Zur Alkboholfrage.
In einem Dorfe, das im Casseler Kegierungsbezirk, aber noch
etwas entfernt von der modernen Aberlultuür siegt, häit ein Wander⸗
redner einen Propagandavortrag für das „Blaue Kreuz“. Der
Dorfpfarrer hoͤrt auch zu und geht nachher mit einem alten Bauern
nach Hause.
„Na, Müller“, fragt er ihn, „was halten Sie denn von dem
Oortrag?“
Ber Mann hat. Rächt, Herr Parrl! Wös brüchen mã Al⸗
bohol, wo mä schön den scheenen ahlen Lembacher Korn hann.“
Endemann.
Auf der Ho
Hoessijche Keformationsfeier in Homberg.
Vom 20. bis 22. Obtober d. J. feiert die evangelische Landes⸗
tirche Hessens die vierhundertjãhrige Diederkehr der Homberger
Synode, deren Seschlũsse die Einfũhrung der Keformation in der
Taͤndgraͤfschaft zur Folge hatten. Der Festausschuß in Homberg
crifft bereits eijrige Vdrbereitungen, unterstũht von der Kirchen⸗
egierung zu Cassel. Das Programm der festlichen Oeranstaltungen
ist in seinen Hauptzũgen festgelegt. Der Hauptfesttag (21. Obt.)
ird durch den verstärkten Gilockenchor der Stadtbirche eingelãutet.
Sei diejem Festgelãute soll die große hoessische Keformationsglocke,
die von den Lurhessischen Kirchengemeinden als Festgabe gestiftet
wird, erstmalig ihre Stimme erschallen lassen. Aus eigenen Spenden
pili die Homberger Gemeinde noch eine zweite neue Glocke be—
schaffen, um das jetzige, nur aus zwei Glocken bestehende Gelãut
zu verstärben. Nach einer Mitteilung des Homberger Kreisblattes
rãgt die kleinste und älteste SGlocke, die acht Jahre nach dem West-
alnchen Frieden gegossen wurde, solgende um das Wappen der
Stadt Homberg gruppierten Sätze:
„Una cum Templo sex aeramenta sonora
cinis Mavors ĩgne perire facit
aec tamen urbis opes accisae restituerunt
tu porro avertas o Deus omne malum.«
Der feindjelige Keieg hat zugleich mit der Kirche sechs Glocken
durch Feuer zugrunde gehen lassen. Diese Glocke ist trotzdem aus
Milleln der gebrandschatzten Bürger wiederbeschajft worden. O
SGott, wende sernerhin alles Äbel ab.)
Durch frommer Leut Susteuer, den(en) Gott gnedig lohne, man
diese Glocken gos. Ach daß durch ihren Thone, zu meiden Sũnd
ind Schand man ließe sich bewegen! Sonst Got's Strafe nicht
Jueblebi. wie vormais sich begeben: daß diejer Stadt schon ziehrd
zGioden, Thurn und Tembel perbrunnen seindt. Darum laßt
uns Lein Sund bementeln. Anno 1640 (gingen die Glocken ver⸗
loren). Anno 1686 (wurde die neue beschafft).
Adolfus Fabricius / Johan Christophorus Gudenus
fcclesiae ministri Efarrer)
Curt Hepricn Murhardt / Adam Andfeldt
fürstl. Beamten
Martin Flenberger / Martin Engelhardt
Burgermeistere
Petrus Mattias Tats.«
Oben an der Krone steht der Gießer, eine noch heute be
sttehende gens Ambrosius Ulrich von Mansbach gos mich.“ Am
inleren Kranze find die Namen zweier Spender genannt: „Hilmar
hon Barleben, Anna Elijabeth Seidhausin haben wie auch obige
Personen reichlich gesteuert.“
Am Abend des Haupffesttages Lommt ein von Pfarrer
Wilhelm Stolzenbach perfaßtes Weihespiel durch Homberger
Sürger zur Aufführung. Es stellt in drei großen Sildern mit
berbindenden Swischenarten die Homberger Synode im Rahmen
der damaligen Seitgeschehnisse dar⸗ Die Festschrift von Studien ·
rat Dr. WiSchmidt, einem Sohne Hombergs, behandelt auf Grund
eingehenden Guellenstudiums die bedeutungsvolle Synode. Sehr
zu begrũßen ist, daß man von dem schon fast alltäglich anmutenden
Sepraͤnge eines Festzuges absehen will.
Glockenweĩhe.
In einem feierlichen Festgottesdienst fand am 27. Juni zu
Eschwege die Weihe der sieben neuen Glocken statt, die an Stelle
der in shwerer Seit auf dem Altor des Vaterlandes geopferten
dier Glocken beschafft wurden.
Sanmlung hessischer Volbslieder.
Das deutsche Volkboliedarchiv Imner der Leitung des Aniversi-
ãtsprofessors Sr. John Meier zu Freiburg i. Br, ist die vom
HDerband der Vereine für Volbobunde geschafene Sentrale zur
Sammlung des deutjschen Volkoliedgutes. Um auch in Kurhesjen
die Erhallung, Bewahrung und Erneuerung der alten hejsischen
Seĩin Vogel.
Jockel, der frũhere Besitzer des Sriestler⸗Werbelchens, hat
ich dem Trunk ergeben. Al⸗ er mal wieder einen auf dem Ohr
at, setzt ihm Jabob, jein spaßhafter Freund, unbemerbt einen leib⸗
aftigen Vogel unter die Mütze. Jochel, der mer wũrdigerweijse
eine Mütze immer Vogel nennt, schreitet, jo gut es jein Sustand
och erlauͤbt, durch die Dorfstraße, seiner Sehausung zu, dabei
mnier abwechselnd stark nach links und rechis ausweichend. Immer
bieder drohi ihm seine Mötze dabonzufliegen, und immer von
euem faßt er nach ihr, indem er die ihn umjubelnden Kinder
ort und sort seagt: „Ei. hunn eich dann mei Dugel noch.“ 9. V.
mafwarte.
Iberlieferungen anzustreben, haben in Verbindung mit Prof. Meier
ie Herren Or. Sopf, Johann Lewalter und Or. Struck
n Cassel eine Sentralstelle der hesijchen Volksliedsammlung er⸗
ichlet und die Vorarbeiten bernommen. Sammelzentrale joll die
dandesbibliothek jein, wohin auch die Zuschriften zu richten sind.
Schwãlmer Trachtenfest.
Vom 31. Juli bis 2. August joll ein Schwälmer ODolbsfest
n Treysa den Willen der Schwälmer zur Erhaltung ihrer Eigen⸗
et bekunden und den Besuchern einen Einblick in Brauch und
Sitte auf der Schwalm geben. Im Mittelpunkt der festlichen Tage
Lied ein großer Festzug stehen, der neben den schönsten Schwälmer⸗
rachten das Leben und Treiben der Bevölberung in ihrer Be⸗
chajuigung zu allen Seiten des Jahres zeigen soll.
Jugendherbergen in der Khön.
Im vorigen Sommer wurde die Jugendherberge in Gersfeld
zon ũber 3000 Personen zum Abernaͤchten benutzt. Es erwies
ich, daß ihre Räume viel zu plein sind. Nun plant man den Bau
uer neuen, geräumigeren Jugendherberge. Herr v. —XL
pils einen Bauplatz am nördlichen Stadtende zuͤr Verfũgung stellen.
die Ausführungsbosten sind auf 55 000 RM. veranschlagt.
Auf der Mauikuppe, einem der schönsten Aussichtspunkte
er Khön, wurde ein neues Khonklubhaus eingeweiht.
In Ostheim v. d. Rhön hat die Gemeindeverwaltung im
Zathaus eine Jugendherberge einrichten lassen.
Auch in Münnerstadt trägt die Gemeindevertretung Sorge
ür das Wohl der wandernden Jugend. Sie hat dem Zweigaus·
chuß für deutsche Jugendherbergen das malerische Jũürgentor, zur
derfũgung gestellt und wird auch das erfoederliche Bauholz liefern.
zunãchst wird die frũhere Turmerwohnung als Jugendherberge
ingerichtet.
In Tiefenort wurde mit geldlicher Unterstũtzung der. Ge⸗
neinde im Neubau der Turnhalle eine mustergiltige Jugendherberge
ingerichtet, desgleichen in Wiesental eine solche mit 12 Betten.
Tagungen.
Die diesjãhrige Mitgliederverjammlung des Hesjsischen Ge—
hirgsvereins fand am 6. Juni im „Hessischen Hof“ zu Wolfhagen
alt! Der 1. Vorsitzende, Justizrat Wenning in Cassel, gab den
Jahresbericht, nach dem der Serein ooo Muͤglieder in 2 Sweig-
sereinen zähit. Die Gründung einer Geschaäsisstelle in Casel, mit
eren Führung Schriftsteller W. Ide betraut wurde, berechtigt zu
en bejten Hoffnungen. Für die nächste Mitgliederverjammlung
st Großalmerode vorgesehen.
Der ODogelsberger Höhenblub, der 6500 Mitglieder um⸗
aßt, beschloß auf jeiner 46. Hauptverjammlung in Alsfeld, seine
nachstsahrige Tagung in Cassel zu halten.
VDom Alheimer.
Der Kreis Rotenburg will seine gefallenen Heldensöhne durch
ie Errichtung eines Turmes auf dem hohen Alheimer ehren—
der Kotenburger Sweigverein des Hessijchen Gebirgsvereins hat
eim Kegierungoprasidenten die Genehmigung auf Bewilligung
ner Lotterie mit einem auszuspielenden Kapilal von bo000 RM.
achgesucht. Der Erlos soll zum Sau des Turmes verwandt werden.
Fachwerkbauten.
In Rotenburg beginnt man unter dem Vorbild einiger Nach⸗
arstãdte nun auch mit dem Freilegen verputzter Fachwerbbauten,
dodurch die alten bũnstlerijchen Schnitzereien endlich zur Wirkung
TX die das schöne Fuldastãdtchen noch jehenswerter machen,
ils es an sich schon ist. —E
In einem Quarzitbruch bei Swesten fanden Steinarbeiter
inen Steintopf mit 30 Mũnzen aus dem Jahre 1181, die auf der
dorderseite ein verschlungenes TS und darũber eine Krone, auf
er Kuͤckseite die Inschrift: Hessen Albus 17181 RuB tragen.
Nachoruck nur nach Adereinbunft mit dem Herausgeber gestattet.
derausgeber⸗ Konrad Bernecker. Hruchk und Verlag: A. Bernecker. Melsungen.
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