Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

Ende mit gefälschten Papieren arbeite. Und mit einem 
Wabel an der Ehre sei das Leben nicht mehr das Leben 
wort. Dann schon lieber alles hingeben und dem eignen 
Kinde den guten Namen erhalten. 
Immer sei es ihm gewesen, als hätten die alten Leute 
ihm seine unglaubliche Geschichte förmlich vorgefürchtet, und 
— 
als der größte Narr vorgekommen wäre, hätte er nicht mit 
beiden Händen zugegriffen. So sehr von allen guten Geistern 
seien die Armen ja verlassen gewesen, daß sie ihn fast mit 
Goewalt verhindert hättken, den Brief des Daters aus der 
geschäftig herausgezogenen Mappe zu nehmen, jenen Brief, 
der doch nur ein Produkt war seiner geschäftig arbeitenden 
Phantasie. Und richtig aus den verräterischen Augen habe 
es ihm entgegengeblungen: er wird hoffentlich doch nicht 
über unsere Kräfte verlangen und an zwanzigtausend sich 
genügen lassen? 
And noch eins brenne ihm fast noch mehr als die erste 
Untat auf der Seele: daß er des Abends im Rausch gewiß 
mehr von der Sache verraten habe als gut war. Die 
Maulschelle und der Straßenbot ließen ihn das vermuten. 
And nun bitte er den Herrn Pfaerrer, alles zu tun, daß der 
Mabel von den Nachfahren der lieben Leute genommen werde, 
und über die breite Kluft, die zwischen Gut und Böse un— 
abänderlich befestigt sei, würde er zu denen, die ihm Verlust 
des Dermögens und des guten Namens verdankbkten, ohne 
Unterlaß seine Bitte um ihre Dergebung hinüberrufen. 
Er, der Schreiber, dürfe und dürfe es nun um beinen 
Preis unterlasjsen, den Namen der Eltern und den seinigen 
rein zu waschen von dem häßlichen Verdacht. Und könne 
er's selber nicht, so trete ein anderer, der Pfarrer, gern an 
jeine Stelle, getreu dem VDersprechen, das er einem gegeben 
habe, dem damit sein schweres Ende ein wenig leichter ge— 
worden sei. Mit vielen Wünschen für seinen liebsten Konfir- 
manden schloß der lange Brief. 
Der Schreiber schickte ihn mit ein paar kurzen Worten dem 
Besitzer der Lleinen Seitung seiner Heĩmatstadt zu, ihm überlassend, 
zinige Worte der Aufklärung in sein Blättchen aufzunehmen. 
An jenem Sonntag, an dem unserm Schreiber sich zum 
ünfzigsten Male der Tag seiner Menschwerdung jährte, Lam 
ius der Heimat ein dicker Brief und eine Nummer der 
Zeitung. In dem Schreiben bat der Herausgeber — er 
var Altersgenosse des Schreibers und ihm bei der Konjfir— 
nation zur Linken gesessen — zunächst mit herzlichen Worten 
im Verzeihung für die Voheiten, die er dem Kameraden 
adurch zugefügt habe, daß er unter den kleinen Halunken 
iner der ärgsten gewesen sei, die dem Altersgenossen schlimmer 
ie Seele geschunden hätten, als der roheste Henber das 
»abe tun können mit dem Leibe eines armen Opfers. 
Wie eine Lossprechung empfinde er es, daß er nun ein 
venig dazu beitragen Lönne, einem makbellosen Namen wieder 
zu seiner Keinheit vor den Menschen zu helfen, und fast 
visse er Lein Wort als AMusdruck seines Dankbes dafür. 
Volle der liebe Kamerad der Stadt die Freude machen, es 
ich selbst anzusehen, wie wohl bein Haus sei, das nicht ein 
»aar Blumen hingetragen habe auf die Gräber seiner Lieben, 
ann sei er allenthalben als Gast herzlich willkommen. 
Der Schreiber ist nicht in die Heimat gegangen. 
Ein verblärt lächelnder Mensch, hat er sein fünfzigstes 
Viegenfest wie in einem seligen Taumel begangen. Von 
einen paar Batzen hat er den schönsten Kranz, der nur zu 
inden war, erstanden und hat ihn auf dem riesengroßen 
ßräberfeld der Weltstadt nach bedächtigem Suchen nieder- 
elegt auf dem Grab, das einen Schmuck aus liebenden 
händen wohl am längsten entbehrt hatte. 
Dann ist's ihm gewesen, als liefe sein Leben noch viel 
»uhiger dahin, als sei er selbst eines der federleichten Wölb- 
hen, die über all das Ungemach auf der Erde so traumhaft 
till hingleiten und sich wunschlos aufzulösen scheinen im 
immlischen Golde der Sonne 
An Hans Grimm õ Don K. M. Schimmelpfeng. 
Und schrankenloses Sehnen blopft in uns. 
Ou singst vom Kampf, 
Oerhalten zittern aller Männer Herzen. 
Die beiden stillen Brüder Deines Namens, 
Die ihres Volkes hehre Schätze fanden 
Und sie voll Ehrfurcht hoben an den Tag: 
Ihr Geist stand ernst an Deiner Mutter Lager. 
Da Du geboren wardst 
Und hielt den vollen Kranz 
Des Sedgens über Eure matten Leiber. 
Dom Kommenden, das ewig dagewesen, 
Don Königen, die Bauern sind, sprichst Du: 
Es ist der gleich geheimnisvolle Klang, 
Der leis im Märchen singt 
Und der in Herrlichkeit dahinbraust, 
Wie es der Wind tut, 
Der die Blumen zart bewegt 
Und schwere Eichen aus dem Boden hebt. 
* 
ODu bist ein Wind, der uns den Schlaf hersingt, 
Du bist ein Sturm, 
Der uns aus Schlaffheit peitscht, 
Du bist das fleischgewordne Sehnen Deines Dolks! 
Seid Ihr zum zweitenmal Herolde Eures Volks? 
Liebt so der Geist des Landes Euren Namen. 
Daß er sich innig Eurem Samen mischt? 
* 
Du sprichst vom Koden, 
Es taucht der Heimat waldreich Land herauf. 
Du sprichst vom Pflügen, 
Der Ahnen ungebeugte Arbeifswut wacht auf. 
Du sprichst vom Trebben. 
Aus alter Seit 
Aus Daqobertshausens 
VDergangenheit. 
VDon Dietrich Stöbee. (Schluß.) 
Im Herbst bauten die LSeute aus Holz, Feldsteinen und Lehm 
feste Häuser, um gegen den herannahenden Winter einigermaßen 
geschützt zu jein. Aber sie bauten nicht an die alten Baustellen, 
sondern siedelten sich dicht um die Kirchenmauern an. diese teil— 
peise als Rückwand benußend. So entstand die geschlossene 
Siedelung, wie sie heute noch besteht. Die Häuser waren in der 
Hotzeit jschnell errichtet. Es waren kbümmerliche Wohnstätten. 
don ihnen ist beins auf unsere Seit gebommen. 
Als der schreckliche Krieg endlich zu Ende war, ging man 
»aran, auch die zum Teil in Trümmern liegende Kirche wieder 
erzurichten. Die Mittel, die hierfür aufgebracht werden konnten, 
paren gering. Das im Mittelraum der Kirche eingestürzte Ge— 
völbe Lonnte man nicht wieder errichten; man legte an seiner Stelle
	        
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