Aus alter Seit.
Der Hof
an der Warte bei Großenenglis.
Von Ernst Wenzel, Magdeburg.
Das Dorf Großenenglis liegt auf einer Höhe füdlich der
Stadt Fritzlar und unweit der Frankfurter Landstraße. Wie Klein-
englis ist auch Großenenglis eine alte Siedlung,. die sich von einem
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Abb. 1: Der Hof von Hohenenglis (Lageplan)
er sie in die Flucht trieb. Die hessische Congeries meldet darũber:
„1426 am 23. July hat Landgraf Ludwig zu Hessen die Mayntzischen
legt, und ihnen abgewonnen vier hundert gesattelter Pferde bei
Engeliß; darunter war Haubtmann ein Graf von Leiningen, den
zatte Bischoff Cunrad mit sechs hundert Pferden gen Fritzlar
geschickt, und als der Graff Udenborn und andere Dörfser mit
einen Reutern ausbrannte, traff ihn der Landgraff an, und schlug
die Mayntzischen in die Flucht biß gen Jesberg.“
Der Krieg gegen Mainz hatte zur Folge, daß von beiden
Hegnern im Jahre 1431 an den Grenzen ihres Gebietes Warten
erbaut wurden. So entstand auf hessischer Seite außer dreĩ neuen
Burgen (Ludwigstein, Ludwigseck, Ludwigsaue) die Warte auf dem
Bonebache, die von der hessischen Stadt Borben aus gegen Fritzlar
erbaut wurde, und eine Warte bei der Kirche zu Wittelsberg
jegen Amõneburg. Der Grundstein zu der Warte am Bonebache
vurde Ende September 1481 gelegt; in der Kechnung des Kent-
meisters von Borken findet sich darüber folgende Eintragung: item
3 bemische uff den ersten steyn, da man den torn uff dem bone⸗
bach ane fing. Da der Name des Bonebachs jeßtzt unbebannt ist,
ließ sich der bekannte Archivar Dre. Landau in seinen Bei—⸗
trägen zur hessischen Ortsgeschichte in der Stschr. d. V. für hess.
Gesch. und Landeskbunde Bd. 8, 1800 p. 802 ff. verleiten, diese
und auch die folgenden Urkunden auf die sogenannte Kalbsburg
zu beziehen. Hätte Landau den Kirchturm von Großenenglis ge—
sehen, würde er ohne Sweifel auch erbannt haben, daß dieser die
Warte an der Landesgrenze darstellt. Schon im Jahre nach der
Grundsteinlegung, also 1432, kRam es mit Mainz zu Streitigkbeiten
Abb.2: Der Wartturm zu Hohenenglis.
Personennamen Angelgije ableitet und jchon im breviarium s. Lulli
bortommt. Schreibwenjen sind 1014 Angelgisi. 1123 Angelgisen,
1196 Engilgis, 1282 Engelgis maior, 1281 Englis, 1202 Englegis,
1298 Engelgis, 1298 Engglis. Engelgys, 1839 Großen Engilis.
Im Volkemüunde heißt der Ort Großenengels.
Schon frühe hatte das Kloster Kappel ein Haus und Güter
im Dorf, denn 1196 bestätigte Papst Coelestin seine Güter, curiam
in Engilgis, in Engilgis 15 solidos 1 dinidium (Wenkb, Ubkdbch.
2. p. 126. Nr. 00). Äber andere Besitzverhältnisse geben uns
folgende Urkunden Ausbunft: 1282 in octava beati Johannis Baptiste
entjagt Marquardt v. Berstat seinen und der Seinigen Ansprüchen
in quodam manso sito in villa Engelgis maiore, mit dem der Altar
des VDolpert von Borben in der Kirche zu Fritzlar dotiert ist
(Würdtwein, Dioec. p. 4571). 1281 wird ein Cunradus de Englis
bistor (Bäcker) genannt (Wyß1 p. 385). Es ist dies derselbe
der 1290 mit dem deutschen Hause in Frißlar die Hinterlassenjschaff
jeiner Eltern, die Kirche zu Großenenglis teilt (Wyß 1p. 385)
1202 ist ein Henricus de Englegis Zeuge (MWyß p. 414), ebenso
1298. 1208 sagt Werner von Westerberg dem Grajen von
SZiegenhain, seinem Lehnsheren, den Sehnten in der Gemarkung
des Dorfes Englis auf mit der Bitte, ihn dem Kloster Haina zů
ũbergeben, dem er den Sehnten verkauft hat. Der Verzicht des
Srasen pon Siegenhain erfolgte in dem gleichen Jahre (Wenck
3p.
Im Jahre 1427 kam es am 23. Juli beĩ Großenenglis zu der
bekannten Schlacht, in der sich das Schicksal Hessens entschied und
der Landgraf Ludwig 1. mit dem Schlachtruf, Heute Landgraf
oder beiner mehr!“ sich so ungestüm auf die Mainzer warf, daß
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Abb. 3: Das Herrenhaus von Hohenenglis (Hoffeite).
‚von etlicher nuwer buwe, torne und warten an der lantwere uff
em Bonebach“, die der Friedberger Vertrag vom 1. Juli 1480
heendigte, indem er auch bestimmte, daß die von dem Ländgrafen
ringesetzten Turmhüter und Knechte auf den Türmen und Warten
ruf dem Bonebache bei Frißlar und auf dem Wittelsberge bei
Amöneburg auch die mainzischen Untertanen während der Dauer
des Vertrags behüten und sie mit Schreien, Blasen und Seichen
geben warnen sollten.
Im Jahre 1443 übergab Landgraf Ludwig J. „sine wartte
gelegen bei Frißlar uff dem Bonebach mit ihrer zubehorunge an