Leutnank war berauscht in Bettinens Mähe
und hätte alles getan, was sie wollte.
Und Baettina selber war so selig im Glück
der Dorfreude und fühlte außerdem so
sicher die beabsichtigte Ernsthaftigbeit der
Bünderode und ihres Schwagers, daß ihr
jchien, dieser Bedeutsambeit müßte efwas
wesentlich anderes entgegengesetzt werden,
und sie hatte es im Gefühl, daß das die
Kirmes sein könnte. Körper und Geist
waren ihr gleich gestrafft, des Tages Glück
und Freude aufzufangen, wie der Wind—
harfe Saĩten immer bereit sind, dem himm-
lischen Kind zu willen zu sein.
Dem Leutnant schien es nicht möglich,
für die beiden Frauen Pferde von der
Posthalterei der Stadt zu entleihen. Des—
halb ritt er in gestreckter Eile mit eĩnem
Burschen nach G. und meldete sich voll
Eifer schon am Abend zurück mit zwei
schönen, ruhigen Pferden aus des VDaters
Stall. Dann ging er mit den vergnüglichsten
Gefühlen an den kommenden Tag zu Bett.
Während seiner Abwesenheit hatte sich
für die beiden erziehungseifrigen Menschen
Taroline und Savigny Gelegenheit geboten, den Sweck
der Keise zu erfüllen. Sie hatten den Schmetterling Bettina
n ihrem Simmer überrascht und gefangen. Und das Wesen
atte ganz wider Erwarten sich so ruhig und gesittet betragen
ind alle Ermahnungen scheinbar so zerbnirscht über sich ergehen
assen, daß die Günderode bald Mitleid fühlte, sie in die Arme
hloß und sie so fast gegen Savignh, den sie doch selbst
erufen hatte, in Schutz nahm. Dieser aber, der den
schmetterling ebenso lieb hatte wie Karoline, Lürzte gern
eine Ermahnungen, und so endete der Tag zu allgemeiner
*ufriedenheit. Denn auch Karoline und der Professor
onnten sich nun, sozujagen nach getaner Arbeit, von Herzen
reuen auf den morgigen fröhlichen Kitt. — — —
Nun waren die Freunde schon eĩnige Stunden unkerwegs.
Als zu Mittag die Hitze zunahm, bogen die Keitenden
»om Wege ab, und bald hielten sie an einem von riesigen
Kede des Landesoberpfarrers D. Möller auf dem Marktplaß
Hofphotograph Eberth. Cassel.
ich freu mich auf die Keise. Dabei will ich vergessen, was
ich bei Ihnen soll. Denn meine Frau Lulu hat mich aus—
gelacht — und Sie! — weil wir wollen der Bettine Mores
iehren. Wenn wir das wollten, seien wir noch meschuggener
als die Bettine selber! — Wir wollen viel hoffen, das ist
ilbri J
heilbringend! Ihr Sabignh.“
Da war nun der Professor schon am Freitag mittag in
F. angelangt, hatte mit dem Leutnant von Gilsa im Römischen
Kaisjer Simmer genommen und saß am frühen Nachmittag
im ernsten Gespräch mit der Günderode in deren schönem
Lrühlen Simmer. Bettina ging unterdessen voll holdester
Leichtigbeit mit dem Leutnant um, führte ihn durch die Gärten,
brachte den jungen, guten Menschen zur 8o jährigen Schwoster
Gärktnerin und war so voller Lust und Launec, daß der Mann
alles vergaß: den verehrten Freund Savigny. der drinnen
seine Stirn voll Kummer um Bettina falzte,
die wartenden Eltern im Dorfe G. — und daß
er nur den einen Wunsch hatte, möglichst viel
einer Freizeit mit diesem würzigen Sausewind
zu verbringen. —
Deshalb war's ihm eine Freude, als
Bettina ihn mitnahm in die Lühle, halboffene
Laube und ihn bat, vom Leben zu Hause auf
den Dörfern zu erzählen. Und als er nun
ooll Anschaulichkeit von der Kirmes sprach,
wie sie jetzt rings herum im Lande gefeiert
wurde, da sprang Bekttina auf den Tisch und
auchzte und rief, daß sie alle zur Kirmes
wollten — morgen, heute, sofort!
Indem bam Karoline mit dem Professor —
ihr warf sich Bettina an den Hals, und nach
rurzem Hin und Her, das reich war an er—
tauntem Stirnrunzeln Savignys und bittenden
Slicken der Günderode — beschloß man,
norgen, am Sonnabend, ins Städtchen S3. zur
Kirmes zu reiten.
Dabei hatten Karoline und Savigny die
gleiche Hoffnung, daß sich leicht Gelegenheit
zu ernster Aussprache finden würde. Der
zu Homberg.
Einholung und Begrüßung der neuen Glocken zu Homberg.
Photograph Carl Eigenbrod. Homberqa.
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