zuzahlen und den „Hund aufs Haublotß“ zu bringen. Swischen
beiden Parteien steht Bürgermeisters Annegret, untadelig an Leib
und Seele; ihre eben aufleimende Liebe wird in dem mit allen
Listen und Schlichen geführten Männerstreit zertreten. Der Alt.
bürgermeister berliert sein Amt und durch seines Sohnes Schuld
auch Hab und Gut. Sein sühnendes Ende rückt ihn uns trotz seiner
Selbstsucht und Gewaltsamkeit nahe. Annegret, jseine Tochter,
findei ein Unterbommen in der Nähe ihres blinden Jugendfreundes,
und so schließt die tragische Handlung nicht ohne einen hoffnungs ·
hellen Auͤsbiick. — Die Gestaͤlten des Romans sind scharf umrisjen,
ihr Denken ist vielfach von Vorstellungen düsteren Aberglaubens
umwittert, ihe Humor echt und bodenständig. Die Sprache hat.
wie die Volkssprache, aus der sie schöpft, Salz und Pfeffer oder
mit Scheller zu reden, „farbige Bildhaftigkeit“. — Jedes der
Silder von Carl Bantzer isi an und für sich ein Meisterstũck. Beide
Dichter und Seichner, haben echte Bauernköpfe gemalt. Das Buch
bedarf Leijnes empfehlenden Wortes; es empfiehit sich selbst. KR.
Der Gang ins Leben. Erzählung einer Kindheit. Von Sija
Tetzner. Eugen Diederichs Verlag, Jena 1026, 155 Seĩten. Preis
broschiert 3. —¶ RM., gebunden 5. — RM.
Neben dem Licht glũckseliger Spiele wird der Schatten leicht
vergessen, der von den dunklen Rätsjeln des Lebens aus über jede
zu Geistigem hinauf sich entfaltende Kindheit fällt. Lisa Tetzners
Kechenschaftsbericht über ihre Kindheit handelt von Beidem, vom
Sicht und vom Schatten, und läßt beide zu ihrem eigenen Herzen
reden, ohne Ketuschen. Und so geht von diesem ũberaus warm.
blütigen Werk wiederum der unnennbare Sauber aus, der alle
Lebensbũcher schopferijcher Menschen bennzeichnet. Ihnen ist ge
geben, von den persönilchsten Dingen so zu erzählen, als ob sie
Dinge eines jeden wären, denn jeder, der ihnen innerlich zuhört,
fühlt sich im tiessten Sinn dieses Wortes getroffen. Er fühlt sich
gekroffen, weil, was Lisa Tetzner erzählt, wahr ist, wahr und von
einem starken Herzen erlebt, aus dessen geheimnisreichem Gehäuse
es zurückklingt in die Welt wie eine Melodie aus der unendlichen
Musik der Menschheit. Lisja Tetzner hat ungezählten deutjschen
Kindern durch ihr Märchenerzählen im Volbe Köstliches gegeben,
das nicht ohne Frucht bleiben kann in dem bünftigen Dajein dieser
Kinder; und sie hat durch die schlichten Erzählungen von ihren
Wanderfahrten in Thũririgen, Schwaben und im Industriegebiet
unzaäͤhligen Erwachsenen das Herz weit und froh gemacht. Mit
diejem neuen, scheinbar so anspruchslosen Buch erhebt sie sich
eleiner sprachlicher Regelwidrigkeiten unerachtet, ũüͤber den Grad
ihrer bisherigen Wirkung hinaus in jenes Wertbereich einer in
plastijchem Heimat · Erinnern wurzelnden Lebensbeschreibung, für
weiche der Terminus blassisch gerade als zulänglich erscheint. w. S.
Pestalozzis Liebe. Dramatische Idylle in vier Aufzũgen.
Von Karl Engelhard. 2. Auflage. A. Bernecker, Heimat-
schollen⸗Derlag, Meljungen.
Die gesamte deutsche Padagogib rũstet sich, den hundertsten
Todestag ihres großen Ahnherrn Johann Heinrich Pestalozzi am
17. Februar 1020 festlich zu begehen. Kechtzeitig erscheint daher
die zweite Auflage der dramatischen Idylle „Pestalozzis Liebe“
bon Karl Engelhard, dem früh verstorbenen hessischen Dichter, der
selbst ein Jugenderzieher gewejen ist und vom Wesen des berũhmten
Padagogen manchen Hauch verspürt hat. Er schildert in jeinem
Spiel, dessen Stoff er den im Druck längst allgemein vorbereiteten
Siebesbriefen Pestalozzis entnommen hat, dessen Herzensbeziehung
zu Nannette Schultheß, einen Seelenbund, der so tief verwurzell
wie heftig erlämpft war und in dem Maße, wie er ins allgemein
Menjchliche strebie, ũber das Alltãgliche hinausragend ũberzeitliche
Sedeutung gewann. Es ist Engelhard zweifellos gelungen, diejses
Schickjal zweier ungewöhnlicher Menschen ebenso einprägsam wie
tabtvoll zu gestalten, und da er den Figuren des Spieles mehrfach
Worte in den Mund legt, die er den erwähnten Briefen ent-
nommen hat, eignet dem Ganzen eine menschlich warme, lebens-
polle Anziehungskraft. Das Stũck wird als Festspiel im Saal
des Volksbildungsheims zu Frankfurt am Main und vermutlich
auch von Vereinen anderer großen Städte aufgeführt werden, da
es jũr diesen Sweck wie geschaffen erscheint. -er.
Die drei Leben des alten Schreibers. Erzählung von
Otto Schweighofer. 1926. A. Bernecker. Heimatschollen-Oerlag,
Meljungen.
Aus gemũtvoller Kleinmalerei, die sich gern zu Rückblicken
auf lang Vergangenes ablenkben läßt, ersteht allmählich, kaum
merkbar und doch höchst eindrucksvoli, das Lebenobild eines alten
Mannes, dem in der selbstlos vãterlichen Sorge fũr die „Nachbarsche“
ein heimliches, von warmer Menschlichkeit durchglũühtes und ge⸗
hobenes Glück sich entfaltet, ein Glück allerdings, dessen dornige
Krönung aus dem Verzicht erwächst. Eine Erzählung voll harter,
alltäglicher Wirklichkeit und doch wieder voll echter Poesie, die wie
ein schönes, objschon trauriges Märchen anmutet. Sein Held, der
alte Schreiber, steht hoch und fern über dem Getriebe der Welt,
und eben deshalb bann der Verfasser aus einem um die eigene
Jugend betrogenen Herzen soviel Güte und Liebe erblühen lassen,
hne den Eindruck Lünstlicher Steigerung zu erwecken. Nus der
chwãrmerischen Oerehrung für die Frau ersteht für den alten Mann,
der in seinem ersten Leben durch eine Schurkerei das Elternhaus
ind damit die Lebensfreude verloren hatte, ein zweites Leben neu
erwachter Innigkeit, aus diesem das dritte, das geistig schöpferische,
das durch jenes frühe Mißgeschick nur verschũttet gewesen war und
nun zu einer Lösung aller Konflikte führt, einer Lösung, die der
alte Mann freilich nur in der Todesstunde erlebt. Alles in allem
eine Menschendarjtellung von tiefer Herzlichbeit, die der Teilnahme
des mitfühlenden Lesers gewiß jsein dars. — er.
Wilhelm Reuter. Su gihn die Gäng. Gedichte, wie et ju
giht und wie mer schwätzt em Nassauer Ländche. Marburg a. d. Lahn.
N. G. Elwert'sche Veriagsbuchhandlung 1926. 104 Seiten, Gr. 80.
Das mit Bildern von Max Waibel zu Franbfurt a. M. aus-
gestattete neue Werb zeigt unsern bekannten und geschätzten Nassauer
heimatdichter mehr von der heiteren Seite, doch sind auch manche
renste Gedichte in diesem Bändchen zu finden. „Et eß dochwochsen
halb Kends un halb Ochse;“ aber der Scherz nimmt hier, einen
zroßen Teil ein, und das mit Recht, ist es doch echter Oolkshumor,
hem wir hier begegnen, dem Volke abgelauscht und in volkstümlicher
Form wiedergegeben. Es ist ganz böstlich zu lesen, wie eine Frau
suse Gedäts em sune blaads bißchen Wurscht macht“, wie der
Hannes Pitt, der „of die Frei gung“, das Alter seiner Ammie
ejtstellt, wie der Bauer das Gespenst erschlägt, wie „de Schneire
»f de Kermes“ immer Streit anfängt usw. usp. Das muß man
ailes selber lesen. In seinem echten Humor ist es ein herzerfrischendes
Bũchlein, das einem unverdorbenen, noch für Heiterbeit empfäng⸗
ichen Menschen in dieser schweren wirtschaftlichen Seit manch
eichte Stunde bereiten wird. K. Wehrhan. Frankfurt a. M.
Deutsches Wandern 1027. Künstlerijcher Wochenabreiß-
alender, herausgegeben vom Verband jũr Deutsche Jugendherbergen.
Burgen vom Rhein und im Hejsenland, ernste Ordensschlösser
rus Deutschlands Osten, Höfe aus weltferner stiller Heide, gemüt-
iche Stadttũrme, die schönsten deutschen Landschaften sind auf
28 Seiten auf Kunstdruckpapier in vortrefflichen Aufnahmen
viedergegeben und mit mundartlichen lustigen Textproben in inneren
zusammenhang gebracht. Trotz der sehr schönen Aufmachung be—
rãgt der Preis nur 2. RM. (Wilhelm · Limpert· Derlag, Dresden⸗
A. 1.) Im selben Verlag erschien ein wirklich wundervolles
Bũchlein fũr die Schuljugend, Der Freudenborn 1921, ein Jahr⸗
»uch für unsere Jugend zur Pflege der Heimatliebe, des Tier⸗
ind Pflanzenschutzes und des Naturgenusses auf der Grundlage
rohen Wänderns und Weilens, herausgegeben vom Verband für
Deutsche Jugendherbergen — Geschichten, Silder, Lieder, Kätsel und
Aufsätze —, recht geeignet, Liebe zu Pflanze und Tier, zur Heimat
ind zum Dateriand zu wecken. Das 64 Seiten starke Büchlein
ostet nur 25 Pfg. Endlich noch das Guckbästlein 1927. Ein
zaͤhrbuch für unsere Kleinen der UAnterklassen, ein 82 Seiten
larkes Bũchlein in der gleichen Aufmachung wie der Freudenborn,
nit 560 Sildern, inhaltlich eingestellt auf das Denk und Auffassungs-
ermögen der Kleinen von 6 bis 11 Jahren. Preis 10 Pfig. Es
inthält außer einem Monatsbalendarium mit lustigen Kinderbildern
eine Anleitung, sich einen Guckkbasten zu bauen, Gedichte, Sprũche,
Märchen, Erzähiungen. Abzählreime, Kätsel und Scherzfragen,
zchnellsprechsãtze, Neujahrswũnsche und lustige Seichenkunststücke
uind ũberall dazwischen erst für diesen Kalender neu gezeichnete, innige
und lustige Bilder. Der jũr die gebotene vorzũgliche Ausstattung
anerklärlich billige Preis ermöglicht auch die größte VDerbreitung.
VDolb und Scholle, Heimatblätter für beide Hessen, Nassau
und Frankfurt am Main, 4. Jahrgang, Heft 11: Walbe, Heinrich,
Alte Grabmäler auf hessischen Friedhöfen; Haupt, Georg, Von
euer Friedhofskunst; Horn, Adolph, Die Steinindustrie an der
Bergstraße; Siegei, Gustav, Die HessenCasselschen Truppen im
zo jaährigen Kriege (Schluß); Hollatz, Dorothea, Auf dem Fried⸗
yof zu Lichtenberg; Theiß, Anna, Das Weib; Schweter, Walter,
Ailerseelen; Scriba, Otto, Die heilige Baulinie unserer Kirchen.
Zeitschrift des Geschlechtes Stück“, J. Jahrg.
Nr. 51/52 vom 1. 11. „Des KRätsels Lösung“ (Auflösung des
Ahnenbaumrätsels in voriger Nummer); Berichtigung, Echo,
„Ahnenkunde“, ein einleitender Artikel mit zwei Musterbeispielen
ziner Stamm- und Ahnentafel betreffend die Eschweger Familie
Spillner.Findlinge“ (Fortsetzung) und Ankũndigungen, denen wir
I a. die Anregung zur Abhaltung eines Familientages in Cassel
im kommenden Sommer entnehmen.
Nachdeuch nur dach Abereinkunst mit dem Herausgeber geltattet.
hderausgeber⸗ Kourad Bernecker. Deuck und Verlag: A. Bernecher. Mellsungen.