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„imat · Schollen
Slätter zur Pflege hessischer Art. Geschichte und Heimatkunst
Nn 14 / 1926 Erscheinungsweise 2 mal monatlich. Bezugspreis 1,20 Mbo. im Vierteljahr. Frũhere!
r. NJahrgänge können, soweit noch vorrätig, vom Heimatschollen⸗erlag nachbezogen werden
6. Jahrgang
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Die Erzählung des alten Schreibers
VDon Otto Schweighöfer.
„Ihr werdet noch einmal eine wirbliche Geschichte schreiben, »erlorene Sohn in der SBibel? And dann an sich ver—
iele, viele Seiten langl“ So hatte die Nachbarin ber woeifelt und seinen Glauben und die Welt verflucht haben
hauptet. Und vier Wochen darauf war diese Geschichte ind dann in den Tod gegangen sein in seiner VDerzweiflung?
geschrieben. Ob die alte Brille mit daran schuld war? Oder war ihm sein Geist auf einmal verdunkelt gewesen?
Eines Tages las der Schreiber in einer bleinen Notiz Meinte der Sinnende, ein wenig Helle zu spüren in
in der Seitung, kurz und trocken, wie so etwas geschrieben einen Gedankengängen, dann kam gewiß eine Frage, die
zu sein pflegt, ein Lehrjunge, den sein Meister fortgejagt hm alles Ersonnene als krauses Seug verwerfen ließ, und
hätte, habe sich erschossen, und auf diese Kunde hin habe irgerlich griff er nach der Brille, die zur Seĩte zu legen,
der Lehrherr auch Hand an sich gelegt. veil's Seit war zum Nachtmahl.
Früher hätte wohl der Schreiber ein herzlich Wort des Aber schon hielt eine neue Möglichkeit ihm die Hand
Sedauerens gehabt und dann weiter gelesen. Jetzt kam er est, und erneutes Grübeln ließ ihn Essen und Trinken — und
nicht los von dem Fall. Er hatte auch merkbwürdiger Weise die Brille auf der Nase vergessen.
nicht die Brille mit der Seitung zur Seite gelegt, wie das Hätte die Nachbarin nicht mit dem gewohnten Klopfen
onst seine Gewohnheit war. — dreimal hatte sie's nutzlos wiederholt! — beinahe die
Er saß und rätselte an dem traurigen Fall herum. zünne Wand eingeschlagen, so hätte der Schreiber grübelnd
Warum erschoß sich der Junge? Aus Scham über die die Nacht durchsessen.
Bloßstellung vor aller Welt? Aus Verzweiflung über eine Tags darauf, an einem Sonntag, rückte er nach dem
chlimme Tat? Oder aus der Erbenntnis heraus, daß er ZRirchgang seinen Stoß Papier zurecht, reinen Tisch zu
doch wieder ins Straucheln kommen würde, weil er an einer nachen für die Arbeit der KkLommenden Woche, da flammte,
chlimmen Erbschaft trug? Weil vielleicht sein Vater, ihm die er die alten Gläser vor die Nugen brachte, die Katerei
elbst bisher noch unbekannt, auf schlimme Weise geendet hatte? on gestern wieder hell in ihm auf. Die Feder flog übers
VDon wem die Kenntnis? Dom Meister? And hatte dapier. Dergessen waren Abten und Berichte. Bild um Bild
der sich dann selbst gerichtet, als er die verhängnisvolle auchte auf, eins das andere fast ungeduldig zur Seite jchiebend.
Wierkung seiner Aufblärung erfuhr? Möglich! — Mber Einen schlanken Jungen sah er zuerst aus dem Walde,
varum hatte er dann den Jungen in die Lehre genommen, der einen Berg wie eine grüne Haube schmückte, heraustreten.
venn er wußte — —? — Halt, kbonnte er den Buben Er hörte ihn deutlich jubeln: „Wie schön, dies Burgdorf
ucht liebgewonnen haben aus irgendwelchen Gründen, lieb, a unten! And wie possierlich das von hier oben sich aus-
vie den eigenen Sohn? Nicht alles getan haben, ihn auf immt, daß putzige Häuslein um einen Griesgram von Türen
dem rechten Weg zu erhalten? Ihn fortgestoßen haben in inen richtigen Kingelreihen tanzen! Und der dumme Toll-
der Hoffnung auf seine Wiederkehr in Besserung wie der qatsch — *