traf am 15. Dezember hier ein und war ein Beschluß des General
Kriegs⸗Doepartements: „Wird dem Herrn Kreisrat Giesler der Auf-
rag ertheilt, dem Magistrat und der Bürgerschaft zu Melsungen
»ekannt zu machen, daß in Folge Allerhõchster Entscheidung die in
Kede stehende Vermehrung beruhen mäüsse, bis mehrere ähnliche
Hehuche definitiv zu entscheiden sein werden.“
Der negative Bescheid des Kurfürsten mußte nun den Kreis-
at veranlassen, bei der Stadt die Durchführung der kburfürstlichen
Kegierungsverfügung herbeizuführen. Seiner Einladung folgend, ver⸗
jammelten sich am 28. Dezember 1830 Kreisrat, Bürgermeister,
Stadtrat und die Freiwilligen im Rathaussaale, und hier wurde
die Kompagnie formiert. Zum Führer wählte sie sich den da·
naligen Keeissebretär, späteren Kreisrat Wagener, und fand in
hmueinen zielbewußten, mit der nötigen Energie und dem größten
Wohlwollen ausgerüsteten Hauptmann, der es verstand, in ganz
urzer Seit die Kompagnie zu einer angesehenen Stellung in der
Stadt emporzuheben. Führer des
. Suges wurde 9J. G. Scholl als
Preemier· Leutnant, ein rede⸗ und
schriftgewandter Mensch, so ganz die
eechte Hand des Führers (leider
schied Scholl im Frühjahr 1831 schon
aus, da ihn seine Mitbũrger als Ab—
geordneten in den Landtag schickten),
den 2. Sug führte Sekonde-Leutnant
H. Hüter und den 3. Sug Sebonde⸗
Leutnant Chr. Hũter.
Hauptmann Wagener versuchte
nun, seine Kompagnie auf dem schnell-
ten Wege zu bewaffnen. Die vor—
geschlagene Ausrũstung mit Lanzen
liehnte die Kompagnie als unwürdig
ab. Sie war ihr doch zu mittel-
alterlich. Wohl besaßen 67 Mitglieder
ꝛigene Büchsen und Gewehre. Die
zenügten nicht. Jeder Teilnehmer
ollte seine Waffe haben. Da die
Kompagnie eine Einrichtung der Stadt
var, so mußte auch die Stadt die
Kosten dieser Einrichtung tragen.
Zwar hatte man gehofft, der Kurfürst
würde die Bestände des mit Waffen
AD———
fügung stellen. Dessen Sparjambeits-
sinn ließ es aber nicht zu. Und als
ichließlich ein Teil der Bestände doch
abgegeben werden sollte, waren die
Sewehre so verrostet, daß sie nur
noch als Alteisen Wert halten. Die
Stadt wurde vom Hauptimann ange⸗-
gangen, Gewehre zu beschaffen. Dort
and man ein williges Ohr — aber
einen total leeren Stadtsäckel. Der
Kämmerer blagt, „im Etat sei ein
Defekt von 468 Rtir. Wo solle man
300 Rtlr. zur Gewehrbeschaffung her⸗
nehmen“. Endlich griff wieder der
Treisrat ein. Er drohte, für die
Stadt ein Kapital aufzunehmen und daraus die Gewehre zu be—
ichaffen. (28. 8. 1831.) Stadtrat und Kompagnie wählten eine
Kommijsion, die die Ausrüstung und Bewaffnung betreiben sollte.
Diese juchte die Genehmigung zum Ankauf der Waffen bei dem
Seneral · Kriegs⸗Departement nach. Ratsverwandter Sänger und
Kaufmann Schnedler trugen persönlich am 9. März das Gesuch
»or und erwirbten die Genehmigung. Die Wajfenfabrik Pistor
n Schmalkalden bot der Kompagnie die Lieferung von 113 Ge—
vehren zum Preise von je !t/ Kilr. an. Ein Händler Maole machte
ein Angebot auf Lieferung alter Gewehreé, das sich wesentlich
billiger stellte. Der Stadtrat neigte dazu, diese zu baufen.
Das energische Auftreten des Kompagmeführers Wagener veranlaßte
ie Stadt, davon abzusehen, und die Kommission bestellte die Gewehre
»ei Pistor. Am 24. April 1831 ging die erste Lieferung von
Schmalkalden nach Cassel ab. Pistor war mit Aufträgen so über⸗
»äuft, daß er die Lieferung nur in bleinen Sendungen erfüllte.
Im Juni kam der Rest endlich an. Der Stadtraf war nicht
n der Lage, die recht erhebliche Summe von annähernd M0oo Ktle.
zu bezahlen. Anscheinend hatte auch die Kommission die Stadt
oon dem Eintreffen der Gewehre nicht unterrichtet. Als nun
Pistor auf Einhaltung des Sahlungstermins drängte, kam es
zwischen Stadtrat und Kommission zu unangenehmen und recht
ebhaften und temperamenthollen schrifftlichen Auscinandersetßzungen.
zie das gute Einvernehmen störten und den Bürgermeister veran-
aßten, die Kompagnie mit einer gewissen Vorsicht zu behandeln.
Zahlreiche vorhandene Abten lasen darauf schließen, wie man
amals schon Angelegenheiten von geringer Bedeutung viel mehr
Traft und Seit widmete. Es betraäf zuerst die Ausrüstung der
Unteroffiziere mit Säbeln. Nach breiten und langen Verhandlungen
estellte endlich die Kommission die notige Stückzahl bei dem
schwertfeger Semmler in Cassel, das Stũck zu 12/8 Ktle.
Schwieriger noch war nach den Abten die Ausrũüstung der
zpielleute. Jede Kompagnie sollte 2 Trommler und 2 Hornisten
»aben. In der ganzen Stadt war aber ein Hornist nicht aufzu—
reiben. Es blieb nichts übrig, es mußten 4 Trommler angestellt
verden, die fand man. Aber die Instrumentel Irgendwo auf
em Rathaus fand man einige trommelähnliche Gebilde, die vom
Blechschmied in eine vergebliche Keparatur genommen wurden.
Es half nichts, es mußten auch hier 8 Stück neu beschafft werden.
Das war Ende Apreil 1831. Die Aus-
ũstung war soweit in Ordnung.
Jeßt galt es, sich auf den Ernst-
all einzustellen. Sattlermeister Wöstyn
ertigte die Gewehrriemen an, während
5attlermeister W. Gröschel die „20
tück Bandaliere“ lieferte. Be—
cheiden wurden 262 Patronen zum
Ausprobieren angefordert. Das be—
villigte alles die Stadt. Da kbam
aber eine Forderung, die das VDer—
ãltnis zwischen Stadt und Kompagnie
rũben sollte. Die 3 eingestellten
Trommler wollten das Kalbfell bei
den öfteren ÄÜbungen und Wachen
nicht umjonst bearbeiten. Sie ver—
angten für ihre bunstvolle Musib
Bezahlung und zwar monatlich ] Rtle.
»ro Person. Hauptmann Wagener
»eantragte die Besoldung beim Stadt⸗
eat. Wiederum trat der Stadt—
räãmmerer Barthell gegen diese
Forderung auf. „Der Etat hat einen
Defekt von 408 Rtlr., 1525 Tlre.
5chulden mũssen zurũckgezahlt werden,
loo Rtlr. Vorschuß soll die Stadt
zum Anbkauf von 100 Homberger
Oiertel Korn aus dem Siegenhainer
Magazin aufbringen.“ Das waren
icher Ausgaben, die gemacht werden
mußten, und darum war größte Spar—
ambeit geboten. Also Beschluß: die
Musikantenbejoldung wurde abge⸗
lehnt. Nun war aber die Musik ein
wesentlicher Faktor der Bürger—
garde. Wer sollte im Notfalle Alarm
chlagen? Wer sollte den gleichen
Schritt der Wehr bei ihren öfteren
UÜbungen regeln? Rettungsengel in
dieser schwierigen Situation war
wieder der Kreisrat. Er ordnete die
verlangte Besoldung an und zwar
ollte die Auszahlung „jür die Tambours Strube und Kilian an
en Feldwebel Klepper erfolgen, die Besoldung für den Tam-
our Allmar ist auf dessen Einziehungs · und Bũrgergeld einzubehalten.“
Endlich stand die Kompagnie fertig. Hauptmann Wagener
egte an, am Lindenplatz auf dem Galgenberg einen Schießstand
u errichten. Am Aufgang zum Galgenberg, dem heutigen Linden⸗
erg, lag der verfallene städtische Steinbruch, auf dessen Schutt-
alden einige Lindenbäume standen, die dem Ort den Namen
egeben hatten. Wagener hoffte, zur Instandsetzung und Herrich-
ung des Schießstandes von Cassel eine namhafte Anterstũtzung zu
rhaͤlten. Die Rũckantwort war „bein Geld da“. An dieser
Antwort hing jedoch eine schön geschriebene Aufforderung an die
Zürgerschaft der Stadt, durch freiwillige Gaben die Schaffung des
Aatßes zu ermöglichen. Sie wurde in Umlauf gesetzt und kam —
rer zuruck. In seiner bekannten Tatkraft suchte Wagener schnell⸗
sens alle Hindernisse zu beseitigen. Da es sein Verdienst ist, dem
eutigen Geschlecht den uns so lieb und vertraut gewordenen
dindenberg zu schaffen, so mögen hier die für die Stadtgeschichte
nmerhin wertvoilen Urkunden der Entstehung der Lindenberg-
nlage im Wortlaut folgen.
Geschehen zu Melsungen am 8. April 1831.
Ser Kreissekretär (Hauptmann Wagener DO.) trug dem ge—
amten Stadtreathe vor:
2
Kathaus in Melsungen. Nach »iner Zeichnung von E. Meß, Eschwege.