idealer Konkurrenz mit einem blaren Blick für die Außen-
welt, lebendiger Sinn für die Schönheit des Diesseits in
tiefem Ausgleich mit unbedingt christgläubiger Lebenswertung.
Daß sie sich hierbei unverhohlen auf das batholische Be—
benntnis stützte, hat natürlich ihrer Wirbsambeit Grenzen
gezogen, wenn es auch anderseits beinem Sweifel unterliegen
zann, daß ihre Kunst auch Andersgläubige zu gewinnen
weiß. Wenn im übrigen auch nicht zu verkennen ist, daß
die speziell hessischen Bücher im Rahmen ihrer Veröffent-
lichungen eine Minderheit darstellen, so ist doch, qualitativ
betrachtet, beinesfalls zu leugnen, daß gerade die hoessischen
Heimatromane ihren besten Leistungen zuzurechnen sind.
Das kbann allerdings niemanden wundernehmen, der das
innige, die Dichterin allzeit bewegende Heimatgefühl in ihren
Büchern selber wahrgenommen hat.
Im übrigen aber liegt eine dringliche Pflicht der
Nachwoelt, etwas wieder gut zu machen, was die Mitwelt
bersäumt hat, vor im Falle des blinden Forschers und Dichters
Christoph Ruths (* 1929) aus dem Odenwald. den
r in einem Roman und zahlreichen Erzählungen gespiegelt
at. Aber er hatte höhere Siele als die eines einfachen
heimatdichters, obwohl er eben als solcher literarisch Wert-
olles geleistet hat. Probldme der Weltgeschichte beschäftigten
rine dichterische Begabung, wie sein Forschertrieb durch
jychologijche, physiologische und kosmologische Fragen dauernd
n Anspruch genommen war. Neben der Prosa-Erzählung
flegte er das Vers⸗Epos und die Bühnendichtung — aber
vie reich seine Begabung, wie unerschöpflich seine Arbeits-
ust, wie eisern sein Fleiß auch, der Erblindung zum Trotz,
ewesen ist: erst im hohen Alter fing er an, seinen
zeitgenossen bekannt zu werden, und die Veröffentlichung
nehrerer Werkbe hat er nicht einmal selbst erlebt — von
enen zu schweigen, die noch der Veröffentlichung harren.
Deshalb darf auch an dieser Stelle der Hoffnung Ausdruck
zegeben werden, daß in Subunft das Schaffen!) eines
Mannes die gebührende Beachtung finde, das trotz schwerer
Sʒchicksalsschläge Leistungen vollbracht hat, die den Durch-
Hnitt der zeitgenössischen Prosa vielfach merblich überragen.
Auf Heimatwegen.
Aus der Vogelwelt des Werratales.
Von Zahnarzt H. Sauer, Witzenhausen.
(Mit Federzeichnungen vom Verfasser.)
VOor kurzer Seit brachte die „Kasseler Post“ einen, Aufsatz
über die Vogelwelt des Werratales. Der Verfasser desselben ijt
leider nicht ganz im Bilde, sodaß in dem Leser unrichtige Vor⸗
stellungen von unserer Tierwelt geweckt werden. Nach jenen
Ausfuhrungen bönnte man meinen, die hiesige Vogelwelt wäre so
arten⸗ und individuenarm, daß es sich empfehlen würde, selbst den
Sperling aus anderen Gegenden wieder bei uns einzuführen
Nein, die gesjamte Tierwelt unseres schönen Werragaues ist glück
licherweise noch ziemlich mannigfaltig. Nur haben viele Menschen
eniweder ũberhaupt bein Auge für die sie umgebenden Lebewesen
oder aber, sie jehen sie wohl, wissen sie jedoch nicht „hin zu tun“,
wie der Oberhesje sagt. Schon um den Bestimmungen des Vogel⸗
schußgesotzes die nõotige Beachtung zu sichern, bzw. um mit den⸗
jeiben nicht in Swiespalt zu geraten, ist es angezeigt, sich eine
genaue Kenntnis unserer Vogelwelt anzueignen. Diese Kenntnis
niegt nirgends so sehr im argen, wie bei den Kaubvogeln.
„Alles, was krumme Schnäbel und krumme Kroallen hat, ijst
ein Raubvogel“, mit dieser Definition gibt sich gar mancher zu—⸗
jrieden, und jelbst zahlloje Jũnger St. Huberti sind nicht imstande,
die landläufigen Raubvögel ihres Bezirkes mit Sicherheit anzu⸗
jprechen. Bedauerlicherweise wird von gar vielen Jägern wahllos
und ohne Gnade auf die „verhaßte, vogelfreie Bande“ allzusehr
losgeknallt, ganz unbebũmmert um Vogelschutzgesotz, Schonzeit und
Nalturdenkmalserklärung. Früher hatte man häufig genug Ge—
legenheit, die gefiederten Käuber in schönen Linien dahinkreisen,
zeitweisje an einer Stelle in der Luft rũtteln und dann in jähem
Sturze auf den Erdboden niedergehen zu sehen. Heute bekommt
man sie immer seltener zu Gesicht, ja emzelne Arten in verschiedenen
Gegenden ũberhaupt nicht mehr. Das warme Eintreten der Natur-
schüßer für ihre Schonung in, sachgemäßen Grenzen und an
ʒassendem Orte fruchtet wenig. hier und da werden sogar noch
Prämien für erlegte Raubvyogel gezahlt (voergl. „Seitschrift für
Srieftaubentbunde“ 1925 Ar. 2; ũbrigens hat heute die Brief-
taube bei weitem nicht mehr die Sedeutung, wie zur Seit, da die
Oerstãndigungsmittel technisch noch nicht so ausgebildet waren).
Wie schlimm es in dieser Richtung um den Fortbestand verschiedener,
ohne Frage zu schonender Raubvogelarten besteilt ist, das beweisen
die Beringungsberjuche unserer Dogelwarten.
Doch jchafft auch die genaueste Kenntnis der Raubvogel beine
Besserung, wenn man nicht mit der alten Anschauung brechen will,
das „KRaubzeug“ gehöre auf die Achtungsliste und müsse vertilgt
werden, weil man es nur unter dem engen Gesichtswinbel seiner
Schãdlichkeit betrachtet. Für alle Raubvögel, sogar für den viel-
geschmãhten Habicht. gilt die Tatsache, daß man bei ihnen bloß
pon der Schadlichbeit eines Einzeltieres, nicht aber von der Schad-
lichkeit der betreffenden Art sprechen darf. Liest man in den
Blättern die Berichte über die Kaubpögel, so möchte es einen
dünken, als wären diese Tiere eigens geschaffen, um Schaden zu
derursachen. daß sie lieber hungerten. wenn sie beine Taube oder
ein Huhn, bein Kebhuhn oder beinen Junghasen ergattern bönnten,
ind es peinlich vermieden, eine Krähe oder einen Spat oder eine
Beute, die der MenschUngeziefer“ benennt, zu schlagen. Sweijel⸗
os entwickelt sich mitunter ein Habicht zu einer Geißel für Haus—
geflügel und Wild, und sein Abschuß bedeutet eine löbliche Tat;
as darf aber nicht ohne weiteres verallgemeinert werden. Wollte
nan nur denjenigen KRaubvogel abschießen, welcher auf frischer
Tat ertappt oder bei gewissenhafter Beobachtung als Schädling
im Geflügel-und Wildbestande irrtumslos erkannt wird, dann
vürde nur ein geringer Bruchteil davon erlegt, was heute noch
ernichtet wird. Seien wir uns auch blar darüber, daß diese Tiere,
eren VDerbrechen darin besteht, Konburrenten des Menschen zu
ein, auch unermeßlichen Nutzen stiften, da ihnen in mehr oder
veniger großem Umfange die Rolle der Sanitätspolizei zufällt,
ind daß sie durch Wegfangen der Kranken und Schwächlinge die
nderen Tiere vor Ansteckung und Entartung bewahren. Jedes
kier, auch das Kaubtier, hat im Haushalte der Natur seinen be—
immten Platz auszufüllen. In der freien Natur haben die Raub-
ijere ihre Beute niemals ausgerottet. Der Mensch hat sinnlos das
Hleichgewicht gestöͤrt. Gleich den anderen Vögeln waren frũher
iuch die Raubpögel weit häufiger als heute, wo es fast ein Er—
ignis ist, wenn man einen der, prächtigen Flieger sich wuchtig
dh'wãrts schrauben sieht. Nein, wer die Vogel durch Vernichtung
»rer „Feinde“ schützen will, ist wahrlich kein Freund, sondern ein
eind der Natur, denn auch die Raubpögel sind schöne und
arabteristische Gestalten. die als eine der schönsten Sierden so viel
ur Belebung des Landschaftsbildes unserer Heimat beitragen, und
ücht vertilgt werden dürfen. Ja, ihr ästhetischer Wert ist nicht
ering zu bemessen. Wie endlos einförmig wäre unsere Landschaft
hne die herelichen Flugkünste der Raubvögell Jedwedes Lebe-
vesen darf nach ungeschriebenen, biologischen Gesetzen ein gewisses
Kecht auf das Fortbestehen seiner Ark im Naturhaushalte bean-
pruchen. Erhalten wir in den engen Grenzen unserer Heimat,
pas noch zu erhalten ist, zu unserer eigenen Freude und zum
utzen unseres prachtvollen Werragaues. Die Liebe zum deutschen
Vald, zur deutschen Flur und zu ihrer Tierwelt ist ia eine alte,
rdeutsche Eigenschaft.
Um das Kennenlernen unserer Vögel ein wenig vermitteln zu
elfen, sollen hier aus der umfangreichen Menge einige Vertreter
erausgegriffen werden, die teilweise in hiesiger Gegend freilich
elten, allein ihrer Größe halber und wegen ihres Gehabens so
nerkwürdig sind, daß sie sich dem Beschauer geradezu aufdrängen.
ßewissermaßen als Hausbedarf sind die Flugbilder in schematischen
federzeichnungen beigefügt, um mit ihrer Hilfe das Ansprechen
u erleichtern. Die systematischen Merbmale jeder Gattung und
Art, die das Bestimmen erst ermöglichen, wenn man das erlegte
ztück in der Hand hält, sollen außer acht bleiben, denn sie Lönnen
ins draußen im Freien nichts nützen; dort gilt es. lediglich aus
VHerke von Christoph Ruths:
Hertha Kuland, K.; Heerestragödie und Fotenesarn Ep.; Die indische
Entscheidung,. Ep.; Titanische Szenen aus dem lexanderweg, Ep.; Der
Hunger des Milliardärs, Vr.; AÜer der Seit, Ep.; Erotische Probleme, Erz.;
Zurnini Erz Die bösen Buben von Hockenrod. Erz; Talestris, Erz.. Satan
iber Enaland.