olgte sinngemäß eine Gruppe singender Fußgänger, Mädchen und
Suͤrschen (Abbildung 2), und nun das Glanzstüch, der Brautwagen
Abbüdung 83), mit dem prächtig geschmückten Paar und dem
röhlichen Gefolge der Gäste⸗ den Sommer schilderten ein „Gang
ns Feld“, ein Vesperwagen und der Wagen der Schnitter; mit
der Schafschur ging es dann dem Herbst entgegen, der durch einen
ehr schönen Erntewagen, einen Pflug. Sãeleute, eine Jagd. und
eine Kirmesgruppe vielseitig charabterisiert wurde; den Winter
ellten dann die Spinnstube, ein Webstuhl und eine Holzmãcher ·
jruppe dar. An diesen aus insgesamt achtzehn lebenden Bildern
estehenden Hauptteil des Festzuges schloßen sich zwei weitere, von
Musik begleitete Teile von insgesamt achtunddreißig Gruppen der
Serufsberbände, hier-
»ei der Wagen der
Schornsteinfeger (Abb.
), einzelner Firmen und
der Vereine. unter
denen besonders der
Kriegerverein zu Fuß
und zu Pferd in alter
Uniform, zwei Reiter-
oereine und ein Rad⸗
ahrerverein die Auf⸗-
nerbsambeit fesselten.
Ein reges Leben
hatte sich inzwischen auf
dem Festplatz entfal-
tet, das sich auf die
Kestaurationszelte, die
Schaubuden und Karus⸗
jels verteilte, vor allem
iber auch um die Tanz-
lãchen schwärmte, wo
der mit allgemeiner
Ungeduld erwartete
Schwäãlmer Tanz vor
ich gehen sollte. Er
ließ natürlich etwas auf
ich warten, die Sprödig⸗
beit der echten Schwäl⸗
ner denFremden gegen- Treysaer Trachtenfest. Abb. 5: X Minister Dr. Stresemann
iber mochte sich auch
dier nicht ganz verleugnen. Aber es hatte sich dann auch gelohnt,
ju warten, Kachdem ein Tusch den Beginn der Tänze verkündet
hatte, schob sich ein schier beängstigendes Gedränge um den Tanz-
olatz zusammen, und selbst auf, der Musikantenbũhne drängte
ich das Publikum; denn hier gab es etwas zu sehen, was viel⸗
leicht nur einmal in einem Menschenleben, das in der Schwalm
ur gastiert, sichtbar wird — in großem Stil die kulturell höchst
gesteigerte Verlautbarung eines noch lebendigen Elementes deutscher
Oolbsart. And in der Tat — er wurde getanzt, der „Sch wälmer“,
an dem schließlich zwölf oder gar mehr junge Paare beteiligt
paren (siehe Abbildung), ein rhythmisch einprägsjam gegliederter, in
VDom Pulsschlag der Heimat.
Schickjal ist auf allen Wegen, und der Schluß der Geschichte ist der
Tod des Hermanus im Krieg, und jeine letzßlen Worte vorm Ster⸗
ben sind: ... ich habe den Orlog nicht gewollt, und jetzt sterbe
ich im Orlog....“ —
Die hoch- und nliederdeutschen Bauern in Gũdafrika haben
—EO0——— Wege⸗-
nachens“ geũbt. Sie kbonnten es: genug Plaß war da. Wit Hab
und Gut sͤnd sie drei, viermal vor den langsam nachrückenden
Englaͤndern „fortgetroblen“. Bis es nicht mehr ging. Da bam
das perzweifelte Wehren, der sogenannte Burenbrieg. Swar
siegte“ das starkere England. Aber in Wirblichbeit zeigen uns
insere Tage, wer der Sieger war: die Bauern! Sie waren
Sieger in dem Nugenblick, in dem sie nicht mehr „sich aus dem
Vege machten“, sondern in dem sie kämpften und „besiegt“ wurden.
Wie aus alten Tagen blingt die Rachricht: ihr Staatshaupt
ist heute einer der Führer im Orlog — Herßzog. — Daß er
Her⸗zog, der vor dem Volk Siehende, heißt, ist mehr als ein
Zufall. — *
So, da war mir wahrhaftig mein Pferd durchgegangenl! —
Aber nun habe ich wieder den rechten Pfad. Ich wollte von
Hans Grimm sprechen und von seinen Büchern:
1. Sũdafribanische Novellen.
2. Gang durch den Sand.
3. Olewagen-Saga.
estimmten Stellungen wechselnder Wirbel von Farben, in welchem
Kot, Weiß, Schwärz und Gold überwogen, eine Wahrnehmung
r Auge und Ohr, die sich wie ein geistiger KRausch ũber das
Empfinden des Suschauers legte und ihn nicht eher losließ, als bis
er letzte Ton verklungen war. In der Menge, die sich, dicht
jedrängt, diesem einzigartigen, mehrfach wiederholten Schauspiel
ingab, waren bebannte Persönlichkeiten zu bemerben, darunter
ie hejsijchen Heimatdichter J. H. Schwalm, der Sammler, von
dobumenten der Schwãlmer Mundart, und Bernhard Schorbach,
er Lyriber hinterm Pflug; viel beachtet wurde ⸗uch der Keichs-
ußenminister De. Stresemann, der qus Wildungen eigens nach
krehsa herũbergelommen war. um sich die Gelegenheit, ein Stück
echten deutschen Heimat
lebens bennen zu lernen,
aicht entgehen zu lassen.
Mit den Schwäl⸗
mer Tänzen war natür⸗
lich der Höhepunkt der
Festlichkeit erreicht, denn
sie waren ohne Sweifel
das Wertvollste, was
Treysa nach Lage der
Dinge zu bieten hatte,
und, vom Standpunkt
des fremden Besuchers
ius gesehen, Seltenste.
Was danach kam, war
gewißunterhaltsam, aber
nicht ũbermäßig origi-
nell: abermals sportliche
Darbietungen, Kummel
und allgemeiner Tanz.
Am Montag fand dann,
wie in Siegenhain bei
der Salatkirmes, ein
Kehraus statt mit Feuer⸗
wehrũbung, Frũhschop⸗
den, humoristischem Um-
zug und Rückbehr zum
Festplatz, wo das Feiern
Einheimischer weiter⸗
. ging, bis auch ihm das
unbermeidliche Stüũndlein geschlagen hatte.
Das Trachtenfest in Trebsa war nach alledem ein Beweis
dafũr, daß deutsches DRolkstum, wo sichs, wie in der Schwalm,
nach alter Weise bis auf den heutigen Tag erhalten hat, fähig ist,
den gleichmacherischen Bestrebungen der neuen Seit Trotz zu bieten.
Trehsa hat sich aljo durch diese Veranstaltung ein dankbares
Frinnern gesichert bei allen, die das Trachtenfest nicht nur mit
en Sinnen, jondern auch mit den Gedankben erlebt haben. Denn
hnen ijst das tröstliche Gefũhl zuteil geworden, daß das deutsche
dolb in sich selber noch genug urhafte Kräfte birgt, die ihm eine Ge—
undung und Wiederaufrichtung aus eigener Lebensfülle gewährleisten.
Hans Grimm—.
Es gibt an drei verschiedenen Seiten des Reiches absterbende
Körperteile. — Sie wollen absterben. Denn sie haben Angst,
die eiesenhaften Bewegungen des mütterlichen Leibes mitzumachen,
ind sie mũühen sich Lrampfhaft, Verbindungen ganz zu lösen, die
jhnen natürlich und die ihnen zum Weiterleben nötig sind. Noch
ijt die Söjung nicht ganz gelungen, und sie „leben“ also noch so dahin.
Da sind 3. B. die Niederlande.
Dies Nieder-Land — schon sein Name zeigt, daß es Teil
eines Ganzen ist — trennte sich einst äußerlich vom Reich. Es
war ein bräftiges Kind der Mutter, und es nutzte seine Kräfte
fleißig durch zwei Jahrhunderte. Dann wurde es reich und fett.
Es Lam die Erstarrung, der Sustand, der dem Tode vorangehlt
und in dem das Land heute „lebt“. — Die Adern sind abgebunden
nach dem Herzen hin, das im Reiche schlägt. Und wo die Adern
nach außen offen liegen, kommt eine schandbare Mischung zu⸗
stande. — Geh durch die Straßen des Haags und Amsterdams,
dann wird die die Schande offenbar werden. —
An die Grundsäße dieses Staates wurde ich erinnert, als ich
die „OlewagenSaga“ Hans Grimms las.
Da ist der Held Hermanus Olewagen. Er bindet seine
Adern näch allen Selten ab. Er will allem aus dem Wege
gehen: ..,wir machen uns aus dem Wege“.... Aber das