Als der unheilvolle 8Sojährige Krieg entbrannte, brachen
auch für Homberg Seiten bitterster Not an, unter denen die Stadt
chwer zu leiden hatte. Schon im Jahre 1623 quartierten sich durch⸗
ziehende Truppen in der Stadt ein, verpraßten die Gülter der
Finwohner und plünderten die Stadt aus. Sobald neues Kriegs-
polk anrũckte, wiederholten sich die Brandschatzungen. Im Juli 1636
iel die Stadt fast ohne Widerstand in die Hände des mit 13000 Mann
und 18 Geschũtzen von Fulda anrũckenden Generalfeldmarschalls
Keichsgrafen von Götz, da die Bürger die Stadt preisgegeben
ind auf der Burg Suflucht gesucht hatten. Die Burg, unter dem
Kommando des Oberstwachtmeisters Engelhardt Breul aufs tapferste
berteidigt, fiel erst nach langem Widerstand, als den Verteidigern
das Wasser ausging. Nachdem Götz abgezogen war, geriet die
Stadt in neue Bedrängnis, da Oberst Tirell mit einem Kegiment
Irländer einrückte, die Bürger aufs schwerste bedrückte und Stadt
und Schloß in Brand steckte. Die Schultheißen, der Bürgermeister
oon Haxthausen und mehrere Bürger wurden als Geijeln nach
Dortmund mitgeschleppt und erst im folgenden Jahre gegen ein
hohes Lösegeld wieder freigegeben. Bayrisches Kriegsvolb, welches
im folgenden Jahre unter General Johann de Werth das Hessen⸗
land raubend und plündernd durchzog, hat auch Homberg nicht
verschont.
Besonders hart mitgenommen wurde die Stadt im Jahre 1640,
als sie abermals von der bayrischen Armee auf dem Marsch nach
Fritzlar ũberfallen und an allen Enden in Brand gesteckt wurde.
Nur wenige Häuser wurden von der Feuersbrunst verschont. Der
Turm der Kirche wurde in seinem oberen Teil zerstört, wobei er
jeine Glocken verlor. Stadt und Schloß lagen in Trümmern, die
Straßen waren leer und öde, die Bewohner geflüchtet und nur
wenige zurũckgeblieben. Diese errichteten am Schloßberg einige
Hũtten und ein festes Haus, um vor dem umherstreifenden und
blündernden Kriegsvolb eine Suflucht zu haben. Im Jahre 16041
besetzte der Kaijerliche General Graf Holzapfel wieder die Ruinen
ind ließ bei seinem Abzug den Oberstleutnant Gerhard mit einer
Soesaßzung zurũck, welche jedoch den größten Mangel litt und sich
im folgenden Jahre dem anrũückenden hessischen Generalwachtmeister
Kieche vom Marktplaßz aus Hofphotograph Eberth, Cassel
und die Huldigung zu erzwingen. Um die Stadt vor härteren
Maßnahmen zu bewahren, zogen Bürgermeister und Kat dem
feindlichen Heer bis zum Spieß bei Spießbappel entgegen. Nach-
dem die Unkerwerfung angenommen und die Tore der Stadt ge—
oͤffnet waren, leisteten die Bürger die Huldigung. Die Rädelsführer
wurden festgenommen, der Stadt eine Kriegssteuer von 2000 Gulden
als Buße auferlegt und die Tore niedergerissen. Außerdem aber
hatten die Bürger, von denen viele die Heimat verlassen mußten,
sehr unter der Plũnderung der Landsbnechte zu leiden. Da diese es
besonders auf den Raub von Hühnern abgejsehen hatten. erhielt der
Kriegszug den Namen „Hühnerfehde“.
Wenn sich auch die Bürger dem Swang gefügt hatten, so
blieb doch die Abneigung gegen die landfremden Regenten bestehen,
wodurch die Landgraäfinwitwe Anna immer mehr Anhänger ge—
vann. Als dann Boyneburg unerwartet abdankte, berief Anna
am 2. April 1514 einen Landtag nach Homberg, zu dem sie mit
dem Knaben Philipp selbst erschien. Nachdem sie hier von den
Landständen als Vormünderin Philipps und als Kegentin aner—
dannt war, erhielt Homberg seine Freiheit sowie seine Privilegien
uind Rechte zurüũck, auch wurden die Tore der Stadt unter Annas
Regierung wieder aufgebaut.
Im Jahre 1518 wurde Philipp vom Kaiser Maximilian für
volljährig erklärt und trat, noch nicht 14 Jahre alt, unter gar
schwierigen Verhältnissen die Regierung an. Wie der jugendliche
Landgraäf wiederholt in Homberg Landtage abgehalten hat, so hielt
er auch die in der Mitte der Landgrafschaft Hessen gelegene
Stadt geeignet als Tagungsort einer Synode, auf welcher ũber den
rirchlichen Zwiespalt entschieden werden sollte. Mit dieser vom
20.22. Oblt. 1526 abgehaltenen denkwũrdigen Tagung hat Homberg
das bedeutungsvollste Ereignis in seiner geschichtlichen Dergangen⸗
heit aufzuweisen. Hat es doch die Einführung der Keformation
owie die Aushebung der Klöster im Hessenlande zur Folge gehabt.
Im Jahre 1536 wurden dle Altstadt und die Freiheit, die bis
dahin mit eigenen Verwaltungen als zwei getrennte Städte neben-
zeinander bestanden hatten, zu einem »corpus« vereinigt. Die
Freiheiter Siegel wurden eingezogen und der Durchgang durch
die VDerbindungstore freigegeben. In demselben Jahre wurde
wieder ein Landtag in Homberad abgehalten.
Turmportal der Kirche.
Photograph Carl Eigenbrod, Homberg.
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