ehenen Keiegsdienst die Einrichtung der Bũrgerbewaffnung in
Sladt. und Landgemeinden als eine bleibende Anstalt zur ge⸗
eigneten Mitwirkung für Aufrechterhaltung der inneren Ruhe
und Ordnung sowie in Nokfällen zur Landesverteidigung gesetzlich
hestimmi werden. — Am 90. Wärz 1881 war der erste Landtag
Jejchlossen worden. DVier Wochen später — am 9. April 1831 —
Jab der Kurfürst von Wilhelmsbad aus das „Disziplinar⸗Keglement
für die Bürgergarde“ heraus. Damit war der schon jeit Jahren
hestehenden Einrichtung der gesetzliche Boden gegeben.
Die ersten Abten der Melsunger Bürgergarde führen uns
in den Herbst 1830 zurück. Das General⸗Kriegs-Departement
Jatte angeordnet, daß die Stadt Melsungen eine Kompagnie von
20 Mann außsstellen sollte. Mit den umliegenden Städten und
Zandgemeinden, die drei weitere Kompagnien bildeten, sollte ein
Bataillon mit dem Sitz in Homberg formiert werden.
Am 16. Obtober 1830 forderte der amtierende Kreisrat des
Kreijes Melsungen, Giesler, den damaligen Stadtrat zur umgehenden
Siidung der Kompagnie auf. Su den 120 Mann sollten 1 Haupt-
nann, 3 Offiziere und 4 Spielleute noch hinzukommen. In seinem
Erliaß pom 6. Obtober 1830 aus Wilhelmshöhe hatte der Kurfürst
sie Sekleidung der Kompagnien festgelegt. Für die Mannjschaft
ollte sie bestehen:
‚in kurzem dunkelblauen Oberrock nach Form der Kubla mit
iner Keihe gelber Knöpfe, dergleichen Achselblappen mit
othem Vorstoß, grauen Pantalons, Mũtze mit UÜberzug von
Waͤchstuch und Kobarde, Stiefeln.
Für Offiziere in dunkelblauem Leibrock nach militärischem
Schnitt mit Karmoisin Aufschlägen und Kragen, goldnen
f pauletten, grauen Pantalons, Huth nach Probe und Feder⸗
husch mit farbigen hellblauen Abzeichen, und Stiefeln, Degen
mit Portepee von Gold.“
In einer persönlichen Rücksprache des Kreisrates mit Bürger⸗
meister Lotz vom d. Obtober 1880 hatte der Stadtrat zum Ausdruck
ebracht, in der Stadt ein eigenes Bataillon zu bilden, da man
als drũckend empfand, sich einem Kommandeur des benachbarten
Homberg zu unterstellen. In diesem Falle mußte man allerdings
»er Kossen wegen von einer einheitlichen Aniformierung abjehen.
Fine weiße Armbinde sollte die Sugehörigkeit zur Buũrgergarde
runden und nur die wohlhabenden Mitglieder sollten sich die
borgeschriebene Bebleidung beschaffen. Krelsrat Giesler übernahm
2s, persönlich beim General⸗Krlegs⸗Departement diesen Wunsch
orzutragen.
Er wurde jedoch in Cassel kurz abgewiesen. Die Stadt sollte
ielmehr umgehend der Lurfürstlichen Anordnung folgen, die
rotigen Offiziere vorschlagen und beerichten, wieviel Gewehre noch
rrforderlich seien.
Süurgermeister Lotz versuchte nun, die Kompagnien aufzustellen.
Die Skadt war damals — militärischer Anordnung folgend — in
ier Quartiere eingeteilt, denen jedesmal je ein Quartiermeister
‚orstand. Dleser hatte jür Bebanntgabe der Sefehle u. a. m. zu
orgen und die Wachen zu stellen. Loß sorderte die Quartier⸗
neister auf, die Mitglleder ihrer Bürgerwachen zu befragen, ob
ie bereit wären, der Bürgergarde beizutreten.
Dis erster berichtete der Quartiermeister Schreiber unter dem
20. Obllober 1830, daß sich dO Mann freiwillig gemeldet hätten, wo⸗
hon A eigene Büchsen haben (1. Karl Jabob, 2. Heinrich Jäger,
wWilhelm Herwig, 4. J. M. Kaufmanns Sohn Mentel, 53. Ernst
Heer, 6. Nibolaus Köhler, J. Martin Schiebeler, 8. G. Dittmar,
Engelhardt Heer; 1, 2, 53, 6 hatten eigene Bũchsen). Einige
zũge bekeiligten sich ãberhaupt nicht. Quartiermeister Müller vom
FGuarfier Lann amn 21. Obtober von seinen 4 Sũgen nur einen
einzigen Freiwilligen (Wilhelm Westin) melden. Guartiermeister
Schoil, der spätere Landtagsabgeordnete, bringt 15 Freiwillige auf
I. Cone. Hachemeister, M Thom. Nickel, 3. Leib Hammerschlag,
Freied. Koes, 5. Georg Beinhauer, 6. Mart. Siahl, T. Wilh.
Stahi, 8. Wilh. Alrich, O. Andr. Heine, 10. C. Balz, 11. HSeinr.
Liobes. 18 Karl Ehriich, 13. Joh. Bessje, 14. Joh. Koch, 15. N.
Stiegelitz).
Sienlich ungehalten ũüber den Erfolg jseines Einladungs-
schreibens ist Quartiermeister J. Mäller, der berichtet, „daß sich
ein einziges Individuum zum freiwilligen Eintritt in das aller höchst
beordnete einzuführende Sũrgergarde- Arrangement angegeben
yabe“ (22. 10. 30). Somit war die freiwillige Kompagnie nicht
aufzubringen.
Die Meldung von nur 22 Freiwilligen enttäuschte besonders
den Bürgermeister. Hatte er doch gehofft, ein ganzes Bataillon
aufstellen zu können. In seinem Schreiben vom 26. Oktober
in'den Kreisrat sucht er nach den Grũnden seines Mißerfolges und
neint: „— die meijsten der übeigen Bürger haben wahrscheinlich
inter der Voraussehung, daß die zu organisierenden Bürgerbataillone
leichen Dienst wie die früheren hessischen Landmilißen zu üben
aben würden, den freiwilligen Einkeitt unter dem Zusaß ver⸗
beigert, daß sie zur Verteidigung der Stadt und Aufrechterhaltung
er offentlichen Oednung dajselbst unter der durch Urkunde vom
d. Sepiember getroffenen Organisation (gemeint ist die Bürger⸗
nilitz) stets beren jeien, sich aber zu militärischen Operationen außer⸗
albe der Kingmauer ihres Wohnortes nicht verstehen bönnten.“
Wenn man die noch in aller Erinnerung lebenden Kriegs-
ahre bedenkt, sjo wird man die Abneigung verstehen bLönnen. Die
n den Freiheitsbriegen versprochenen Freiheiten und Mitwirbungen
in der? Staatsverwalitkung waren nicht gegeben worden. In
iesem Gedankengang muß es auch eigenartig berũhren, daß im
dodrubergijchen Aufstand bein Melsunger mit dabei war, obwohl die
enachbarten Stadte und Dörfer im Mittelpunkt der Bewegung
anden. Mag sein, daß die damals hier liegenden Westfälijchen
zũrassiere Einfluß darauf hatten.
Nun war kurz vor dem Kriege behördlich eine „organisierte
Zürgerwehr“ in der Stadt entstanden, deren Chef der Bürger⸗
neister war. Sie zählte 1830 470 Mitglieder, von denen 40 Ge⸗
vehre besaßen. Mit dieser Wehr hoffte der Bũrgermeister die
eue Kompagnie bzw. das Batgillon einzurichten. 40 Gewehre
varen immerhin schon eine ansehnliche Macht. Weitere Gewehre
zielt der Bürgermeister für nußlos. Wenn die zu gründende
compagnie ihren Sweck erfüllen sollte, so brauchte sie nur mit
olzernen Lanzen ausgerũstet zu werden. Eine rumorende Burger⸗
chaft hat auch vor diesen Waffen den nötigen Kespekt. (Bürger⸗
neijterlicher Bericht.)
Der Kurfürst drang auf schnellste Einrichtung der Bürger-
jarde. Die Beamten Lannten ihren Herrn, der nicht mit sich
paßen ließ. Es war darum nicht zu verwundern, daß der Kreis⸗
at die bürgermeisterlichen Vorschläge glatt ablehnte und auf
ofortige Bildung der Kompagnie drang. Gegebenenfalls sollten
ach Maßgabe der Verordnung Bürger, Bürgersöhne und Grund⸗
esiher im Alter von 25 bis 45 Jahren herangezogen werden
14114. 30). Die elwas energische Sprache dieser Suschrift machte
zindruck. NAuch die Bürger kannten ihre Herren. Im Laufe
er Geschichte haͤtten sie Gunst und Angunst ihrer Fürsten mitunter
n recht empfindlicher Form erfahren müssen.
Nach den vorhandenen Kantonlisten waren zur bis herigen
Zũrgerkompagnie 295 Mann ausgezogen und 267 Einwohner nicht
iusgezogen, die sich also an den Ortswahlen nicht beteiligten.
Am' M. November bwurden die ersteren auf das Rathaus besohlen.
der Sürgermeister erblärte den Sweck der Einrichtung. Falls
ucht genũgend Freiwillige sich meldeten, so würde er nach den
Bestimmungen des Kreisrates verfahren. Nach kurzer SBesprechung
daren die Anwesenden zur Biidung bereit, Als aber in die
usgelegte Liste die Sustimmungserklärung schrijtlich abgegeben
verden sollte, stlegen Bedenlen auf. Man kbam zu keinem Ent⸗
chluß und trennte sich.
Anterdessen war in Homberg die Leitung des Bataillons auf-
estellt. Zum Führer war durch den Kurfürsten Amts ⸗Sebretãr
dimberger mit dem Titel eines Majors bestimmt worden. Er
atte dies am 20. November nach Melsungen mitgeteilt, und
pãtestens am 25. November sollte Meldung über die Formierung
er Kompagnie nach Homberg erfolgen.
Buürgermeister Lotz war aͤber sehe daran gelegen, trotz erhal
ener kurfũrstlichen Absage hier ein eigenes Bataillon zu errichten.
Nur war man bioher noch zu beinem Ergebnis gekommen. Eile
par geboten. Kurzerhand wurden sämtliche männlichen Einwohner
m Rliter vom 25. bis 45. Sebensjahr zum 25. November frũh auf
as Kalthaus befohlen. In seinem Amtszimmer ließ sich nun
koh von allen durch Unterschrift den freiwilligen Béitritt erblãren.
Als eester unterschrieb Conrad Heer und es sind alles alte, liebe
ind vertraute Meisunger Bürgernamen, die wir in den Urkunden
nden. Mehrmals sieht man auch die bewußten drei Kreuze als
dandzeichen für den, der des Schreibens unkundig war— Obwohl
aͤn gestrigen Tage eine glatte Absage erfolgt war, so unterzeichnen
iesmal 288 Sürger und gründeten somit am 25. MNovember 1880
die Meljunger Bürgerwehr.
Am 2. Nopemdber Lonnte Loßz dem Kreisrat hierüber Bericht
erstaltken. Es galt jetzt, die Unterstellung unter Homberg zu be⸗
eitigen. Am 28. November zog eine Deputation zum Kurfürsten
Jach Caßsel. Es war ein heller Novembersonntag. Die Führung
zalie Lotz. Ihm haͤtten sich angeschlossen Kaufmann, Scholl,
mũller, Schreiber, Fabrikant Engelhardt Eysel und Schreiner
Nikolaus Klepper.
Am Montag, den 28. November, wurden die Gesandten der
tadt Meljungen vom Kurfürsten in Wilhelmshöhe empfangen.
der Buͤrgermeister legte die Verhältnisse in der Stadt dem Kur⸗
ürsten dar. Nach burzer Unterredung erhielten sie den Bescheid,
daß ihnen darüber Resolution zugeschickt werden sollte.“ Dieje