Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

Aus alter Seit. 
Der Hof 
an der Warte bei Großenenglis. 
Von Ernst Wenzel, Magdeburg. 
Das Dorf Großenenglis liegt auf einer Höhe füdlich der 
Stadt Fritzlar und unweit der Frankfurter Landstraße. Wie Klein- 
englis ist auch Großenenglis eine alte Siedlung,. die sich von einem 
herrenhaus 
—A 
ollerborn 
orturm 
d chfturm 
Abb. 1: Der Hof von Hohenenglis (Lageplan) 
er sie in die Flucht trieb. Die hessische Congeries meldet darũber: 
„1426 am 23. July hat Landgraf Ludwig zu Hessen die Mayntzischen 
legt, und ihnen abgewonnen vier hundert gesattelter Pferde bei 
Engeliß; darunter war Haubtmann ein Graf von Leiningen, den 
zatte Bischoff Cunrad mit sechs hundert Pferden gen Fritzlar 
geschickt, und als der Graff Udenborn und andere Dörfser mit 
einen Reutern ausbrannte, traff ihn der Landgraff an, und schlug 
die Mayntzischen in die Flucht biß gen Jesberg.“ 
Der Krieg gegen Mainz hatte zur Folge, daß von beiden 
Hegnern im Jahre 1431 an den Grenzen ihres Gebietes Warten 
erbaut wurden. So entstand auf hessischer Seite außer dreĩ neuen 
Burgen (Ludwigstein, Ludwigseck, Ludwigsaue) die Warte auf dem 
Bonebache, die von der hessischen Stadt Borben aus gegen Fritzlar 
erbaut wurde, und eine Warte bei der Kirche zu Wittelsberg 
jegen Amõneburg. Der Grundstein zu der Warte am Bonebache 
vurde Ende September 1481 gelegt; in der Kechnung des Kent- 
meisters von Borken findet sich darüber folgende Eintragung: item 
3 bemische uff den ersten steyn, da man den torn uff dem bone⸗ 
bach ane fing. Da der Name des Bonebachs jeßtzt unbebannt ist, 
ließ sich der bekannte Archivar Dre. Landau in seinen Bei—⸗ 
trägen zur hessischen Ortsgeschichte in der Stschr. d. V. für hess. 
Gesch. und Landeskbunde Bd. 8, 1800 p. 802 ff. verleiten, diese 
und auch die folgenden Urkunden auf die sogenannte Kalbsburg 
zu beziehen. Hätte Landau den Kirchturm von Großenenglis ge— 
sehen, würde er ohne Sweifel auch erbannt haben, daß dieser die 
Warte an der Landesgrenze darstellt. Schon im Jahre nach der 
Grundsteinlegung, also 1432, kRam es mit Mainz zu Streitigkbeiten 
Abb.2: Der Wartturm zu Hohenenglis. 
Personennamen Angelgije ableitet und jchon im breviarium s. Lulli 
bortommt. Schreibwenjen sind 1014 Angelgisi. 1123 Angelgisen, 
1196 Engilgis, 1282 Engelgis maior, 1281 Englis, 1202 Englegis, 
1298 Engelgis, 1298 Engglis. Engelgys, 1839 Großen Engilis. 
Im Volkemüunde heißt der Ort Großenengels. 
Schon frühe hatte das Kloster Kappel ein Haus und Güter 
im Dorf, denn 1196 bestätigte Papst Coelestin seine Güter, curiam 
in Engilgis, in Engilgis 15 solidos 1 dinidium (Wenkb, Ubkdbch. 
2. p. 126. Nr. 00). Äber andere Besitzverhältnisse geben uns 
folgende Urkunden Ausbunft: 1282 in octava beati Johannis Baptiste 
entjagt Marquardt v. Berstat seinen und der Seinigen Ansprüchen 
in quodam manso sito in villa Engelgis maiore, mit dem der Altar 
des VDolpert von Borben in der Kirche zu Fritzlar dotiert ist 
(Würdtwein, Dioec. p. 4571). 1281 wird ein Cunradus de Englis 
bistor (Bäcker) genannt (Wyß1 p. 385). Es ist dies derselbe 
der 1290 mit dem deutschen Hause in Frißlar die Hinterlassenjschaff 
jeiner Eltern, die Kirche zu Großenenglis teilt (Wyß 1p. 385) 
1202 ist ein Henricus de Englegis Zeuge (MWyß p. 414), ebenso 
1298. 1208 sagt Werner von Westerberg dem Grajen von 
SZiegenhain, seinem Lehnsheren, den Sehnten in der Gemarkung 
des Dorfes Englis auf mit der Bitte, ihn dem Kloster Haina zů 
ũbergeben, dem er den Sehnten verkauft hat. Der Verzicht des 
Srasen pon Siegenhain erfolgte in dem gleichen Jahre (Wenck 
3p. 
Im Jahre 1427 kam es am 23. Juli beĩ Großenenglis zu der 
bekannten Schlacht, in der sich das Schicksal Hessens entschied und 
der Landgraf Ludwig 1. mit dem Schlachtruf, Heute Landgraf 
oder beiner mehr!“ sich so ungestüm auf die Mainzer warf, daß 
5 
7 
54 
— 7 
— 
— 
2* 
AD 
8 4 
All 
7 
4 
F 9. 
b 
Abb. 3: Das Herrenhaus von Hohenenglis (Hoffeite). 
‚von etlicher nuwer buwe, torne und warten an der lantwere uff 
em Bonebach“, die der Friedberger Vertrag vom 1. Juli 1480 
heendigte, indem er auch bestimmte, daß die von dem Ländgrafen 
ringesetzten Turmhüter und Knechte auf den Türmen und Warten 
ruf dem Bonebache bei Frißlar und auf dem Wittelsberge bei 
Amöneburg auch die mainzischen Untertanen während der Dauer 
des Vertrags behüten und sie mit Schreien, Blasen und Seichen 
geben warnen sollten. 
Im Jahre 1443 übergab Landgraf Ludwig J. „sine wartte 
gelegen bei Frißlar uff dem Bonebach mit ihrer zubehorunge an
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.