hindung der Heege im Herrschaftl. Walde 120 Alb.“, wobei wir
s wohl mit einem Verbot des Viehhütens zu tun haben. Nr. 16
erzeichnet „von den Gmos-Brunnen zu reinigen 1 Guld.“ Die
rei Posten unter Ne. 117 weisen folgende Ausgaben nach: „für
rey“ Quittungsbũcher 14 Albus; fũr Happels Unterricht jür Vor⸗
nũnder 1 Gulden 4 Albus; bey Verpflichtung der Dorfbedienten
st verzehrt worden 12 Albus.“ Die drei Quittungsbũcher dũrften
ür den Gemeinderechner bestimmt gewesen sein. Nach dem anderen
Punkt scheint der GemeindeWaisenrat in jeinen Pflichten unter⸗
viejen worden zu sein. Und die Wahl der „Dorfbedienten“ war schon
amals eine feierliche Handlung, bei der die Kehlen nicht trocken
oleiben durften. Richt ohne Kopfschũtteln aber wird mancher
„laut Bescheinigung Ne. 18* lesen: „Dem Schulmeister vor drey
Weege nach Wolfshausen und Marburg bey der Kaiserl.
Einquartierung 22 Albus 4 Hllr.“ ausgezahlt. Konnte der auch
nicht die Wege umsonst machen, und war der ausgeworfene Be—
rag nicht viei zu hoch? Nun, wir wissen, daß die Besoldung der
Lehrer in damaliger Seit geradezu erbärmlich war. Aber zu
diesem Punbt äußert sich auch der Kechnungsprüfer nicht, wohl
wber fũgt er, nach damaliger Anschauung vielsagend diesem Aus-
Jabeposten zu: „paßirt vor dasmal, künftig aber nicht, weilen der
Schulmeister zum Ankterricht der Kinder im Christenthum und nicht
zum Herumlaufen angenommen ist.“ -e.
Der Koloradobäfer.
Otto Rehfuß, im alten Hessenstädtchen als schnurriger Kauz
ebannt, fuhr mal mit einem guten Freund „in die Lande“, wie
»x die Heckennester zu nennen beliebte. Auf der Heimfahrt sah
r auf den Feldern an der Straße so schöne Krautböppe, daß er
om Wagen sprang, sich die schönsten absjäbelte und auf den Wagen
varf. Bas sah die Eigentümerin des Ackers von weitem, und
ntrũstet rief sie ihm zu: „Was machete denn da? Das dörfete
och net dunn!“ Darauf ging er seeleneuhig hin zu der Frau,
zellte sich als Profesjor Sowieso aus Berlin vor und hielt ihr eine
roße Rede über den Koloradobäfer, der gerade hier jehr starb
iuftrete, und wie gefährlich er sei, und daß man ihn als KRegierungs-
ommlijsar zur Bekämpfung des bösen Käfers hierher geschickt
abe. Und als Re—gle —rungs —om —mij—jsar müsse er jelbstver⸗
tändlich jeine Pflicht iun. Die Frau, die vor dem närrschen Wort
hon fast auf den Räcken fiel, entschuldigte sich bei dem Herrn
Drofesjor, der weiterhin Krautböppe absäbelte, auj den Wagen warf
ind vergnügt von dannen fuhr. K,
—An—
Lotte Gubalkbe.
Die Dichterin Lotte Gubalbe, unseren Lesern durch ihre Mit-
arbeit an den Heimat-Schollen bebannt, beging am 31. Oktober
hren T0. Geburistag. Sie ist als Kind des Medizinalrats Kot-
Jamel in Witzenhausen geboren, wo sie eine sonnige Jugend verlebte.
Ihrer Neigung solgend, vermählte sie sich mit dem bedeutend älteren,
hochgebildeten Pfarrer Gubaibe in Thüringen, den seine Welt-
inschauung später aus seinem Amte scheiden ließ. In der nun
olgenden jchweren Seit reifte Lotte Gubalbe zur Dichterin. Sie
hat sich einen ehrenvollen Platz in der modernen Frauenliteratur
erkämpft. Wer den Weg zu ihren feinen Süchern finden will,
eginne mit ihren Erzählungen in Reclams Aniverjsal-Sibliothek
(NAr. 4800 und 4815) und in Hesses Volksbũcherei (Ne. AS / A0,
—571, 572, 617/18).
Von der Jugendherberge in Hausen.
Grauer Herbsttag am Hohen Meißner. Schwere Wolllen-
geschwader wälzen sich in endloser Folge über jeinen tannenzacki-
jen First. Fahler Schnee flockt da und dort im braunnassen Vor⸗
ande, darüber immer wieder eisige Schauer hinfegen. Dann
uckt sich das Hochlanddörfchen Hausen noch tiefer in die Tal-
chlucht, die jäh von der Höhe herniederstürzt.
„Wer im Sturme lujstreijet, ist unklug“, jo Lommt mir im An—
teigen ein langvergessener Vers aus dem „Siebzigsten Geburts-
ag?. Das moͤgen heute wohl viele gedacht haben — ohne den
illen Voß — und der Einweihung der Jugendherberge fern ge⸗
olieben sein. Ein spärliches Trüpplein „Unentwegter“ ist es, das
»eim Morgengeläut in Hausen einzieht.
AUmso freudiger wird das schmucke Häuschen am brodelnden
zteinbach begrũßt, das sich heute mit Tannengrũn festlich gewandet
zat. Der Herbergsvater hat den Tagesraum wohi geheizt. Heller
Vandbewurf, lichte Scheibengardinen lassen das Stübchen so trau—⸗
ich erscheinen. Gut stimmen dazu die schlichten Bauernstühle
ind Bänke. Hier fühlt man sich heimisch. Der Herbergsleiter,
dehrer Franke, Haujsen, begrüßt herzlich die Gäste und erzählt in
auniger Weise von den mancherlei Schwierigkeiten, die den Aus-
au dieses Hauses erschwerten. Früher war es ein Gemeinde-
»aus, völlig verfallen und — wohl dem Wert entsprechend — für
zanze 50 Pfg. verpachtet! Der Ausbau hat 5000 RM. erfordert.
dasũr steht das Häuschen aber auch vom Keller bis zum Boden
bohnlich da. Von den laufenden Einnahmen glaubt der Herbergs-
eiter die Wände noch mit lustigen Fresben von Künstlerhand
chmũcken lassen zu bönnen.
VDom Sweigausschuß für Jugendherbergen bringt Turnrat
Zuchenau⸗ Cassel Gruße und Glũckwũnsche. Der grauboöpfige, aber
och herzensjunge Turner und Wanderer findet treffliche Worte
ũr den Wert der Jugendherbergen. Er schließt mit dem Wunsch,
aß sie recht vielen jungen Menschen frohe Stunden der Kast
eben möge. Der Vorsißende des Werratalvereins Witßzenhausen
etrachtet die Jugendherberge als das Patenkind jeines Sweig-
ereins, dem diejer 30 RM. zum weiteren Ausbau als Paten-
eschenk gestiftet hat. Anschließend wurde die Herberge besichtigt.
zie enthält neben dem Tagesraum eine Küche, ein Lesezimmer,
rei Schlafstuben mit insgesamt 16 Betten und im Bodenraum
och 20 Schlafplätze. Alle Räume sind heizbar, sodaß auch den
Vintergãsten, die des prächtigen Schneeschuhgeländes wegen zahl⸗
eich zum Meißner bommen, ein behagliches Unterkommen ermög-
icht wird. Adolf Häger.
Vom Eisenberg.
Der Eisenberg, der jetzt durch die Errichtung einer Segel⸗
ugschule in den Mittelpunbt der Beachtung rückt, trägt noch Reste
iltgermanischer Kultstätten aus der frühen HügelgräberBSronzezeit
16000 - 1500 v. Chre.). Nach Walter Sremer soll sich um 2500 vp.
chr. ein Hietenvolk aus dem Gebiet des Niederrheins hier seßhaft
jemacht häben. Später ging es zum Achkerbau über, der es in
ie Täler niedersteigen ieß. Eine zweite Besiedlung muß der
fisenberg im Mittelalter erlebt haben. Da lief die Straße von
er Wetierau nach Thüringen ũber den Eisenberg. An den hier
efriebenen Eisenbergbau erinnert noch der Name „Ertzebach“.
Marie Martin .
In Cahsel verschied an den Folgen eines Schlaganfalles die
essijche Schriftstellerin Marie Martin, die sich um eine vertiefte
Biidung der deutschen Frauenwelt verdient gemacht hat. Sie
war die Tochter des Superintendenten Wilhelm Martin in Nieder-
meiser und wirkte als Lehrerin an den staatlichen Seminaren zu
Trier und Berlin. Durch Aufsätze pädagogischen, religiösen und
ozialen Inhalts wirbte sie auf einen weiten Kreis. Ihr schönes
Such „Deuͤtsches Heimatglück“ trug ihren Namen durch ganz
Deutschland. Ihren Lebensabend verbrachte die nunmehr Ver—
torbene in Cassel.
Vollbs kundliches.
Am 28. Obtober sprach in der Volbshochschule zu Hersfeld der
Schulrat Dithmiar aus Eschwege ũber den „Hessischen Volbswitße,
er sich besonders in den ‚„Annamen“ der Städte und Döefer be⸗
zundet. Der Vortragende beschäftigte sich besonders mit den Spott-
ramen der Städte und Dörfer seines Wirkungskreises und den
Schnurren, die jedem dieser Orte anhaften. Von 10 Orten haben
50 Spottnamen, als deren Hauptquelle der Vortragende die Armut
des Landes und die starke Diehwirtschaft der Bewohner ansieht.
Geographijche Namen.
Im VBerein für Erdkunde zu Cassel hielt Kebtor Karl
heßler, der bebannte Herausgeber des dreibändigen Werkes
Hessische Landes· und Volkskunde“ einen Vortrag ũber unrichtige
fluüußnamen und Ortsbezeichnungen in Hessen. Der auf
dem Meßtischblatt der preußischen Landesaufnahme als Quellberg
hezeichnete Serg unterhalb Wolfsanger ist noch auf den kurhessischen
Seneralstabskarien Quelberg genannt. „Quel“ oder „Quern“ ist
ach Heßler eine altdeutsche Sezeichnung für Mähle, sodaß also
Quelberg — Mühlenberg und Queigraben — Mählengraben bedeuten
würde. Aus dem Dorjnamen Spickershausen an der Grauen Kaße
hat das amtliche Meßtischblatt ein Spiebershausen gemacht. Der
ichtige Name geht auf Spicke, eine Art Sommerbrücke über die
Fulda, zurũck. Die geologische Karte, Blatt Gudensberg, nennt
die Steinjäule bei Maden Wotansäule. Nach Heßlers Ausführungen
par sie dem Gott Siu geweiht und stellte eine Irminsäule dar.
Die vielumstrittene Frage „Eder oder Edder?“ entscheidet Heßler
zugunsten der zweiten Ramensform als die „Eilende“. Die Wilde
zei Bad Wildungen hat nach dem Vortragenden noch im vorigen
Jahrhundert den lanoͤläufigen Namen „Wülfte“, Wässerlein vom
Volfsberg, getragen.
Nachdruch nue nach Abereinbunft mit dem Herausgeber gestattet.
Herausgeber? Konead Bernecher. Deuck und Verlag: A. Bernecker, Meljungen.