»lündernden Soldaten Napoleons niederschoß und dadurch v. Linggs
Rettungswerb (am 20. 2. 1807) auslöste, ein Seelig. 9—
Diejer sog. Hersfelder Franzosenseelig hat im Jahre 1815 ein
Bittgesuch an seinen Landesfürsten gerichtet, das aber abschlägig
eschieden wurde. Das Gejuch folgt. in Abschrijt anbei, die Heimat-
Schollen“ mögen es der Allgemeinheit bringen!
Der Bärger und Sattler Georg Selig zu Hersfeld thut
allerunterthãnigste Vorstellung um Entschädigung wegen des ihm
im Jahr 1801 von den Franzosen demolierten Hauses mit inhalt-
licher Bitte:
Aller Durchlauchtigster Kurfürst!
Aller gnädigster Kurfürst
und Herr!
Ew. Königliche Hoheit ge—
ruhen allergnädigst zu erlauben,
daß einer Ihrer getreuesten Unter⸗
hanen, welcher 31 Jahre in aller-
höchst Ihrer Garde gedient und
Sergeant mit einem ehrenvollen
Abschied begnadigt ijst, eine ehr⸗
urchtsvolle Bitte zu allerhöchst
Ihren Füßen legt.
Im Jahre 1806, wie ein ũber⸗
müthiger Ajurpator mit seinem
Kaubheer die Staaten Ew. Königl.
Hoheit überschwemmte und die
heiligsten Rechte aller Vdlber
perletzte, wurde mir zugemuthet,
und sogar bei Todesstrafe be—
sohlen, mich unter das fremde
Tyrannijsche Panier zu stellen und
zegen meinen Fürsten und Dater-
land meiner Ehre und meinem
Herzen zuwider zu dienen. Diese
ränkbende und volkerrechtswidrige
Gewalts Anmaßung erregte in
meinem und meiner Kameraden
Semüther tiefe Abneigung und
eine gerechte Widersetzlichkeit. Es
zrjchien der 24. Dezember 1806
und ein Commando von 60
Franzojen bam in unsere Stadt,
um, wie allgemein vermuthet
wurde, uns, ihrem Fürsten und
Oaterlande treue hessische Soldaten
aufzufangen und dem fremden
Abendtheurer als Sclaven zur
krreichung seiner schimärischen
5wecke zuzuführen, um desto ge⸗
chwinder alle Völber unterjochen
und edle Fürsten, welche von ihren
Vöõlkbern geliebt waren, entthronen
zu können. Diese Begebenheit
erregte einen Aufstand in der
hiesigen Stadt wie im ganzen
Lande und hatte bey allen Greuel-
khaten, welche der Feind verũübte,
edoch die glücklichen Folgen,
daß deßen Pläne in Hinsicht des
Oerschleppens der Soidaten ver⸗
zitelt und aufgegeben wurden.
Anter den damaligen äußerst
hraurigen VDerhältnissen traf mich
besonders tief erschütterndes Un⸗
glũck; die Kache des Feindes wollte
Opfer haben, man beschuldigte
mich besonderer Theilnahme an
enen Insurrectionen, und um nicht
in die Hände und Fesseln der
Feinde als unschuldiges Schlacht⸗
opfer zu gerathen, mußte ich die
Meinigen, mein Haus und meinen Heerd verlaßen und in jenen
perhängnisvollen Tagen schmachvoll herum irren, und das Opfer
jũr Tausende meiner Cameraden sein, welche sich gleich mir nicht
den arglistigen Feinden anreihen wollten.
Wahrend nun ich verfolgt in der Welt herumirrte, hatten die
jeindlichen schändlichen Gewaltsstreicher mein Haus zerstört, auch
mir alles das Meinige geraubt, und nun nach dem damaligen
schmachvollen Frieden, bonnte ich durch den Schuß mehrerer hiesiger
Magistratspersonen in meine Vaterstadt zurückbehren, dem und
meines Hoerds. auch der Meinigen beraubt. nicht weniger mit
zerrüttender Gesundheit, welche mir die erlitkenen Drangsale ge—
tfört hatten. Bei diesjen unglaublichen drangvollen Begebenheiten
»abe ich durch das Demolieren meines Hauses, welches der rach⸗
üchtige Feind damals der Erde gleich gemacht hat, einen Verlust
on wenigstens 1000 Th. erlitten und sehe bis jetzt noch hierũber
gzerechten Entschãdigung entgegen.
Ich sehe mich daher Nothgedrungen an Ew. Königliche Hoheit,
neinen allergnädigsten Kurfürsten und Herrn, mit der allerunter⸗
hänigsten Bitte zu wenden: Mein durch den Feind demoliertes
Haus durch Sachlundige taxieren
ůCA!)yA- CCDDAMÿ-— und mir die hiernach zukommende
Entschädigung allerhuldreichst ver⸗
abreichen zu lassen.
Der Erfüllung meiner aller⸗
unterthänigsten BSitte sehe um so
hoffnungsvoller entgegen, da ich
mich getrost auf das Seugniß der
hiesigen Beamten berufen darf,
daß ich mich stets in hiesiger Ge—
meinde gegen meine rechtmäßige
Obrigkeit vollkommen gehorsam
und ruhig betragen und als treuer
Anhänger meines Fürsten und
Oaterlands damals unschuldig ge—
litten habe. Vertrauend der aller—
hõchsten Huld und Gnade meines
ingebetenen Kurfürsten und Herrn
ersterbe ich in kiefster Ehrfurcht
Ew. Königl. Hoheit
aller Unterthänigster
Georg Seelig.
Ehemaliger Sergeant
im Regiment Garde
jetzt Bũrger u. Sattler zu Hersfeld.
Hoersfeld, den 16. July 1815.
Die Wahrheit der unter⸗
hänigst vorgestellten Umstände,
ind daß das Wohnhaus des Supli-
anten, welches der Erde gleich
jemacht wurde, noch nicht wieder
iufgebaut sey — bescheinigt,
Hersfeld, am 20. Julh 1815.
L. 6.) Hartert, Oberschultheiß.
Und nun im Jahre 1023 ver⸗
rieben wiederum Franzosen einen
Seelig, gleichen Geschlechts, mit
Veib und Kind aus dem besetzten
Kheinland; die Ausweisungs
befehle, im deutschen Wiesbaden
erteilt, laufen wörklich:
Franzosischer Ausweisungs⸗
efehl aus dem besetzten, deutschen
Kheinland aus dem Jahre 1028,
in deutscher UÜUberseßzung:
Interalliierte
Kheinland Oberbommission,
Distrikt Wiesbaden
Nr. 431/ Geheimbuch.
Wiesbaden, den 8. Februar 1028.
Anordnung: Von der Erwã-
jung ausgehend, daß Herr Seelig,
Oberzollinjpektor beim Landes⸗
inanzamt in Wiesbaden, seiner
Amtsbefugnisse durch Beschluß
der interalliierten Rheinlandober⸗
kommission in den besetßten Ge—
bieten verlustig gegangen war, daß
dieser Beamte ⸗6s troßdem
unternommen hat, sich zu seiner
Dienststelle in den beschlagnahmten Diensträumen des Landes—
inanzamts zu begeben, und daß er auf ordnungswidrige Weijse
ei einer Eröffnung, die ihm durch den Herrn Delegierten des
zollkomitees ũber diesen Gegenstand gemacht worden ist, geantwortet
at, daß er sich geweigert hat, sein Dienstzimmer zu verlassen und
eshalb mit Gewalt aus diesem vertrieben werden mußte, daß
erner sein störrisches Verhalten den Charabter eines Kebellen
zegenüber der Oberkommisjsion und der Wäürde der Alliierten
errãt, daß infolgedessen sein Verbleiben im besetzten Gebiet eine
tãndige Gefahr für die Besaßungsteuppen bildef. hat die Ober—
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