Da ganz tief drin, wo die geheimnisvollen Grundwasser
rauschen, und brausen und wo Räume gebaut sind, zu denen
vir noch nicht dürfen, weil sie zu groß und zu schön sind,
da brennen der bleinen Leute Feuer, die geheimnisvollen.
Und sie brennen die Kohlen und führten einst den begnadeten
Menschon dahin, sie zu sehen. And er brauchte einen langen
Veg, auch die Kräfte zu finden, die die bleinen Leute im
Berge brauen. Nun aber endlich in unseren Tagen fand
ꝛr den Weg zum Licht — Gott sei es gedankt! — das
vir elebtrisch nennen, und so bonnten wir die Kraft und das
Licht fangen, und es leuchtet auch uns heute hier beim
Erzählen ....
Da ging ein Mensch durch unsre Dörfer, der sah die
wenigen Brunnen und das Mühen um das Wasser für
Mensch und Haus und für das Dieh. Da erleuchtete ihm
Hott das Herz und er schärfte seinen Derstand ganz spitz,
daß er mit der Haselrute das Wasser im heiligen Berg
uchte und fand. And es floß am Berg unter einem Hause,
und es brauste und schwoll, und der Mann sprach: „Keißt
das Haus abl“ Da lachten die Leute ihn aus. —
Aber die Rute hatte das Wasser geweckt und gelockt.
Es brauste mehr als je unter dem Hause, und es stieg und
tieß das Haus um und brauste über Büsche und um Baum—
tämme zu Tal und wüstete übel. Bis der adlige Mann
zam, dem das Wasser gehorchte, und er bannte es in große
Zöhren und spaltete es in tausend Leitungen, und es floß,
vohin er wollte, und es bühlte und nährte und erquichte
Mensch und Dieh, daß dankbares Goeschrei rings erblang.
Da wollten die anderen ihm ein Denkmal setzen. Aber er
erbot, seinen Namen zu nennen, und schrieb auf einen Stein:
Frau Holles Feuer,
Frau Holles Licht,
Frau Holles Wasser.
AUnd die Menschen waren voll Glückes über die Gaben
»er Herrin des Berges. Da standen sie zusammen und
nachten einen Bund, daß sie in jedem Jahr einmal, an
inem Sonntag, wenn die Ernte geschehen sei, alle Jugend
inaufschichen wollten in den hellen Kleidern des Spiels.
Und die Kinder sollten auf den grünen Bergwiesen stehen
ind springen und furnen und die Arme recken und sich
eugen. Frau Holle, die Herrin des Berges, soll es sehen,
vie die Menschen die helle Jugend ihr in die Hand geben,
n Vertrauen und Liebe und als Danb für Wärme, Licht
ind Fruchtwasser!“ —
O, meine alte gute Mutter — meine Augen sind feucht,
da ich Deine Worte höre.... Da Du wegräumtest, was
alt war, da Du auseinanderlegtest das süße helldunkle
sennere Deines warmen Weösens, da Du uns lehrtest, das
anbbare Lied an Gott zu singen für seine herrlichen Gaben:
—
Weihnachten õ Von M. Lorenʒz.
Kein Obdach ... Dem treuesten Mann wird bange. Denn der Dorn, drin Marias Mantel sich fängt,
Zie stapfsen mühselig durch wehenden Schnee. 5teht in herzblutroter, duftseliger Blũte.
Ach, Josef, wie ist mir im Herzen so weh.“ Im nächtlichen Schneesturm hat himmlische Güte
Ihr Aiem streift heiß jeine bärtige Wange. Der Reinsten die blũhende Tröstung geschenkt.
Schwer lehnt sie in seiner stüßenden Hand, Und sie lächelt mit weher, mit seliger Süße:
Und des Schnees immer dichter streuende Flocken Hott weiß ihrem Jesulein Obdach und Streu!
Hängen in ihren windwirren Locken Ihre trauernden Augen beleben sich neu,
Vie ein Sternennetz aus lauter Demant. Und vertrauend hebt sie die zarten Füße.
Ihre Blässe greift dem Getreuen ans Herz. Danb singt ihr Herz. Und die Hilfe ist nah.
Wie biegt sich ihr Mund so qualvoll ermattet! Schon hinter der Schneehügel nächster Welle
Die quellblaren Augen sind bange verschaͤttet Tröstet durchs Nachtblau die freundlichste Helle:
Oom ersten nahenden Mutterschmerz. Ein Licht winkt, Kauch wirbelt, ein Dach ist da.
„Gott, hilf!“ — Die Not schnürt dem Manne die Kehle. O Du Remste, Du Reinste, Gebenedeite:
Doch wie unter Wimpern, vom Froste bereift, Hott weiß Deinem Jejsulein Obdach und Streu,
Sein Blick verzweifelt die Nacht durchstreift, Wo des redlichen Mannes treueste Treu
Kommt jubelndes Lallen ihm tief aus der Seele. Dich zur schwersten, zur jeligsten Stunde geleife ...
Der Blũtendorn duftet im knisternden Schnee,
Und im Stall lacht die Ros', ʒarter Wurzel entsprungen ...
Liebe und Licht hat das Dunkbel bezwungen,
Und weltenweit dröhnt nun von Engelzungen
Wie Donner stark und doch süße gesungen
Das heilige: Ehre sei Gott in der Höh'!
v4 4 n
Sücher als Miterzieher
Es ist etwas Seltsames um den Einfluß, den Bücher
auf die Entwicklung des Menschen ausüben. Da ist zuerst
das Schullesebuch.
Jahrzehntelang denkt man nicht an das alte Buch, bis
uns blitzartig die Susammenhänge mit seinem Inhalt und
irgend welchen Handlungen oder Entschließungen, die wir
»ornahmen, klar wird. Unser Schullesebuch war von dem
Hermanisten Philipp Wackernagel zusammengestellt. Es
hestand aus drei Stufen, die, dem bindlichen Wesen an—
gepaßt, mit seinem Alter Schritt hielten. Dies Buch teug
mit Kecht den Titel „Deutsches“ Lesebuch.
Nicht im großsprecherischen Sinne etwa brachte es
deutijches Wesen zum Ausdruck, sondern als eine stille
Selbstverständlichkeit war von deutschem Erleben in Glück
und Not seiner Geschichte darin die Kede. Kommt zu
5 Von Lotte Gubalke.
inem solchen Lesebuch ein Lehrer, der Verständnis für die
zeele des Kindes besitzt und deshalb zum erfolgreichen
hermittler des Lesestoffes wird, so bann ein Kind glücklich
epriesen werden, daß unter diejen Umständen seinen Schul-
2benslauf beginnt. Es wird dann immer ein festes, wenn
uch unsichtbares Band zwischen denen boestehen, die das
leiche Schullesebuch im Gebrauch hatten. Wie es nicht
ur nichts schadet, sondern im Gegenteil heilsam ist, wenn
er Pfarrer ein wenig über die Köpfe seiner Suhörer hin—
veg predigt, so zu sagen einen höheren Ton anschlägt,
att sich herabzulassen zu seinen Hörern und dabei Gefahr
ãiuft, allzuflach zu werden, ist es auch bei einem Schul—
esuch bein Schade, sondern ein Vorteil, wenn sein Su—
immensteller seine kleinen Leser nicht zu gering einschätzt,
ondern lieber höher greift. Das menschliche Gedächtnis ist