Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

zuvor daß Arttel publiciert wirdt, desglichen wenn einer appelirt, 
daß Richter undt Schepfen den Appelanten die Acten zustellen, 
gepuert den Schepfen nach Gelegenheit ein Virtel oder ein halb 
HDirtel Wein und dem Schultheißen ein halb Virtel Wein vor 
Siegelung der Acten. 
Wenn einer von dem Landgericht appelirt und mit UÜber⸗ 
lifferung der Acten nicht wartten will, biß auff ein Gericht, daß 
die Schepfen beieinander sein, und vor sich die Schepfen zusammen⸗ 
fordern leßt, kLommen sie uff des Appelanten Costen, wirdt jedem 
Schopfen geben ein Schreckenberger, oder die Mahlzelt und fünff 
Schilling, stehet dem Appelanten frey, wilches er am libsten geben 
will, und gepuert dem Landenecht von jedem Schepfen ein albus 
zu vorbotten und dem Schultheißen von Versiegelung der Acten 
zein halb Virtel Wein. 
Wenn die Schopfen 
jpeltig in dem Urttel 
werden oder sich be— 
lernen wollen, daß die 
Acten an ihren Ober—⸗ 
hoff gen Hombergk ge⸗ 
schickt würden, was für 
unkosten darauf gehet, ist 
der Cleger schuldigk zu 
erlegen biß zur Entjschafft 
des Rechten. 
Einen Procuratorum, 
weil sie von der Ober⸗ 
Leitt bestellt und den Ge⸗ 
eichtszwang geschworen, 
jeden Gerichtstagk, wenn 
er einer der Parteien 
diennet, ist ein Orts- 
guldten vor die Be— 
joldung verordnet, die 
Parteien mögen weniger 
oder mehr geben, wenn 
es zu der Taxirung der 
Gerichtokosten Lompt, 
wirdt beiner Partei widder 
nachgelassen, höhere Un⸗ 
bosten vor die Besoldung 
oder andere Gerichts- 
Losten, wie bißhero ver⸗ 
meldt, einzubringen ge⸗ 
stattet. 
if dem Veldt, daß begerdt wirdt, daß der Richter und Schepfen 
en Augenschein einnehmen, gepuert dem, der sie uff den Augen- 
chein führdt, dem Richter ein Viertel Wein und den Schopfen 
un Virtel Wein zu geben, befindet sich aber, daß beide Partt 
Ursach haben, wirdt der Unkost zwischen ihnen verglichenn. 
Sefindt sich, daß einer den anderen abgeackert, abgezeundt 
der weitter ingenommen als ihm gepuert, ist die Gelegenheit 
erkommen, als manchen Pfahlstecken oder Saun man schlagen 
ijann, als manch Pfundt meinem gn. F. u. Herrn zu Buß, doch 
st uß die Verwirkung geschehen, daß die Buß darnach gemindert 
vorden. 
Wo Augenschein im Ampt vonnötten, dieselbige besieht der 
Schultheiß mit den Landschepsen und moüßt Erbundigung darumb 
—. — ein, jo darum wissen. wirdt 
— 2 darvon ihnnen ein Viertel 
Wein geben, und muß der⸗ 
elbig den Unbosten gelten 
o unrecht befunden wirdt; 
in fall der Schultheiß die 
Oerglichung nicht machen 
onndt, daß ein oder beide 
Parteien begertten, daß 
die Schepfen uff den 
Augenschein kommen 
ollten, wo dasselbige also 
gejchieht, gepuert jedem 
Schepfen einn Schrecken⸗ 
herger oder fünff Schil⸗ 
linge undt die Mahlzeitt, 
sttehet den Partteien zu 
welches sie am libsten geben 
wollen undt den Richter 
ein Dirtel Weines. 
Dem Landknecht ge⸗ 
puert von jedem Schepfen 
borbotten ein albus. Wenn 
erclagt und geständig 
Schuld jei mit Kecht 
rrkennt oder sonsten 
ffenbar und beweiolich, 
V dr 3 
ß ofphotograph Eberth, Kassel. urch den Landkne ie 
Altenritte. Pimterliche —8 jphotograph h — 
on gepuert dem Land⸗ 
wintertage spinnen das Leben des Dorfes in träumende Stille. degt enr egn 
zst haĩ Kahl steht die Linde, und der Steintisch darunter trägt eine Decke neg 
Es ist hiebevor ge— Tagen nicht geschieht ge 
bräuchlich gewest. den aus Schnee. Auf den Giebeldächern hat schon der Sonne tauender nert dem Schuuheisen 
Landschepfen alle Gericht Strahl die Flocken gelöst, und an den Traufen tröpfelt das Schmelz- on jedem Guldten biß uff 
zn Iʒ zu Wore wasser Mit Sehagen schrotet das Pferd vor dem Wagen sein Heu, 6 ee ee 
deeette 23 während sein Herr in der Schenbe sich wohl ein Gläschen vergönnt. ———— 
vor die Mahlzent geben In das friedliche Sild schaut mit hohem Turm und balbenverziertem geben, ist aber 100, zwei 
anderthalben albus biß Giebel die Kirche des Dorfes. oder drei, wirdt von jedem 
uff U. gn. F. u. Herrn α HunderteinGuldengeben, 
weitteren Bescheidt. — es seien der hundert 
Schuͤltheiß und Schepfen besichtigen und Schuld verhelffen. Gulden viel oder wenig. Solches hat U. gn. F. u. Herrlandgrave 
Wenn Hariteien eine Zwietracht haben, es sei in der Stadt oder Wilhelm verordnet, ist hiebevor der zwelfte Gulden geben worden. 
Auf Heimatwegen. 
3 3 Meuen Straße“ zu finden, wo er bei Ausschachtungen zu Neu⸗ 
Das Seocken von Siegenhain. dauten zum ves kam. Nach den Schnecken, die während 
Vvon Joh. H. Schwalm. einer Bildung lebten und deren Gehäuse in diesem Ton einge- 
Da, wo jetzt das Städtchen Siegenhain und die umliegenden dettet sind, heißt er Melanienton. 
Dörfer mit ihren fruchtbaren Gemarkungen sich ausbreiten und Es ersolgte bei weiterer Hebung eine ganzliche Aussũßung 
friedliche Landbewohner auf ihren Feldern ihrem Brote nachgehen, des Meeres. Wir erbennen am Sangeberg und am Faunften —X 
fluteten ehemals die Wogen des Meeres. Das sind nicht etwa mnollen als Reste jseines Sũßwassers und darin Gehäuse von 
halilose Phantasien, sondern ein gutes Auge und eine findige Schnecken (Limnagen), wie sie heute im Wallgraben, in der Schwalm 
Hand bönnen heute noch seine Niederschläge (Ton, Sand) erbennen und in der Steina leben. 
bzw. seine Muscheln, Haifischzähne usw. auflesen. Es ist danach wieder eine Ser kung der Erdoberflache eingetreten. 
Samale befanden wir uns in der Mitte der Braunbohlenzeit In den über den Süßwasserkalben sich einstellenden Sanden 
(Tertiãr). Von der Nordsee bis zum Busen von Lion hatte sich Grünjanden) wurden Glaͤukonit und Foraminiferenschälchen 
esn Meeresarm gebildet, der auch die heutige Gegend von Siegen. Lochträger), letztere von H. Münkbe, Siegenhain, gefunden. 
hain als „Siegenhainer Becken“ umfaßte. Er legte einen Ton War das Meer, als es ũber den Septarientonen flutete, an 
ieder, der v. Koenen als Kupelton bezeichnete. Andere Forscher die 100 Meter tief gewesen, so ist anzunehmen, daß wir in den 
haben ihn Septarienton genannt nach brotlaibgroßen Knollen eines Brünsanden eine Aferbildung vor uns haben, etwa 300-500 
dohlensauren Kalbes, Septarien, die darin vorkommen. Der Weter vom Ufer enthjernt abgelagert in einem 60 Meter tiefen 
Septarienton ist u. a. anstehend am Bahnhof SiegenhainNord. Meereowasser. 
Als sich die Gegend hob, lagerte das halbsũüß werdende Setfrachten wir diese Grünsande unter einem Vergrößerungs- 
Masser auch einen Ton ab. Er ist am „Fünjften“ und an der Jlajse, so finden wir zunächst wasserhelle bis weingelbe Quarzkörner, 
C VCXCICVCCVDCCC
	        
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