nach einem Abschied warket, ob man nicht doch einmal den lieben
Menschen wiedertrifft, und man weiß doch, wie weitweit er von
dannen zog. Und man meint, es fehlt einem immer etwas, und
das Beste, dũnkt einem, fehlt. Ach ja, die Glocken waren im Krieg!
AUnd bei diesem Warten auf die Glocken mußt' ich immer an
das kleine, stille Dörfchen denken droben im Erzgebirge, das so
märchenhaft lag mitten im Frieden mit seinen bleinen, blanken Blumen-
häuschen im Wiesengrün am Rand der großen Wunderwälder, und
dem doch das Beste fsehlte: die tönenden, schwingenden Glocken.
Eine Kirche hatte es wohl und eine Glocke auch, aber nicht
im Herzen, ganz oben am Kopfe der langen, langen Dorfftraße,
und wenn man ganz am anderen Ende wohnte, wie wir, am
schönsten, dann schaute man wohl gerade in den großen Märchen-
wald hinein, hörte ihn im Mondschein silbern rauschen, sah die
Kehe äsen und vernahm im Herbst seiner Hirsche Brüllen. Aber
Leine Glocken blangen bis dahin, nur manchmal ganz leise, wenn
der Wind die Landstraße her gerade aufs Haus zuflog und auf
einen äußersten Flügelspitzen noch die letzten, bleinsten Töne tfrug.
Aber das war so selten und so zart, wie der blauen Glockenblumen
Läuten; schon ein lautes Wort der Straße ließ die Stimmchen ver⸗
chweigen. Ein Dorf ohne Kirche ist wie ein Mensch ohne Seele,
und die Glocke ist das Sied der Seele. Und auf dies Lied wartete
ich dort immer, daß die Glocken meiner Seele ihnen Antwort
gäben. Wie oft bin ich im letzten Abendrot der Woche den
schönen Höhenwaldweg gegangen, über dem Dorfe hin, den
klingenden Türmen enftgegen, das Lied des Sonntags zu hören.
Wie hab' ich die Glocken immer geliebt! Schon als Kind, wenn
ich mein Herz aufhielt dem wunderschönen, orgelvollen, tiefwarmen
Hlockenblingen von St. Nicolai in Anblam! In meine Herzkirche
rug ich die Töne hinein. Dort läuten sie weiter, lãäuten noch jetzt, wenn
die Erinnerung zum Glöckner wird. O ihr schönen Glocken von Nicolai!
Und wenn ich an eine neue Stätte komme, da ich wohnen
loll, jo lausche ich immer erst: Wie blingen ihre Glocken? Als
hätte ich so ihre Seele erforscht und wüßte nun über ihr Gut und
Böje und ob für mich nun gut sein wäre an diesem Ort. Und
venn mir das Susammenjsein mit einem Menschen zum Sonntag ward,
zann fühle ich: Ich habe deine Glocken gehört, o Mensch, nun benne ich
dich. Du hast die Turmstuben deiner Seele mir geöffnet, daß ich deine
Blocken dein auf- und niederschwingen sah, und ihres Schwebens
lingende Wellen rannen in den blauen Himmel und herab zu mie.
Das Land sind jeine Glocken. Die tiefe, voll könende
Blocke ist die deutsche Seele.
AUnser Bestes gaben wir in den Krieg, da wir die Glocken
rus unsern Tũürmen nahmen, der Türme könende blingende Seele
nahmen wir. Tot sind die leeren Tũrme.
So gingen meine Sinne um die Glocken, da beine Glocken mehr
Ulangen, wie wir alles Liebe stark umfassen, wenn's von uns schied.
Wir waren in den Sonntagswald gefahren, damals, als die
kdürme so stumm traurig standen. Swischen hohen Kiefern blühte
as liebe, kbleine Heidekraut. Und ich beugte mich zu den roten Blũten,
rach sie zum Strauß und sah zwischen den sonnenbraunschimmernden
ziefernstämmen in den schönen blauen Herbsthimmel hinein.
Da auf einmal, ganz fernher, ganz weich und mild, aus dem
ohen Himmel heraus, ein feiner milder Glockenton. Und noch
iner. Ward ein zartes, heimlich jüßes Läuten. Hatte wohl ein
eẽnglein da oben ein Blaufensterchen aufgemacht, daß das himmlijche
zlockenlãuten zu uns bönnte und vielleicht auch das Amen aus
es Herrgotts Sonntagspredigt. Und ich faltete die Hände zum
Seten, an die Domsäule einer Kiefer gelehnt, und sah zur unsicht-
aren Gottesbanzel empor. Und meine Seele hörte Gottes tiefe Stimme
eden zu der heiligen Heerschar der Engel, die weit ihn umbniete,
ind ihre weißen Flügel standen spitz und steil und still empor.
Dann kbam das Läuten wieder, auf und nieder glitt der sonnen-
joldne Glockenstrang, und dann und wann glänzte der goldne Glocken-
»and auf. Und dann lehnte das Englein sacht das Himmelsfenster
vieder an. Wie ein weißes Wolkchen nur hatt' ich jein Flũglein gesehn.
Ich aber stand immer noch und lauschte noch lange in den
großen Gottesdom und jseine Stille hinein.
Odoer ist's nur ein altes gutes Dorflirchlein gewesen, das
einen Turm gehabt, nur einen bleinen Glockenstuhl, das es aber
doch nicht übers Herz gebracht, seine Glockenseele herzugeben?
Ich weiß es nicht und will's nicht wissen. Wenn ich nur
neinen blingenden Sonntag wieder hab'!
Nun blingt er allen wieder, der Sonntag. Den Türmen behren
hre Glocken wieder. — Bleibt treu den Türmen, ihr Glocken,
enn sie sterben ohne eure Seele, sie leben nur mit eurem Hauch.
Bleibt treu den Glocken, ihr Menschen, und beingt eure Seelen
hnen zu, wenn sie euch rufen zum Sonntag empor.
Auf der Heimatwarte.
„Philipp der Großmütiĩge“ von Franz Treller. ollkommenen Inneneinrichtung noch manche Ausgabe erfordern.
Evangelische Kreise Cassels wollen ihren Mitbürgern die Be- doch ist zu hoffen, daß erneuter und erhöhter Opfermut der Mit⸗
deutung der Homberger Souode, zu deren Feier man schon an lieder das Wert vollenden helfen wird. Mit, der Eosung der
elen Orlen des Hesenlandes, vor allen aber in Homberg jelbst, wierigen Trinkwaßerfrage wurde ein Dusschuß betraut, der aus
ustet, durch die Kußahrung des Volbobühnenspieiß, Phinpp der Freisbaumeister Koch, Kreisarzt Dr., Ebert und Bürgermeister
stoßmũtige“ von Franz Teeller besonders eindringüch vor Rugen .2. Berteam in Siegenhein besteht und alle Moͤglichkeiten
hren. VDas Spiel des unbergeplichen Heimaidichters, das den rüfen und, Dorschläge machen soll. In Anbetracht der erheb⸗
ampf Phuipps fur die ebangelische Sache darftelit, wurde 1800 chen öffentlichen Mittel, die zur Oerfügung gestellt worden sind,
eesticlig und mit gröptem Besail in Eaßel aujgejührt. um nach t, dem Kreis Siegenhain, der durch Landrat von Stelnrück ver-
id Jahren eine Mederholung zu erfahren und nun, in den Tagen reten war, ein Hnkbaufsrecht für den Fall zweckwidriger Ver⸗
m. Nobember, im großen Saale des Stadtparks erneut vendung des Hauses zugestanden und gesichert worden. Die für
as große Geschehen der Seit vor od Jahren lebendig in die en Setrieb erforderlichen Konzessionen wurden beantragt. Die
Segenwart zu steilen. derhandlungen jchlossen mit einem Rundgang durch die schönen
Forstschule Spangenberg Rãume und zeigten, daß in den letzten Wochen in der Anschaffung
Am 1. Obtobed is dier I d Schloß Spangenberg, »on Betten, Tischen, Stũhlen und GEfen viel geleistet worden ist.
die jeit 1921 geschlofsfen war, wieder eröffnet worden. Die Innen- Spuren der VDergangenheit.
raume der Burg haben einen neuen Anstrich bekommen, die Dach- Anterhalb der weithin sichtbaren Burgruinen Detzberg und
suben und Türen praugen wieder in den alten hejsischen Farben sᷣleiberg unweit der Stadt Gießen wurde eine alte Romer;
got Weiß. Mit 68 Forsijchũlern, für die 2 Klassenzimmer, 8 große traße jestgestellt, die dle Kingwälle des Dünsberges durchschneidet
Arbeisraume, 3 Schlassale und ein Speisesaal schön hergerichtet ind, über die Kehmühle nach Naunheim a. d, Lahn führt. Nicht
vpurden, wied der Untereichtsbetrieb unter der Leitung von Eber- oeit von Fellingshausen stieß man inmitten des Waldes auf ein
drster Wallmann wieder aufgenommen. Die Wiedereröffnung rusgedehntes Graäberfeld. —
er Schule, die jür Spangenberg von großer Bedeutung ist, hat In einer Sandgrube des Mellnauer Burgberges wurde eine
ewiße Einschrankungen bei der Besichtigung der Burg zur Folge. ilte Zanzenspitze gesunden, die trotz starken Bostansatzes noch
Ddie Befichtigungozenen sind käglich von 6 Alhr nachmuͤtags, jut erhalten ist. Der abgebrochene Lanzenschaft ist verbieselt und
Sonntag und Mitiwoch jedoch von 8 Ahr vormitiags bis 6 Uhr9 fest wie Eisen. Nach dem, Arteil von Sachverständigen stammt
nachmittags. Erwachsene entrichten einen Eintrittspreis von o,80. e Lanzenspitze aus dem 14. Jahrhundert und erinnert an die
Sqhůler 0.10 KRn. EGhne Fuhrung darj das Schiod nicht mehr Zãmpfe der Malinzischen Besaßung mit den vor der Burg „Sum
elreten werden. — waenen Hessen. Der Fund wurde der Schule zu
Die Jugend- und Wanderherberge Knüll. einau geschenet.
Am 8. 588 bonnte der Knüllgebirgsverein zum erstenmal ziecnet oneee SsStitt⸗s nin gnderpo den 5
im eignen Heim in der Jugendherberge am Wildsberg tagen. — — ʒii 3 9 8* g
Die ανιιοσ XXe ee. ahmen ausgefsibrt. Die Gewolbereste der Hrypta werden Liner
— ern, untzroggen ebenso Art dae » der Stũtz⸗
gropßen Aussall an Einnahmen bei der verregneten Einweihungs⸗ feller an der Nordwand eine notwendige Ausbesserung.
seier blieben mindestens 4000 Marb Verbindlichkeiten ungedeckt,
wozu weitere Aufgaben kommen, die namentlich in der noch un—
Nachd ruch nur nach Abereinkunft mit dem Herausgeber gestattet.
herausgeber: Konead Beernecker. Druck und Verlag: A. Bernecher, Melsjungen.
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