Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

Der Sohn des Erbauers Caspar von WMildungen bonnte sich 
aicht lange seines Besitßzes erfreuen; denn schon 1540 verkbauften 
ach Caspars Tode die Vormũnder seines Sohnes Burghart von 
Viüdungen, Jorge von Arff und Johann Cluwer, die Erbbehausung 
ind den Bürgsitß zu Großenenglis an Conradt Catzmann und 
Elijabeth, seine Hausfrau, für 18500 Rhein . Goldgulden. (Urkunde 
im Besihß des Gutsbesitzers Neutze zu Großenenglis.) 
Dauñach wechselten die Besitzer häufig. Von dem Besitzer 
im Jahre 1051 befindet sich das Wappen 
über dem Durchfahrtotor in dem Wirt- 
schaftsgebãude seitlich am Turm. Unter 
zinem gotischen Deckgesims sieht man zwei 
Wappenschilde, links eins mit einer eine 
Hranate haltenden Hand auf der einen 
Haͤlfte des senbrecht geteilten Schildes, 
iber dem Helm als Sier eine brennende 
ycie —— dehguge Die gor X 
abeĩ lautet: Steinfeld. Das Wappen rechts ift ũ üre. 
an der in der Mitte befindlichen Jahreszahl Abb. 5: Inhschrist ͤber der Hausture 
1657 ist wagerecht geteilt, trägk unten Rauten und oben einen 
Stern, der auch als Helmzier wieder vorkommt. Wie die Schrift 
daneben anzeigt, ist es das Wappen der Sped. Ein Wappen der 
Steinfeld und Spedin befindet sich auch an dem Herrschaftsstand 
— 
war das Gut in den Händen der 
Bõdicken (Engelhards Erdbeschrei⸗ 
bung J, 441). Aus dem Besitz der 
Familie Mardorf ging das Gut 
zuletzt in den der Familie Neutze 
iber, die auch ein anderes Gut 
am Oxrt, den Linsingenschen Hof, 
erworben hatte. Das dortige 
Wohnhaus war 1415 erbaut, 
pãter aber erneuert worden. Der 
etzige stattliche Bau mit steinernem 
Untergeschoß und Holzfachwerk 
tammt aus dem 16. Jahrhundert. 
Das Linsingensche Gut hatten 1718 
die von Bürgeln, später die Thon 
desessen. Die von Linsingen waren 
Fritzlarer Burgmannen und besaßen 
die Burg Jesberg. 
Die älkeste Kirche von Großen⸗ 
englis wurde bereits 1290 erwähnt, 
der heute noch stehende Teil stammt 
iber den ältesten an ihr vertretenen 
Formen nach aus dem Anfang des 
s5. Jahrhunderts, war also ungefähr 
leichaltrig mit dem Turm. Die alte Glocke von 152) hing wohl 
irsprünglich über dieser Kirche. Sie war mit zwei gotijchen Ge⸗ 
vöolben bersehen, deren Konsolen noch vorhanden sind. An diese 
Hewolbe schloß sich ein quadratijcher Chor an, den der alte Lage⸗- 
lan nicht angibt. Im Jahre 1115 und 1789 wurden größere 
derãnderungen an der Kirche vorgenommen, dabei wurden alle 
lteren Fenster durch große Fenster erseßt und an Stelle des 
ilten Chores ein achteckiger größerer Altarraum aufgeführt. An 
einem Eckstein der Kirche ist eine Sonnen- 
uhr angebracht. 
VDerhalten 
bei Sonnensinsternis. 
Amtsgerichtsrat Rabe in Borken, Bez. Cassel, 
teilt uns das folgende Kezept mit, wie man sich bei 
Sonnenfinsternijjen verhalten soll. 
(Aus Vogt, Mainzer Regesten.) 
Der Magister Rembotus, Arzt des 
mischen Konigs, schreibt am 15. September 1821 an den Erz⸗ 
ischof Matthias von Mainz, wie er sich bei der am nächsten Tag, 
en 16. September, in der dritten Stunde eintretenden Sonnen ⸗ 
insternis vor Schädigungen bewahren soll: Da das große leben⸗ 
jpendende Licht durch das Da— 
zwijchentreten eines bleineren Lichtes 
bon der Erde abgehalten und da— 
durch der Lebensgeist vermindert 
vird, ist es empfehlenswert, den 
Lebensgeist durch bünstliche Mittel 
zu stärßͤen und zu bewahren. Er 
empfiehlt dem Erzbischof daher nach 
dvicennas, eines äãlteren Arztes, 
Lehren ausgewählte Speisen und 
Hetrãnke, Vermeiden trauriger Ein- 
»eũcke, Aufsjuchen frohen Umgangs 
mit lieben Menschen, doch nicht in 
innlicher, sondern in geistiger Liebe. 
But ist es ferner, in geschlosener 
reiner Luft zu verweilen, etwa in 
einer Kammer, in der die Luft 
durch Feuer gereinigt ist, und sich 
bor der freien Lust zu schũtzen; 
dazu ein ausgiebiger Schlaf nach 
zräftigem Abendessen, in der Frühe 
ein guter Schluck Wein mit einem 
Sissen Brot und dann nach Lburzer 
Kuhe ein ausgiebiges Frühstũück! — 
Probatum est! — 
dnο 
Abb. 6: Wappenstein am Tor von Hohenenglis. 
Auf Heimatwegen. 
Im Ibengarten. 
Von Forstsebretär Woite, Battenberg a. d. Edder. 
In der Nähe des freundlichen Khönstädtchens Dermbach, 
wischen den Dörfern Wiesenthal und Glattbach, liegt der Neuberg, 
ein etwa 500 Meter hoher Berg der Vorderrhön. Hier hauste 
vor etwa 100 Jahren der gefürchtete KRhönräuber „Paulus“ und 
unternahm von hier aus seine kecken RKaubzüge; die von ihm 
bewohnte Höhle ist noch heutigen Tages das Siel mancher Wande⸗ 
ungen, wenngleich sie Sehenswertes nicht mehr birgt. Die dichten 
und zusammenhängenden Waldungen der geologisch interessanten 
Hebirgszüge der Vorderrhön boten in ihren tiefen Schiuchten 
inreichend Schutß vor zeitiger Entdeckung und VBerfolgung und 
zrmöglichten dem bLühnen Käuber Jahre hindurch die Fortführung 
eines von dem betroffenen Teile der Sevölkerung wenig geschätzten 
Sanditentums. Die kluge Politiß des Bandenführers, den Armen 
und Notleidenden von dem den Begüterten gestohlenen Gute abzu- 
geben, bewahrte ihn neben seinem gut gewaähiten Verstecke lange 
bor der Unschãdlichmachung durch die so oft von ihm genarrte 
Polizei, und erst seine von ihm zu weit getriebene Frechheit, mit 
der er an einer öffentlichen Tanzlustbarbeit in einer der umliegenden 
Ortschaften teilnahm, lieferte den Langgesuchten jeinen Häschern 
ind damit dem Strange aus. 
In dieser romantischen Gegend, an den Westhängen des zum 
Tal der Felda, eines linken Seitenflübchens der Werra, herab- 
lickenden Neuberges liegt der „Ibengarten“ („Ibe“ ist die alt⸗ 
eutsche Bezeichnung für „Eibe“ und findet sich noch in den Namen 
vie „Ibenhorst“, „Ibenberg“ u. a.). OEbwohl eine Straße in Derm- 
»ach nach ihm benannt ist, hält der Name doch nicht ganz, was er 
erspricht. In grauer Vorzeit mögen die Eiben wohl geschlossen 
iese Berghängẽ bedeckt haben, und im Volksmunde mag der Name 
Ibengarten“ entstanden sein. Die wenigen Aberreste jedoch, die 
ich bis in die Jeßtzeit hinũübergerettet haben, verdienen nicht mehr 
en Namen „Garten“. Einzeln, hie und da in Gruppen von drei 
is vier Stũck vereinigt. trotzen noch etwa 500 Veteranen dieses 
eiten gewordenen Nadelbaumes dem Sahn der Seit und — dem 
Inversiande der Menschen, durch deren Gedankbenlosigkeit, Dumm- 
eit oder ũble Gewohnheit sie aller erreichbaren Sweige beraubt 
»urden. Ihre Hauptleidenszeit war der Herbst, wenn die roten, 
eischigen Beerenfrůchte, deren jaftige Hüllen eßbar, während 
ie eingeschlossenen grünen Samen sehr stark giftig sind, im 
eizendsten Farbenbontrast zu den dunbelgrünen Nadeln standen. 
da die vielbegehrten Beerenzweige nur an weiblichen Exemplaren, 
en Hauptträgern für die Fortpflanzung, vorkommen, so ist die 
ble Gewohnheit des Abbrechens solcher Sweige besonders ver⸗ 
oerflich. Glücklicherweise hat sich das Gesetz ihrer angenommen und 
ewahrt ihnen Schutz gegen die Plũnderungen eigensüchtiger 
Zesucher. 
Wandert man aus dem Tal der Felda bergwärts und folgt 
inem, den Westhang des Neuberges aufschließenden Fahrwege, 
o fallen einem jehr bald die burzschaftigen, braunen, glattrindigen 
ind sehnigen Stämme einer Nadelholzart auf, die sich unter den 
Hlanken, etwa 100jährigen Rotbuchen wie Swerge ausnehmen. 
dJas dunkelgrüne Gezweig mag der Beschauer wohl als der 
Veiß- oder Edeltanne zugehörig ansprochen. Ist er Kenner, so 
berzeugt er sich durch Wenden eines Sweiges, daß den oberseits 
ackartig glänzenden, dunkelgrünen Nadeln auf der hellgrünen, 
umpfen UÄnterseite die für die Nadeln der Weißtanne charabte-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.