Das Dorf wird bereits 1370 als landgräfliches Gericht ge
nannt. Im Dorfe bestand aller Wahrscheinlichkeit nach ein heer⸗
jchaftlicher Freihof. Sicher war es ein im Dienste des Land⸗
grafen stehender Lehnsmann dieses Hofes, der von 1370 bis 1399
SBurgmann in Meljungen war. Er hieß Hellwig von Tabolds.
husen. Im Jahre 1453 hielt Landgraf Ludwig J. in unserem
Dorfe einen Schiedsstag ab. Landgraf Ludwig II. verlieh im
Jahre 14710 wiederum einem Hellwig von Taboldshusen einen
Burgsitz in Melsungen am Rotenbuͤrger Tor. Das Geschlech
icheint dann ausgestorben zu sein. Ob es ein Adelsgeschlecht war,
ijt nicht erwiesen, auch nicht wahrscheinlich; jedenfalls handelt es
sich um einen Herkunftnamen. Mit dem Burgsitß in Melsungen,
den die von Taboldshusen innehatten, wird im“ Jahr 1508 ein
Johann Nordeck vom Landgrafen Wilhelm IV. belehut. Nach einer
Arkunde von 1585 befindet
sich auch der herrschaftliche
Hof im Dabelshüjser Feld
im Lehnbesitz der Herren
von Nordeck.
Noch im 18. Jahrhundert
ist dieser landgraäfliche Frei—
hof nachweisbar. Am 15.
März 1714 wurde er zur
Haãlfte der Witwe des Johann
Kothe zu Dagobertshausen
auf 12 Jahre verpachtet
gegen 8/2 Diertel Frucht
und die Verpflichtung, sobald
der Landgraf ins Feld zog,
ihr bestes Pferd zum Vor—
jpann an die Geschütze zu
geben. Vermutlich verblieb
diese Hälfte des Gutes der
Familie Kothe in Erbpacht,
und der Pächter wie auch
der des anderen Teiles
wurden im Jahr 1801, als
im Königreich Westfalen alle
Lehen für freies Eigentum
erbllärt wurden, Eigentümer
der Höfe. Jedenfaälls ent—
prechen noch jetzt die beiden
größten Höfe des Dorfes
Getzige Besitzer: Bürger⸗
meister Heinrich Kothe und
Friedrich Maurer) den beiden
Hälften des ehemals land⸗
grãflichen Hofes.
Um das Jahr 1400
jcheint im Dorfe ein ziem⸗
licher Wohlstand geherrscht zu
haben. Das beweist der Bau
der verhältnismäßig großen
Kirche. der von Sr. Holt-
meyer in diese Seit verlegt
wird. Damals gehörte däs
ganze Dorf noch dem Land—
grafen; Abgaben brauchten
nur diesem entrichtet zu
werden und waren wohl noch nicht allzu hoch. Vom Krieg war
die Gegend lange verschont geblieben. Ba schuf man denn ein
Gotteshaus, das sicher zu den schönsten und interessantesten Hessens
gehört (Sage vom Bau der Kirche s. HeimatSchollen Rru 6 1926.)
Das Herbeischaffen der gewaltigen Menge Sandsteine mußte
durch Hand- und Spanndienste der Sewohuer unentgeltlich be⸗
sorgt werden. Bausachverständige Mönche und wohl auch geübte
Steinmetzen wurden vom Kloster Hersjeld, dem ja die Kirche
unterstand, hierher gesandt.
Die Kirche wurde als feste Wehrkirche angelegt. Sie sollte
den Leuten nicht nur Gotteshaus sein, sondern auch eine Sufluchts⸗
stätte, wenn feindlicher Überfall drohte. Ein mãchtiger Turm —
wie ein Bergfried — mit meterdicker Mauer wuchs empor. Eine
leicht zu verteidigende Wendeltreppe führte zu dem oberen Teile
des Turmes. Die Mauern wurden mit Schießscharten versehen.
Ganz oben wurde ein Wehrgang angelegt mit vier Schießscharten
nach jeder Himmelsrichtung. NRur uüͤber der Mille des Turmes
befand sich vermutlich ein Dach, das die Glocken jchützte. Der
Wehrgang war offen. Das sich hier sammelnde Kegenwasser floß
durch die noch jeßt vorhandenen Wasserspeier — kunstboll in Stein
gehauene Affen — nach außen ab—
Das Kirchenschiff, wie auch die hohen Türen — mit Aus—
nahme von einer — und die Fenster zeigen den gotischen Baustil.
Eine starke Mauer schloß in weiter Kunde die Kirche ein,
Kaum lahssend für die Leute und ihr Vieh in Notzeiten.
Manchmal mag die Kirche ihre Angehsrigen geschützt haben.
Venn in den Kaämpfen zwischen den Ländgrafen und den Erz⸗
oischofen von Mainz die feindlichen Scharen von Fritzlar und Fels
erg Lommend ins Fuldatal nach Melsurngen zogen, waͤren Menschen
ind Tiere hinter den starken Mauern in Sicherheit.
Nach der Synode in Homberg am 21. und 22. Obtober 1326
purde auf Anordnung des Landgeafen Philipp die Keformation in
hessen eingeführt. Auch in unserer Kirche wurde nun evangelischer
Sottesdienst abgehalten. An die vorreformatorische Seit erinnern
noch die beiden Weihwasserbecken an den Türen, die Nische an
der Sũdwand, in der sicher
ein Heiligenbild stand, und
das Sabramentsschränkchen
im Chor, das mit einer hand⸗
werksmäßigen Kreuzigungs-
gruppe geschmückt ist.
NMachdem wir so einiges
»om Bau und von der ersien
Beschichte der Kirche gehört
)aben, wenden wir uns nun
wieder dem Leben der Be—
wohner zu. Kümmerlich war
noch immer der Ertrag der
Felder, schwer und hart die
Arbeit mit den z. T. unge⸗
ũgen Werkzeugen. Die Drei⸗
felderwirtschaft herrschte noch.
Der größte Teil der Ge—
narkung war Weide und
Hute. Davon zeugen noch
heute einige Flurnamen, 3.
B. waren die Wuhlländer
VDolbsmund: Wullän) der
HPlatz des Schweinehirten und
einer Schar, an der Schäfers-
ecke fanden die Schafherden
ihr Futter, wenn sie nicht auf
den brachliegenden Ackern
grasten, und auf der Kuh—
olatte und dem Kuhplatz
veideten die Rinder.
Außer ihrer eigenen
Arbeit hatten die Bewohner
dem Landgrafen mancherlei
Hand und Spanndienste zu
kun und Abgaben zu leisten;
so hatten sie 3. B. die Pflicht,
den Müuühlgraben der land—
gräflichen Mühle zu Körle
zu reinigen und instand zu
halten. Ein Abschnitt des
„Milßunger Sahlbuches von
15715* berichtet, daß das
Dorf Tabelshaußen vor un—
gefähr 33 Jahren (also etwa
540) mit dem Dorfe Ostheim durch Verjügung des Landgrafen
Wilipp aus dem Amt Homberg genommen und in das Amt
Milßungen geordnet sei. Über die Steuern und Abgaben der Se—
vohner zu Taboldshaußen wird in dieser Urbunde folgendes bestimmt:
1J. Steuern und Abgaben:
Land- und Bausteuern müssen sie gleich den anderen im Amt
errichten und geben. Es haben aber die von Wallenstein darin
zween Mann, dieselben sagen, ihre Junbern habens ihnen ver—
hoten zu tun. Insgesamt müssen die Bewohner geben
zu Walpurgis 1 Goldgulden zu Ruhegeld,
zu Michaelis 2 Goldgulden zu Ruhegeld,
20 Albus Weinfuhrgeid,
lAlbus Dreschergeld.
2. Kauchhühner:
So manch ein Haus, darin ein Kauch wird gehalten, so manch
ein Huhn müssen sie dem Landgrafen geben. „Derjselben jeynd
ß und mit dero von Wallenstein zween Männern — 28*
3. Gehölze.
An dem Eichhölzlein nach der „Grünins Mähle“ hat der
Landgraf den vierten Pfennig an allem, was darin gefällt wird.
A A yAO
VDV—
Hersfeld mit dem Leu im Wappen, teure, traute Heimatjstadt,
Deine Giebel, deine Gassen nie dein Kind vergessen hat.
Kaiser zogen deine Straße, und dein Nam' war hochgeehet,
Da du schon vor tausend Jahren standest kühn und sturmbewehrt.
hoch am Rathaus hängt durchschossen Engerns stolzer Rilterhut,
ündend als ein warnend Seichen Bürgersinn und Bürgermut.
Und ob auch des Stiftes Kirche ward zerstört durch Feuers Macht.
himmelan stehn Turm und Mauern, Seugen ihrer alten Pracht.
Und du, alte Klosterschule, ewig jung in Glanz und Flor,
Emsig ziehen die Scholaren ein in deiner Weisheit Tor.
Wer in deiner Geistesschmiede als ein Lernender je stand,
Weihte freudig seine Kräfte dem geliebten Daterland.
Mocht es stũrmen, wettern, toben um die alte Lullusstadt,
Immer gab's ein Grünen wieder, nichts dich überwunden hat.
Kleinod du im Hessenschilde, durch der Bürger Tugend reich,
Blühe noch durch manch Jahrtausend, der Germaneneiche gleich!
Oertont von Fritz Hoffmann. Karl Vöolkber.
A äA-. CA CC