sfammen von Professor Teichmüller, der in der Stadt lebte. Für
ie Fahne selbst waren folgende Kosten aufzubringen: 2 Rilr.
26 Alb. 8 Hll. jüũr Fahnenũberzug, 2 Rtilr. 5 Alb. 11 51l. für
Fahnenbandelier, 11 Rtlr. für Fahnenseidenstoff, 11 Rtle. für ver⸗
joldete Fahnenspitze, 1 Rtlre. für vergoldete Fahnennägel, 35 KRtle.
1.Alb. 8 Hlle. für Goldbesetzung um die Fahne, J Rtlr. 5 Alb.
J Hlle. für schwarzes Tuch,. J Rtl. 4 Alb. für Schneiderarbeiten
Schneider Brand), 3 Rtlr. 16 Alb. für Fahnenstock, 833 Rtle.
28 Alb. für das Gemälde und die Schrift.
Ein solch bostbares Symbol mußte auch in der gehörligen
Form sjeiner Sweckbestimmung ũbergeben werden. Mit der Fahnen⸗
veihe sollte ein rechtes Volbofest für die gesamte Einwohnerschaft
gefeiert werden. Monatelang hatten die Vorbereitungen gedauert.
Am 8. Juli 1832 fand die Weihe statt. Leider sind in den Abten nur
pãrliche Bemerbungen ũber das Fest selbst enthalten. Doch bann
nan an ihnen den Verlauf verfolgen. Der Tag begann mit dem
Aufmarsch der Kompagnie vor dem Rathaus. Von hier aus ging
es zur Kirche. In feierlichem Suge wurde nunmehr die noch
erhũllte Fahne in den Rathaussaal gebracht. Der prächtig ge⸗
chmũckte Saal zeigte an der Ostseite einen Altar, zu dessen Seiten
ich die städt. Behörden, Geistlichkeit, Kreisverwaltung aufgestellt
»alten. Vor dem Altar stand die Kompagnie in voller Aus—
ꝛüstung. Gemeinsamer Gesang leitete die Weihe ein. Der Metro—
»olitan Sũlch weihte die Fahne, und Bürgermeister Baumann
übergab sie dem Hauptmann. Die Musik setzie ein, und nun ent—
üllte sich die Fahne. Die Kompagniemiiglieder gelobten der
Fahne Treue.
Nach Beendigung der Feier zog man zum Lindenberg, dessen
Anlagen inzwischen erweitert worden waren. Mächtige Ehren—
pforten begrüßten die Gäste. Für des Leibes Wohlfahrt war hin—
reichend gesorgt. Alt und jung vergnũgte sich am Topfschlagen —
wie aus der Kechnung hervorgeht. Musik jpielte zum Tanz. Und
dazwischen donnerten die Schũsse der Wehr. 1300 Schuß wurden
Abgegeben und 18 Pfund Pulbver verbraucht, gewiß eine anständige
Leistung. Bedauerlich ist es. daß ũber das Schießergebnis seldst
nichts berichtet wird. Das Fest hatte einschließlich der Kosten für
die Fahne 457 Rtlr. 1 Alb. 6 Hlle. an Ausgaben verlangt, denen
Fahne der Melsunger Bürgergarde, Schriftseite.
Dhotoꝗqraph H. Jungermann. Melsungen.
ur 242 Rtlre. 2 Alb. 9 Hllr. Einnahmen gegenüberstanden. Aber
nan lebte in dieser Hinsicht damals wirblich in guter, alter Seit.
ber den „Defelt“ machte man sich keine Sorgen. Das Festkomitee
hickte die Abrechnung mit sämtlichen Belegen dem Stadtrat zu.
14 Ktle. 30 Alb. ꝰ Hllre. sollte die Stadt zahlen. Nach langen
)erhandlungen mußte schließlich der Stadtrat auch diese bitiere
ille schlucken, die aber der weltgewandte Bürgermeister dadurch
u versüßen wußte, daß er in seinem Schreiben hierzu bemerkte,
daß es doch ein schönes und wohlverlaufenes Fest gewesen und
oll des Opfers wert gewesen!“, ja, er hofft sogar, daß der Tag
das Fest) zu einer stetigen Einrichtung und einem sietigen Er—
anerungsfest werden möchte. Ein solch zarter Wink von solch wohl-
eneigter und zahlbrãftiger Behörde gegeben, fiel natürlich bei
er Kompagnie auf fruchtbaren Boden. Hätten allerdings Stadt-
at und Bürgermeister die Folgen dieses Hinweises geahnt,
e hätten sich vorsichtiger benommen oder es wenigstens mit der
rsten anerlennenden Bemerkung bewenden lassen. Denn auch der
dompagnie hatte das Fest, das in eine solch günstige Jahreszeit fiel,
ervorragend gefallen, namentlich die stadtseits bewilligte „feine
abung!“ Sie beschloß, alljährlich das Schießfest zu fesern. Und
amit hatten unsere lieben Melsunger ihr Volbsfest. Jedes Jahr
urde es in der ursprünglichen Weise gefeiert, und dem Herkommen
emäß übernahm der Stadtrat den „Defebt“, der mifunter eine
anz ansehnliche Hõhe erreichte. Leider machte das böse Jahr 1850
uch unserm Fest ein Ende. In diesem Jahre wurde es zum leßten
Nal gefeiert, da die innerpolitischen Wirren der folgenden Jähre
as Fest auf behördliche Anordnung unmöglich machten und später
in politisch verärgertes Bürgertum diesen wunderschönen Tag
licht wieder aufleben ließ. Das war bedauerlich, denn sonst hätte
njer schoönes und liebes Melsungen sein Volbsfest wie die Eschweger
»e Johannisfest, die Hersfelder ihr Lullusfest usw. Historisch ist
er Tag begründet. Noch ist die alte Fahne da, ein Ausdruck
olzen Bürgersinns aus einer Seit innerpolitijchen Ringens und
ztrebens des Bürgers, und neben dieser Fahne stehen noch die
zunftfahnen, auch Seichen eines großen Geschehens! Könnte da
er Tag nicht wieder aufleben, das Fest nicht wieder entstehen,
zin Fest, das von der Liebe zur Heimat redet, das alle die sammelt,
zie den Erdgeruch der Heimatscholle draußen nicht vergessen Lönnen,
ein Fest, das alle die jammelt, die noch den Duft des Heimat-
»odens atmen, die Brücken zu Herzen schlagen wollen über die
errissenen, hadererfüllten politischen Klüfte der Gegenwart! Auf,
Meljunger, schafft euch euer Heimalfest!
Ob allerdings der Stadtrat dann auch, alter Tradition folgend,
»en Defekt auf den Stadtjäckel übernehmen würde, das muß die
Zukunft lehren.
Doch aus der verheißenden Subunft schnell wieder hinein in
die mitteiljame Vergangenheit.
Die Wehr trat in eine Seit ruhiger Entwickelung. Besondern
Wert legt man auf die regelmäßigen Schießübungen. Pulber und
Blei muß der Magistrat zur DVerfügung stellen. Einmal fordert
zin weitblichender Hauptmann sogar 2/2 Sentner Pulver an. Diese
Menge hätte Jahre genügt. Der ahnungsloje Stadtrat kauft
den DVorrat. Das Pulver wird geliefert und eingestellt. Da erbennt
man die Gefahr. Kommt das Seug mit Feuer in Berũührung, so
gibts einen bedeutenden Knall und nebenbei wird ein Staͤdtteil in
der Luft herumfliegen. Da hält man den Eulenturm für eine
ichere Lagerstätte. Kaum hat man die recht erhebliche Sackzahl
dort eingelagert, so stürmen die Anwohner das Rathaus. Duch
ĩe versprechen sich nicht viel von einer unfreiwilligen Luftreije.
Nun wird das Pulver in einem Gartenhäuschen in der Nähe des
friedhofes gelagert. Nach wenigen Wochen steigen auch dem
Hartenbesitzer Bedenken auf. Auch er möchte seinen Garten nicht
rines Tages in der Nachbarschaft zusammenlesen. Man entschließt
ich zum Verkauf, doch erst nach langen Verhandlungen wied man
lSentner los.
Natũrlich wurden die Gewehre bei dieser Massenschießerei
ehr in Mitleidenschaft gezogen. Manche Mitglieder ließen auch
hrem Gewehr beine sorgfältige Pflege angedeihen. Ein vorliegendes
Kevisionsprotoboll (12. 1. 1849) blagt sehr ũber den schlechten
SZustand der Gewehre. Es fehlen einzelne Teile, ja 18 Stück
aben sogar den Hahn verloren. Eine gründliche Reparatur
rachte dann Abhilfe.
Sesonderes Interesse beanspruchten die alljährlichen Wahlen.
hauptmann. Offiʒiere, Unteroffiziere u. a. m. mußten jedes Jahr
ieu gewãhlt werden. Die Wahlen mußten gesondert durch Stimm-
ettel erfolgen. 82 Wahlen waren vorzunehmen und erforderten
inen ungeheuren Papieraufwand. Der lange Seit die Kompagnie
efehlende Hauptmann Klepper fordert 35. B. am 23. 8. 18544 , 3u
der bevorstehenden Wahl 53472 Stimmzettel“ beim Stadtrat für
171 Mitglieder an. Natũrlich ging diese stundenlange Wahl nicht