Hemeinderäte von Höckershain dem schönen Plane des Herrn
Lehrers Keinig mit dem größten Wohlwollen hilfsbereit
zur Seite stehen.“
„Sabrament,“ lispelte der dicke Mörwel seinem Nachbar
zu, „der Kerle redet ja wie ein Buch, der kbann's noch
hesser wie unser Pfarrer, aber was eine Hyäne mit der
Sadeanstalt zu tun hat, das will mie nicht ins Hien!“
Als dann Herr Keinig seine Ideen entwickelt und den
Mert der Badeanstalt in den rosigsten Farben geschildert
hatte, bat der Kreisrat den Bürgermeister, nun seine Ansicht
dundzugeben.
„Ihr Junge — nein — meine Herren,“ hob dieser
an, „ich sein alleweil achtundjechzig Jahr alt und sein ohne
Säder groß geworden, aber was der Herr Kreisrat und
der Herr Lehrer da geredet haben, das ist nichts Unrechtes
und leuchtet mir ein.“
„Guck, de Schlawizzer,“ brüllte der lange Boõrnges
und schlug mit seiner dicken Faust auf den Tisch, „vorhin
wollte er nichts wissen vom Bad, und alleweil babbelt er
das Gegenteil. Ei, zum Gewitter hinein, was habt ihr
dann zusammen gepaubelt und gemuschelt, daß du jetzt auf
einmal eine Badeanstalt willst. Aas — ich glaube, du bist
destochen worden. Und wenn der Vürgermeister umfällt,
ver soll denn da noch stehen bleiben? Aber, Herr Kreisrat,
as bann ich Ihnen sagen vor allen Leuten; mein Vatee ist in
er Dickwurzbütt gesessen, ich sihe in der Dickwurzbütt, und
nein Jung bleibt auch drin sitzen. Das ist unsere Bade⸗
instalt. Eine neue brauchen wir nicht, und ich stimme dagegen.“
„And ich seins nicht zufrieden, und wenns das Leben
ostet,“ schrie das bleine Päpstchen.
„Und ich gib meine Wiese nicht her für die Sadeanstalt,“
ꝛief Gartebaste Christian, „eher muß der Advobat heraus!“
„Etz nur langsam, ihr Junge,“ beruhigte der Bürger-
neister. „Langer Börnges,“ fuhr er dann sort, „dich bLenne
ch zu gut, sonst hättest du mich jetzt beleidigt. Etwas
Inrechtes ist zwischen uns auch nicht gemuschelt worden.
Aber daß eine Hand die andere wäjscht, das ist nun einmal
d im Leben. Börnges, du magst in deiner VBütt sitzen, so
ang du willst. Aber, wenn die Badeanstalt noch eine
Vohltat ist für unsere Kindesbinder, dann dürfen wir nicht
agegen sein.“ — —
Der Lehrer Keinig hatte einen glücklichen Tag. denn
ei der Abstimmung war die Mehrheit für die Sadeanstalt.
dielleicht haben inzwischen auch die Gegner anerkannt, daß
ine derartige Einrichtung auch für die Landbevölkerung
rützlich ist.
Des Dorfspfarrers letzte Fahrt d Von Th. Endemann.
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Zum ersten Male fuhr er im Automobil!
Aber zu einem ernsten Siel;
Es ging zum Arzt, und in Gottes Hand
Seines Lebens flaͤckerndes Flämmchen stand.
Fuhr er zum Tode? — Su neuem Leben?
niemand bonnte Bescheid ihm geben.
Aber er hatte so manches Mal
Tröstung gejspendet in Todesqual,
Stand mit dem Herrgott so innig und gut,
Daß ihm auch jetzt nicht wankte der Mut;
Var ihm so leicht bei dem schnellen Jagen,
Als würd' er auf Adlers Flügeln getragen.
Im ersten Ahnen des Früuhlings stand
Kingsum das alte Hessenland.
Sonnenglanz lag auf Fluß und Tal,
Auf Feldern und Wäldern allzumal;
Leuchtend standen die Kuppen und Höh'n,
Er flũsterte leise: „Heimat, wie schön,
Aus alter
Die Kuhtrifts-⸗BSataille.
Nach einer geschichtlichen Begebenheit erzählt von Georg Klinb.
Düunner blauer Kauch wirbelte hier und da schon vereinzelt
iber den niedrigen Häusern. Verschlafene Gesichter tauchten hinter
den kleinen, in Slei gefaßten Butzenscheiben auf, in denen die
elle Morgensonne funkelnde Lichter aufgesteckt hatte. Hin und
vieder blappte eine Pforte; in den Ställen meldete sich das Dieh,
und schlürfende Schritte schallten auf steinernen Fliesen. Leicht
n den Angeln knirschend wurde zeitweilig die obere Hãlfte
ziner Haustuür geöffnet, und behäbig lehnte sich ein ehrsamer
Handwerker heraus, um nach dem Wetter zu jchauen und dem
Nachbar zuzunicken. Es war, ein friedvolles gemũtliches BSild
iner kleinen Stadt am hellen frühen Morgen.
Mit gewichtiger Miene trat Gottfried Keiners, der Kuhhirt,
begleitet don seinem treuen Hunde, auf die stille Straße. Wohl⸗
Jefällig sah er an sich herunter.
Potz taujend, was war er doch für ein staatser Kerll Blitz⸗
blank hing ihm das Horn an langem Riemen von der Schulter
erab. Er haite sich die Arbeit aber auch sauer werden lassen
ind die Asche beim Putzen nicht gespart.
p und nun joliten die Hersselder mal ihr blaues Wunder
erleben.
Beiners stand still, zupfte sich den linnenen Kittel zurecht und
tellte sich in Positur. Nun stand er wie ein Herold Seiner Herr⸗
ichkeit des Kaisers. Stolz glitt sein Slick ũber das große Horn,
bebor er es zum Munde hodb und die Lippen spitte.
Wie schön im Frühling und Sonnenschein!
Ewige Heimat, wie wirst du sein?
Frei von irdischem Leid und Grau'n,
Velche Wunder werd dort ich schau'n?
Froh geb' ich mich, Herr, in deine Handl!l“
And so sturmt' er durchs sonnige Land,
Hlũcklich und leicht wie ein Vogel im Flug.
— War es der Wagen noch, der ihn frug?
Schwebt' er nicht aufwäris mit einem Mal,
Veit über Berge und Fluß und Tal?
Trugen ihn rauschende Schwingen nicht,
Hlanzend in ũberirdischem Licht?
Tun sich nicht goldene Tore dort auf? —
— Und das Auto verlangsamt den Lauf:
Durch die Straßen der Großstadt ging's;
därm und Getöse rechts und links.
Srausendes Leben, voll Lust und Not!
AIm Wagen Stille. — Ver Pfarrer war tot.
—
—X
Tatãrãtããã, tãtãrãtã-ã · ã · ã l* „Ilang der Kuf des Hlrten durch
die suͤlle Stadt. Dier-, fünfmal ließ er das Horn schmettern.
Aus der Tär seines Hauses trat Johannes Graue, der
Zãckermeister, nickte dem Kuhhirten aus vᷣergnũgten Auglein zu
ind rief in einer Pause, die der sonderbare Trompeter zum Atem⸗
olen brauchte, zu ihm herũüber: „Dunnerlittchen, Keiners, wos
dnnt' Se fein biasen, do moß ma sech jo de Ohren zohallen!“
Auch Tyhras. dem Hund, schien die Morgenmusik wenig zu
ehagen. Der hatte sich auf die Hinterbeine gesetzt, jchaute nach
ꝛinem tutenden Herrn und heulte zum Steinerweichen. —*5
„Dommes Veeh, hall de Schnutt“, sagte der Kuhhirt ärgerlich
b des Mißklanges und ging an dem lachenden Bächermeister ge-
rãntt voruber. Er war aber bald wieder versöhnt, als Meister
zraue jeßt einem der beiden Hütejungen, die schon die ersten
dũhe herantrieben, einige warme Wasserwecke zusteckte. Don
euem erblang an der nächsten Straßenecke des Hirten Horn.
Sum ersten Male in diesem Jahre wurden die Kühe wieder
uf die Weide getrieben. bisher hatte es das regnerische Wetter
och nicht zugelassen. Laut muhend trolteten die Kũhe aus den
ãllen heraus, erhielten als Abschiedsgruß von ihrem Sositzer noch
inen leichten Schlag auf die Hinterhand und gosellten sich in be⸗
hleunigtem Tempo dann zu den Schwestern, die Keiners allmahlich
im sich geschart.
Die Hersfelder hatten ihn gern, ihren allezeit lustigen Kuh⸗
irten. Der wollte jeßt, bevor er zum Peterstor hinauszog, noch
inmal seine ganze Kunst zeigen. Im strammen Warschschritt zog
r der Herde vorauf. warf soidatisch seine nackten Beine und blies