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In den letzten Jahrzehnten vergrsßerte sich unser Ort. Moch
826 zãhlte er 36 Wohnhäujser mit 211 Einwohnern. Heute sind
20 Wohnhãuser (zwei weitere sind im Bau) vorhanden, und die
Zʒahl der Bewohner beträgt 360. BraunbohlenBergwerkb und
Sajaltbruchbetrieb gaben den Leuten Arbeits und VDerdienst⸗
mõglichkeit. Nachdem das Bergwerk schon vor dem großen Kriege
im Gange war, vergrößerte es sich in der Nachkriegszeit immer
mehr und hatte zeisweise eine Belegschaft von über 100 Mann.
In diesem Winter (1925/26) ist es wieder jtillgelegt, weil die Nach⸗
frage nach Braunkohlen außerordentlich zurückgegangen ist. Das⸗
elbe Schicksal jcheint das Bergwerb auch früher jchon gehabt zu
haben. Hören wir, was der hessische Bergrat von Kies, der im
Auftrage des Landgrafen das Land durchfoeschte, in seinem Buche
„Mineralogische und bergmännische Beobachtungen“ im Jahre 1791
chreibt: „Schon in alten Seiten trieb man hier Kohlenbergbau,
»avon besonders in dem sehr tiefen Wolfsgraben, worin die Holz⸗
lohlen zu Tage ausgehen, und welcher sich hier von Tagoberts⸗
hausen nicht nur bis Eljershausen, sondern auch bis Binsförth
(soll wohl heißen Beiseförth) erstreckt, viele Aberbleibsjel von alten
Stollen anzutreffen sind, deren Simmerung noch vorhanden ist. —
Eine Schürfarbeit an der Abendseite des Berges ist im Gange.
Ein angelegter Schacht hat drei üũbereinanderliegende Kohlenfloͤze
festgestellt.“ Don jenen alten Anlagen ist heute nichts mehr zu
jehen. Jetzt sind die Neuanlagen der letzten Jahre an zwei Seiten
des Hũgelbopfes dem Verfall preisgegeben.
VDon großer Bedeutung für das Wohlergehen vieler Familien
hon Dagobertshausen und auch der umliegenden Orte ist der
Basaltbruchbetrieb bei Ostheim. Dort werden Pflastersteine und
Straßenschotter hergestellt. Wohl an 8300 Männet sind in diesem
Werb tätig, und ihm ist es zu verdanken, daß es bei der großen
Arbeitslosigkeit in fast allen Teilen unseres Vateriandes in unserem
Dorfe beinen Arbeitslosen gibt. Während früher hier nur die
Landwirtschaft Arbeit und Brot gab, ernährt heute aljo auch die
Industrie einen Teil der Bewohner.
Nun sei noch eine burze ÜUbersicht ũüber die SBewohner und
ihre Herbunft angefügt. Die erwähnte Steuertabelle von 1731
zibt uns ein Namenberzeichnis sämtlicher damals anjässigen Leute.
Oon all den hier genannten find heute — nach noch nicht 200
Jahren — nur noch 5 Namen erhalten geblieben, nämlich Kothe,
Hohmann, Ebert, Gsterling und Berger (Bũrger). Wohl noch im
18. Jahrhundert sind zugezogen Träger der Namen; Hofmann,
Moog (aus Malsfeld), Gombert, Wagner, Ellenberger, Schramm,
Pausch, Fischer. Viele Geschlechter find ausgestorben, oder die
Familien sind fortgezogen. Ihre Namen haben sich zum Teil er⸗
halten und haften an den Häusern, obwohl Leute des betreffenden
Namens oft schon an 100 Jahre nicht mehr in dem Haus wohnen,
B. Dippel, Engelhardt, Hühner, Brand, Motz, Hafer, Clobes,
Horel, Kößler, Lohrmann. Andere Namen sind nur noch altfen
Leuten bebannt, 5. B. Bubenheim, Siegler, Leinweber, Krendel,
Schmidt u. a.; manche haben nur noch im Kirchenbuche ihren
Platz; ihr Gedächtnis und ihre Spur ist vergangen. — Von vielen
etzt anjäjsigen Leuten ist der Herbunftsort bebannt; Seitz (Hilgers⸗
hausen), Wenderoth, Liedlich, Beinhauer Elfershausen), Kneisel
(Malsfeld), Kellner (Sergheim), Schwalm (Kenagshausen), Grune⸗
wald (Quentel), Schmoll (Kehrenbach), Schaub (Salborn). Junger⸗
mann (Beiseförth), Alter (Genjungen), Klipp (Kopperhausen).
Als der Steinbruchbetrieb eröffnet und vergrößert wurde, zogen
in den letzten Jahrzehnten wieder eine ganze Keihe Leute hier⸗
)er: Magner,. Eckhardt, Ludolph (Hepßlar), Wenzel, Schwarz
Sipperhausen), Bingemann (Connefeld), Sirk (Oldenburg), Fricke
Hettensen in Hannover), Lohrey. Geũbte Steinrichter Laͤmen aus
der Rhön: Dietzel, Limpert. Aus Weigerz im Kreis Schlũchtern
amen die Brũder Müller. Es wurden weiler hier ansässig: Botte
Ostheim), Kerste (Connefeld), Wiegand (Bernds hausen), Lũckert
Elbersdorf). Als die Edertalsperre gebaut wurde, mußten viele
Leute ihre Heimat verlassen. Drei Familien von dort khamen in
unseren Ort: Maurer, Hesselbein und Pilger (in den Jahren 1909.12).
Seit etwa 17170 waren als Geistliche hier tätig die Pfarrer:
Wiegand, Suschlag, Keinhard, Braun, Adam und Keuter. VDon
800 an wirkten in der Schule die Lehrer: Mainz, Kaufmann,
Settnick, Mainz, Fröhlich, Maifarth, Prepler, Seiberi, Lambrecht,
Erbe und Stöber.
Viele Söhne und Töchter unjerer Gemeinde zogen fort und
wurden in der näheren und weiteren Umgegend jeßhaft; eine
größere Anzahl zog in die Städte: nach Cäajssel, ins Kuhrgebiet,
nach Frankfurt, Darmstadt, Ems, Beelin u. a. Orte; einige
wanderten sogar nach Amerika aus.
Wir sehen also in unserem bleinen Ort ein fortwährendes
Fommen und, Gehen — eine moderne Völberwanderung; und so
jt's Wahrheit, was der alte Spruch sagt:
„Dies Haus ist mein und doch nicht mein;
nach mir kommt ein andrer rein;
dem wird es auch nicht sein;
so ist dies mein Trost allein,
meine Wohnung soll im Himmel sein.“
Die Bauern
auf dem Turm in Lippoldsberg.
(Anno 1646.)
ẽs waren schlimme Seiten, voll Not und schwerem Drang,
don beinem Turm im Lande mehr eine Glocke blang.
Die Felder leer und wũste, die Vörfer ausgebrannt,
Und eine Totenstille lag bleiern auf dem Sand.
Seit langen Jahren lohte des Krieges Fackel rot,
Seit langen Jahren mähte mit weilem Schwung der Tod.
Der Wald stieg von den Bergen hinab in Dorf und Flur,
Und rings auf allen Pfaden jäh man des Wolfes Spur.
—Dort, wo die rasche Weser am Fuß des Sollings rauscht,
loch freundlich · hell ein Döorfchen aus dunklen Linden lauscht:
Sewehrt mit blankem Helme sein hoher Kirchturm stand
jm Panzer schwerer Quadern bis an des Daches Kand.
Es war in Sommertagen, die Bauern kief im Feld:
Auf allen, Hohen hatten sie Wachen ausgestelit.
Die Sicheln blirrten ängstlich durch's mag're Korn mit Hast;
Die Furcht schwang ihre Peitsche und gönnte beine Kast.
Da plotzlich wird lebendig des Sollings grüne Wand!
Nit Blasen und mit Schreien die Wache Lommt gerannt:
Feindio! — Feindio!“ Sie stürmen vorüber querfeldein;
Kot zuckt es aus den Büschen und bnattert hinterdrein.
Ddas gibt im Feld ein Jagen wie beim Gewittersturm!
Die meisten Bauern reiten sich in den festen Tuem.
Die andern vollen Laufes zur Fähre sind gerannt,
Die stößt der Hammerschreiber mit starkem Arm vom Land.
Am andern Ufer birgt sie des Relnhardswaldes Rand
- Und jammernd sehn sie flackern im Dorf den hellen Brand.
-Sie sehn die Feinde scharen sich um den Kirchturm ail,
Und hören wildes Schreien und scharfen Büchsenknall.
T. Nur jacht, ihr Pappenheimer! Der Bauer hält sich gut!
schon mancher Küraßreiter wälzt sich in seinem BSliut.
—Vergeblich an die Mauern des Turmes klatscht das Blei,
doch blitzt es aus den Lucken, fährt's jelfen nur vorbei.
Jetzt räuchern wir die Lümmell!“ schreit wild ein Korporal,
Da wirft ihn schon die Kugel quer qauf ein Totenmasl.
-Doch andere schleppen KReisig und Stroh herbei mit Macht;
Sald ist mit Stahl und Sunder das Feuer angefacht.
zoch leckt die helle Flamme, doch hat's noch beine Not.
die Bauern müssen husten, doch beiner bommt zu Tod.
die husten und fie spucken den Kerlen auf den Kopf.
die sengten beiner Diene den langen blonden Sopf.
Das Feuer sinkt zusammen, den Feinden sinkt der Mut!
Mit Nie dersachsen· Bauern rauft sich's nicht allzu gutl
die steigen auf die Pferde und reiten ab zu Tal. —
Noch heut sieht man am Turme von Kauch und Brand das Mal.
Mög' es noch lange dauern auf Kind und Kindesbind
And sie das Sprüchlein lehren: „Gib dich nicht zu geschwind!“
Heht's manchmal auch im Leben nach Faden nicht und Strich.
das beste Kraut dagegen heißt: „Hundofott, wehre dich *
ndemann.
Der Nachrichter
von Hersfeld hält Kindtaufe.
Nach alten Urkunden von Georg Klink, Bremen.
In deutjchen Landen tobte der Krieg, den man heute den
Dreißigiãährigen nennt. Handel und Wandel lagen darnieder,
felder und Fluren waren verwüstet. Wo der Ackerbau noch
etrieben werden bonnte, war dies nur mit Menschenhanden mõglich,
a es an dem nõtigen Vieh gänzlich mangelte. Was wunder, daß
ie Lebensmittel knapp waren und hoch im Preije stiegen. Damit
un mit dem Wenigen, das vorhanden, Maß und Ordnung ge⸗
alten werde, wurde im Jahre 1689 im Hessenlande unter Gloͤcken⸗
lang ein fürstlicher Befehl bekanntgegeben, daß Familienfeste
er Bürger im Rathause abgehalten werden mußten,
ind es war dabei vorgeschrieben, „nur einen Tisch zu seken“.