bann von einem Schaden ernst-
lich keine Rede sein. Weil der Bestand dieses sehr hübschen
Oogels bereits so gering ist, fast alle „Falkensteine“ sind verwaist,
müũßten wir da nicht, um ihn nicht völlig aussterben zu lassen,
warm dafür eintreten, daß er wenigstens so lange vollständig
geschont wird, bis er entschieden wieder häufiger wird? Seinet-
wegen habe ich den „Habichtstein“, eine ins Flachsbachtal vor—
jpringende. 870 m hohe, schroff abgeschnittene Felswand mit unver—
gleichlich eontzückendem Ausblick, wo er angeblich noch nisten soll,
schon wiederholt aufgesucht, jedoch niemals eine Spur von ihm
festgestellt. Im Jahre 1918 beobachtete ich einmal einen Wander⸗
falben in Cassel. Dort soll er seit langen Jahren gegen den Herbst
in einem Stück auf der Lutherkirche erscheinen und den Winter
verbringen. Ob dies heute noch der Fall ist. entzieht sich meiner
Kenntnis.
Der Baumfalke ist unter den Falken das, was der Sperber
unter den Habichten ist, wie auch Wanderfalke und Hühnerbabicht
in einem entsprechenden Verhältnisse stehen. Aber es besteht ein
zroßer Unterschied zwischen beiden. Der Mensch ist geneigt. jeine
kigenschaften, seine Tugenden und Laster auch auf die Tierwelt
zu übertragen. wenn es auch falsch ist. Und so nennt er die
Falben edel, offen, ritterlich, stolz, die Habichte dagegen gemeine,
hinterlistige, heimtückisjche, diebische Wegelagerer und Mörder.
Während die Habichte als echte Strauchritter ihre Beute gewisser-
maßen unter Deckung beschleichen und aus dem Hinterhalt ũber—
fallen, schlagen Wander- und Baumfalke ihr Wild nur in der
freien Luft, aber beileibe nicht aus Edelmut. sondern weil sie
hauptsächlich für den Luftkampf eingerichtet sind und, weil der
pfeilichnelle Stoß auf den Boden mit Schwierigkeiten für sie ver-
knüpft ist und selten gelingt. Und geht der Stoß fehl, so lassen
sie in der Regel sofort von ihrem Opfer ab, namentlich, wenn sie
nicht besonders hungrig sind. Es wäre jedoch verbehrt, in solchen
Fällen vom Stolz der Falken zu reden, sondern eher dũrfte wohl
Bequemlichbeit die Ursache sein. Als besonderer Liebhaber der
Lerchen — er führt ja auch den Namen „Lerchenfalbe“ — zieht
der Baumfalke im Herbst mit diesen ab und begleitet sie im Frũh—
ahr wieder in unsere Gefilde zurück. Infolgedessen kann man ihn,
wenn das Glück göänstig ist, zur Seit des Lerchenzuges einmal
antreffen. Auch andere Võgel folgen ja bebanntlich den Wander⸗
puren der Tiere. die ihre hauptsächlichste Beute ausmachen.
Glücklicherweise noch recht zahlreich horstet hier in Witzen⸗
»ausen der Turmfalke. der freilich seinen Namen wie in vielen
inderen Gegenden Deutschlands nicht mehr ganz mit Recht trägt.
Er benützt hier nicht die vielen Tüͤrme der Stadt zur Anlage seines
Horstes, sondern hat die ausgewaschenen, verwitterten Nischen der
teilen ũüberhängenden Felsen über den ehemaligen „Weinbergen“
»esiedelt. Hell und fröhlich schallt sein „Gli gli gli gli“— durch die
Lüfte. Wer sich die Mühe nimmt, ihn zu beobachten. muß ihn
lieb gewinnen. Bedauerlicherweise wird er von Taubenzüchtern
nanchmal als „Stößer“ schwor gezehntet, und selbst „Jäger“ sollen
in diesem schmählichen Vernichtungswerke teilnehmen. Demnach
gehört der Turmfalke, wenn man einmal von seinem wirftschaft-
lichen Woerte sprechen will, zu den nũtzlichsten Oögeln und genießt
teten geseßlichen Schuß, so daß jeder Fang, jede Tötung usw.
sttrafbar ist. Daß er andere Vögel, von der Taube an aufwärts,
zu schlagen versucht, es müßte denn der Verteidigung der eigenen
Brut gelten, wird wohl haum jemand beobachtet haben. Trotzdem
sind diese bleinen Kerle sehr mutig. Ich sah einmal, wie zwei
werraaufwärts ziehende Graureiher, die dem Horstfelsen zu nahe
zamen. von den Falken heftig angegriffen wurden, daß die Federn
nur so stoben. Obgleich die Keiher die eben verzehrte Nahrung
ofort ausspien, wodurch sie anscheinend leichter und somit flug—
tüchtiger und kampffahiger wurden, und mit ihren spitzigen Schnäbeln
— was diese furchtbare Waffe besagt, weiß nur, wer sie aus
zigener Erfahrung kennt — häufig zu wackeren Gegenstößen aus-
holten, gelang es ihnen nicht, die Angreifer zu besiegen. Angstlich
lagend zogen sie schleunige Flucht einem aussichtslosen Kampfe vor.
Gerade war der Entwurf zum vorliegenden Aufsatze im Geiste
ollendet, als just zwei Fischreiher, Ardea cinerea L, siußaufwärts
ber mich hinwegstrichen. Dieser herrliche Anblick, sowie das
n vorigen Abschnitt geschilderte Erlebnis veranlaßten mich, auch
as Flugbild dieses zum Aussterben verurteilten Tieres der deutschen
jaung zu bringen (Abb. 10) und zu seinem besseren Erkbennen
ie Flugbilder aähnlicher Gestalten aus der DVogelwelt zum Ver—
leich zu benũhen. Da ist es vor allem der Hausstorch, Ciconia
iconia L, womit ihn der Unkundige oft zusammenwirft. Storch
nd KReiher ähneln sich in ihrer Lebenswense, indem sie sich räube⸗
ijsch von Tieren ernähren. In Erscheinung und Bewegung sind
e aber so grundverschieden, daß man sie nicht mehr gut verwechjeln
ann, wenn man sie sich einmal ordentlich angesehen hat. Der
ztorch ist viel robuster gebaut, sein Hals viel bürzer und weniger
iegsam. Der Keiher dagegen hält sich und bewegt sich, als ob
ie einzelnen Teile seines Körpers nur ganz lose zusammenhingen;
ald hochgereckt, bald zusammengekbnickt, erscheint er stets als ein
anger, schmaler, schlotteriger Geselle mit langzeh'gen Beinen und
ũnnem, gewöhnlich wie ein Fragezeichen gekrümmtem Halse.
im Fluge strechen beide, Storch und Keiher, ihre dünnen Wat—
eine weit hinter sich. Während aber beim Storch Hals und
chnabel vorn lang und steif geradeaus in die Luft pfähien (Abb.
1), biegt der Reiher seinen Hals stark S-förmig nach hinten über
en Rücken und nimmt den Kopf tief zwischen die Schultern, so
aß er fast auf den Halsansatz zu liegen kommt und nur die Schnabel⸗
pitze vorn hervorlugt. Auch ist sein Flugbild schmäler als das
es Storches, dessen weißes Gefieder mit den schwärzen Schwingen
n schroffem Gegensatz zum Grau des Reihers selbst aus großer
ferne stets erkennbar ist. Im übrigen steuern beide mit weitaus—
olenden, trãgen Fittichschlägen im Luftmeere dahin. Jene merb-
pürdige Krümmung des Halises ist am fliegenden Keiher freilich
lsicht von unten sichtbar, sondern nur, wenn man ihn von der Seite
u betrachten Gelegenheit hat (Abb. 12). Der Fischreiher ist in
en meisten Gauen Deutschlands so selten geworden, daß ein
zZeiherhorst heute ein Naturdenkmal im vollsten Sinne des Wortes
edeutet. Der umfangreiche KReiherstand — so heißt der Platz,
»o der Reiher scharenweise horstet — in meiner oberhessischen
heimat aus meiner Kindhoeit Tagen ist längst nicht mehr, und hier
ei Witzenhausen ist mir ebenfalls bein Horst bekannt. In unserem
itensiv bultivierten, kaum noch irgendwo im eigentlichen Natur—
ustande befindlichen Vaterlande ũberhaupt gibt es nur noch sehr
oenig Keibherbolonien. Beschämend ist es, bebennen zu müssen,
aß dem Reiher als Fischliebhaber allenthalben überecifrig nach—
estellt wird. Gäbe es nicht einige edelgesinnte Naturfreunde, die
s sich zur Ehre anrechnen, über einen auf ihrem Grund und
Boden befindlichen Horst schützend die Hand zu halten, dann
»äre der letzte Keiher schon längst verschwunden. Sehe ich einen
Zeiher, und man bann einzelne Stücke, wenn auch selten, zu jeder
dahreszeit (der Keiher scheint nämlich kein Sugvogel im strengen
zinne des Wortes mehr zu sein) in der Nachbarschaft der Werra
rblicken. dann mutet mich ihr heiseres Gebrächze an wie der Gruß
der römischen Gladiatoren: „Morituri te salutant“. die dem Tode
ßeweihten begrũßen dich!“
»Anser Hausstorch ist, wie wohl kaum ein anderer Vogel, so
ehr mit echtem, deutschen Volksbewußtsein verflochten und so fest
nit dem deutschen Bauernstande verwachsen, daß ich ihn aus
eutschen Landen nie hinweg zu denken vermag. In meiner
deimat im Kreise Kirchhain (Bez. Cassel) haben noch einige,
penn auch nicht mehr viele Ortschaften seit Urzeiten ihr Storchnest,
»ährend im Kreise Witzenhausen der Storch meines Wissens un⸗—
ebannt ist. Obgleich er in der Kegel alljährlich seine Brut hoch
ekommt, nimmt die Sahl der Horste doch nie zu. Um so erfreu—
cher war es mir darum, zu hören, daß sich in Fulda jetzt ein
weites Paar niedergelassen hat. Gewiß aber ist die Seit nicht
nehr allzufern. wo auch er ebenso selten sein wird, wie sein Vetter,
er Schwarz storch, (iconia nigra L, von welchem die „Deutsche
ägerzeitung“ vom 5. April d. 3. so prachtvolle Lichtbilder, wahre
datururbunden, lieferte, und den in Freiheit zu sehen mir bis heute
loß einmal vergönnt war. Es ist nicht allein die mit Riesen-
chritten vorwärts hastende Kultur, die den Hausstorch stetig mehr
ind mehr über Deutschlands Grenzen hinausdrängt, auch gierige,
lindwũtige Nũtzlichleitsfanatiker sind dauernd an der Arbeit, ihn
n Acht und Bann zu tun, genau wie den Fischreiher; bisweilen
aben auch menschliche VBerdummung und Roheit bei der Ver—
olgung die Hand im Spiel. Wenn aber, wie die Slätter aus
Narburg melden. ein Schwarzstorch, der so selten ist, daß seine in
deutschland noch beflogenen Horste bald aufgezählt sind, abgeschossen
ourde mit der unglaubhaften Ausrede, der betreffende Schütze
abe ihn für einen Fischreiher gehalten, so dürfte der Abt eine
oppelte Bestrafung nebst Entziehung des Jagdscheines verdienen,
veil solche plumpe Verwechselungen für einen Jäger prabtisch