Ende mit gefälschten Papieren arbeite. Und mit einem
Wabel an der Ehre sei das Leben nicht mehr das Leben
wort. Dann schon lieber alles hingeben und dem eignen
Kinde den guten Namen erhalten.
Immer sei es ihm gewesen, als hätten die alten Leute
ihm seine unglaubliche Geschichte förmlich vorgefürchtet, und
—
als der größte Narr vorgekommen wäre, hätte er nicht mit
beiden Händen zugegriffen. So sehr von allen guten Geistern
seien die Armen ja verlassen gewesen, daß sie ihn fast mit
Goewalt verhindert hättken, den Brief des Daters aus der
geschäftig herausgezogenen Mappe zu nehmen, jenen Brief,
der doch nur ein Produkt war seiner geschäftig arbeitenden
Phantasie. Und richtig aus den verräterischen Augen habe
es ihm entgegengeblungen: er wird hoffentlich doch nicht
über unsere Kräfte verlangen und an zwanzigtausend sich
genügen lassen?
And noch eins brenne ihm fast noch mehr als die erste
Untat auf der Seele: daß er des Abends im Rausch gewiß
mehr von der Sache verraten habe als gut war. Die
Maulschelle und der Straßenbot ließen ihn das vermuten.
And nun bitte er den Herrn Pfaerrer, alles zu tun, daß der
Mabel von den Nachfahren der lieben Leute genommen werde,
und über die breite Kluft, die zwischen Gut und Böse un—
abänderlich befestigt sei, würde er zu denen, die ihm Verlust
des Dermögens und des guten Namens verdankbkten, ohne
Unterlaß seine Bitte um ihre Dergebung hinüberrufen.
Er, der Schreiber, dürfe und dürfe es nun um beinen
Preis unterlasjsen, den Namen der Eltern und den seinigen
rein zu waschen von dem häßlichen Verdacht. Und könne
er's selber nicht, so trete ein anderer, der Pfarrer, gern an
jeine Stelle, getreu dem VDersprechen, das er einem gegeben
habe, dem damit sein schweres Ende ein wenig leichter ge—
worden sei. Mit vielen Wünschen für seinen liebsten Konfir-
manden schloß der lange Brief.
Der Schreiber schickte ihn mit ein paar kurzen Worten dem
Besitzer der Lleinen Seitung seiner Heĩmatstadt zu, ihm überlassend,
zinige Worte der Aufklärung in sein Blättchen aufzunehmen.
An jenem Sonntag, an dem unserm Schreiber sich zum
ünfzigsten Male der Tag seiner Menschwerdung jährte, Lam
ius der Heimat ein dicker Brief und eine Nummer der
Zeitung. In dem Schreiben bat der Herausgeber — er
var Altersgenosse des Schreibers und ihm bei der Konjfir—
nation zur Linken gesessen — zunächst mit herzlichen Worten
im Verzeihung für die Voheiten, die er dem Kameraden
adurch zugefügt habe, daß er unter den kleinen Halunken
iner der ärgsten gewesen sei, die dem Altersgenossen schlimmer
ie Seele geschunden hätten, als der roheste Henber das
»abe tun können mit dem Leibe eines armen Opfers.
Wie eine Lossprechung empfinde er es, daß er nun ein
venig dazu beitragen Lönne, einem makbellosen Namen wieder
zu seiner Keinheit vor den Menschen zu helfen, und fast
visse er Lein Wort als AMusdruck seines Dankbes dafür.
Volle der liebe Kamerad der Stadt die Freude machen, es
ich selbst anzusehen, wie wohl bein Haus sei, das nicht ein
»aar Blumen hingetragen habe auf die Gräber seiner Lieben,
ann sei er allenthalben als Gast herzlich willkommen.
Der Schreiber ist nicht in die Heimat gegangen.
Ein verblärt lächelnder Mensch, hat er sein fünfzigstes
Viegenfest wie in einem seligen Taumel begangen. Von
einen paar Batzen hat er den schönsten Kranz, der nur zu
inden war, erstanden und hat ihn auf dem riesengroßen
ßräberfeld der Weltstadt nach bedächtigem Suchen nieder-
elegt auf dem Grab, das einen Schmuck aus liebenden
händen wohl am längsten entbehrt hatte.
Dann ist's ihm gewesen, als liefe sein Leben noch viel
»uhiger dahin, als sei er selbst eines der federleichten Wölb-
hen, die über all das Ungemach auf der Erde so traumhaft
till hingleiten und sich wunschlos aufzulösen scheinen im
immlischen Golde der Sonne
An Hans Grimm õ Don K. M. Schimmelpfeng.
Und schrankenloses Sehnen blopft in uns.
Ou singst vom Kampf,
Oerhalten zittern aller Männer Herzen.
Die beiden stillen Brüder Deines Namens,
Die ihres Volkes hehre Schätze fanden
Und sie voll Ehrfurcht hoben an den Tag:
Ihr Geist stand ernst an Deiner Mutter Lager.
Da Du geboren wardst
Und hielt den vollen Kranz
Des Sedgens über Eure matten Leiber.
Dom Kommenden, das ewig dagewesen,
Don Königen, die Bauern sind, sprichst Du:
Es ist der gleich geheimnisvolle Klang,
Der leis im Märchen singt
Und der in Herrlichkeit dahinbraust,
Wie es der Wind tut,
Der die Blumen zart bewegt
Und schwere Eichen aus dem Boden hebt.
*
ODu bist ein Wind, der uns den Schlaf hersingt,
Du bist ein Sturm,
Der uns aus Schlaffheit peitscht,
Du bist das fleischgewordne Sehnen Deines Dolks!
Seid Ihr zum zweitenmal Herolde Eures Volks?
Liebt so der Geist des Landes Euren Namen.
Daß er sich innig Eurem Samen mischt?
*
Du sprichst vom Koden,
Es taucht der Heimat waldreich Land herauf.
Du sprichst vom Pflügen,
Der Ahnen ungebeugte Arbeifswut wacht auf.
Du sprichst vom Trebben.
Aus alter Seit
Aus Daqobertshausens
VDergangenheit.
VDon Dietrich Stöbee. (Schluß.)
Im Herbst bauten die LSeute aus Holz, Feldsteinen und Lehm
feste Häuser, um gegen den herannahenden Winter einigermaßen
geschützt zu jein. Aber sie bauten nicht an die alten Baustellen,
sondern siedelten sich dicht um die Kirchenmauern an. diese teil—
peise als Rückwand benußend. So entstand die geschlossene
Siedelung, wie sie heute noch besteht. Die Häuser waren in der
Hotzeit jschnell errichtet. Es waren kbümmerliche Wohnstätten.
don ihnen ist beins auf unsere Seit gebommen.
Als der schreckliche Krieg endlich zu Ende war, ging man
»aran, auch die zum Teil in Trümmern liegende Kirche wieder
erzurichten. Die Mittel, die hierfür aufgebracht werden konnten,
paren gering. Das im Mittelraum der Kirche eingestürzte Ge—
völbe Lonnte man nicht wieder errichten; man legte an seiner Stelle