lebnis des Germanentums, das den Grundton seines Schaffens
bildet, und der hinreißende Schwung, mit dem er dieses
Erlebnis lyrisch und dramatisch verlautbart, sind zweifel-
los zu stärkster Auswirbung bestimmt. Eine solche Seelen-
glut bann nicht umsonst gewesen sein, bann nicht fruchtlos ein
heldisches Menschentum verzehrt haben. Eine schönere Zubunft
vird erweisen, daß Karl Engelhard, ob auch sein irdisches
Teil jung in Flammen aufging, seinem Volbe, das er innig
geliebt hat, lebendig geblieben ist über die Grenzen des
rdischen Seins hinaus.
Zu denen, welche die Nachwelt unter die viel zu früh Ge—
storbenen zu rechnen hat, gehört auch der Dichter der Diemel-
landschaft, Heinrich Bertelmann (f 1920). Wehmütige
und humorvolle Stimmungen vereinigen sich in seinem mehr
betrachtenden und darstellenden als erzählenden Schaffen mit
ebenswahren, farbigen Schilde⸗
eungen von Landschaften und
Menschen, die allesamt geeignet
ünd, den Leser, und freilich den
hejsischen ganz besonders, recht
»on innen heraus anzuheimeln.
Denn ganz von warmem, inni⸗
gem Heimatgefühl durchdrungen,
edet Bertelmann in Vers und
Prosa von all' den zarten und
feinen Dingen, die den Alltag
des Hessenmenschen mit den
unvergänglichen, sonntäglichen
WVerten des Gemüts durch—
etßen. And die schöne Seit, die
zu erleben den Eltern der heute
ꝛewachsenen Generation beschie⸗
den war, winkt aus diesem dich-
terijschen Wirken der Nachwelt
ihre Grüße zu. So ist es
zein Wunder, daß die Lebtüre
»on Bertelmanns schmalen
Büũchern!) ein tiefes Gefühl
des Bedauerns wachruft; denn
die reife, abgellärte und mensch-
iche freie Art, in welcher sie
geschrieben sind, läßt es als
gewiß erscheinen, daß der Dichter,
daß Heinrich Bertelmann, wenn
er noch länger hätte schaffen
rönnen, ein Künder der hessischen Karl Engelhard f.
HDolbsseele und des hessischen Volkslebens geworden wäre.
wie es nicht viele bisher gegeben hat.
Eine ganz andere Natur offenbart sich in den Werben
des rheinhessischen Lyrikers und Erzählers Wilhelhm
Holzamer, der ebenfalls, mit 37 Jahren (1907) gestorben,
zu denen gehört, die im Leben nicht den zur Vollendung
aötigen Kaum gefunden haben. Sein Wesen stand unter dem
Unstern einer Tragik, die darin lag, daß die äußere Form
eines Daseins dem inneren Drang, der ihn beseelte, zu eng
erschien. Die Stärke dieses Dranges nach Schönheit und
Lebensfreude gibt seinen Gedichten und Erzählungen?) die
ennzeichnende Prägung. Holzamers Helden sind ausgesprochene
Individualisten und leugnen ihre Verwandtschaft mit einem
alten „Achtundvierziger“‘, dem Großvater des Dichters,
eineswegs. Aber sie sind, der Sahl nach, mehr Träumer
WWerkbe von Heinrich Bertelmann:
Hessische Höhenlujt. Dee Liebenbach. Anter der Linde.
Werbe von Wilhelm Holzamer:
Petor Nocklee, Erz. Der — Sebastian, K. Ellida Solstratten, K. Pariser
Frzählungen. Gaedichte. Carnesie Colonna, Phantasien.
uind Philosophen als Kämpfer und Tatmenschen und neigen
azu, mit der entschiedenen Abgrenzung der eigenen Atmo—
phäre gegen die Umwelt sich abzufinden. Das kann jedoch
ucht wundernehmen, wenn in Betracht gezogen wird, daß
n Holzamers schöpferischer Eigenart das lhrische Moment, das
ztimmung; und Bildhafte, dem eigentlich Geistigen die Wage
Ȋlt, wie auf der anderen Seite die Heimatliebe mit dem
*inn jür die große Welt einen Ausgleich herbeiführt, der
ür den literarischen, weder stofflich noch formal beengten
harablter dieses Dichters unabweisliches Seugnis gibt.
Einer älteren Generation gehörte der Odenwälder Wald-
farrer Karl Ernst Knodt an, der (1917) im einundjsech-
igsten Lebensjahr die Augen, die sich so oft in schier fran⸗
iskanischer Weise an der Schöpfung Gottes ergötzt und die
ür den Mitmenschen stets einen so gütigen Blick im Seelen—
vorrat hatten, für immer zutat.
Knodt war einer von den seltenen
Menschen, deren entschiedenes
CLhristentum in brüderlichem
Fmpfinden für alles Lebende
den gemäßen Ausdruck fand.
Ddieses Empfinden gestattet
bensoviel Frohsinn wie Fein—
gefühl, ebensoviel Anspruchs-
osigkeit wie Freude am Genuß
»es Daseins, und so war die
Behausung Knodts eine Art
Wallfahrtsort für Viele, die sich
der Schwere ihres Herzens zu
entledigen trachteten. Adam
Karrillon beispielsweise hat mit
anmutiger Dankbarkeit von
dieser Eigenart Knodts berichtet,
die sich naturgemäß auch in seinen
Gedichten!)) spiegelte. Knodts
Lyriß hat in der Tat etwas
Trostreiches; sie enthält nicht nur
die Sehnsucht eines Menschen,
der über die Welt hinaus das
Ewige sucht, sondern auch die
Erlösung, die ihm im Erlebnis
ꝛben diejer Welt zu teil wird.
Denn diese Welt, sie ist ja die
sichtbare Verkörperung dessen,
was der vergängliche Mensch
als ewig anspricht, und so webt
n der dichterischen Spiegelung des heimatlichen Waldes, wie
je sich in Knodts Schaffen vorzugsweise findet, ein lebendiger
hauch jener unnennbaren ewigen Heimat, in der alle Welt—
ysteme und alle Lebensformen wurzeln.
VDon dieser Frömmigbeit, von diesem positiven Christentum
st auch das Schaffen der unlängst (1925) im Alter von 65
sahren verstorbenen katholischen Dichterin M. Herbert
etragen, deren zahlreiche Komane und Gedichtbände?) eine
ehr starke Verbreitung gefunden haben. Aber wieviel sie
uch schrieb — an die achtzig Bücher tragen ihren Namen —
ewisjje geistige Elemente prägten immer wieder den Charabkter
hrer Schöpfungen: bewußt jseelische Einstellung in gleichsam
Werke von Karl Ernst Knodt:
Aus meiner Waldecke. G. MAus allen Augenblichen meines Lebens, G. Ein
Ton vom Tode und ein Lied vom Leben, G. Vom Bruder Tod. VBon Sehn-
jucht, Schönheit, Wahrheit. Fontes Melusinae.
Herbe von M. Herbert;:
Die Wenderoths. K. Die Bartenwetzer, K. Miß Edda Brown, N. Jege
iach dem Glück, K. Ein modernes Märchen, N. Alessandro Botticelli, N.
kin Buch von der Güte, M. Verborgenheiten. Ged. Das fremde Leben, M.
kinlehr, Ged. Idealisten, K. Der wilde Dorneck, M. Liebe und Tod, Ged.
ebenslieder, Ged. Heimfahrten. Ged. Tröstungen, Ged. Flitter. N. Der
zdieg des Kreuzes, Erz.