„Warum hast Du mir das getan, Bettina?“ so fragte
die erschütterte Freundin voll tiefen Kummers.
„Für zweĩ bleine Särge“, antwortete Bettina und sah die
Altere voll an. „Des Läufers Kinder sind heute nacht
gestorben — ich hab ihm die Lustigkeit abgenommen.“ —
Und in Karolinens Armen schluchzte sich das tolle Kind
—4
Auf Heimatwegen.
3 estlich hergerichtet. Wer durch das hohe Turmportal die Vorhalle
Das hessijche Keformationsjejt elei, wird i ernfer Erae fenhen berpetentpe
in Homberg. ahle Kaum ijt durch künstlerisch wertvolle Wandmalereien zu einer
J5 vedãchtnisstãtte fũr die 138 gefallenen Söhne der Stadt und zugleich
Von Heinrich Ruppel. u einem Gedenkzeichen an die Synode geworden. Die Entwürfe
ammen von dem Casseler Kunstmaler Ley hausen, der auch die
Ausführung unter Mithilse des Malermeisters Diederich aus
Neljungen ũbernahm. Auf hohem Sockel ruht ein gefallener
»eld, mit dem schlichten Mantel bedeckt. Swei Frauengestalten
mbolisieren die Trauer; die zu Häupten aufgelöst und ihrem
chmerz ganz hingegeben. die zu Fuͤßen gefaßt und heroisch.
lber nachtumdämmerien Bergen, deren elner mit drei Kreuzen
in Golgatha erinnert, liegt am Horizont brennende Glut gleich
em Widerschein einer ferne tosenden Feuerschlacht. Darũber
chwebt in der Region des Aberiedischen Christus, der in dem
inen Gefallenen alle segnet, deren Namen hier verzeichnet sind,
leichviel welcher der drei Konfessionen sie angehörten. Das Wande
emãlde gegenũber zeigt das mauerumgũrtete und mit ragendem
Schloß gebrönte Homberg der Seit Luthers. Links
im Vordergrund steht die schlanke Gestalt des jugend
lichen Landgrafen Philipp, rechts die des Wittenberger
Keformators. Kreuz, Kelch und Brot stellen die
Symbole der Reformation dar. Eine Inschrift weist
auf die Bedeutung der Homberger Synode hin. Den
Abschluß nach oben bildet das landgräfliche Wappen
neben dem Luthers. In ihrer fein abgetönten Farben-
gebung tragen die Wandgemälde deborativen Charabter
on besonderer Eindringlichbeit.
Der Verlauf des Festes als Ganzes sowie auch
in den einzelnen Deransialtungen wurde durch vor⸗—
zũglich aufgestellte Programme geordnet und alle Kräfte
jür ihre Durchführung gewonnen, was der außer—
gewõhnlichen Arbeitsbraff und den organisatorischen
Fähigkeiten des Pfarrers Meyensche in zu danken ist.
Außer in den Festhortrãägen wird die Bedeutung
der Geschehnisse vor 400 Jahren auch in der Festschrift
Die Synode zu Homberg und ihre Vorgeschichte“ von
Studienrat Dre. Wilheim Schmitt in Blankenese,
zinem forschungsbeflissenen Sohne Hombergs, dargelegt
und festgehalten. Es ist eine sorgfältige, auf gründ-
ichen Quellenstudien beruhende wissenschaftliche Arbeit,
die, wie der Festvortrag von Peof. D. Or. Hermelinb
bewies, auch bei Kirchenhistorilern hohe Anerbennung
ãndet. Dlie Schrift umfaßt 128 S. mit 25 Abbildungen
eltener, meist noch unveröffentlichter Darstellungen.
Der Verfasser stellte sich die Aufgabe, Hessens Nuteil
und Verdienst an der großen deutschen Keforma-
ionstat auf Grund alles nur irgendwie erreichbaren Abten- und
Irkundenmaterials und nach dem heutigen Stand der Forschung
usammenfassend darzustellen. Diese Aufgabe hat er glänzend
elõst. — Dem geschichtlichen Stoff hat Pfarrer Wilhelmn Stol—
enbach in dem Festspiel „Dem Evangelium Bahnl“ starkes
eben in leichter dichterischer Verblãärung und in zeitechten Farben
u geben verstanden. In drei Bildern tritt uns der um Klarheit
nd Wahrheit des Glaubens und der Lehre ringende jugendliche
andgraf, der tapfere Schirmherr der Keformation und der alternde,
ꝛidgebeugte Gefangene in Mecheln entgegen. Noch vom Geschehen
ziner Seit umbrandet tröltet den fürstlichen Kreuzträger ein pro—
hetischer Blick in die Subunft. die für uns schon Gegenwart und
dergangenheit geworden ist. In zweĩ Swischenspielen wird Luther
ebst Freunden und Hausgenossen zu den reformatorischen Gescheh⸗
issen in Hessen in Beziehung gebracht. Die Volbsszenen des 2.
Zildes sind in kräftigen Strichen gehalten und entbehren auch des
umors nicht. Reichtum an tiefen Gedanken und einprägsamen
Zildern heben im Verein mit bedeutender Sprachbraft das Weihe⸗
piel auf eine beachtenswerte Höhe und lassen es für festliche Ver⸗
nstaltungen evangelischer Vereine als wohl geeignet erscheinen.
Am Nachmittag des 20. Obtobers erwartete das geschmückte
ʒtãdtchen jeine Festgãste, die zu Hunderten mit der Bahn und den
NRostkraftwagen eintrafen. Prachtvolle Ehrenpforten an allen vier
ius. — Am Nachmittag aber kanzte sie unersättlich mit
Hilsa und mit den Burschen der Stadt.
Und wenn Herr von Sabigny heute noch lebte,
vürde er erst aus dieser Erzählung erfahren, wer der
„Läufer“ war auf der Kirmes im Jahre 1800 im
Städtchen 3
Anzũünden des Feuers bei der Lullusfeier in Heesfeld. Copyright
Tal sandten die Glockenschwestern auf dem Turm den neuen frohe
Grüße entgegen. Die kleinere der beiden neuen Glocken wurde
aus Spenden der Homberger Gemeindeglieder als Ersatz für die
geopferte Kriegsglocke beschafft und trägt folgende Inschrijt: Gott
zu Ehren, den Helden zum Dank gewidmet von Buergern der arm
gewordenen Stadt. — Meine Shwester im Krieg blieb ohne Sieg,
nun läut ich vom ewigen fFrieden.“ Am Kranz ist zu lesen: „Idi
bin in der Hofglochengieberei Franz Schilling Soehne vormals Carl
fried. Ulrich in Apolda anno Domini MDCCCCXXVI gegossen worden.“
—.Die großere, 86 Sentner schwere Glocke ist eine Jubiläums-
stiftung aller evangelischen burhessischen Kirchengemeinden als
danbbares Erinnerungszeichen an die von der Homberger Synode
ausgegangene Glaubenserneuerung Hessens. Sie trägk am Helm
die Inschrift „Reformationsglocke's, darunter „Stiftung der Evan-
gelishhen Gemeinden Hessens 1520- 1926* und am Kranz das
Losungswort des evangelischen Glaubens „Allein aus Gnaden“.
Am 10. Obktober wurden die neuen Glocken geweiht, und nun
wird in Subunft die hessische Reformationsglocke von Homberg
aus mit ihrer gewaltigen Stimme an das große Werk der Ge—
wissensbefreiung von Menschensatzung, an den Beginn der hessischen
Keformation mahnen.
Die gotische Stadtkirche, der Tagungsort der Synode am
21. und 22. Oltober 1526, wurde innen und außen erneuert und