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atmet erleichtert auf, wie's brummt: „Sieht nicht wie ein
böses Gewissen aus!“ und er und die Feder helfen tapfer
mit, wie Fritz auf freundliche Mahnung gründlich, wie sich
das am Wochenende nicht anders gebührt, in dem Durch—
einander der Werbkstatt schnell Ordnung macht.
Und fährt zusammen, und die Feder hält inne, wie der
Junge aus einer Kitze der Hobelbank das Geldstück her—
auskehrt.
WMas wird er kun? Der Schreiber hoch droben in seinem
Mansardenstübchen hängt mit allen Sinnen am Gesicht des
Suben, und wieder jagt die Feder, daß ihr ja nichts ver⸗
loren geht, was der Alte hinter der Stirn des Jungen
liest. Von Diebstahl. Erinnerung an Oheim, Kettungs-
haus, Gefängnis. Versucher wispern: Gejsunden! Nicht ge⸗
stohlen! Auf Finderlohn Anspruch! Schuld des Meisters,
leichtsinnig, knauserig, rückt noch nicht einmal die Trinkgeld-
grojchen heraus, mißtraut, weil er selbst einmal — — —.
Einen kleinen Monolog hext die Feder hin, ohne nur ein—
mal zu stocken. Und der Entschluß, der Mutter keine Schande
zu machen, das Geld abzuliefern, wächst ungezwungen als
seuchtende Frucht daraus hervor.
Dann lacht der Schreiber auf über das bleine lustige
Intermezzo, das hereintanzt, als solle es allen üblen Nach-
geschmack verjagen.
„Fritzchenl“ Wie das gute alte Jungferlein schmunzelt!
„Fritzchenl!“ Wie der Junge köstlich den Stocktauben spielt!
Fritzl — Taujsend Entschuldigungen, junger Herr, daß eine
alte Base wieder mal Fritzchen rufen tat!“ And das Altchen
glänzt übers ganze Gesicht, wie's nun dem Schlingel be⸗
liebt, sich mit einem: „Was befiehlt das gnädige Fräulein?“
zur VDerfügung zu stellen, bindet ihm die Besorgung der
Leber zu den Leberspätzle auf die Seele, quiekt auf, ein
wenig verschämt, richtig beglückt und schließlich ein wenig
atemlos bei einem Galopp durch die kleine Küche. bei dem
die Haubenbänder nur so fliegen.
Ein kleines Gespräch vor dem Warenpalast schnappt
dann der Schreiber auf. der nicht mehr von dem Jungen
los bann.
„— — und der Herr Kejerendar gibt mir gewiß einen
Fünfziger, wenn ich ihm jetzt den Anzug bringe. Einen
Augenblick Geduld. Karl, aleich haben wir das schöne
Such und — —“
Der Schreiber sieht einen mit mächtigen Sätzen in die
Werbstatt zurückjagen, den Fritz, der die Worte auch auf-
gefangen hat, denkt mit ihm nur immer den einen Satz:
Sie holen mir mein Buch! Sieht ihn den Fünfziger von
der Werkbank nehmen, zurückjagen, das Geld auf den Laden-
tisch legen, die Hand nach dem Büchlein strecken — fährt
züsammen wie der Junge, wie den von rückwärts ein
Schlimmes verheißender Saß überfällt: „Leg das Buch fort!
Hib mir das Geldl — Komm mit!“
And noch einmal im Kosenhäuslein die harte, kalte, tiefe
Stimme: „Pack deine Sachen! — Fort mit dirl — Kannst
dem Vormund sagen — — —1*
And die jagenden Gedanken im Kopfe des Jungen:
VDormund! Keftungshaus! Gefängnisl! Hat den Jung—
znecht, der heimlich Hafer verkaufte und das Geld beim
Tanz und den Karten hinauswarf, erbarmungslos dem
Kichter in die Hände geliefert!
„— — in meinem Haus sei bein Platz für einen Diebl“
Er hört deutlich die Wehmut in der tiefsen Stimme als
Unterton aus dem Sorn, der Schreiber, den Klang der
ditteren Enttäujchung, der dem Jungen die heiße Angst
völlig perdeckt. atmet auf. wie der in seiner Not nach dem
inzigen Helfer springt, der ihn herausreißen kann aus dem
Entsetzen, nach Base Lene in der Küche.
Er sieht den armen Jungen auf den Knien liegen vor
der alten Freundin, faßt mit ihm nach deren zitternden Händen
ind jammert mit ihm: „Base, liebe Base Lene, hilf mir
dochl Hab ganz sicher nicht mehr gewußt, was ich tat! —
Vollte es wirblich dem Meister gebenl — Mber die zwei
jungen — der arme Deutsche — die scheußliche Kothaut!
Nicht ins Kettungshaus! Nicht ins Suchthaus! Eisern ist dem
dormund sein Herz! — O Base, hilf, hilf mir dies einzige Mall“
Dem Schreiber zittern die Hände. Aber die Feder
agt weiter. Schiefe Keihen. Die Buchstaben verzerrt.
Vas die Base wohl erst noch überlegen magl Warum sie
eest umständlich die Haube zurechtrückt! Endlich — sie fährt
a dem Buben beruhigend über den krausen Kopf. „Es
st gefährlich, ihm im Sorne entgegenzutreten!“ ängstet es
ljus ihren Augen. Aber dann muß ich meinen lieben
jungen hergeben! Wie es hell und ruhig wird in den
ilten Augen des Weibleins, wie sich blar dort die Gründe
zum Angriff zusammenschließen!
Und dann gab die Feder, nun ganz sicher im Strich,
diesen Angriff wieder.
„— — und daß du es nur weißt, Gotthold, du. nur
zu allein trägst die Schuld an allem! Du bist erstaunt? —
Ver hörte nicht auf meinen Kat, dem Jungen jeine Groschen
u lasjen, ihn nur zu überwachen, zu behüten, dazu zu er—
iehen, daß er keine Dummheiten damit macht? Sparen soll
r lernen/ war deine Antwort. — Eine schöne Methode!
Nan möchte laut lachenl — Wenn er hobeln lernen soll,
rcht wahr, schließt du ihm auch den Hobel ein? — Sparen
ann einer doch nur lernen, wenn er Geld zur freien Der—
ügung hat. — Brummoe nur: Weiberweisheit! Kecht
ab' ich dochl Kein Fisch kann schwimmen ohne Wasser,
ind bein Mensch lernt sparen ohne Geld. — Und noch eins,
—XV nicht
ruuch mit allen Fasern an solchen Büchern gehangen? Hast
zu nicht selbst einmal gesagt: „Der Ernst ist so versessen
darauf, daß er einen balten Blutes drum umbringen könnte!?
Imgebracht hat der Fritz keinen. Nur vergessen hat er sich.
sch glaube ihm, daß er das Geld zurückgeben wollte!
Aber, daß er es mit ansehen mußte, wie das schöne Buch
hm verloren ging, daß es ihm fast unter den Händen
peggerissen wurde, das hat ihm für einen kurzen Augen-
lick die Besinnung geraubt. — Gotthold, Gotthold, mach
ich nicht Lünstlich hart! Du liebst ihn doch auch? Siehst
u, du nickst? — Und nun, Gotthold, nun jaß ich dich
icher: Sag einmal, hast du nicht einen bleinen Jungen ge⸗
annt, dem der Sinn einzig und allein nach einem Sucber⸗
ischchen stand? Der seiner Mutter heimlich einen Dreier
»om Waschtisch nahm, und der die verlockende Leckerei dafür
aufte? Hat dem die Mutter nicht auch verziehen und seinen
dersicherungen geglaubt? Ist's möglich, daß jener Junge
—Goͤtthold hieß er wie dul — als Mann einen andern
erdammt, dessen dummer Lausbubenstreich um nichts schlechter
st? — Gotthold, Gotthold. was hätte deine selide Mutter
etzt getan?“
Wie die unermüdliche Feder es mit sicheren Sügen
iederschreibt, daß der Meister sich still erhebt, erst der SBase
ꝛene die Hand wortlos streichelt und dann die Klinke
iederdrückt, da glänzen dem alten Schreiber die Augen.
Ind er faßt in Gedanken die gute Base, die mit zitternden
Znien sich in den alten Großvaterstuhl niedergelassen hat,
eruhigend bei der Hand. And begrüßt mit ihr mit frohem
ꝛächeln das Paar, das wiedervereint in das Stüblein eintritt.
ęr bealeitet das Weiblein in die Küche und verhält sich