„Nun, die Brieftasche,“ riefen sie höhnisch lachend und
eannten auscinander. Ob er das beste Mittel kbenne, einen
umzubringen? Ob man zu einem Herzschlag einen großen
oder einen bleinen Hammer brauche? And ein Ahnen bam
ihm, wohin die Ruchlosen zielen mochten mit ihren merb—
würdĩigen Reden.
And irrte er nicht, so mußte der Dater Ahnliches er—
dulden. Er ging kaum noch aus dem Hause, des Abends
zur Erholung nicht in den goldenen Anker und in die Traube
schon gar nicht. Es bamen auch so wenig Leute ins Geschäft;
aum daß einmal eins einen Sentner Kohlen holte, und
dann war's sicher ein unguter Kerl aus dem verrufenen Anter⸗
städter Diertel oder ein dreist auftretendes Kesselflichersweib.
Dann bam der Tag, da man wieder einen Toten in
seinem Elternhaus plötzlich verschieden fand. Den VDater.
Gestorben von eigner Hand.
Da reckte die Dummheit den Kopf hoch. Seht ihr?
Wer hat nun recht gehabt? Ja, die Stillen, faustdick haben
ie's hinter den Ohren! And die Klatschbasen sah man
geschäftig laufen.
Die den Weg ins Trauerhaus fanden, waren zu zählen.
Mit geduckten Köpfen zog ein gut Teil von ihnen wieder
ab. Der alte Kechtsbonsulent hatte ihnen zu deutlich den
Marsch geblasen und gar nicht erst gewartet, bis sie nach
ein paar mehr oder minder gut gespielten Bezeugungen
„herzlichsten“ Seileids mehr oder minder deutlich die Fühler
aach ihren Geldern ausstreckten. Sich selbst nannte der Alte
einmal über das anderemal einen Esel, weil er nicht gleich nach
dem Rechten gesehen, wie die Schmutzwelle, die durch das
Städfchen gelaufen war, auch ihm „die Sohlen versaut“ hatte.
Der junge Schurbe hatte abends im goldenen Anber,
berauscht von dem glänzenden Erfolg eines Lühnen Wurfs
uind nicht minder von den paar Flaschen, die er wild durch
die Gurgel gejagt hatte, zum Saufen gebeten, wer nur
rgend Neigung verspüre und über eine halbwegs geeignete
kehle verfüge. Er habe ein goldenes Nest ausgehoben,
yatte er geprahlt, und das bönne man leicht, wenn man
iin Kerl sei wie er und sich den Schlüssel zum Hühner—
tall verschaffe.
—A
ind gröhlte, hier sei man ja noch hinter dem Monde daheim
ind lasse sich in aller Gutmütigkeit die goldenen Federn
upfen. Swanzigtausend habe er mit einem Griff aus einem
inzigen Nest genommen. Er hätt' ne Wünschelrute, und
das seien nur ein paar Worte, und wenn die paar Kröten
alle jseien, dann ginge er noch einmal an den gleichen Ort
uuf die Suche.
And unter die atemlos grinsenden versoffenen Kumpane
chleuderte er dann die Behauptung, Dreck habe jeder am
Stecken und wenn nicht, dann bringe ein geschickter Kerl
chon ein paar Klümpchen heimlich an, und diesen Drech
n Gold umzuhexen, das seĩ hier, wo die Dummheit an—
cheinend in Keinzucht in allen Gassen herumlaufe, ja wirklich
ein Kunststück.
Eine hart gearbeitete Schmiedefaust bewies ihm dann
illerdings, daß auch noch efwas anders herumlaufe als die
Dummheit. Sie fragte nichts danach, ob ein paar Sähne
ingeschlagen seien, sie griff den Jammermann am Kragen
uind feuerte ihn vor die Türe auf eine Art, als müsse sie
auch in dieser Hantierung noch einmal ein Meisterstück beweisen.
Aber der Stein war einmal in den Tümpel gefallen,
ind die Wellen, die da nach allen Seiten liefen und üblen
Stank immer größer werden ließen, die waren auch von
einer Schmiedefaust nicht zu halken. Schluß folgt.)
v/
Aus alter Seit.
Aus Dagobertshausens
ODergangenheit.
Von Dietrich Stöber.
Dagobertshausen ist sicher eine der ältesten Ortsgründungen
im Kreise Melsungen. Die Gage erzählt, daß der Franbenkönig
Dagobert J. im Jahre 631 hier die von Osten her vordringenden
Wenden geschlagen habe. Sum Dankbe soll er an dem Oerte des
Sieges eine Kirche gebaut haben, die seinen Namen führte. Bei diejser
Kirche sei dann nach und nach der Ort Dagobertshausen entstanden.
Der hessische Geschichtsschreiber Winbelmann berichtet in seiner
im Jahre 1697 erschienenen Beschreibung von Hessen: „Unfern
von Heyden und Worschen wird annoch ein Ort, ins Amt Melsssungen
gehörig, gezeigt, woselbsten die Slapben und Dandaler im Jahre
Christi 642 (9) ihr Lager wider die alten Hessen aufgeschlagen
jehabt, und als sie von König Dagobert mit Hälf der Sachsen
allda erlegt und gänzlich verjagt worden, ist zum ewigen Gedächt-
nis eine Kirche dahin erbaut und Dagobertshausen genennet worden,
vie denn das Dorf annoch diese Stunde den Namen Dabelshausen
und das Feld Dabelshäusisch Feld davon behalten hat.“
Die Namensform des Ortes hat sich im Laufe der Jahr⸗
hunderte immer wieder verändert. Urkundlich nachweisbar führte
das Dorf folgende Namen: im Jahre 1105: Dagoboldeshujsun,
1194: Dagoboldishusen, 1248: Tagoboldeshusen, 1253: Taboldes⸗
husen, 12605: Taboldishusin, 1275: Thabolshusen, von 1300 an
Tabelshusen oder Dabelshusen, wie der Ort im Volksmunde auch
etßt noch Dobelshũsen heißt. Die Namensform „Dagobertshausen“
indet sich nachweislich zuerst in einer Urkunde vom Jahre 1683.
Einzelne Bewohner Dagobertshausens waren schon in alter
Zeit dem Kloster Hersfeld dienstpflichtig. So berichtet die älteste
ermittelte Urkunde vom Jahre 1105, daß ein in Dagoboldeshusun
wohnhafter Winolt, ein Hersfelder Dienstmann, seine Frau und
eine Töchter von der Dienstmannschaft des Grafen Friedrich von
Arnsberg befreit und sie in die der Abtei Hersfeld versetzt habe.
Auch die Kirche zu Dagobertshausen mit ihrem Besitz und
ihren Einkbünften unterstand dem Stift zu Hersfeld; denn im Jahre
1194 gab das Stift Hersfeld dem Kloster Aue (Nonnenbloster im
Heistale von Abt Sifrid von Hersfeld im Jahre 1190 gegründet)
die Einkünfte der Kirche in Swippurgehusen (Sipperhausen) mit
hren drei Filialen Mazheim (Mosheim), Dageboldishus (Dagoberts
ausen) und Hildigereshus (Hilgershausen).
Der dicht bei Dagobertshausen liegende Hof Schnellbach,
S—chnellhof oder, wie er jetzt heißt, der Schnegelshof, war ebenfalls
dersfelder Besitz und dem Geschlecht derer von Leimbach für
Dienste, die sie dem Kloster leisteten, als Lehen übergeben
porden. Im Jahre 1819 ging der Hof über an die Herren von
falkbenberg, 1368 an die von Röhrenfurth. Schließlich ist die Familie
zcholley im Besitß des Hofes. Später erhebt sich ein langer Streit
wijchen dem Pfarrer des Dorfes und dem derzeitigen Sesitzer
denning von Scholleyh um die Einbünfte des Hofes. Der Pfarrer
esitzt Schriftstũcke, die den Schnegelshof als Herofelder Lehen
iusweisen, und aus denen zu ersehen ist, daß die Einbünfte daraus
mmer der Kirche zu Dagobertshausen zugeflossen seien. Scholley
ehauptet, einer seiner Vorfahren habe den Hof lastenfrei kbäuflich
rworben. Schließlich soll er sich vom Pfarrer die betreffenden
Urkbunden haben geben lassen, um sie in Ruhe durchzusehen. Er
abe sie aber nicht zurückgegeben; ja, er habe schließlich erklärt,
r habe beine Urkunden gesehen. Es entstand ein langer Prozeß,
iber den noch einige Abten vorhanden sind. Im Jahre 1549 be—
ichtet die Gemeinde in dieser Sache an den Landgrafen. Wie
der Streit ausgegangen ist, steht nicht fest. Als die Familie Scholley
usstirbt, nimmt der Zandgrat den Hof in Besitz. Von 1569 bis
615 lassen sich Päãchter nachweisen, die schnell wechselten. Schließ-
ich wurde der Schnegelshof mit der Domäne Elfershausen ver—
inigt; und er wird auch heute noch mit dieser zusammen als
Staatsdomãne verpachtet.
Das Dorf Dabolshausen (Dagobertshausen) unterstand immer
en Landgrafen von Hessen und ist in seiner Gesamtheit nie unter
inderer Herrschaft gewesen (nit Ausnahme der Jahre 1800 - 1818).
dur einzelne Höfe oder Leute unterstanden wohl auch Adels—
zeschlechtern der Umgegend und waren diesen zins und dienst-
oflichtig, wie weiter unten gezeigt wird.