Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

Boethe muß einmal etwas Ahnliches erlebt haben, wie wir auf 
dem hohen Knüli. Mit meinem Jungen wohlgeborgen im großen Hers- 
elder Postauto sitzend, ging es dänn durch den rauschenden Regen nach 
Schwarzenborn hinunker und in steilen Kurven ins waldumsäumte 
Hornsbachtal hinab nach Friedigerode und Oberaula. Und dann 
süͤhren wir in rejpektvoller Entfernung um den ungnädigen Vater 
nüll, der jein Haupt noch düster und drohend mit Gewölb umhüllte, 
herum und über Treyjsa; Frielendorf den heimischen Penaten zu. 
Mit dem unzeitgemäßen Gffnen aller himmlischen Schleusen 
hat der Wettergoit dem KGEVO leider einen bösen Streich gejpielt. 
Wie mancher Änteilschein (zu ) RM.) wäre bei günstigem Ver- 
lauf des Festes gezeichnet, wie mancher Baustein (zu 1 RM.) ge⸗ 
spendet worden, um die Sorgenfalten in den Gesichtern derer, die 
alle ihre Kraft für die Jugend und das Gemeinwohl einseßen, zu 
glättken! Das bann und muß nach dieser durch die Gewalt der 
inberechenbaren Elemente bewirbten Enttäuschung nun, erst recht 
und mit noch größerer Opferwilligkeit geschehen. Wir zitieren aus 
der Seitschrift, Ver Knüllgebirgsbote“ (Nr. 8, Juli 1926) ein Wort 
des Hauptvorsißenden des KGO und schließen uns ihm voll und 
janz an: „Daß in einer solchen Notzeit, wie der jetzigen, ein der⸗ 
irtiges Werk zur Vollendung gebracht werden bann, ist erstaunlich. 
Es fehlen allerdings auch bis zur völligen Durchführung noch 
nehrere Tausend Marb, die durch neue Anteile aufgebracht werden 
Dom Pulsschlag der Heimat. 
3 *) Die Schwernotsschenger. 
Mundartgedichte — Die Määrer Frau wollt in die Stoadt, 
VOon E. Küuhl. veil ehr im Hus woas fehle doat. 
Es Moaß vum Owelocht. Vollt in de Apothet was holn. 
In Wallerod am Bahnhof dewwe?, Doat engerwegsꝰ sech engerhoaln 
s woar Friddig? z'morn em halwer sewwe!, net ehrer Woas in einemsort, 
do woar der goar e org Gedräng. in do vergoß je ganz dogs Wort. 
doas Hiesje woar der boal ze eng. Se stonn der in de Apotheb, 
Do Lenmt e Mann noch o'geronũuͤe, der Mann im Kittel hengerm Theb, 
zaß he boal net meh jappfe Lbonn. —V F 
de hebt die Hand so in de Hieh, vas woilt Ihr dann, jetzt jaht mersch au“. 
hewwe un ei drewwe hie, „Joa — wann ech's wißt — dogas domme Wort 
in doat je au net runnerlosse. erscht wußt ech's doch — ebt efes sort, 
ün alles denkt: „Der oarme Tropp ech bann's doch goarnet meh gefengeẽ. 
es, schient's, net meh recht kloor ein Kopp“ Se rode baid e rab, e nos. 
Do jregt en ei's: „Woas host da vier?“ es bemmt der owwer kai's net dof. 
Mooanst, jett he, daß ech b'joffe wier? Do hott die Frau mol nochgedoecht 
vd guet doch har, woas wellsi'de noch, in hatt dann endlich rusgebroecht: 
ech ho doch's Moaß vum Oweloch, Es sie jo blanne rounde Denger. 
nuß so zom Eijekrämer laafe Din vi⸗ dn eenoleeer 
4 rett he glich off Paffer dann. 
un muß en Dopp ens Herdloch baafe geit helch z er Mann.“ 
ũssen. Der Regierungspräsident hat öffentliche Werbungen und 
zammlungen genehmigt. Erfreulich sind zahlreiche Stiftungen, 
on denen einzelne nur besonders hervorgehoben werden sollen: 
o Strohsäcke mit Kopfleilen von der Jutespinnerei, die Beschläge 
är Fensier und Türen und 1 Herd von Nugust Schmitt in Pader- 
orn, 1 Ofen von der Firma Grebe, Herrichtung 3zweier Simmer 
won Willi BSrandau, J Ecksofa mit Umbau von Paul Schilde, 
ztühle vom Swelgverein Cassel, Herrichtung eines Simmers mit 
Ausstattung vom Sweigverecin Wallenstein, J Bett von Bürger- 
neister Kleine, Drell sür Betten von Adolf Wever und Kauf- 
nann Walter. Wer ebenfalls stiften will und weiß nicht was, 
em jei gesagt, daß Bettstellen mit Stahlmatratzen, Matratzen, 
zettzeug, Töpfe und Geschirr, Stühle und Tische, Waschschüsseln, 
Vasserkannen, Eimer, Schränke, Gfen, Herde usw. erwünschte 
Ausstattungsgegenstände sind.“ 
Die Arbeiten mũssen zu Ende geführt werden, um dem Werbe 
ie DVollendung zu geben. Aber die Baubasse ist leer. Darum 
elfe und gebe, wer helfen und geben bann! Bei nur etwas gutem 
Villen Lönnen es noch viele, die da meinen, es nicht zu bönnen, und 
indere, die schon mithalfen und beisteuerten, werden finden, doß 
ie noch ein Mehreres zu tun vermögen, damit die Jugend- und 
Vanderherberge Knüll (im bildlichen Sinne) kein Haus in den Wollben 
er Sorge, sondern recht bald ein helles Haus in der Sonne sei. 
An Wag gespoart'. 
Die Määrer Frau wollt' ewwer Land. 
Der Weg, der woar der allerhand. 
Do iwwerlegt se rus un rie, 
pie kLumm ech dann am schnallste hie. 
Do andlich hatt se's — so bonn's blappe, 
tett off un moecht sjech off die Lappe. 
Se lijj de Wag no Lutterbach 
enabber bes zum Steimihlbach 
un droaht befriedigt do sech em: 
„So, dodrem sie ech owwer rem, 
etzt wir deheim noch usgeschloffe 
in morns gelt's weiter, woll' mer hoffe. 
Woas ech hiet o'geloffe hoön, 
dat morn ech joa gespodre Lonn'.“ 
De naue Kah'schirmꝰ. 
De Määrer Mann moecht in die Stoadt enie 
un biff jsech do en naue Kah'scherm ie. 
Un wie er uss'em Loade rusgegange, 
)0 hoit dersch groad zu rah'ne o'gefange. 
Do seft he: „Nal, doas es doch engerm Spaß — 
ezt wier mer jo min naue Rah'scherm naß. 
So well ech abower doch defier gesie — —“ 
in steckt geschweng sie'n Scherm in Wamst enie. 
sin wie er haimkemmt tretschnaß in sie Hus, 
Do Fiecht he stols sien naue Kah'scherm rus. 
Schnurrpfeijfereien. 
Kleine Geschichtchen aus Hessen. 
Des ganze värnehme Geschlibber. 
Amtsrichters Mädchen eichtet bei der Frau Metropolitan 
olgende Beftellung aus: „Ne scheene Ewpfehlunge von der Frau 
Am̃tsrichter an de Frau Middelbundahnen un Sä sillen doch so 
jutt sin un am Sunnawendnachmittage um vier Uhre zu nem 
daßchen Kaffee Lummen.“ 
„Danbe jchön, Martchen, und jagen Sie ne schöne Empfehlung 
wieder, und ich käme sehr gern. — Wer ist denn alles da?“ 
Nich Gott, Frau Middelbundahn, des ganze värnehme Ge— 
chlikker ODie Bescheidene. 
Weihnachten steht vor der Tũr, und die Frau Melropolitan 
agt zu den Kleinen, sie dürften sich etwas wünschen, aber nur 
etroas ganz Bescheidenes, denn die Jungen draußen bosteten jurcht- 
»ar viel Geld, und das Geld wäre furchtbar rar. 
„Ach, Mama,“ sagt die Kleinste, „dann wünsche ich mir, daß 
mein Grißelbastchen repariert wird; aber bitte nur, wenn's nicht 
zu teuer kommt. Schnelle Liebe. 
Scheinchen Rosenbaum erhãlt von ihrer „Memme“ die Mit⸗ 
zeilung, daß der „Ette“ geschrieben hat, er hätte für Scheinchen 
ne Partie“ festgemacht. Darauf entspinnt sich folgender Dialog: 
Scheinchen: „Memme, wo bomm' ich hin?“ 
Memme: „NMu, wo wirst de hinkommen! 
Nach Paris bommst del“ 
Scheinchen: „Goit, wie hab' ich en liebl“ 
1 Schwernotoschinder. ꝰ unterwegs. 8 unterhalten. * anbinden. e finden. 
) Diesen Gedichten in oberhessijcher Mundart liegen die im VDogelsberg be— 
Hannten Erzählungen von der Määrer Frau (Maar bei Lauterbach) zugrunde. 
Ofjfenloch. 2 drüben. * Freeitagmorgen. halber Sieben. S* angerannt, 
was haͤst denn vor. Ein Weg gespart. smorgen. ꝰ Deer neue Regenschirm 
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