Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

1 
9 
J. 
1 
n 
N 
te 
17 
ils 
cht 
en. 
en 
10⸗ 
— 
die 
307 
nn 
rs⸗ 
unt⸗ 
berg mit seinen Knechten gerannt, und der Meier von Oberode 
ließ mit seinen Leuten auch nicht lange auf sich warten, angelockt 
durch den Kampfeslärm. 
Gar harte Schlãge setzte es, daß manchem noch nach acht Tagen 
der Kopf brummte. Auf seinem Streitroß saß Herr Becker, der 
Hersfelder Bürgermeister, und feuerte die Seinen an mit hitzigen 
WVortien. Und Keiners stand in Erinnerung an die unsanfte Be— 
handlung durch die Petersberger dicht an seiner Seite. Auch die 
beiden Hauptleute der Gegenpartei ließen es nicht an Worten und 
Taten fehlen. Die Bauernsäuste waren auch nicht von Pappe, 
und auf beiden Seiten gab es blutige Köpfe. 
Sald aber zeigte sich, daß die Hersfelder den anderen an 
Zahl und im Dreinhauen überlegen waren. Geschlagen zogen 
sich die Petersberger auf ihr Dorf zurũck. Die beiden Meier von 
Petersberg und Oberrode blieben gesangen in der Hand der Bürger. 
Der Heimweg gestaltete sich zu einem Triumphzug. Die 
Hersfelder nahmen ihre so tapfer erLämpften Kühe, die behaglich 
wiederkauten und zufrieden muhten, in die Mitte. Vorneweg jchritt 
der Kuhhiet und blies ein lustiges Stücklein nach dem andern. Daß 
—58 und wieder der Ton überschnappte, fiel in dem Trubel 
nicht auf. 
uf „Hersfelds Bürger wie die Brũder 
Gingen heim mit lustigem Sinn.“ 
Am Peterstor standen die 
Frauen der Bürger, hießen ihre 
Kühe willkommen und feierten 
daneben ihre Männer und ihren 
tapferen Bũrgermeister. Es fehlte 
nicht viel, so hätten sie die 
Tore bebränzt. 
Trotig schritten inmitten der 
bewaffneten Stadtknechte und 
Büũrger die beiden gefangenen 
Meier, die nach dem Kathause 
gebracht und vorläufig eingesperrt 
wurden. 
Am Abend dieses Tages stand 
der Löwenwirt hinter seinem 
Schenkbtijch und schmunzelte zu- 
frieden vor sich hin. So einen 
Betrieb hatte er lange nicht ge— 
habt. Immer von neuem öffnete 
sich die Tũr. ein Bürger trat 
herein und ließ sich einen Schoppen 
geben. Bei dem einen aber blieb 
es nicht. Verflucht trocken waren heute ihre Kehlen. Das kbam 
von der Bataille am heutigen Morgen. Hätten sie aber nicht so 
tapfer dreingehauen, dann hätten die Petersberger wer weiß wie 
lange die Kũhe behalten und ihre Frauen und Kinder wären ohne 
Milch gewesen. Wenn es heute etwas später wurde, so drückten 
die Frauen zu Hause schon ein Auge zu. Und wenn auch die 
Zeiten schlecht waren, heute konnten sie sich schon mal einen Extra- 
schoppen gönnen, hatten sie doch die Bataille gewonnen. 
Mitten zwischen saß Gottfried Keiners und mußte immer von 
neuem erzähsjen. Und immer von neuem brachte ihm der Löwen⸗ 
—4 
Auf Heimatweqgen. 
virt einen neuen Krug, ohne daß er nach dem Sltück Kreide ge⸗ 
jriffen hätte. Heute hatte Gottfried Reiners jeinen Ehrentag. 
Um Mitternacht wurden die Bewohner Hersfelds noch einmal 
urch einen fürchterlichen Ton aus dem Schlafe geschreckt. Das 
var. als sich der Kuhhiet auf dem Heimwege befand und der VDoll⸗ 
nond durch die Baume schien. War das nicht wieder das rote 
ornige Gesicht des Meiers vom Petersberg, der ihn am Morgen 
o zornig angeschrieen? Da mußte er die Hersfelder zur Hilfe 
ufen. Mit insicheren Handen griff er nach dem großen Horn. 
Ssoh⸗a⸗a⸗a“ fuhr breijchend der Ton heraus. 
Da stand auch schon der Nachtwächter vor ihm. „Goiftfried, 
jeh heim und mach net so en Krach“, sagte der mit lauter Stimme, 
jonsi wirste ingespunnel!“ 
Mit schwankenden Beinen trollte sich Keiners an den Häusern 
entlang, laut mit sich jelbst redend. Fest hatte er das große Horn 
inter den Arm geblemmt. 
Und der Mond stand jetzt ũber der Stadt, guckte neugierig 
urch die Fenster in die Kammern und warf sein Licht auf die 
hlafenden Manner, die im Traum wieder bei der Bataille waren, 
mruhig sich wälzten und abgerissene Worte murmelten. Weiter 
ind höher zog der Mond seine Bahn, trieb ũüber Petersberg das 
elbe neckische Spiel und machte ein spöttisches Gesicht. 
— 2 
— 
Soweit wäre alles ganz gut 
gewesen, wenn nicht die An— 
gelegenheit noch ein Nachspiel ge⸗ 
habt hãite. Als auf Beschwerde 
der Petersberger die Sache zur 
Kenuͤtnis des Landgrafen kbam, 
—X 
mijchen und tapferen Hersfelder 
gelacht, sprach aber dann im Kechts⸗ 
wege aus, zur Strafe dafür, daß 
sie nicht den ordentlichen Richter 
Jesucht, sondern sich selbst Kecht 
ʒerschafft hätten, solle die strittige 
Trift von jetzt ab zu Petersberg 
gehören. Außerdem wurde jeder 
der Beteiligten zu fünf Gulden 
Strafe verurteilt. Das gab zu⸗ 
jammen 175 Gulden. Bäürger⸗ 
meister Becker aber wurde seines 
Amtes entjeßt. 
Dies ist die Geschichte zur Ehre, zum Lob und Kuhm der am 
5. April 1110 3wischen den Hersfeldern und Petersbergern am 
Obersberg vorgegangenen merkwürdigen Kuhtrifts⸗BSataille, von 
der es in dem alten Liede am Schlusse heißt: 
„Kähme, Hersfeld, deine Taten 
And du, Petersberg, dabei, 
Weil sie sind so wohlgeraten, 
Singt sie in der Melodei, 
In dem Ton: „Bleibt davon, 
Sonst dibts gar zu schlechten Lohn!“ 
VDon Oberzwehren 
bĩs zum Rhündaer Bera. 
Geoiogische Wanderung von H. Penndorf!). 
Von Oberzwehren wandern wir durch eine fruchtbare Löß- 
lehm Miederung zur Knallhütte. Dort erblicken wir jũdwestlich 
Kengershausen am Hang eines Rückens eine Sandgrube, die wir 
aufsuchen, indem wir dem ersten Wege sũdwestlich der Knallhũtte 
nach Rengershausen folgen. Anterwegs zeigt uns eine Lehmgrube 
die mächtige Lößablagerung. In der Sandgrube haben wir an 
der OUO Wand Lößlehm. Nach der Höhe zu taucht unter dem 
Löß der Sand auf, der die ganze Rückwand einnimmt und an der 
VSW. Wand nur schwach mit Lehm überdeckt ist. Der grauweiße 
bis gelbe Sand ist in einigen Lagen tonig. Dũnne Schichten sind 
durch Kieseljäure zu mürben Quäarziten verfestigt. In den tonigen 
Sanden sinden sich bräunlich verwitternde Kalblbonbretionen, die 
seiten die Gehäuse von Melania horrida Dkr. führen. NAus diesem 
Brunde gehören die Sande zum Anteroligocãn. 
Die Felder nach SO. zů zeigen zunächst noch die Sande des 
unteren Oligocãns (— bou); baid aber tritt an ihre Stelle jandiger 
2) Aus H. Penndorf, „Geologische Wanderungen im Niederhessischen Berg 
land“ SHeimalschollen. Derlag. A. Bernecker. Melsungen). 
Lehm, durchsetzt mit verschiedenfarbigen Kieseln; es sind diluviale 
Edoder⸗ und Fuldaschotter. Der tiefe Bahneinschnitt bei der Halte⸗ 
selie Kengershausen läßt die tertiären Sande mit den auflagernden 
upialen Sehmen und Schottern beobachten. Das Steilufer der 
ahen Fulda berrät uns, daß diese Schichten der Bausandsteinzone 
Ajm?) des Mittleren Buntsandsteins aufliegen. 
Wir folgen dem Feldweg, der am Ausgang der Sandgrube 
orbei nach SW. läufi. NAuf der Höhe genießen wir den schönen 
Slick auf die herrliche Basaltlandschaft im W. Das Taͤlchen des 
dannebaches führt uns ins nahe Baunetal. Die zahlreichen 
Quarzitblöcke am Eingang zeugen von der Nähe des bou. Die 
talwände weisen Lößlehm auf. Durch einen Steinbruch ist der 
AIntergrund entblößt; wir erblicken ein Wechsellager starker Werb⸗ 
einbante, dũnner Platten und toniger Swischenlagen des Mittler en 
Suntsandjsteins (* jmꝰ). Eine Wanderung durch die reizvolle 
Taljchlucht läßt erkennen. daß diese vom Flußchen in den ime ein⸗ 
genagt ist. 
Wir blettern am S.AUfer der Baune empor und treffen an 
er WBaldecke auf die Straße nach Gudensberg. Auf den Feldeen 
vechseln Lehm und Sand. Die Hertingshäuser Heide links der 
dandstraße war ehemals bedeckt mit riesigen Quarzitblõcken (j. Abb.). 
keider sind sie heute bis auf einen der Industrie zum Opfer gefallen. 
X
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.